A Matter of Precision

Wie spielt sich ein Instrument in einem Ensemble, das als Einzelinstrument gedacht ist? Vor dieser Frage steht wohl jede Schlagzeuggruppe. Ein möglicher Ansatz wäre, das ganze Schlagzeug in Einzelzeile zu zerlegen und dann von verschiedenen Personen spielen zu lassen. Oder doch nicht?

Koordination ist im Schlagzeugspiel das Allerwichtigste. Wird das Instrument aber in die Einzelteile zerlegt, die dann einzeln gespielt werden, kommt diese in einem ganz anderen Sinne zum Tragen: Wie lange soll gespielt werden, wann ist der richtige Einsatz? Im Video „A Matter of Precision” geht es deshalb weniger um die Komplexität der Aufführung als vielmehr das Zusammenspiel der einzelnen Personen. Auf der Bühne stehen sieben Charaktere, allesamt verkörpert durch ein und die selbe Person.

Kritik
von Benoît Perritaz

Die Idee kam Elmar Vatter, einem meiner Freunde, dessen Bruder in einem Schlagzeugensemble spielt. Er kam auf mich zu, hat mir die Idee erläutert und gefragt, ob wir so etwas realisieren könnten. Da er nicht an der HTW studiert, habe schlussendlich ich die gesamte Nachbearbeitung übernommen, um anschliessend das Video auf Digezz zu publizieren.

Ein Projekt mit vier voneinander unabhängigen, in der ganzen Schweiz verteilten Menschen zu organisieren, und das mit einem Instrument, das man nicht besitzt, ist nicht sehr einfach. Dennoch hat die Planung ziemlich gut geklappt:

Der Dreh

Die Dreharbeiten sind äusserst gut verlaufen. Das Team war sehr effizient, die Schauspielerin aktiv dabei und unkompliziert. Tatsächlich war die Arbeit in der geplanten Zeit durchgeführt.

Potenzial zur Verbesserung gibt es im Sinne des unvollständigen Storyboards und der fehlenden Shotlist. Gedanklich waren alle nötigen Einstellungen präsent, dennoch wurde beispielsweise eine Einstellung beim Auftritt der vierten Person vergessen.

Das Musikstück selber hätte anspruchsvoller sein können. Mangels Schlagzeugkenntnissen und Vorbereitungszeit blieben wir hier aber beim Motto „keep it simple“.

Der Ton

Der Ton wurde separat aufgenommen. Dies hat sich zwar während des Drehs als Vorteil erwiesen. Im Schnitt stimmten aber Ton und Bild aufgrund der unterschiedlichen Taktgeber der beteiligten Geräte nicht überein. In der Nacharbeit konnte dies etwas ausgebessert werden, doch die Präzision lässt zu wünschen übrig.

Auch die anfänglichen Schrittgeräusche sind vergessen gegangen. Diese mussten nachträglich aufgenommen und eingebaut werden.

Die Produktion

Der Grobschnitt war sehr schnell gemacht. Die Nacharbeit dagegen gab viel zu tun. Um mehrere „geklonte“ Personen im Bild zu haben, wurde der sogenannte „Roto-Pinsel“ benutzt, der anhand des Kontrastes versucht, einzelne Objekte zu erkennen und auszuschneiden. Jedoch gelingt das nicht sehr zuverlässig, weshalb am Ende doch jedes einzelne Frame kontrolliert und nachbearbeitet werden musste. Besonders problematisch waren die Haare, die Schatten und die Bewegungsunschärfe. Hier war die beste Lösung, entweder mehr Raum zu lassen bzw. die Bewegungsunschärfe wegzuschneiden und dann digital nachzuziehen.

After Effects

Vor diesem Projekt habe ich noch nie richtig mit After Effects gearbeitet. Von Szene zu Szene habe ich neue Funktionen entdeckt, die den Pinsel verfeinern können. Auch die Zusammenarbeit zwischen After Effects und Premiere habe ich erst im Laufe des Projektes entdeckt. In dieser Hinsicht habe ich bei diesem Projekt viel lernen können.

Tonbearbeitung

Ich habe noch nie Ton bearbeitet. Die Aufnahmequalität war gut, doch den richtigen Ton zu erzielen, war eher schwierig. Deshalb fiel auch schnell der Entschluss, die Tonaufnahmen so zu belassen, wie sie sind. Nur die Bassdrum musste etwas geregelt werden, da sie sonst kaum hörbar gewesen wäre. Mehr Auseinandersetzung mit digitaler Tonbearbeitung hätte in diesem Teil aber ein besseres Ergebnis gebracht.

Effizienz

Nach dem ersten Durchlauf im After Effects, in dem die einzelnen Personen nur grob ausgeschnitten wurden, wurde eine erste Version des Filmes herausgerechnet. Danach wurden die Effekte mit sehr grossem Zeitaufwand nochmals verfeinert (Haare, Schatten, Bewegungsunschärfe). Beim Vergleich der letzten und der ersten Version ist der sichtbare Unterschied gemessen am Aufwand enttäuschend. Zwar wirken die Personen etwas echter, doch dies hätte mit viel weniger Aufwand erreicht werden können, zumal auch die finale Version nicht perfekt ist. Hier fehlte wohl einfach die Erfahrung und die Einsicht, dass allzu viel Perfektionismus manchmal wenig bringt.

Fazit

Das Projekt war sehr spannend und lehrreich. Mit dem Drehteam zu arbeiten war eine Freude, der Roto-Pinsel ein guter Einstieg ins After Effects. Auf Grund des riesigen Aufwandes in der Nachbearbeitung versuche ich es beim nächsten Mal aber doch lieber mit dem Green-Screen.

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