72 Sekunden in 72 Stunden

72 Stunden Zeit um einen Kurzfilm von 72 Sekunden Länge zu produzieren. Unmöglich? Nicht für uns! Eine Gruppe von MMP-Studenten stellte sich dieser besonderen Herausforderung im Rahmen des «ZFF 72» Wettbewerbs des Zurich Film Festival.

Am Freitagmittag dem 23. September haben die Studenten erfahren, dass sie einen Film zum Thema Wasser drehen sollen. «Schlaflose Nächte gehören dazu», meint Regisseur Dario Schmieder. Das ganze Wochenende wurde durchgearbeitet – bis zur letzten Minute. Kaum war der Film eingereicht, begann bereits das Online-Voting, welches ebenfalls wieder 72 Stunden dauerte. Nur die besten 72 Einreichungen gelangen vor die Jury des Zurich Film Festivals. Der Kurzfilm «Phil», welcher nach dem Namen des Fisches im Film benannt wurde, gehörte dazu.

Eine Woche später war es dann soweit. Im ausverkauften Papiersaal in Zürich wurden die Top 10 der Jury gewählt und mit dabei auch Phil. «Die emotionale Reaktion vom Publikum hat gezeigt, dass der Film funktioniert», so der Produzent Jonas Ballmann nach dem Screening beim Event. Den Sieg holte sich schliesslich Marco von Moos mit seiner Komödie «Hyperhydrose». Jurorin Catharina Steiner begründete den Sieg damit, dass der Film durch den enormen Aufwand an visuellen Effekten und des andauernden Humors den Titel für sich holte. Trotzdem sind wir zufrieden mit dem Einzug in die Top 10, schliesslich gab es dieses Jahr über 230 Filmeinreichungen aus der ganzen Schweiz.

Der Kurzfilm Phil wurde auch in Bern am internationalen Kurzfilm Festival «shnit» und in Zürich am «ZHdK Open Screening» vorgeführt.

(mm)

Kritik
von Jonas Ballmann, Dario Schmieder, Reto Scherrer und Carol Hämmig

Pre-Production

Auch wenn wir das Thema erst um 12.00 Uhr am Freitag erfuhren, so war uns im vornherein klar, dass wir bis dorthin vieles vorbereiten konnten. Wir organisierten sämtliches Equipment und legten dabei alles darauf aus während des Drehs keine langen Pausen einlegen zu müssen. Wir sind uns mittlerweile Dreharbeiten unter Zeitdruck gewohnt, wussten worauf wir uns einlassen und waren dank anderen Projekten bereits ein eingespieltes Team. Die Rollen waren früh klar verteilt. Zudem wollten wir auch bei diesem Projekt Neues entdecken und so entschieden wir uns mit einer RED Kamera zu filmen. Auch um uns von der starken Konkurrenz abzuheben, was Bildqualität angeht. Um das Zeitproblem etwas zu verringern, organisierten wir zwei davon. Wir erhofften uns davon Zeit beim umriggen zu sparen. Eine RED sollte immer auf dem Fieldrunner bleiben und die andere auf dem Gimbal.

Eine andere Art der Vorbereitung machten wir, indem wir uns unzählige Kurzfilme im Laufe der letzten Wochen und Monate ansahen. Wir merkten uns die guten Kurzfilme und suchten in ihnen nach dramaturgischen Mustern, die funktionieren. Es gibt wie bei den Spielfilmen auch bei Kurzfilmen dramaturgische Muster, die man immer wieder anwenden kann und die in kurzer Zeit funktionieren. In ganz vielen verschiedenen Szenarien. Damit wollten wir zum einen wieder Zeitsparen und wollten verhindern, dass der Zuschauer am Ende die Handlung nicht begreift. 72 Sekunden sind eine ziemlich kurze Zeit eine Geschichte zu erzählen und wir wollten nicht Gefahr laufen, dass der ganze Aufwand für nichts gewesen sein könnte. Wir waren mit solchen dramaturgischen Modellen in der Tasche ziemlich gut gerüstet für die Bekanntgabe des Themas und die daraus folgende Ausarbeitung der Story.

Production

RED Kameras sind zwar teuer, aber man spart enorm viel Zeit mit ihnen. Gerade weil sie so teuer und gut sind, verzeihen sie einem unglaublich viel mehr als eine gewöhnliche DSLR. Auch die Bedienung ist so einfach wie auf einer DSLR, wenn nicht sogar einfacher. Die zwei RED's haben sich bewährt. Wir hatten keinerlei Probleme während den Dreharbeiten. Wie gesagt, dadurch, dass sie einem viele Fehler verzeihen, ist es gerade unter enormen Zeitdruck wertvoll sie zu haben. Das Licht muss nicht wie bei einer DSLR perfekt sein. Durch den starken Sensor und die grosse Dynamic Range der Kamera konnten wir mehr oder weniger ohne Gefahr drauflos filmen. Man könnte also sagen: Kann man mit einer DSLR gut filmen, kann man es mit einer RED noch besser.

Allerdings litten wir mal wieder unter Personalmangel. Es ist nicht einfach Leute zu finden, die bereit sind fast 72h durchzuarbeiten mit nur 1-2h Schlaf pro Nacht. Wir hatten zwar jemand der uns half, doch wir waren zu wenige für das Niveau welches wir eigentlich anstrebten. So endeten wir dabei, dass Tonangel und Bouncer gleichzeitig von der selben Person gehalten werden musste und der Regisseur neben den Anweisungen auch noch den Fokus ziehen musste. Im Bereich der Crew hatten wir also sicherlich noch Optimierungspotenzial.

Post-Production

Bei 5K Raw sind die Files zwar enorm gross, aber die RED Software macht es einem einfach mit den gängigen Laptops, die wir zur Verfügung haben, damit fertig zu werden. Auch hier, die Zeit sass uns natürlich im Nacken. Post könnte man ewig weitermachen, und wirklich fertig ist man damit eigentlich nie, doch für den Sound und das Sounddesign hätten wir gerne noch mehr Zeit gehabt. Was man nicht unterschätzen darf in der Post, sind die unterschiedlichen Meinungen der Teammitglieder und die Gespräche, die man über einzelne Dinge führen muss. So, dass alle mit dem Endprodukt leben können. Um effizient zu arbeiten teilten wir uns in Grading, erste Hälfte schneiden, zweite Hälfte schneiden auf. Und jemand setzte sich danach noch ans Sounddesing während dem die anderen zwei den Schnitt und das Grading noch verfeinerten.

Was wir das nächste Mal besser machen

  • mehr Leute versuchen aufzutreiben, die uns helfen. So ein Projekt fällt und steht mit Manpower
  • gewinnen

Bei einem Wettbewerb geht es darum zu gewinnen. Das haben wir leider nicht. Wir wollten gewinnen und somit haben wir unser Ziel eigentlich verfehlt. Wir waren darüber enttäuscht nach der tollen Reaktion des Publikums im Papiersaal, aber sind dennoch froh mitgemacht und einen guten Film eingereicht zu haben.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar