Biolokal – der Berner Bio-Bauernhof

Es ist 6 Uhr morgens, als wir auf dem Bauernhof von Christina Bichsel und Thomas Wiedmer ankommen. Der Bauernhof scheint auf den ersten Blick wie jeder andere Bauernhof auch – was sich aber dahinter verbirgt, ist alles andere als gewöhnlich.

Christina und Thomas sind als Quereinsteiger zur Landwirtschaft gekommen. Thomas machte als ehemaliger Fotograf die Ausbildung zum Biobauer und Christina verbrachte mehrere Monate auf der Alp und lernte so das Wichtigste über das Käsen. Die Beiden starteten mit ihrem ersten Hof im Eriz BE und zogen dann mit ihren Tieren nach Hettiswil. Nebst dem Ackerbau und den Kühen ist das Hauptstandbein die Käserei. Aber nicht etwa die Kühe geben die Milch für den Käse, sondern die ca. 40 Ziegen. Sie werden täglich gemolken und aus der Milch macht Christina auf dem Hof selber Ziegenkäse. Verkauft wird er dann an lokale Restaurants in Bern und der Umgebung.
Die Leidenschaft am Beruf hat bei den beiden einen enormen Stellenwert. Vielleicht ist es das, was die beiden ausmacht. Vielleicht ist es aber auch ihre Denkweise, die sie trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage erfolgreich sein lässt. Eine unkonventionelle und alles andere als konservative Herangehensweise an die Landwirtschaft.

Erfahrt mehr zu Biolokal in unserem Film:


(bae)

Kritik
von Carole Reidhaar und Anna Meier

Idee und Konzept
In den meisten Köpfen scheint die Landwirtschaft etwas altmodisches und konventionelles zu sein. Gerade jetzt mit der ganzen Diskussion um den Klimawandel, in der die Landwirtschaft eigentlich eine wichtige Rolle spielt, erhält sie viel zu wenig Beachtung. Wir wollten mit unserem Film eine etwas andere Bauernfamilie porträtieren, die nicht dem klassischen Bild entspricht.

Preproduction
Wir machten uns also auf die Suche nach Protagonisten für unseren Film. Wir recherchierten online und trafen dann schnell auf «Bioloka»l. Wir riefen an und erklärten ihnen unsere Idee. Sie haben zugesagt und wir schrieben ein Konzept und einen Drehplan. Wir teilten den Beitrag in verschiedene Teile auf: Vorstellung der Familie, Übergang zu den Ziegen, das Melken der Ziegen, dann folgt die Kamera der Milch in die Käserei, der Käse wird hergestellt, Bereitstellung des Käses zur Lieferung und schlussendlich die Lieferung des Käses in ein Lokal. Wir erstellten zudem einen Zeitplan und einen ersten Fragenkatalog für das Interview. Was nicht fehlen durfte, war eine Leitfrage (Was macht Biolokal besonders?) und einen Aussagewunsch (Nicht alle Bauern/Bauernfamilien sind konservativ und altmodisch), an dem wir uns orientieren konnten. Zudem fixierten wir auch gleich ein paar Daten, an denen wir das Vorgespräch und die Aufnahmen machen konnten. Das war nicht ganz einfach, denn das Wetter im Herbst war nicht wirklich gut und die Tiere waren auch nicht mehr so oft draussen. Zudem erschwerte es die ganze Sache, da die Ziegen nur bis Ende November gemolken wurden. Der Zeitplan war also etwas eng und wir mussten spontan sein.
Was wir aber besser hätten machen können, war das Storyboard. Es hätte besser ausgeführt werden sollen. Wir haben uns zwar Gedanken zu einzelnen Fragen gemacht, das Interview aber nicht wirklich strukturiert. So hatten wir in der Postproduktion extrem viel Zeit damit verbracht, gute Szenen herauszuschneiden und einen roten Faden zu erstellen. Mit einem klaren Ziel an die Sache rangehen, hätte uns geholfen. In unseren Vorgesprächen hat sich abgezeichnet, welche Themen sich eignen für das Porträt. Wir hätten uns auf eines fokussieren und alles daran aufhängen sollen. Das haben wir zu wenig konkret gemacht.

Vorgespräch und Drehtage
Uns war wichtig, zuerst ein Vorgespräch geführt zu haben, die Drehorte anzuschauen und zuerst einmal ein Bild vom grossen Ganzen zu erhalten. Also machten wir uns auf den Weg nach Hettiswil für ein erstes Gespräch und lernten die Familie erst einmal kennen. Wir konnten so auch gleich ihren Wunsch an den Film abholen, denn es war uns ein Anliegen, dass sie den Film bei Bedarf auch weiterverwenden können.
Schlussendlich waren wir dann weitere zwei Tage auf dem Bauernhof. Einmal filmten wir B-Roll Material und das Käsen, sowie das Melken und am dritten Tag dann die Lieferung. Ein weiterer Drehort war das Restaurant «Löscher» in Bern.
Für uns war es essentiell, dass wie die beiden bei der Arbeit nicht stören oder aufhalten würden. Wir versuchten also alles so zu filmen, dass sie ihrer Arbeit weiterhin nachgehen können und richteten auch unsere Drehtage und alles weitere nach ihnen. Beispielsweise waren wir bereits um 6 Uhr in Hettiswil, weil Christina zu dieser Zeit die Lieferung bereit macht. Für uns war immer klar, dass wir solche Szenen nicht nachstellen wollten. Deshalb nahmen wir auch in Kauf, dass wir mehrere Tage in der Schule fehlten oder früh aufstehen mussten. Um der Familie ein möglichst natürliches und unverklemmtes Umfeld bieten zu können, haben wir Christina und Thomas bei der Arbeit interviewt. Dadurch wirkt das Video viel authentischer und natürlicher. Zudem eignet es sich gut zum schneiden. In einer Situation mit einer klar erkennbaren Chronologie, wie beispielsweise das Käsen von Christina, wird das Schneiden zu einer grösseren Herausforderung, wenn das Storyboard nicht richtig gemacht wurde. Die Antworten müssen dann in der Reihenfolge verwendet werden, in der es auch aufgezeichnet wurde.
Beim Filmen des Käsen gab es bereits einige Schwierigkeiten. Beispielsweise gab es eine Lüftung im Raum, die wirklich laut war aber ohne die Lüftung ist die Luftfeuchtigkeit zu hoch. Zudem lief dann auch das Glas der Kamera beim Käsen an, weil die Luftfeuchtigkeit so hoch war und wir mussten kurz unterbrechen. Da wir keine Tonangel hatten, sondern das Lavalier und das Kameramikrofon, hört man an einzelnen Stellen, dass die Person in eine andere Richtung redet. Dies mussten wir in Kauf nehmen, da sich die Protagonisten jeweils viel bewegten bei der Arbeit und teilweise auch in die Kamera bzw. zu uns redeten.
Schwierigkeiten mit dem Material hatten wir sonst aber grundsätzlich keine. Wir haben alles Material vorgängig getestet und uns damit vertraut gemacht. Dadurch hatten wir auch keine Pannen oder sonstige Unzufriedenheiten. Zudem hatten wir am Set eine klare Rollenverteilung. Das hat uns den Ablauf vereinfacht und wir wussten genau, was zu tun war.
Um nicht unzählige Videos synchronisieren zu müssen, haben wir immer ca. halbstündige Takes gemacht und diese dann synchronisiert. Was sich aber dann nicht unbedingt als Vereinfachung herausstellte.

Postproduction
Wie wir rasch bemerkten, waren die halbstündigen Takes nicht ganz so sinnvoll. In den halbstündigen Takes waren Schnittbilder, Interviews und Material für den Papierkorb. In etwa 5 Stunden an Filmmaterial mussten zuerst alle verschiedenen Materialien herausgeschnitten werden. Es hätte wahrscheinlich weniger Zeit gebraucht, viele verschiedene Takes mit dem Ton zu synchronisieren. Hinzu kommt, dass es zu vielen Schnittbildern auch nicht eine separat aufgezeichnete Tonspur braucht, weil das Richtmikrofon auf der Kamera gereicht hätte.
Da wir uns mit dem Produktionsmaterial gut auskannten, gab es keine schlimmen Fehler, die in der Post behoben werden mussten. Das hat uns viel Zeit eingespart.
Klare Zeitpläne geben einem eine Struktur und Deadlines. Leider haben wir das zu spät gemerkt. Unangenehme Aufgaben werden so sehr gerne herausgeschoben, wodurch der Stress in den Wochen danach immer grösser wurde.
Alle einzelnen Szenen auf langen Files rausschneiden zu müssen, ist extrem anstrengend und wirklich nicht nötig, wenn man es bereits zu Beginn sauber machen und protokollieren würde. Leider ist in der Prostproduction wirklich nicht mehr viel an diesem Fehler auszubessern als einfach alles zu schneiden und diszipliniert an der Arbeit zu bleiben. Beim Dreh waren wir jeweils beide etwas gestresst, da wir nichts verpassen wollten. Dadurch konnten wir auch nicht noch zusätzliche Notizen machen, was uns aber sicherlich geholfen hätte.
Da alles einzeln geschnitten werden musste, war jedes einzelne File bereits mit den verschiedenen Tonspuren synchronisiert im Premiere-File vorhanden. Davon haben wir kein einziges gelöscht. Beim Videoschnitt haben wir immer nur kopiert und alle Original-Dateien weiter hinten in der Timeline so gelassen. Sobald etwas fehlte oder ein anderes Bild gebraucht wurde, konnte dieses hinten in der Timeline gesucht werden. Das hat uns schlussendlich viel Zeit und Ärger gespart.
Zu guter letzt nahmen wir dann noch den Off-Text auf und konnten und dem Colorgrading und dem Überarbeiten des Audios machen.

Fazit
Ein solches Porträt zu machen, war eine gute Erfahrung. Es war zwar sehr zeitintensiv, da wir auch ein authentisches Bild von Biolokal vermitteln wollten und so viel Zeit mit Recherche und Vorarbeit benötigten. Zudem mussten wir uns nach dem Wetter und den Protagonisten richten, was uns die Sache nicht erleichterte. Wir hätten zwar ein besseres Konzept und etwas mehr Struktur gebraucht, im Grossen und Ganzen war es aber eine sehr gute und lehrreiche Erfahrung. Nicht nur im Bezug auf die Technik, sondern auch auf menschlicher Ebene. Eine gute Kommunikation war unerlässlich. Wir telefonierten sehr oft mit Christina und holten bei den beiden Feedback ein zu dem war wir machten.
Wir haben einen Einblick in eine ganz andere Welt erhalten und hoffen, den auch so weitergeben zu können. Das Video ist zwar nicht perfekt aber für den ersten Versuch sind wir ganz zufrieden und werden beim nächsten Mal mit mehr Sicherheit und Struktur an ein solchen Projekt herangehen.

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