20 Tage «distance learning» auf dem Maiensäss

13. März 2020. Der Bundesrat gibt den «Corona-Lockdown» für die ganze Schweiz bekannt. Für mein Studium wird schnell klar, das ganze restliche Semester dürfte im «Distance Learning» ablaufen. Obwohl ich ein tolles Zuhause habe, fliegt mir schnell die Decke auf den Kopf.

Der Alltag wird immer eintöniger, die Vorlesungen sind ermüdend und ich bin von Tag zu Tag antriebsloser. Diese soziale Isolation mag ich gar nicht. Aber, besondere Ereignisse erfordern besondere Massnahmen, oder? Immer wieder denke ich daran, wie es wohl wäre, wenn ich die Schule in unserem abgelegenen, alten Maiensäss, dem «Pendlahüschi» auf 1’200 Meter über Meer meistern würde. Die Hütte ist bald 100 Jahre alt, dementsprechend antik ist die Infrastruktur. Eine «MMPlerin» auf der Alp mit «Content Production» vs. «Natur pur». Geht das überhaupt? Na ja, eine Multimedia Producerin sollte das ja schon irgendwie hinkriegen, oder? Ich entscheide mich am Sonntag, 29. März 2020 das Experiment zu wagen. Ich packe meine Sachen und gehe in Richtung Pendla.

Komm mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Unter dem Motto «zurück zur Einfachheit» erzähle ich dir persönliche, historische und sachliche Hüttengeschichten zum alltäglichen Leben auf einem Maiensäss. Wie war es hier vor 100 Jahren? Wie ist es heute? Was hat sich verändert? Diese und noch mehr Fragen, welche in den drei Wochen auf mich zugekommen sind, werde ich in diesem «Pendlablog» beantworten.

PS: Mach dich gefasst: Dieser Blog entspricht bewusst nicht mehr den Normen der heutigen Zeit! Er ist eine Challenge – im alten Sinne. 🙂

Viel Spass beim Durchstöbern in meinem 20-tägigen Webtagebuch.

(spu)

Kritik
von Nicole Nett

Selbstreflexion

Idee & Konzept
Die Idee für dieses Projekt hatte ich, als ich mich entschieden habe auf das Maiensäss zu gehen. Natürlich war diese ganze Umsetzung abhängig davon, wie lange ich es durchziehen konnte. Zum Glück war das schönste Wetter, deshalb hatte ich ausreichend Strom für den Laptop und meine Geräte. So konnte ich jeden Tag etwas für den «Pendlablog» produzieren.

Vorbereitung
Bevor ich mich in die Höhe wagte, lud ich alle meine Geräte auf und nahm externe Festplatten mit. Bei der Programmierung möchte ich bewusst etwas tun, was andere Medien heutzutage nicht mehr machen, nämlich eine steinalte, statische Webseite aufsetzen, völlig simpel und kaum optimiert. Das ist die Challenge. Der Blog ist ein umfangreicher «One-Pager» – ohne Content-Management-System usw. Genau dieses «altmodische» soll die Einfachheit darstellen.

Umsetzung
Vor Ort hatte ich stets mein Equipment in der Nähe. Immer wieder gab es Momente, in welchen ich nach draussen sprang, um Aufnahmen zu machen. Gerade bei den «Sonnenuntergängen» oder dem «Supermond» musste zum richtigen Zeitpunkt abgedrückt werden. Die Umstände mit dem Strom waren nicht immer ganz einfach – oft musste ich wirklich überlegen, ob ich nun ein Bild mache oder nicht. Noch vor Ort dachte ich darüber nach, wie man Spannung in den Blog einbauen könnte. Ich möchte nicht zu viel im Fokus sein. Also soll der Leser nun auch informative Hüttengeschichten zu gewissen Themenbereichen bekommen – mittels den Exkursen. Bewusst zog ich immer einen Vergleich mit der Vergangenheit. Ich selbst finde es auch immer spannend, wie die Vorfahren ihr «Office» auf der Alp vor 100 Jahren gemeistert haben. Als roter Faden sollen die Elemente wie das «Schnee-Tagebuch» oder das «Wetter» dienen.

Nachdem ich mich tagelang mit der Grundstruktur des Blogs und mit der Sortierung bzw. Bearbeitung der über 2'000 Medien rumgeschlagen habe, setzte ich mich an die Programmierung. Die Webseite ist handprogrammiert. Ich achtete darauf, dass sie so schlicht und einfach wie möglich dargestellt wird. Für die Spannung sorgen die fünf Exkurse, welche mittels Unterseiten programmiert wurden. Mit den «Buttons» baute ich Interaktivität ein. Bei der Schriftart wollte ich anfänglich eine alte «Serifenschrift» nehmen. Da ich aber mit der Zeit merkte, dass diese zu klein und allgemein nicht gut leserlich war, stellte ich dann doch noch auf eine andere Schrift um.

Selbstreflexion
Dieser Pendlablog war ein grosser Brocken Arbeit. Ich hätte nie gedacht, dass «bloggen» derart viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Produktionen vor Ort machten mir viel Spass. Das einzige Problem war jeweils die Unsicherheit, ob der Akku noch reicht. Sehr zeitintensiv war es danach, die 20 Tage zu dokumentieren und die Exkurse auszuarbeiten. Das alte Bildmaterial und die vielen wertvollen Informationen von früher stellte mir mein Grossvater zur Verfügung. Darüber bin ich extrem froh, ansonsten wären die Vergleiche zur Vergangenheit bestimmt nicht optimal rübergekommen. Diese 200 alten Fotos bekam ich analog und musste sie noch Einscannen. Gerade solche Dinge wie die Informationsbeschaffung habe ich nicht einberechnet, sodass ich schlussendlich sehr lange vor diesem Blog sass. Immer wieder verlor ich den Überblick – gerade beim Einbinden der vielen Medien. Trotzdem: Der «Pendlablog» erzählt nun persönliche, historische und sachliche Geschichten von früher und bis heute – und die Programmierung hat funktioniert. Mit diesem Endresultat bin ich zufrieden. Diese Challenge hat sich definitiv gelohnt – sie war eine positive Selbsterfahrung.

Schwierigkeiten & Learnings
Ich habe viele Learnings darüber gesammelt, wie man «bloggt» und wie man einen Blog programmiert. Ich musste viel ausprobieren, dass es nun mit einer Hauptseite und fünf Exkurs-Unterseiten so aussieht, wie es jetzt aussieht. Vielleicht hätte ich die Programmierung noch «schöner altmodisch» machen können, für das fehlte schlussendlich dann leider die Zeit. Für mich war von Anfang an aber wichtig, dass der Blog ein funktionstaugliches «Mittel zum Zweck» ist. Wahrscheinlich würde er heutzutage durch jegliche «Usability Tests» fallen – aber das wären die Webseiten vor 30 Jahren sicherlich auch. :)  Ich habe es so gut wie möglich versucht und bin auch froh, dass ich mich an die «Handprogrammierung» gewagt habe. Ich konnte nur lernen. Obwohl das Projekt umfangreicher als anfänglich gedacht war, würde ich ein derartiges Experiment auf jeden Fall wieder einmal wagen.

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