Badezimmer-Slam

Poetry Slam ist eine vergleichbar junge «Kunstform» und wird als Wettbewerb ausgetragen. Trotzdem klingen viele Poetry Slam-Texte ähnlich, auch wenn der Wettbewerb fehlt. Was ist, wenn man anstelle des Wettbewerbs ein Video einfügt? Einen Animationsfilm vielleicht?

Poetry Slam hat einige Regeln: Die Texte müssen selbst geschrieben sein, es dürfen keine Requisiten oder Kostüme verwendet werden und man muss innerhalb der Zeit bleiben. Poetry Slam ist ein Live-Wettbewerb.

Wie nennt man aber all diese Texterzeugnisse, die im Internet herumschwirren – meistens auf YouTube oder Facebook – worin talentierte junge Autoren ihre Texte vor Kamera aufführen? Ohne Jury oder Publikum (das World Wide Web ausgenommen)? Ich weiss es auch nicht. Denn meistens würden diese Videos wunderbar als Poetry Slam-Auftritt funktionieren. Viele dieser Autoren sind ja eigentlich Poetry Slam-Performer (beispielsweise Renato Kaiser), sie haben nur die physische Bühne gegen eine virtuelle eingetauscht.

Das wollte ich auch. Ich wollte meinen Text, den ich durch Poetry Slam inspiriert verfasst habe, der Welt zeigen. Damit aber noch nicht genug: Ich wollte dem Zuschauer auch meine eigenen Bilder zeigen, die ich während des Schreibens im Kopf hatte. Kurz: ich habe meinen eigenen Animationsfilm – trotz kaum vorhandener Erfahrung – produziert.

(fs)

Kritik
von Nora Pfund

IDEE:

Alles hat mit einer Poetry Slam-Veranstaltung irgendwann im Sommer begonnen. Poetry Slam ist eine «Literaturform», die mich schon immer begeisterte, aber immer wieder aufgrund anderer Erledigungen bei mir in Vergessenheit gerät. Allerdings weckte es in mir den Wunsch, erneut mehr zu schreiben und einen eigenen Poetry Slam zu verfassen, den ich vielleicht sogar auf Digezz veröffentlichen könnte?
Der Text selbst befasst ein Thema, das viele Bilder in dem Kopf des Rezipienten auslösen soll. Warum nicht ihm ein wenig Starthilfe geben, und ihm meine Bilder in den Kopf pflanzen? So habe ich mich dazu entschlossen, nicht nur einen langweiligen Text oder Audiobeitrag auf Digezz zu stellen, sondern – trotz kaum vorhandener Erfahrung – einen Animationsfilm zu realisieren. Das alles brauchte mehr Mut, Selbstvertrauen und Ausdauer, als ich gedacht hatte.

VORGEHEN UND SCHWIERIGKEITEN:

Ein grosser Berg an Arbeit erwartete mich. Ich brauchte: den Text, die Audioaufnahme davon, Bilder, die animierten Bilder und Soundeffekte.

Den Text: Der Text war zu meiner Verwunderung der kleinste Teil an Arbeit. Ich war sehr inspiriert nach meinem Poetry Slam-Besuch und ich brachte meine Idee flüssig zu Papier.

Die Audioaufnahme: Ich war die Autorin des Textes und wusste genau, wie ich ihn sprechen würde. Also sprach ich ihn auch selbst ein und bearbeite die Aufnahme minim im Audition. Es waren fünf Takes nötig.

Die Bilder: Wie bereits gesagt, hatte ich wenig Erfahrung. Der Arbeitsfluss wollte sich lange nicht einstellen, da ich lange überlegte und recherchierte, welches Programm ich wie verwenden muss. Zum Schluss entschied ich mich für Adobe After Effects und Photoshop. Im PS zeichnete ich die Bilder und im AE animierte ich sie. Zuvor hatte ich den Text in einzelne Szenen aufgeteilt (insgesamt 15). Also hiess es 15 Bilder zu zeichnen und im Vorhinein schon zu bedenken, welche Elemente «beweglich» sein mussten und welche nicht. Der Stil wollte ich minimalistisch (kaum Farben, einfache Striche) gestalten. Ich zeichnete alles Freihand mit meinem Wacom, orientierte mich aber an Fotos aus dem Internet oder welche ich von meinem eigenen Badezimmerschrank geschossen habe.

Die animierten Bilder: Der Stil ist einfach gehalten, als wären es Papierzeichnungen, die verschoben, dann fotografiert und wieder verschoben werden – Stop-Motion-artig. Es ist Fleissarbeit und braucht Geduld. Damit es etwas einfacher geht, habe ich für die Komposition lediglich 8 FPS eingestellt. Jedes Element bewegt sich alle zwei Frames. Bei der Taschentuchszene habe ich mit der Marionetten-Funktion animiert. Leider habe ich es nicht geschafft, dass die Zahnseide «um das Tuch herum» angezeigt wird.

Die Soundeffekte: Die richtigen Soundeffekte in dem Meer der Audition-Bibliothek und dem Internet zu finden war echt schwierig. Vor allem war der Grad zwischen reinem Cartoon und etwas mehr Ernsthaftem sehr fein.

Das Zusammenfügen: Nachdem ich alle Einzelteile beisammen hatte, musste ich sie nur noch zusammmensetzen. Dabei merkt man auch schnell, wenn der Text inhaltlich nicht mit einer Szene übereinstimmt und man sie deshalb nochmals von Vorne animieren darf.

MATERIAL UND TECHNIK

Ich verwendete:

  • ZOOM H6 Recorder (für die Audioaufnahme)
  • Sennheiser Evolution Gesangsmikrofon (für die Audioaufnahme)
  • Adobe Audition
  • Adobe Audition Library (für die Soundeffekte)
  • Adobe Photoshop
  • Adobe After Effects
  • Wacom Grösse S

FAZIT:

Die Idee hatte ich schon lange, allerdings nie genug Überwindung, sie auch durchzusetzen. Den Planungsprozess möchte ich bei meinem nächsten Projekt unbedingt früher angehen, es nimmt mir nicht zuletzt auch psychischen Druck.

Das nächste Mal werde ich eine andere Person um die Audioaufnahme bitten. Die eigene Stimme kann man irgendwie nicht so ernst nehmen! Und ich möchte ein anderes Mikrofon verwenden, da ich die Zisch-Geräusche auch nach der Audition-Bearbeitung nicht komplett entfernen konnte.

Das Zeichnen hat mir sehr Spass gemacht, vor allem, weil es genau meinen Vorstellungen entsprach! Und einmal angefangen, konnte ich mich richtig in der Arbeit vergraben.

 

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