Barcelona - A Perfect Dream

«Barcelona» – A perfect dream

Nein, an dieser Stelle kommt kein Travelblogpost über die katalanische Hauptstadt. Auch kein Video über die besten (und teuersten) Tapas-Bars an der ‘La Rambla’ oder das schönste Haus von Antoni Gaudí. Aber was sonst macht den Barcelona zu einem perfekten Traum? Eine Hommage der etwas anderen Art.

«Barcelona» ist ein Coversong der Basler Musiker Ricky Leroy Brown & Sylphe Heckendorn und versteht sich als Tribut. Dieser richtet sich jedoch gar nicht primär an die Spanische
Mittelmeermetropole. Sondern an die südöstlich gelegene Hauptstadt des Landes. Genauer gesagt an das ‘Freddie Mercury Tribute Concert for AIDS Awareness’, einer Benefiz-Konzertreihe welche erstmals 1992 kurz nach dem AIDS-Tod von Mercury statt gefunden hat und dieses Jahr in Madrid den vielen AIDS-Opfer gedachte.

Die Originalversion des Songs wurde anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1992 in Barcelona vom Frontmen der englischen Kultband und der katalanischen Opern-Soprano-Sängerin Montserrat Caballé komponiert und eingesungen. Der internationalen Premiere des Songs an der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele konnte der verstorbene Sänger dann jedoch schon nicht beiwohnen.

Freddie Mercury

R.I.P.

«Whatever you do, don’t make me boring» ~ Freddie Mercury

Kritik
von Florian Schindler und Milo Ruder

Idee / Konzept

Als mich Ricky im Januar das erste Mal kontaktierte und zu einer seiner 'Freak-Shows' ins Marabu in Gelterkinden (BL) einlud, war ich gleich fasziniert von den Gesangs- und Performancekünsten des Basler Musikers und seiner Crew.

Ricky & Sylphe in Action

Ricky & Sylphe im Marabu, Gelterkinden (BL)

Keine Frage, gerne war ich bereit mit dem aufstrebenden Sänger zusammenzuarbeiten. Da er als Headliner für das Benefizkonzert in Madrid vorgesehen war, aufgrund einer Terminkollision mit einem anderen Konzert jedoch nicht daran teilnehmen konnte, wollte er seinen spanischen Fans stattdessen ein eigens dafür produziertes Musikvideo präsentieren.

Workflow

Der ganze Workflow teilt sich in folgende 3 Hauptphasen:

- PreProduction
- Production
- PostProduction

PreProduction (Kick-Off / Planung / Vorbereitung):

Die ursprüngliche Idee sah die Produktion eines Musikvideos mit 3-4 Cover-Songs von Queen vor, welches in Madrid an Stelle einer Live-Performance der Band gezeigt werden sollte. Diese Idee musste aufgrund des straffen Zeitplans (wenige Wochen bis zum Konzert) aber schnell wieder verworfen werden. Stattdessen würde man sich auf 1-2 Songs beschränken, welche in Form eines One-Take-Video die Bühnenpräsenz der Band am Besten einfangen sollte.

Obwohl von meiner Seite die Vorbereitungen auf Hochtouren liefen ein geeignetes Drehteam, das Equipment etc. zusammen zu stellen und wir gerne die Herausforderung eines One- bzw. Long-Take-Videos angenommen hätten, mussten wir auch diese Idee wieder begraben. Denn es war der Band in der begrenzten Zeit schlichtweg nicht möglich, alle Bandmitglieder für die vorgesehene Anzahl Drehtage zusammen zu trommeln.

Als es beinahe schon so aussah, als ob die ganze Produktion abgeblasen werden musste, wurde ich dann 3 Wochen vor dem Konzert ziemlich kurzfristig angefragt, ob es mir möglich wäre in den nächsten Tagen eine Studio Session der Band zu filmen und daraus ein Video zu schneiden.

Also holte ich mir Milo ins Boot und gemeinsam fuhren wir von Chur nach Basel ins Studio des Produzenten Simon Wunderlin. Unser Produktionskonzept war dabei so einfach wie möglich:

- 3 Musiker
- 2 Kameraleute
- 1 Song

Production (Video-Shoot):

Wir filmten mit 2 Kameras, wobei Milo mit seiner Nikon D700 (Vollformat) für die CloseUps und ich mit der GH4 (Micro 4/3) für die Totalen bzw. Medium-Shots zuständig war.

Milo in Aktion

Behind The Scenes: Milo in Aktion

Der ganze Dreh dauerte ca. 3.5h, wobei wir versuchten die Einspielung des Songs aus allen Möglichen Winkeln einzufangen. Ausserdem wollten wir nicht nur die ganze Zeit einfache Gesangsaufnahmen filmen, sondern vor allem auch die aufwändige Studioarbeit aufzeigen, welche in die Produktion des Songs geflossen ist.

Dazu liessen wir der Crew freie Hand und versuchten ihre Arbeit so wenig wie möglich zu beeinflussen. Mehr im Stile einer Reportage als eines Musikdrehs versuchten wir so die Emotionen und den Eifer der Drei zu dokumentieren, ohne dabei die Aufnahme zu stören.

Dies war vor allem deshalb schwierig, weil wir einerseits immer darauf achten mussten uns nicht gegenseitig ins Bild zu laufen und uns andererseits während den Aufnahmen natürlich so leise wie möglich verhalten mussten, was die Kommunikation untereinander natürlich zusätzlich erschwerte.

Trotzdem konnten wir uns bestens aufeinander abstimmen, was bei diesem anspruchsvollen Dreh schlussendlich das A und O war und sehr zum Gelingen des Videos beitrug.

PostProduction (Schnitt / Synchronisation / Story):

Der Schnitt des Videos benötigte ein Vielfaches der reinen Drehzeit, da ich erst einmal fast das ganze Material aus den Gesangs-Shots mit dem finalen Mix des Songs auf der Audiospur synchronisieren musste. Ein guter Ansatz für das Arbeiten mit einer Multicam-Timeline in Premiere ist das Aufteilen des Materials auf verschiedene Videospuren. In meiner Timeline verwendete ich schlussendlich 5 verschiedene Spuren für die Gesangs-Shots:

- V1: Ricky (D700)
- V2: Ricky (GH4)
- V3: Sylphe (GH4 & D700)
- V4: Dark-Shots Ricky (D700)
- V5: Dark-Shots Beide (D700)

Premiere Multicam Timeline

Premiere Multicam Timeline

Nachdem der ganze Song 'durchsynchronisiert' wurde, galt es im nächsten Schritt die verschiedenen Story-Elemente einzubauen. Ich wollte hier vor allem die Höhen und Tiefen der Studio-Session aufzeigen und herausstreichen, wie wichtig das Teamwork dabei für die drei Musiker war.

Ich denke das ist mir ganz gut gelungen. Indem ich die Geschichte chronologisch aufbereitete (Ankunft, Begrüssung, Vorbereitung, Erste Aufnahmen, Besprechung, Verbesserung, Zweite Aufnahmen, Feinschliff, Abschluss) konnte ich ausserdem die Entwicklung der Musiker und des Songs von Studio- zu Konzertreif darstellen, so dass am Schluss die Sänger in ihrem Bühnenoutfit im Studio stehen.

Kooperation & Fazit (Lessons Learned)

Das Barcelona-Musikvideo ist nach dem Bodypainting-Projekt vom letzten Semester bereits die zweite Produktion, in welcher ich mit Künstlern zusammenarbeiten durfte. Was ich dabei schnell gelernt habe, ist, dass man in der Arbeit mit Kreativen vor allem auch flexibel sein muss und nicht stur an einem Konzept festhalten sollte.

Grundsätzlich arbeite ich selbst auch gerne nach diesem künstlerischen Ansatz, da einem dieser auch mehr Freiheiten für eigene Ideen und Raum zum experimentieren lässt. Was den Dreh des Barcelona-Musikvideos jedoch teilweise ziemlich mühsam werden liess, war auf der einen Seite der Termindruck durch das Benefizkonzert und die Unzuverlässigkeit der Crew auf der anderen Seite. So wurde die Deadline zur Fertigstellung zwar seitens der Musiker nach hinten verschoben, ich erhielt den finalen Mix zum Synchronisieren der Aufnahmen jedoch trotzdem erst wenige Tage vor der erwarteten Abgabe.

Keine optimale Ausgangslage für die Postproduction, vor allem nicht wenn diese gleichzeitig in den Zeitraum der finalen Abgabe von anderen (bezahlten) Projekten fällt. Dass diese Projekte dann Priorität geniessen, musste die Crew schliesslich auch akzeptieren.

Schade ist nur wenn dadurch auch die Qualität des Videos (und des Schlafs des Produzenten) leiden muss. Gerne hätte ich so bspw. mehr Zeit in das Grading des Videos gesteckt, dafür war dann aber aufgrund des Termindrucks schlichtweg keine Zeit mehr.

Trotzdem bin ich zufrieden mit dem Endresultat meines ersten Musikvideos und so freue ich mich bereits auf weitere Produktionen dieser Art.

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