Bewerbungsvideo

«Ihr studiert doch so etwas mit Film, ihr könnt mir sicher bei meinem Bewerbungsvideo helfen?» Diese Frage einer unserer Freunde hat uns dazu bewegt, dieses Projekt «Videobewerbung» in Angriff zu nehmen. Unser Ziel: Dem Kollegen ein Vorstellungsgespräch zu verschaffen!

Früher oder später werden auch wir uns in dieser Situation befinden. Ein auffälliges, aber nicht zu gewagtes Bewerbungsdossier abzugeben, fällt vielen sehr schwer.

Aber wie machen wir das?
Wie stechen wir aus der Masse raus?
Wie zeigen wir unsere Qualitäten am besten?

All diese Fragen stellt man sich beim bevorstehenden Bewerbungsprozess. In einem Video kann man schon vor dem Vorstellungsgespräch mit einzigartiger Persönlichkeit und Ausstrahlung überzeugen.

Wir haben es ausprobiert – Hier ist unser Prototyp:

… und das Realprojekt:

(le)

Kritik
von Stephanie Felder und Vera Heinrich

Idee und Zielsetzung
Die Idee entstand aus einer Bitte eines Freundes. Er brauchte dringend eine aussergewöhnliche Bewerbung für seinen Traumjob. Das Unternehmen, für das sich unser Freund interessiert, verlangt explizit nach einem Bewerbungsvideo. Nach Absprache und einem gemeinsamen Nachmittag entschieden wir uns dieses Projekt in Angriff zu nehmen. Wir fanden die Idee von Anfang an super und waren gerne bereit mit ihm ein solches Video zu produzieren.

Unsere Zielsetzung war und von Anfang an klar:
Wir wollen ihm das Vorstellungsgespräch verschaffen.


Vorbereitung

Da wir beide noch keine Bewerbungsvideos produziert haben, machten wir uns zuerst im Internet schlau. Unsere Recherche hat gezeigt, dass die Videobewerbung im Trend liegt und sie dadurch umso professioneller zu gestalten ist. Das war für uns Ansporn genug. Zumeist auch, weil keine qualitativ hochwertigen Videos als Beispiele im Netz zu finden waren. Wir suchten die wichtigsten Kriterien heraus, die dringend zu beachten sind:

Vorbereiten: Die Vorbereitung ist das A und O. Man soll sich genau überlegen was man sagen möchte und wie man sich dabei bewegt.
Frei sprechen: Bei freiem Sprechen, kann man mehr über sich selber verraten. "Präsentations-Zettel" sind hier nicht erwünscht.
Sahnehäubchen: Ein Bewerbungsvideo darf nie alleine stehen. Eine gepflegte Bewerbungsmappe muss zwingend vorhanden sein. Das Bewerbungsvideo beinhaltet nicht alle Informationen.
Kein Experiment: Keine Effekte einbauen. Weniger ist Mehr.
Inhalt: Wie bei der schriftlichen Bewerbung gilt es, Interessanten Inhalt zu wählen und müde Wiederholungen vermeiden.
Kleidung: Die Kleidung sollte unbedingt passend zum Job sein. Der Dresscode in den jeweiligen Branchen ist zwingend zu berücksichtigen.
Qualität: Ein solches Video ist nur in hoher Qualität ein Nutzen.


Umsetzung

Uns war wichtig zuerst einen Prototypen zu erstellen, damit wir am offiziellen Drehtag genau wusste, wie wir alles gestalten wollten. Wir entscheiden uns für schlichte Kleidung. Wir legten schriftlich fest, was in dem Video alles gesprochen werden soll.

Da wir das Probevideo einerseits als Prototyp verwenden wollten, sahen wir andererseits keinen Sinn dahinter ein komplettes Bewerbungsvideo zu gestalten, das wir für zukünftige Bewerbungen nicht verwenden wollten. Somit, entschieden wir uns, eine internationale Bewerbung zu gestalten, um auch diese Sparte abdecken zu können. Das erste Video haben wir auf Englisch gemacht - da die Sprache keinen Einfluss auf das weitere Vorgehen im 'eigentlichen Realprojekt' hat.

Den Inhalt wählten wir nach den obengenannten Kriterien aus und achteten uns vor allem darauf nicht zu viele Informationen in ein kurzes Video zu verpacken. In erster Linie mussten wir den kompletten Inhalt analysieren und filtern. Wir einigten uns auf einige Punkte, die im Video unverzichtbar waren. Anschliessend wurde der ganze Text auswendig gelernt damit er frei vorgetragen werden konnte. Nach ein paar Sprechproben wagten wir uns an die ersten Aufnahmen. Einen groben Zeitplan haben wir zu Beginn erstellt, obwohl wir die benötigte Zeit noch nicht ganz einschätzen konnten. Dementsprechend haben wir einen kompletten Samstag einberechnet, um nicht in Verzug zu kommen. Unsere Vorstellung und Planung war simple: schlichte Kleidung & schlichter Hintergrund - dementsprechend müsste man als Person mehr überzeugen können, um nicht langweilig zu wirken.

Um eine gewisse Dynamik in das Video einzubringen, spielten wir mit verschiedenen Lichtquellen. Da bei hohem Kontrast eine unterschiedliche Wirkung erzeugt wird, wie bei Totalbelichtung, experimentierten wir mit den Einstellungen rum bis wir damit zufrieden waren. Wir haben uns für den Produktionsraum entschieden wo wir bereits bestehende Lichtquellen verwenden konnten. Wir wählten einen hohen Lichteinfluss und entschieden uns Schattenspiele im Gesicht als Stilelement zu verwenden. Demzufolge schraubten wir konstant am Licht herum, bis wir die passende Einstellung gefunden haben. Als Hintergrundfläche verwendeten wir einen schwarzen Vorhang um jegliche Ablenkung im Hintergrund zu vermeiden. Je nach Typ des Bewerbungsvideos, kann dies angepasst werden. Eine Bankbewerbung könnte man beispielsweise auch an einem Schreibtisch filmen/aufnehmen - natürlich muss auch hier eine gewisse Seriosität dahinter stecken.

Gefilmt haben wir mit einer Canon 70D, obwohl wir eine 5D bevorzugten. Nichtsdestotrotz erwies sich die 70D als sehr passend. Auch die Kameraführung war sehr einfach und statisch. Bei gesprochene Sequenzen verwendeten wir ein Standstativ um ein genaues und scharfes Bild zu erzeugen. Allerdings arbeiteten wir mit unterschiedlichen Zoomeinstellungen und Blickwinkel. Auch haben wir beispielsweise in einer Sequenz das komplette Studio im Bild, damit wir als MMP-Studenten Kompetenz zeigen können. Während der Dreharbeiten kam uns die Idee eine weitere "lockere" Version zu produzieren, indem wir "Take-Outs" im Bewerbungsvideo integrierten. Diese entstanden während dem Dreh - Ab und zu liessen wir die Kamera einfach laufen. Da wir uns gut auf die "Verse" vorbereitet haben, waren die Takes bald im Kasten.

Damit sich die Einfachheit durch das Video zieht, ist der Schnitt genau so simple.

Als wir mit unserm Video zufrieden waren, wagten wir uns an das Realprojekt. Spielten mit unserem Freud den gleichen Prozess noch einmal durch. Die Kleidungswahl haben wir im selbst überlassen. Zur Unterstützung haben wir ihn darauf aufmerksam gemacht, dass es sehr wichtig ist, dem Job entsprechen gekleidet zu sein. Er hatte am Tag des Drehs bereits stichwortartig notiert was er sagen wollte. Gemeinsam optimierten wir den Sprechtext. Nach einigen Proben ohne Kamera legten wir dann richtig los.

Und wieder wurden wir darauf aufmerksam wie wichtig Vorbereitung ist. Da wir bei unserem Freund zu Beginn ein bisschen Startschwierigkeiten hatten, liessen wir  ihn frei erzählen. Der "vorbereitete Teil" konnte zwar komplett erzählt werden, allerdings wurde dies auswendig gelernt - und das hörte man raus/merkte man. Demzufolge sollte man immer zuerst ausprobieren, was für dich persönlich am besten funktioniert: auswendig lernen oder mithilfe von Stichworten frei erzählen. Trotz allem gibt es Menschen, die sich komplett auf das auswendig Gelernte verlassen. Wir verwendeten bei unserem Freund die Methode mit dem "frei Erzählen". Und so konnten wir dann folglich die guten Szenen filtern und diese für die finale Version verwenden.

Wie beim Selbstversuch haben wir für unseren Freund 2 Versionen erstellt. Die Eine, die auf seine Bewerbung angepasst ist, und eine andere, die er bei einer weiteren Bewerbung als "Sahnehäubchen"/Extra mitschicken könnte. Hier haben wir vor allem auf den Inhalt geachtet, damit er dieses eine Bewerbungsvideo auch in einem halben Jahr erneut verwenden könnte - natürlich nur bei Bedarf.

 

Selbstkritik & Fazit
Der Begriff Bewerbungsvideos war für uns einen Begriff, hatten es aber noch nie selber versucht. Da wir selber bald in der Situation stecken uns zu bewerben war das Projekt die perfekte Vorbereitung und Auseinandersetzung mit dem Thema. Natürlich war einerseits das Ziel, dass unser Freund die Stelle ergattert - andererseits war dies für uns eine informative und lehrreiche Erfahrung für zukünftige Projekte. Auch fanden wir die Herausforderung toll, unserem Freund bei einer "Real-Bewerbung" behilflich sein zu können.

Im Nachhinein hätten wir es spannend gefunden, das Projekt zu erweitern und im Gespräch mit attraktiven Arbeitsgebern herauszufinden, welche Kriterien sie an einen Bewerber stellen, gerade im Bezug auf Videos. Da sich unser "Prototyp-Video" als erfolgreich herausgestellt hat, wäre eine "Erweiterung" sicher nicht schlecht. Nach professionellem Input und mehreren Gesprächen, könnte man dies in zukünftige Videos einbauen und Anpassungen anbringen.

Bei den zwei erstellten Videos, mussten wir für das "Ausprobieren" und Experimentieren viel Zeit einberechnen, da wir das Konzept von Grund auf neu aufgesetzt haben. Diese Zeit werden wir für eventuelle zukünftige Projekte nicht mehr beanspruchen müssen, da der technische Bereich im Grossen und Ganzen nun klar ist. Beim Schnitt würden wir bei weiteren Videos laufend Anpassungen anbringen, jedoch darauf achten, dass wir die Einfachheit in den Videos beibehalten. Schlussendlich soll das Video nicht schwerer gewichtet werden wie ein schriftliches Bewerbungsdossier, ausser dies wird explizit vom jeweiligen Arbeitgeber verlangt.

Bezüglich Stilelementen (vor allem im Bild): Um ein individuell angepasstes Video zu erstellen, wäre ein Grobkonzept eine gute Lösung. Da es unser erstes Bewerbungsvideo war, und wir mit den Stilelementen (Schatteneinwurf etc.) experimentiert haben, haben wir ein solches Konzept nicht erstellt. Hier werden wir in Zukunft viel Zeit sparen können.

Unser gesetztes Ziel haben wir erfolgreich erreicht - Unser Freund hat die Stelle erhalten!

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