Asylsuchende sind auch bloss Menschen

Asylsuchende sind Menschen, die in einem Land, dessen Staatsangehörigkeit sie nicht besitzen, Aufnahme und Schutz vor politischer, religiöser oder sonstiger Verfolgung suchen. Der Mensch als Lebewesen wird durch einen aufrechten Gang sowie durch die Fähigkeit zu sprechen und zu denken definiert. Worin unterscheiden sich nun Asylsuchende von Menschen?

Das negativ behaftete Wort Asylant ist seit Jahren in aller Munde. Bereits in den 90er- und 2000er-Jahren lebte so manch ein privilegierter Bünzli-Bürger im Glauben, seine Existenz sei ein Geschenk Gottes an die Schweiz, wohingegen die damals aus dem Jugoslawienkrieg fliehenden Menschen eine reine Zumutung waren. Heute, rund 20 Jahre später, sind wir noch keinen Schritt weiter. Der Arabische Frühling fordert seit Jahren hunderttausende von Menschenleben. Fehlende Mitbestimmung, Korruption im Staat, eine hohe Arbeitslosenquote aber allem voran unglaubliche Armut, Attentate und Angst. Angst davor, den nächsten Tag nicht mehr erleben zu dürfen. Angst davor, die Familie zu verlieren. Angst – einfach vor allem. Die Bevölkerung im Nahen Osten und Nordafrika ist ohnmächtig zu handeln. Und die Schweizerische Eidgenossenschaft? Die hat die Schnauze voll. Bei rund 200 Einwohnern pro Quadratmeter bleibt aber auch kaum noch Platz für den «Strebergarten». In Syrien sind es nämlich knapp halb so viele Einwohner pro Quadratmeter, da findet sich bestimmt noch ein sicheres Plätzchen für die unbeliebten Gäste aus dem Süden.

Dass wir in der Schweiz leben dürfen, prädestiniert uns nicht, es ist reiner Zufall. Kein Mensch kann seinen Geburtsort selbst bestimmen. Die einen haben einfach mehr Glück gehabt als andere und deshalb sollten sie dankbar sein. Dankbar dafür, ohne Angst vor Armut und Attentaten leben zu dürfen. Dankbar dafür, in einem der reichsten Länder der Welt leben zu dürfen und Teil dieser Gesellschaft zu sein. Aber mit Wohlstand sollte auch immer Verantwortung einhergehen. Verantwortung für die Menschen, die nun einmal nicht soviel Glück gehabt haben.

Das folgende Video soll dem voreingenommenen Teil der Schweizer Bevölkerung einen Denkanstoss geben. Sind Asylsuchende nicht auch bloss Menschen? Menschen, so wie Herr und Frau Schweizer es sind? Haben nicht alle Menschen die gleiche Existenzbedürfnisse?

(le)

Kritik
von N. N.

Motivation
Aufgrund der medialen Aufmerksamkeit wollten wie ein Produkt erstellen, das aufzeigt, dass alle Menschen die gleichen Existenzbedürfnisse haben. Alle Menschen haben Angst vor Krieg, Armut und Attentaten. Genauso brauchen aber auch alle Menschen Trinken, Essen und Erholung, um zu überleben. Uns ist es auf die Nerven gegangen, dass ein Teil der Schweizer Bevölkerung im Glauben lebt, es sei ein Geschenk Gottes an die Menschheit, dass sie in einem friedlichen, sicheren Land leben können. Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass es reiner Zufall ist, ob man in Wohlstand aufwachsen darf oder im Krieg ums überleben kämpfen muss. Aber vor allem möchten wir den Menschen einen Denkanstoss verpassen, dass mit Wohlstand auch Verantwortung einhergeht.

Vorgehen
Das wichtigste war die Planung des Projektes. Zuerst einmal mussten wir Menschen finden, die in der Schweiz als Asylanten schubladisiert werden. Dazu kam, dass diese am besten bereits etwas deutsch oder einfach englisch sprechen können sollten, damit es sich einfacher über die Thematik diskutieren lässt. Für den Dreh haben wir uns mit der Canon C100, Lavaliermikrofonen, Videostativ und -slider ausgestattet.
Da wir vor hatten die SRF-Produktion "Ich oder Du" zu imitieren, mussten wir vorab zwei Schilder basteln, die während dem Dreh in die Höhe gehalten werden sollten. Neben den "Ich oder Du"-Aufnahmen hatten wir geplant, ein gemeinsames Essen respektive grillen am See aufzunehmen, um die Botschaft unseres Videos zu unterstreichen.

Arbeitsverlauf
Das Team arbeitete sehr eng zusammen, weswegen die Planung an erster Stelle stehen musste und deshalb auch fast problemlos verlief. Zu Beginn des Projektes hatten wir allerdings Probleme mit der Kommunikation, da nicht ganz klar abgesprochen war, was für ein Endprodukt wir produzieren wollten.

Aufgetretene Probleme
Die Filmaufnahmen am Walensee liefen planmässig ab. Dank des guten Wetters mussten wir uns nicht grossartig ums Licht kümmern. Einen ND-Filter hatten wir allerdings dabei, falls es über den Mittag zu grell werden würde. Bei den Tonaufnahmen hatten wir dann aber kleinere technische Probleme. Zuerst mussten wir feststellen, dass die Lavalierfunkmikrofone keinen Akku mehr hatten, dies stellte sich aber als nicht allzu schlimm heraus, da die "Ich oder Du"-Teilnehmer grösstenteils sowieso nichts zu sprechen hatten. Beim "Fragesteller" mussten wir dann auf das Mikrofon der Kamera zurückgreifen, weshalb die Tonqualität etwas gelitten hat. Zwar haben wir während der Postproduction nebst der Voiceover-Stimme zusätzlich die Fragen nochmals aufgenommen, da dies sich aber schlussendlich sehr unnatürlich anhörte, haben wir bewusst darauf verzichtet und den etwas qualitativ hochstehenden O-Ton verwendet.

Unser grösstes Problem lang allerdings darin, Teilnehmer für unser Projekt zu finden. Bereits vor dem Dreh hatten wir uns intensiv damit beschäftigt, Asylsuchende kennenzulernen, um ihnen die Teilnahme an unserem Projekt vorzuschlagen. Als wir uns dann früh genug mit drei Männern aus dem Asylzentrum Mels verabredeten, hatten wir am Drehtag ziemliches Pech. Die drei Männer hatten ihre Ausweisung erhalten und somit den Status "illegale Ausländer". Da sie an diesem Tag zusätzlich zu einer Asylanhörung nach St.Gallen reisen musst, gerieten wir etwas in Not.  Nachdem wir die Lage im Team analysiert hatten, kamen wir zum Schluss, dass es wohl am effektivsten sein würden, einfach zum nächsten Asylzentrum zu fahren und verschiedene Bewohnerinnen und Bewohner direkt anzusprechen. Gesagt, getan und Glück gehabt. Im ehemaligen Institut Sonnenberg in Vilters-Wangs, wurde ein Standort für vorläufig aufgenommene Flüchtlinge eingerichtet. Dort konnten wir drei junge Männer finden, die sich dazu bereit erklärten, uns bei unserem Dreh zu unterstützen.

Menschliches
Dank unserem Projekt konnten wir viel Eindrücke über das Leben von Asylsuchenden sammeln. Offene und emotionale Gespräche entstanden, die uns dabei geholfen haben, für unserer Überzeugung einzustehen: Asylsuchende sind auch bloss Menschen.

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