900 Bilder in 3 Minuten

Was haben 900 Fotos, zwei Robo Lichter, mehrere Holzbretter, 4 Köpfe und ein iPhone X gemeinsam? Genau! Sie ergeben die Zutaten eines Stop Motion Videos. Nun ja, fast. Eine Prise Nerven, Lichtproblematiken und Unstimmigkeiten muss man noch dazu geben, um das Ganze real werden zu lassen. Aber wem kann dieses Video zugeordnet werden? kos!

Ein Musikduo auf dem Vormarsch. Elektronische Klänge und eine sanfte Stimme prägen den Sound von kos. Die beiden Bandmitglieder stammen aus Bern und machen… ja was machen sie denn? Eine Mischung aus Pop und elektronischer Musik… ja so könnte man es beschreiben. Seit kurzem ist ihr zweites Musikvideo „bent“ sowie die Website online. Seht selbst und taucht ein in die Welt von kos.

www.kosmusic.ch

Es war nervenraubend aber spassig! Grüsse aus dem Hamam Bern, „in Regenerationsphase“.

(nsc)

Kritik
von Seline Freiburghaus, Juliette Niedermaier und Laura Calchini

Idee

Die Berner Band kos macht elektronische Pop Musik. Was Ihnen aber fehlt, um richtig durchzustarten, ist ein professioneller und einheitlicher Auftritt. Dies wollten wir ändern. Mit neuem Song, Logo, Fotos, Website, Musikvideo und Inhalten für die Social Media Kanäle wollen wir die Band beim Image-Aufbau unterstützen und ihnen zu einer höheren Bekanntheit verhelfen. Unser Gruppenziel ist es, unser Know-How im digitalen Medien-Bereich zu erweitern und beim Produzieren von Content Wissen dazuzugewinnen.

Umsetzung

Bevor wir mit dem Erarbeiten von unseren Produkten begannen, sassen wir mit kos zusammen. Sie stellten uns ihre Band vor: Was für Musik produzieren sie, woran arbeiten sie momentan, welche Social Media Kanäle bespielen sie bereits mit Inhalten, was können sie sich für die Zukunft vorstellen, etc. Schliesslich legten wir zusammen Identifikationsmerkmale fest, welche wir nach Aussen vermitteln und kommunizieren wollen. Diese Werte hielten wir in einem Dokument fest, so konnten wir während der ganzen Projektarbeit darauf zurückgreifen und kontrollieren, ob wir auf dem richtigen Weg sind.

Als erstes entstand in einem längeren Prozess das Lied. In Zusammenarbeit mit Tobi (Bandmitglied von kos) haben wir getextet, aufgenommen und abgemischt. Als DAW (Digital Audio Workstation) haben wir Apple LOGIC 9 (und später LOGIC X) benutzt. Alle Effektgeräte und Instrumente sind digitale Plug-ins, optimiert für die LOGIC-Oberfläche. Arrangement, Mixing und Mastering haben wir alles mit dieser Software durchgeführt. Für das Mastering haben wir uns eine weitere Fachkraft, Ramon Bischoff, ins Boot geholt.

Entstanden ist der Song zunächst als ganz kurze Demo, beim Rumprobieren an einem digitalen Synthesizer. Zunächst war es bloss der Synthesizer, rhythmisch gestreute und selber aufgenommene Klangsamples (von einem Feuerzeug, ein Glass klirren, weitere sehr dekonstruierte Samples) und ein Drum-pattern mit Samples einer Vintage Roland 808. Danach kam es zu unterschiedlichen Versionen mit selber eingesungen Vocals, welche wieder verworfen wurden, fast zum Stand der kurzen Demo mit dem Synthesizer und einem sehr reduziertem Drum Pattern.

Die Demo haben wir überarbeitet, ausgebaut und mit der Addition von der Stimme ergab sich auch die nun vorherrschende Struktur Intro-Strophe-Refrain-Bridge-Strophe-Vorrefrain-Refrain-Fade-Out.

Auch in anderen Arbeitsprozessen von kos-Songs hat sich durch die textliche Strukturierung und die Performance der Stimme auch der Groove ergeben und es wurde klar, wie der Song nun die Demophase verlassen könnte. Zu diesem Zeitpunkt haben wir versucht, uns an der gewissen «down-tempo» und dem Gefühl von Trip-Hop Musik (z.B. die erste Platten von Massive Attack, Portishead) zu orientieren. Dies hat sich im Zusammenhang mit der Wahl den Samples der Roland 808 als sehr interessant ergeben. Die Effekte auf der Stimme ergaben sich ebenfalls aus dem ähnlichen Gedanken, den Groove des Songs mittels einer Delay-Spur mit kleines Gesangsschnipseln zu unterstützen. Bei Mixing und Mastering haben Tobi und Ramon auf eine gute Raum- und Frequenzverteilung geachtet, sodass ein einheitlicher Song entstehen konnte.

Als das Lied in seinen mehr oder weniger fertigen Zügen stand. Haben wir damit begonnen verschiedenen Logoentwürfe zu erstellen Diese wurden dann mit den beiden Bandmitgliedern besprochen, weiterentwickelt und finalisiert. Im Rahmen der Logofindung haben wir dann mit Schrift- und Farbfindung auch den visuellen Auftritt von kos festgelegt.

Am 10. März 2018 hatte kos ihren ersten Auftritt im Berner Lokal Punto. Dort haben wir Fotos geknipst, welche wir anschliessend in die Webseite einbinden konnten. Auch die Aussenaufnahmen, die im Headerbereich der Website zu sehen sind, entstanden im Verlaufe des Projektes.

Als nächstes haben wir Ideen gesammelt, in welchem Stile der Videoclip gedreht werden könnte. Von Beginn an war klar, dass wir einen künstlerischen Ansatz wählen wollen und nicht darauf abzielen ein 0815 Video zu drehen. Da wir uns alle für Stop Motion interessieren und keine von uns Erfahrungen damit hatte, haben wir uns für diesen Stil entschieden. Als nächstes haben wird in mehreren Sitzungen ein Storyboard entwickelt und uns um das Auftreiben der nötigen Requisiten gekümmert. Danach ging es darum eine geeignete Location für den Dreh zu finden. Dies gestaltete sich nicht ganz einfach, da sie viele Kriterien erfüllen musste (kostenlos, einen ganzen Tag zur Verfügung stehend, wenig Tageslicht, Platz, die Möglichkeit die Kamera an der Decke zu installieren, eine Kaffeemaschine sowie eine Toilette). Nach ausführlicher Evaluation und Abklärung, haben wir ein geeignetes Wohnzimmer für den Dreh gefunden.

Als wir alle Requisiten organisiert hatten und die Location feststand, haben wir uns um die Technik gekümmert. Wir haben uns dazu entschieden, die Fotos für den Film mit dem iPhone X und der „Stop Motion“ App aufzunehmen. Mit mehreren Youtube-Tutorials haben wir versucht Schritt für Schritt das gelernte in verschiedenen Testversuchen umzusetzen. Dafür installierten wir das iPhone X mit einer selbst gebauten Konstruktion an der Decke und haben es mit einem iPad verbunden, von wo aus wir das Fotografieren steuerten. In der App reihten sich die Bilder direkt aneinander, so konnte wir direkt überprüfen ob z.B. die Bewegung fliessend wirkt oder ob es einige Zwischenschritte mehr benötigt. Dank dem grossen Bildschirm des iPads sahen wir jederzeit, wenn jemand im Bild stand. Dies ermöglichte uns sofort auf Fehler zu reagieren. Da wir alle wenig Erfahrung hatten, erschien uns die App als passend. Zudem benutzten wir LED Lichter aus der Technikausleihe, mit diesem konnten wir die verbleibenden Lichtemissionen so gut wie möglich kontrollieren.

Am Drehtag wurden in 13 Stunden harter Arbeit (vor allem für Juliette und Tobi, die den ganzen Tag auf dem Boden lagen) ca. 800 Fotos geschossen.

In der Postproduction setzten wir dann im Premiere alle Fotos zusammen und bereinigten im Photoshop Unregelmässigkeiten. Das Colorgrading gab dem Video dann den letzten Schliff.
Ein weiteres zeitaufwändiges Element, welches in unserem Film zu sehen ist, ist die Logoanimation. Ein prominenter Auftritt des Logos im Film sorgt dafür, dass sich das Logo in den Köpfen der Menschen einprägt. Um dem Stop Motion treu zu bleiben, wurde auch die Logoanimation entsprechend animiert.

Um all den Fotos und dem Musikvideo einen tollen Rahmen zu geben und diese darin einbetten zu können, haben wir eine Website für kos programmiert und Texte dazu geschrieben. Auf der Website soll in Zukunft die Musik, die Konzerte, News und ein Porträt von kos zu finden sein.

Herausforderungen

Im Laufe des Projektes sahen wir uns mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Der organisatorische Aufwand erwies sich umfangreicher als gedacht. Planung, Drehbuch Entwicklung, Terminfindung, Organisation der Location und der Requisiten nahmen sehr viel Zeit in Anspruch.

Auch die Fotos, die wir während des Konzerts geschossen hatten, stellten sich als Zeitfresser heraus. Das Konzert fand im Keller des Punto Restaurants statt. Wir entschieden uns, mit einer Spiegelreflexkamera ohne Stativ zu fotografieren. Zwischen den vielen Leuten hätten wir keinen Platz gehabt für ein Stativ. Es stellte sich dann als schwierig heraus den passenden Mix zwischen Verschlusszeit und ISO zu finden. Das Bild sollte scharf sein (Beim Fotografieren aus der Hand sollte die Verschlusszeit möglichst klein sein, dies hat zur Folge, dass wenig Licht auf die Linse fällt und das Bild dunkel wird.) und gleichzeitig kein Rauschen aufweisen. Ganz vermeiden liess sich das Rauschen jedoch nicht, der Raum war zu dunkel. Die Nachbearbeitung erforderte deshalb viel Zeit und Geduld. Wir haben die Bilder aufgehellt, wichtige Elemente hervorgehoben und schliesslich für verschiedene Medien (print und web) optimiert gespeichert.

Beim Filmdreh für das Musikvideo war die Lichtsituation unser grösster Stolperstein. Nachdem es uns beim Testen nicht besonders gut gelungen war mit den wechselnden Lichtverhältnissen, aufgrund des Tageslichts, umzugehen und die Schatten am Boden zu eliminieren, haben wir uns mit Andrin kurzgeschlossen. Er gab uns einige Tipps, die wir dann auch umgesetzt haben. Trotz Tüchern an den Fenstern und künstlicher Belichtung von oben ist es uns nicht ganz gelungen ein perfektes, ebenmässiges Licht zu erzeugen. Wir konnten aber die Lichtveränderungen durch das wechselnde Tageslicht auf ein Minimum reduzieren.

Eine weitere Schwierigkeit war es, abzuschätzen und zu berechnen, wie viele Fotos es für welche Szene braucht und wie viele Szenen insgesamt benötigt werden, um das ganze Lied zu füllen. Wir hatten im Vorfeld berechnet, dass es ca. 900 Fotos brauchen wird. Dies war dann aber im Nachhinein etwas zu wenig. Würden wir noch mal einen Stop Motion Film machen, würden wir mehr Fotos schiessen.

Auch die Speicherkapazität des iPads hat uns etwas Mühe bereitet. Wir mussten das Projekt nach der Hälfte des Tages auf ein anderes Speichermedium verschieben, weil der Speicherplatz auf dem iPad voll war. Dies brachte uns einige bange Minuten und etwas Zeitverlust, war aber im Anschluss nicht weiter problematisch.

Zur Webseite: Wir setzten uns zum Ziel eine einzigartige Webseite zu erstellen, die sich von anderen abhebt. Also suchten wir nach etwas Speziellem, das wir einbauen und umsetzen konnten. Nach langer Überlegungen stiessen wir auf die Idee, die Navigation als eine Art Mischpult zu gestalten. Nach der Ausarbeitung eines passenden Designs in Illustrator fingen wir an den Code zu schreiben. Wir beschlossen die Webseite von Hand zu programmieren und kein vorgefertigtes Wordpress-Theme zu verwenden. Die erste Herausforderung stellte sich bei dem Programmieren der Regler. jQuery war uns allen bis dahin noch ziemlich fremd. Deshalb mussten wir viel Zeit investieren, um zu recherchieren. Anfangs bewegten sich immer alle Regler gleichzeitig auf und ab. Als wir diese Hürde geschafft hatten, stiessen wir auf den nächsten Fehler. Fuhr man die Maus über den Regler, stockte er in seiner Bewegung. Schliesslich konnten wir auch dieses Problem lösen. Ein paar Wochen später hatten wir das Modul Interaktive Medien, in dem wir jQuery anschauten. Wir lernten einiges dazu und konnten unseren Code überarbeiten und vereinfachen (anstatt 20 Zeilen nur noch 5 Zeilen).

Auf der Startseite hatten wir beim Klick auf den Pfeil eine flüssige Scroll Bewegung nach unten geplant. Bis wir zum gewünschte Ergebnis gelangten mussten wir einige Zeit für Recherche und zum Ausprobieren investieren.

Eine weitere Herausforderung, die viel Zeit in Anspruch nahm, war das Erstellen der Responsive-Version. Wir testeten jegliche Geräte bis alles einwandfrei funktionierte. Einzig den Hover-Effekt der Regler konnten wir auf mobilen Geräten nicht umsetzen. Aufgrund von knappen Zeitressourcen beschlossen wir dies so zu belassen und in einem späteren Zeitpunkt weiterzuverfolgen.

Ebenfalls aus Zeitgründen weggelassen haben wir die Idee, den Header auf der Titelseite von kosmusic.ch interaktiv zu gestalten. Wir hatten uns überlegt, dass der Header mehrere Videos beinhaltet könnte, aus denen die User auswählen könnten, welche Aktionen kos durchführen würde. So könnte, je nach Wunsch des Users, zwischen Singen, Tanzen, Purzelbäumen und weiteren Aktivitäten gewählt werden. Auch dies werden wir vielleicht nächst Semester in Angriff nehmen.

Schliesslich mussten wir noch das Hosting der Webseite organisieren. Wir wollen die Website auch nach diesem Projekt weiterführen und stetig aktualisieren.

Fazit

Es hat grossen Spass gemacht diesen umfangreichen Auftritt für kos zu planen und umzusetzen. Die Zusammenarbeit in der Gruppe sowie mit der Band hat super funktioniert.

Als blutige Anfänger im Stop Motion Bereich hat es sich als gute Idee herausgestellt das Ganze mit Hilfe einer App umzusetzen. Sie gab und die Möglichkeit die Situation jeder Zeit unter Kontrolle zu haben. Jetzt wo wir Übung haben und wissen, wie das mit dem Stop Motion funktioniert, würden wir bei einem weiteren Projekt eine Spiegelreflexkamera für die Fotos verwenden. So bestünde auch die Möglichkeit RAW-Aufnahmen zu machen, so hätten wir bei der Nachbearbeitung einen grösseren Spielraum. Im Gegensatz zur Arbeit mit der App hätte das Einbussen in der Kontrolle des Projekts zu bedeuten, würde aber eine zusätzliche Steigerung der Qualität der Bilder bringen. Bei einem weiteren Stop Motion Projekt würden wir zudem zusätzliche Anforderungen an den Drehort und die Drehzeit stellen. Am Drehort sollte man das Tageslicht komplett ausschliessen können damit im Film kein Flackern entsteht durch die wechselnden Wetterverhältnisse. Wäre es an der gewählten Location nicht möglich das Tageslicht komplett abzuschotten, würden wir uns überlegen in der Nacht zu shooten. Ein weiterer Aspekt ist der Platz rund um den Aufnahmebereich. Unsere Location bot eher wenig freien Raum, wodurch wir beim Fotografieren sehr nahe am Rand des Bildes standen. So entstanden leider bei einigen Bildern Schatten, welche in der Post-Production schwer zu eliminieren waren.

Nebst der App hat uns ein weiterer Punkt die Arbeit erleichtert. Da kos noch nicht bei der SUISA gemeldet ist, sind Abklärungen betreffend der Rechte weggefallen.

Besonders zufrieden sind wir mit der Website. Sie macht einen tollen Eindruck und ist ein voller Erfolg. Auch auf das Musikvideo blicken wir mit einem Lächeln zurück. Die Nachbearbeitung, besonders das Colorgrading des Musikvideos hat viel mehr Zeit in Anspruch genommen als zu Beginn geplant. Das Flackern, aufgrund von wechselnden Lichtverhältnissen liess sich leider nicht ganz entfernen. Mit dem Endergebnis sind wir jedoch sehr zufrieden. Wir haben alles gegeben, der Aufwand hat sich gelohnt.

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