After Effects-Tutorial: Animierter Glassplitter

Die Multimedia-Studenten des Jahrgang 2011 flogen vor einigen Wochen für ein paar Tage nach Berlin, um dort ein Gedicht in einem Kurzfilm mit Vorgaben umzusetzen. Zum Beispiel muss der Film in Schwarzweiss sein oder darf maximal nur eine Farbe aufweisen. Zudem hat sich unsere Gruppe für den unsichtbaren Schnitt entschieden, bei dem fliessende Übergänge von Einstellung zu Einstellung gemacht werden müssen, so dass die Aufnahmen wie aus einem Guss zu sein scheinen.

Dafür benötigten wir eine Szene, in der eine Bierflasche an einer Wand in Zeitlupe in tausend Scherben zersplittert. Da kam uns der bevorstehende Abriss des Studentenraums „Pulverfass“ entgegen, und wir konnten unser Vorhaben ohne grosse Konsequenzen durchführen. Um den unsichtbaren Schnitt zu ermöglichen, sollte später in der Postproduktion eine kleine, in Richtung Kamera fliegende Scherbe, eingesetzt und animiert werden, sodass diese für einen kleinen Augenblick vom Glassplitter vollständig abgedeckt ist, während im Hintergrund bereits die nächste Szene bereit ist.

Eine gute Zeitlupenaufnahme benötigt mindestens 60 Bilder pro Sekunde (fps). Hat man etwas Glück und ist im Besitz einer GoPro Hero Black Edition, sind sogar bis zu 120 fps möglich. Wir hatten diese Ehre. Bei so hohen Bildwiederholraten ist jedoch nur eine Auflösung von 1280 x 720 (HD Ready) anstelle von 1920 x 1080 (Full HD) möglich. Das Bild muss dann halt einfach auf die entsprechende Grösse gestreckt werden. Dabei verliert sie etwas an Qualität, was aber bei schwarzweiss-Bildern nicht gross auffällt. Ausserdem ist ein Hintergrund mit hohem Kontrast von grosser Bedeutung, damit später nicht nur das After Effects-Plug-In „Twixtor“ die fehlenden Frames beim Verlangsamen der Szene sauberer errechnen, sondern auch eine Farbe leichter isoliert werden kann.
Schaut euch hier das Video an, wie die Aufnahmen entstanden sind.

Nun wird die Szene in After Effects importiert und bearbeitet. Das Video wird in Graustufen umgewandelt (Black and white), bevor man mit dem Effekt Leave Color die Farbe der Flasche als einzige im Bild bestimmt.

originalfarbkorrigiert

Wie bereits erwähnt, ist es mit Hilfe von Twixtor möglich, aus 100 Bildern ganze 1500 zu generieren. Wie das genau funktioniert erfahrt ihr hier.

Nun geht’s ans Eingemachte: die Animation der Scherbe. Dafür brauchen wir ein Bild einer solchen, die wir dann so bearbeiten bzw. maskieren und farbkorrigieren (Curves, Hue & Saturation, Tint etc.) bis diese dem Zuschauer nicht mehr gleich von Anfang an ins Auge springt.

glasscherbe

flugbahnNachdem diese Ebene auf 3D umgestellt und eine Kamera hinzugefügt worden ist, geht es jetzt darum, die Fluglaufbahn des Splitters zu bestimmen. Mit wenigen Keyframes für die Position und Rotation sieht die Animation schon bald realistisch aus. Als Letztes folgen noch Details wie zum Beispiel eine leichte Reflektion des Lichts, die vom Splitter ausgeht und den Zuschauer kurz blendet. Das lässt sich mit einer normalen Farbfläche mit dem Plug-In Optical Flares bewerkstelligen.

reflektion