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15’000 Menschen rasen täglich im Zug von Biel nach Bern. 26 Minuten brauchen sie dafür. Wir entdeckten die gleiche Strecke, aber zu Fuss in 11 Stunden, ohne Navigation. Drei Fragen haben uns dabei begleitet: Wie fühlt es sich an? Welche Challenges gibt es als nächstes? Und vor allem: Wie weit ist es noch?

Am Mittwochmorgen zu Unterrichtsbeginn wollten wir – Svenja Tschannen, Rémy Niederer und Sébastien Ross – in Bern sein. Das zu Fuss, immer mehr oder weniger den Gleisen entlang. 11 Stunden gehen, statt 26 Minuten Bahn fahren. 11 Stunden lang erkunden, wo die 15’000 Menschen, die täglich per Zug zwischen Biel und Bern unterwegs sind, eigentlich durchfahren. 11 Stunden dort genauer hinschauen, wo sonst bestenfalls ein flüchtiges Bild auf der Netzhaut bleibt. Und nicht zuletzt: 11 Stunden hören, spüren, riechen, wie es sich so anfühlt, mitten in der Nacht zwischen Biel und Bern.

(lhu)

Kritik
von Svenja Tschannen, Sébastien Ross und Rémy Niederer

Idee:                 

Die Idee entstand während der täglichen Zugfahrt von Sébastien und Svenja, welche beide täglich von Biel nach Bern pendeln. Sie überlegten sich, warum nicht einmal zu Fuss gehen, statt immer mit dem Zug. Auf Google Maps zeigte es 6 Stunden und 42 Minuten an, rund 30,4 km. Es wirkte realistisch und machbar. Damit es eine echte Herausforderung wird, wurde vereinbart, dass das Handy für die Reise nicht verwendet werden darf. Das heisst, wir hatten keine Navigation und mussten auf die Strassenschilder und unsere Intuition vertrauen. Des Weiteren sollte die Wanderung in der Nacht stattfinden.Mit dem Ziel, dass wir am nächsten Tag pünktlich um 10.30 zum Unterricht erscheinen.

 Konzept:          

Unser Ziel war, die Aufnahmen persönlich zu gestalten und der 11-stündige Dreh effizient und einfach zu halten. Unsere Aussagen sollten authentisch wirken und nicht vorbereitet. Wir wussten es gab von Freunden vorbereitete Challenges, aber nicht was, wann und wo sie stattfinden werden. Wir liefen einfach mal los, um 23.00 Uhr von Biel nach Bern. Der Ablauf des Filmes wurde in der Post-Production chronologisch gestaltete, was uns relativ viel Arbeit abnahm.

Ablauf:        

Der Ablauf des Projektes verlief relativ schnell und unkompliziert. Die Idee war spontan und deshalb brauchte es keine grosse Ideensammlung. Einen Monat im Voraus haben wir das Datum abgemacht und kleine Einzelheiten besprochen. In jener Nacht hatte jeder genügend Kleidung, gutes Schuhwerk und genügend Essen mit dabei. Um 23 Uhr trafen wir uns am Bahnhof von Biel. Alle waren bereits ein bisschen müde vom erlebten Tag, jedoch motivierten wir uns gegenseitig und die Reise von Biel nach Bern konnte beginnen. Knappe 5 Stunden später, zweifelten wir ein erstes Mal leise an unserem Vorhaben. Der Rucksack drückte auf die Schultern, die Trinkflasche war viel zu schnell leer und unter unseren Füssen der kalte Asphalt. «Schüpfen» stand auf der Tafel. Uns kamen die Zweifel, dass wir falsch gelaufen sind. Ohne Navigation, mitten in der Nacht, irgendwo in Schüpfen. Aber um 04.10 Uhr war niemand da, denn man nach dem Weg fragen konnte. Wir waren auf uns alleine gestellt. Ein Rheinthaler der den Ort «Schlüpfen» noch nie gehört hatte und zwei Bieler, die auch keine grosse Hilfe waren.  Der Weg führte wieder zurück und wir verloren eine Menge Zeit und Kraft in den Beinen. Aber tapfer redeten wir uns ein, dass wir nun auf dem richtigen Weg waren.

Der Nebel kam und der kalte Morgendunst verbreitete sich schnell. Wir zogen trotzdem weiter. Durch den Wald, über den Hügel, war das Ziel. «Übere Hügu u när simer baud z’Bärn». Begleitet vom morgendlichen Zwitschern der Vögel ging es Schritt für Schritt weiter. Der kalte Morgendunst löste sich langsam auf und es wurde heller und heller. Nach langen 11 Stunden entdecken wir mitten im Verkehr ein blaues Innenortschild: Bern. Wir sind da, endlich. Mit kraftlosen Beinen und müden Gesichtern erschienen wir um 10.30 in der Schule, pünktlich zum Unterricht.

Jede weitere Zugfahrt, wenn Svenja und Sébastien in den Zug von Bern nach Biel einsteigen. Schauen sie zum Fenster hinaus. Irgendwo zwischen Bern und Schüpfen sagt Sébastien: «Hie si mer doch dürecho u vou fausch gsi.» Aber so sieht alles ganz anders aus. So klein und nah.

Video:              

Wie bereits erwähnt, dass Ziel des Videos war die Authentizität. Die Kamera war immer nah bei uns und so konnten alle Einzelheiten gut aufgenommen werden. Zusätzlich machten wir viele POV Shots, damit der Zuschauer sich besser in unsere Lage versetzten konnte und das Gefühl hatte selber mit dabei zu sein. Die Drohnen Aufnahmen, gaben dem Video eine Touch Professionalität und die im After Effects kreierte Karte visualisierte dem Zuschauer unseren Weg.

Herausforderungen:       

Die grösste Herausforderung war, dass wir keine Navigation brauchen durften.  Wir kannten uns alle zu wenig aus und dies machte es schwer. Wir konzentrierten uns auf die Bahngleise, aber wir realisierten zu spät, dass diese einen grossen Bogen machen. Dies ist auch der Grund weshalb wir eine kleine Schleife in Schüpfen einlegen mussten. Aber nichts desto trotz, kamen wir alle heil und froh in Bern an. Und sind glücklich darüber, dass wir es durchgezogen haben, als Team. Dieses Vorhaben war ein Erlebnis, über welches wir noch lange sprechen werden. Wer kann schon von sich sagen: «Hüt nimi nid dr zug, hüt gani zfuess id dschueu, si ja nume 38km.

Equipment Video:

Drohne DJI Mavic Air / Panasonic GH5S / Rode Richtmikrofon

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