A Night with Mr. N. and his Friends

Ein Alien fällt irgendwo im Nirgendwo vom Himmel und wacht verwirrt auf einer Raststätte auf. Es macht sich auf den Weg und trifft verteilt über ganz Europa auf verschiedene Menschen. Manche Menschen wollen mit ihm befreundet sein, andere haben gerade nichts besseres zu tun, einige werden gezwungen und ein Mensch ist auf der Flucht.

Vier Freunde brauchen einen Vorwand, um Urlaub zu machen. Vier Freunde machen gerne Theater. Vier Freunde wollen sich einmal ausprobieren. Daraus soll eine Late Night Show entstehen. A Night with Mr. N. and his Friends beschreibt, wie ein gut gekleidetes Alien vom Himmel fällt und sich quer durch Europa auf die Suche nach Freunden macht. Dass Video dient als Intro für eine Live Late Night Show. Nicht mehr als ein Gag zur Einführung des Moderators, nicht weniger als zwei Monate Aufwand.

(fms)

Kritik
von Giulia Merki

Wir, das sind ich, Noah, Christoph und Irvin, machen gerne Theater, Blödsinn, Urlaub, Videos und noch ein wenig mehr Blödsinn. So kam im Sommer die Idee auf, dass es in unserem Theaterverein eine Late Night Show braucht. Über Monate hinweg entwickelten wir Inhalte und kreierten einen Personenkult um den Moderator Christoph. Doch wie kommt Christoph zu uns auf die Bühne, wer ist er und was hat er vorher gemacht? Die Antwort ist ganz klar. Christoph ist ein Alien und will eigentlich gar nicht auf der Bühne sein, dazu wurde er von seinen Freunden gezwungen. Diese Freunde hat er überall in Europa gefunden. Das musste natürlich irgendwie festgehalten werden und da nicht das ganze Publikum in unser Auto gepasst hätte, drehten wir ein Video, wie Christoph es zu uns auf die Bühne geschafft hat. Wir packten also unsere Taschen, ein paar Kameras und ein paar gute Kostüme, entwickelten absurde Figuren und fuhren los. Die Reise führte von der Schweiz nach Bologna, weiter nach Ferrara, hoch nach Wien, dann München und von dort aus wieder zurück nach Hause. Unterwegs sprangen wir alle drei Meter aus dem Auto, drehten Szenen, tanzten durch die Strassen und machten uns vor der Kamera zum Affen. Daraus ist die Geschichte entstanden, wie Christoph (Mr. N.) seine Freunde gefunden hat.

Die Geschichte

Manchmal muss eine Geschichte nicht gut sein, sie muss einfach da sein und unterhalten.

Bologna

Nachdem Christoph auf einer Raststätte aufgewacht ist, macht er sich auf den Weg nach Bologna. Dort trifft er die mysteriöse Mafiosa, die über sein Auftreten nicht wirklich erfreut ist, ihm aber vielleicht bei der Flucht vor der Polizei behilflich sein kann. Sie nimmt ihn also mit, klaut ein Auto und flieht aus Italien.

Wien

Die Stadt der Musik, in gescheiterter Kunstkritiker mit schlecht aussehender Kravatte und Christoph, der ihn zum unfreiwilligen Begleiter macht.

München

Der Weltenbummler hat schon viele Länder gesehen und mindestens so viele Bäume umarmt. Ein Alien kann man nicht alleine lassen auf unserer grausamen Welt. Er muss Christoph also fast begleiten.

Bern

In Bern gibt es viele nette Menschen, die alle unbedingt mit Christoph befreundet sein wollen. Und nein, er findet nicht so viele Freunde in Bern, weil nicht alle ins Auto gepasst haben. Auf keinen Fall.

Das Video

Alle Aufnahmen wurden mit einer Canon 5D aufgezeichnet, alles an Audio mit einem Zoom H5. Die Kamera habe immer ich bedient (ausser ich war selber im Bild, also vor allem in Bologna), der Ton wurde immer von Noah gemacht. Ich habe daraufhin den Rohschnitt erstellt und zusammen mit Noah dann den Feinschnitt erarbeitet.

Ist das jetzt ein Digezz-Beitrag?

Definitiv, denn sonst hätten wir nicht so ein aufwendiges Video produziert. Das Video dient zwar als Intro, ist aber auch ohne die darauf folgende Late Night Show absolut sehenswert. Ausserdem wird in der Late Night Show auch keinen grösseren Zusammenhang aufgezeigt. Aber eben, irgendwie musste Christoph ja zu uns auf die Bühne kommen und dieses Video war ein guter Weg dazu. Mit der Planung habe ich satte zwei Monate verbracht, habe ein ganzes Notizbuch mit Storyboards vollgekritzelt, Drehpläne geschrieben, Figuren entworfen, die bereisten Städte mit Google Earth durchquert um gute Drehplätze zu finden und dann die Reise geplant. Innerhalb von einer Woche sind wir durch drei Länder gereist, haben Nächte im Auto verbracht, um keine Zeit zu verlieren und unser Touristendasein für Drehtage aufgegeben. Natürlich hatten wir in Italien gute Pizza gegessen, in Wien guten Kaffee getrunken und in München Theatervorstellungen besucht, dennoch diente diese Reise dem Zweck, einen kurzen Film zu drehen. Die Handlung mag nicht abgeschlossen sein, überhaupt ist nicht wahnsinnig viel Handlung vorhanden, aber das tut Mensch manchmal auch ganz gut. Es muss nicht alles intellektuell sein, es kann auch einfach der Unterhaltung dienen.

Was war schwierig

Alles. Man sollte nie auf die Idee kommen, in Wien ruhige Plätze finden zu wollen, in Bologna Tonaufnahmen ohne Vespas drin zu machen oder in München während der Fussballweltmeisterschaft in Flip Flops und Regenbogensocken durch die Gegend zu wandern. Gerade am Anfang (in Bologna) mussten wir als Gruppe unseren Groove finden, bei über 30 Grad stundenlang an der Sonne drehen, viel Geduld haben und den Fokus nie verlieren und das obwohl wir alle noch nie in Bologna gewesen waren und uns die Stadt gerne länger angesehen hätten. Ausserdem mussten wir immer unser ganzes Material mit uns herumtragen um auf alles vorbereitet zu sein und weil wir Angst hatten, dass uns in Italien das Auto aufgebrochen wird.

Ebenfalls schwierig war die Tatsache, dass wir nur so begrenzt Zeit hatten und es kein Zurück gab. Wenn Aufnahmen schlecht waren, etwas technisch nicht funktioniert hatte oder wir Fehler gemacht hatten und das erst am Abend bemerkt hatten, konnten wir nicht einfach noch einmal zurück und nochmals drehen. Natürlich sichteten wir regelmässig unser Material und haben immer in der Hälfte Pause gemacht, um alles abzuspeichern und zu kontrollieren, aber manchmal reicht das eben nicht. Zurück in der Schweiz hatte ich mich an den Schnitt gesetzt, eine halbe Stunde später funktionierte eine wichtige Aufnahme nicht mehr. Keine Chance irgendwas zu retten, keine Chance noch einmal zurück zu fahren und die Szene nachzudrehen. Planung war also essentiell und ohne exaktes Storyboard wären wir wohl verloren gewesen. Immer wieder musste ich Kompromisse machen, Szenen ganz weglassen, Aufnahmen mehrere Male verwenden und einfach mit dem basteln, was wir hatten. Eine Alternative gab es leider nicht. Auf der anderen Seite war das eine sehr spannende Herausforderung, da wir schon in diesem Bewusstsein an die Sache herangegangen waren. Es macht viel mit einem, wenn man weiss, dass man alles richtig machen MUSS und keine andere Wahl hat. Die Arbeitsweise ändert sich frappant, was ich persönlich sehr genossen habe. Ich musste endlich einmal effizient sein, exakt arbeiten und keine Fehler machen.

Was war einfach

Nichts und Alles. Wir sind mit grosser Freude an dieses Projekt herangegangen und blieben in jeder Situation locker. Dadurch, dass wir das Video in einem theatralen Rahmen gedreht haben, musste uns nie etwas peinlich sein, wir konnten uns komplett zum Affen machen. Ausserdem kannte uns im Ausland ja niemand, der Dreh war also immer unterhaltsam und schräg. Wie oben erwähnt war der Prozess langwierig und schwierig, hat uns aber bei jedem Schritt Freude bereitet.

Was ich daraus mitnehme

Bisher hatte ich in Videoprojekten immer mit mmp Menschen zusammengearbeitet, dies war bei diesem Projekt das erste Mal anders. Dadurch habe ich gelernt, immer alles im Überblick zu haben. Die drei Jungs waren alle sehr technikaffin und konnten auch mit Kameras und Aufnahmegeräten umgehen, jedoch konnte ich nie so ganz einschätzen, inwiefern sie das grosse Ganzen im Griff hatten. So hätte ich vielleicht den Überblick nicht behalten müssen, hab es aber automatisch getan, da ich mich verantwortlich fühlte, dass alles klappt.

Ausserdem hab ich gelernt unter Zeitdruck zu arbeiten, effizient zu sein, den Blick fürs Wesentliche nicht zu verlieren und mich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen. Ich war von A bis Z in jeden Schritt involviert und kann jetzt deshalb von mir sagen: Ich werde nie der beste Videoproduzent, aber wahrscheinlich auch nicht der Schlechteste.

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