All the Agony

Emotionen bezeichnen eine Gemütsbewegung. Sie werden durch eine Situation bewusst oder unbewusst ausgelöst. Im Vergleich zur Stimmung sind Emotionen relativ kurz sowie intensiv und werden zur verbalen, wie auch non-verbalen Kommunikation zwischen uns Menschen verwendet. Nach Carroll E. Izard gibt es zehn Emotionen, die von allen Menschen gezeigt werden: Interesse, Leid, Widerwillen, Freude, Zorn, Überraschung, Schamgefühl, Furcht, Verachtung und Schuldgefühl. Durch unseren Film wollen wir zum Ausdruck bringen, wie sich die Welt aufgrund der aktuellen Situation der Kriege, Terroranschläge und politischen Unruhen emotional fühlt: verunsichert, wütend und traurig. Anhand der Slow Motion-Kamera werden die drei genannten Emotionen visuell gezeigt.

Um der Frage nach dem Gesichtsausdruck auf den Grund zu gehen, haben wir verschiedene Emotionen bei verschiedenen Menschen mit der Slow Motion-Kamera aufgenommen. Dabei war uns wichtig, dass man jeden Muskel, jedes Zucken und jede Bewegung im Gesicht genau erkennt. Für uns ist es interessant zu sehen, wie sich die Gesichtszüge verändern, wenn man beispielsweise traurig oder wütend ist. Um dieses Unterfangen umzusetzen, haben wir eine kleine Aufmachung kreiert, die den Zuschauer fesseln soll. Wichtig war uns dabei, dass wir spezifische Emotionen bei den Rezipienten hervorrufen. Dies, indem wir ihnen verschiedenen Filmausschnitte von gesellschaftspolitischen Problemen vorspielen.

(fs)

Kritik
von Elia Gianini, Stephanie Felder und Taddeo Cerletti

Motivation

Wie im Lead und im Beitragstext bereits schon erwähnt, wollen wir den Zuschauern die Vielfalt der Emotionen vorstellen. Emotionen sind etwas vom Zentralsten, was einen Menschen ausmacht, ohne sie wären wir maschinenähnliche Geschöpfe. Um die Emotionen möglichst gut einzufangen, haben wir daher die Slow Motion-Kamera Sony FS5 benutzt, welche dieses Vorhaben bestens unterstützt. Die Motivation dabei war jeden einzelnen Muskel im Gesicht z.B. bei Wut oder Trauer zu zeigen. Dies soll nicht nur Emotionen veranschaulichen, sondern auch die momentane Situation auf unserer Erde – daher der Titel „All the agony“. Schliesslich ist der optische Wechsel im Gesicht von Emotion zu Emotion relativ schnell, sodass man ihn fast nicht sieht. Dies ergibt einen interessanten Einblick für die Studierenden und Dozierenden in die Welt der Emotionen: Wie sehen wir Menschen aus, wenn wir eine Emotion ausdrücken? Was kann eigentlich eine Slow Motion-Kamera alles und wie sieht das im Endprodukt aus? Um nicht nur die Emotionen einzufangen, haben wir uns auch eine kleine dramatische Aufmachung ausgedacht, welche die “Stimmung” des Films wiedergeben soll. Die Stimmung soll dabei episch, dunkel und mystisch wirken. Daher auch das Setting in einer alten Lagerhalle.

 

Vorgehen

Unser Team wollte die verschiedenen Facetten der Slow Motion Kamera der Ausleihe ausprobieren und testen. Emotionen haben wir als geeignet dafür erachtet, da sie in unserem Leben omnipräsent sind, jedoch Finessen aufweisen, die im alltäglichen Geschehen untergehen. Um unser Vorgehen zu strukturieren, haben wir ein kurzes Storyboard erstellt: Welche Emotionen sollen von welchen Charakteren in welchem Setting gezeigt werden? Dabei haben wir uns auf folgende Emotionen beschränkt: Trauer, Wut und Qual. Wir dachten, dass sich diese Emotionen am besten umsetzten liessen, da wir keine Schauspieler anheuern, sondern Freunde und Familie.

 

Als nächstes musste eine geeignete Location her. Dabei hatten wir zu Beginn grosse Mühe etwas Geeignetes zu finden. Wie schon erwähnt, sollte der Film und die darin gezeigten Emotionen etwas Episches haben. Daher haben wir uns gedacht, eine alte Lagerhalle oder ein Fabrikgebäude wären am Geeignetsten. Sodann haben wir uns im Internet informiert, wo es solche Hallen gibt, die man mieten könnte. Nach einer kurzen Zeit stellte sich jedoch heraus, dass es solche Orte gibt, diese aber extreme teuer in der Vermietung waren. Da wir den Film nicht in einem gewöhnlichen Zimmer oder Gebäude drehen wollten, haben wir in unserem Umfeld nach einer geeigneten Location gesucht. Ein Teammitglied hatte einen guten Kontakt zu einem Büro, welches sich in einer solchen Umgebung erst kürzlich eingemietet hatte. Nach einer Anfrage bekamen wir dann auch den positiven Bescheid, dort filmen zu dürfen. Das Büro befindet sich in Zug in einer industriellen Zone in einem alten Fabrikgebäude. Nachdem wir den geeigneten Platz zum Filmen hatten,  ging es an das Anheuern von Statisten. Freunde und Familie des Teammitglieds aus Zug haben uns hierbei unterstützt.

 

Nun war alles soweit organisiert, das Storyboard, die Location und die Statisten. Aus anderen Digezz Projekten haben wir am eigenen Leibe lernen müssen, dass es notwendig ist, das Material vorher zu testen und die Handhabung zu verinnerlichen. Nachdem ein Teammitglied die Bestandteile in Bern abgeholt hat, haben wir uns noch einmal an einem Tag getroffen, um alles auszuprobieren. Zu Beginn dachten wir, die Slow Motion-Kamera lässt sich ganz einfach bedienen, so wie eine «normale» Canon. Da die Slow Motion-Kamera jedoch von Sony ist, war auch die Handhabung und das Interface unterschiedlich. So kostete es uns an diesem Tag enorm viel Zeit und Nerven, sie überhaupt zum Laufen zu bringen und ein paar Probeaufnahmen zu drehen. Auch haben die ausgeliehenen Objektive von Canon ohne geeigneter Adapter nicht auf die Sony gepasst. Der Adapter lag die ganze Zeit in der Kameratasche, jedoch wussten wir nicht, dass man den Adapter nutzen muss. Wir gerieten so in einen Zeitdruck, dass wir nicht einmal mehr den ausgeliehenen Gimbal ausprobieren konnten und somit auch auf diesen verzichten mussten. Nach etlichen Stunden des Herumbastelns haben wir es am Ende doch geschafft, gute Aufnahmen hinzubekommen.

 

Am Tag des Drehs haben wir uns um 08:00 getroffen, um die Location zu besichtigen und das Equipment aufzubauen und nochmals alles zum Laufen zu bringen, bevor die ersten Statisten um 11:00 kamen. Danach verlief alles ohne grosse Probleme. Als diese eintrafen, wurde uns schnell bewusst, dass es für viele Personen (für uns auch) schwierig ist, auf Knopfdruck wütend oder traurig zu sein. Zudem war es für gewisse unangenehm, wenn andere Personen im Raum waren. So mussten wir sie durch gewählte Musik und Bilder in Stimmung bringen, um sie emotional in die gewünschte Situation zu versetzten. So mussten ein paar Statisten draussen warten – falls dies gerade gewünscht wurde. Im Verlauf des Tages konnten wir jedoch immer besser die Emotionen aus den Statisten locken, sodass es zu unseren Vorstellungen passte. Dabei haben sich auch die Statisten eingebracht und es kamen andere Emotionen zum Vorschein, die wir so nicht vorgesehen hatten, aber dem Endprodukt sehr dienlich waren.

 

Wir dachten, dass der Ablauf unserer Aufmachung am schnellsten im Kasten sitzen würde. Im Endeffekt dauerte dieser jedoch am längsten. So konnten wir aus zeitlichen Gründen nur mit den ersten paar Statisten den gesamten Ablauf drehen: Walk durch das Fabrikgebäude bis hin zu den Emotionen konstant im Close-Up. Um ähnliche Aufnahmen der verschiedenen Personen zu erhalten, haben wir jeweils den Walk und den Raum mit Klebband markiert, um so den Standpunkt der Person und der Kamera in etwa immer gleich auszurichten. Den epischen Effekt haben wir durch eine eigens gekaufte Nebelmaschine verstärkt und den Film in der Postproduction Schwarz-Weiss gestaltet.

 

Equipment

  • BON 5“ On-Camera Monitor
  • DJI Ronin
  • F&V Slider
  • Faltreflektor 105cm
  • Litepanels Sola Lichtkoffer
  • Manfrotto Lichtstativ Ranker
  • Miller Videostativ Solo DV2
  • Objektiv Canon 100mm und 50mm
  • LED Licht 100W
  • Sony PXW-FS5 Set

 

Learnings

  1. Unbedingt noch mehr Zeit einplanen vor dem Dreh: Ein Tag reichte wirklich nicht aus, in Ruhe das ausgeliehene Material zu sichten und auszuprobieren. Insbesondere mit der Slow Motion-Kamera hatten wir zu Beginn grosse Mühe, da keiner von uns sie jemals benutzt hatte.
  2. Zeitplan für Statisten: Dies hätte verhindert, dass zum Teil mehrere Personen im Raum waren und „warten“ mussten. Zusätzlich hätten sich auch die Personen gerade vor der Kamera wohler gefühlt, wenn sie alleine mit uns im Raum gewesen wären.
  3. Material genau durchsehen – alle Ecken und Winkel der Kameratasche: Dies hätte uns das Ärgernis über den Adapter der Canon Objektive erspart.

Bessere Vorbereitung: Emotionen sind sehr komplex, sie werde nicht von jedem Menschen gleich gelebt und nach aussen gezeigt. Wir hätten uns definitiv mehr mit diesem Aspekt auseinandersetzten sollen –  beispielsweise war es nicht allen Statisten wohl dabei, vor der Kamera zu schreien. Daher hätten wir uns noch mehr Gedanken machen sollen, wie wir die Emotionen herauslocken.

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