Alone

Nur kurz ein Päuschen auf einer kleinen Bank im Wald machen und schon ist es passiert – ein «kurzes» Nickerchen und es ist stockdunkel. Dank der Taschenlampe sollte es aber kein Problem sein, den Heimweg zu finden. Wären da nur nicht diese Geräusche…

Der rund 4.5-minütige Film zeigt die Sicht eines Wanderers, welcher es sich für eine kurze Pause auf einer Bank im Wald gemütlich macht. Erschöpft von seiner Wanderung wird er vom Schlaf übermannt und die Zeit vergeht. Als er wieder erwacht, ist es bereits mitten in der Nacht. Mit Hilfe seiner Taschenlampe sucht der Wanderer nun den Heimweg. Doch schon nach kurzer Zeit wird klar – er ist nicht allein.
Kopfhörer Pflicht!

(ae)

Kritik
von Lukas Näf

Idee
Ich liebe Horrorfilme. Besonders solche, welche die Angst nicht durch hässliche Zombies oder gruselige Monster aufbauen. Ein Horrorfilm muss sich im visuellen Bereich zurückhalten, dafür aber im auditiven Bereich überzeugen. Durch die POV und die lebendige auditive Welt soll sich der Zuschauer fühlen, als ob er direkt vor Ort wäre. Solche Filme liebe ich und möchte mich deshalb selbst daran versuchen.

Vorbereitung
Zur Vorbereitung musste ich zuerst die Technik für eine POV-Aufnahme lernen. Ich ging mehrmals in den Wald mit verschiedensten Kameras, Steadicams usw. Ich versuchte verschiedene Techniken wie ich am besten laufen muss, damit das Bild nicht zu verwackelt, aber auch nicht zu stabil wirkt. Auch musste ich herausfinden, zu welcher Tageszeit am besten gefilmt wird, damit der Effekt mit dem Licht der Taschenlampe richtig wirkt. Danach musste ich mir eine kurze Geschichte überlegen, denn jeder Film braucht eine. Nun musste diese Geschichte geübt werden, da die beiden Videos (Sicht des Menschen und Sicht des Monster) jeweils in einem One-Shot aufgezeichnet werden müssen. Nach mehreren Übungstagen war dann aber alles bereit, um mit der finalen Aufnahme zu beginnen.

Ausrüstung
- Sony Alpha 7 Mark II
- Sony FE 28-70mm F 3.5-5,6
- LED Lenser P7R (1000lm)
- iPhone mit Chromascreen App (Greenscreen für iPhone)

Herausforderungen
Bei der Vorbereitung:
Wie bereits erwähnt, musste ich die Technik für eine POV-Aufnahme üben. Dies beanspruchte viel mehr Zeit als ich zuerst eingeplant hatte. Ich musste die richtige Lauftechnik, die richtige Brennweite, die richtige Kamera wie auch die richtige Schwenkgeschwindigkeit (Umsehen der Person) herausfinden. Bei der Kamera entschied ich mich auf Grund des guten Bildstabilisators für die Sony Alpha 7 Mark II. Die anderen getesteten Kameras hatten alle keinen guten Bildstabilisator, was das freihändige Filmen im Wald unmöglich machte. Die natürlichste Brennweite für eine POV-Aufnahme ist etwa 50mm (Vollformat). Und bei der Lauftechnik bin ich froh, dass ich hinter der Kamera stand...

Beim Dreh:
Durch die kurze Zeitspanne, in der das Licht perfekt für die Aufnahmen war (ca. 1h am Abend), stand immer nur kurze Zeit für das Drehen zur Verfügung. Vor Drehbeginn musste ich die Szene meiner Freundin und meiner Schwester erklären, damit diese wissen, was sie dann während des Drehs zu tun haben. Es stellte sich heraus, dass es wichtig ist, den Ablauf ganz genau zu erklären. Denn während des Drehs war keine Zeit mehr für Erklärungen zur Verfügung. Und die Szene musste, wegen des One-Shots, ohne Fehler an einem Stück durchgespielt werden.
Besonders die Szene aus der Sicht des Monsters brauchte etwas mehr Erklärung, damit die Idee verstanden wurde. Denn das Monster musste seine Position ändern, während der Protagonist/Wanderer sich dreht. Deshalb musste sich der Protagonist/Wanderer möglichst langsam drehen, damit die Kamera des Monsters sich in dieser Zeit von einer Position zur nächsten bewegen kann. Nachträglich wird dann diese Aufnahme schneller abgespielt, damit es wieder aussieht, als ob der Protagonist/Wanderer sich schnell dreht (erschrickt) und das Monster sich extrem schnell bewegt. Bis diese Bewegungsabläufe komplett einstudiert waren, brauchte es einige Versuche.

Nachbearbeitung:
Die Zeit, welche für die Vorbereitung und das Drehen des One-Shots investiert wurde, vereinfachte die Nachbearbeitung. Nur wenige Schnitte und Colour-Correction musste gemacht werden.
Und natürlich musste nun noch der Screen des Smartphones mit der Sicht des Monsters ersetzt werden. Dafür musste auch viel Zeit investiert werden, da die Aufnahmen sehr wackelig waren und sich das Smartphone von aussen ins Bild und wieder komplett aus dem Bild bewegt.

Audio:
Der komplette auditive Bereich dieses Beitrags wird für das Modul "Audio- und Kameratechnik 3" verwendet und zählt somit nicht zu dem Aufwand für "Konvergent Produzieren". Deshalb möchte ich in der Kritik auch nur kurz auf diesen Bereich eingehen.
Die Vertonung des Kurzfilms war sehr interessant und spannend. Durch Ausprobieren von verschiedensten Sounds und Effekten wurde mir einmal mehr die Wichtigkeit von Audio im Videobereich bewusst. Ohne die Soundeffekte wäre der Film komplett langweilig und uninteressant. Erst die Soundkulisse haucht der Szene Leben ein.
Dafür suchte ich Sound in der Adobe Library und auf freesound.org, verwendete einzelne O-Töne und nahm eigene Foleys auf.

Fazit
Es war ein sehr lehrreiches und interessantes Projekt, welches ich jederzeit wiederholen würde. Mit dem Resultat bin ich weitestgehend zufrieden, dennoch gibt es ein paar Sachen, welche ich heute sicherlich anders machen würde. Das Problem mit der Schärfeneinstellung müsste irgendwie noch besser gelöst werde, da dieses etwas die Illusion der POV minimiert. Selbst habe ich den Film schon so oft gesehen, dass eine Beurteilung des "Gruselfaktors" schwierig für mich ist. Bei der Präsentation meines Kurzfilms konnte ich jedoch an den Reaktionen der "Probanden" erkennen, das der Film wohl funktioniert. Die Leute waren angespannt und haben sich erschreckt, wenn auch nicht immer an der selben Stelle. Das stimmt mich sehr positiv und motiviert mich, noch mehr solcher Filme zu produzieren.

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