Blick hinter die versprühten Fassaden – das Porträt einer Berner Graffiti Crew

In den Schweizer Grossstädten erblickt man sie bald an jeder Hausecke und gelegentlich auch an Zügen. Meist sind die Motive grosse, bunte Buchstaben, die zusammengesetzt sehr ansehnlich aussehen und ein bisschen Farbe in den tristen Grossstadtalltag bringen. Wir begegnen Graffitis und Tags täglich. Doch wer steckt hinter den illegalen Schriftzügen? Und was ist ihre Motivation, diese illegal anzubringen?

Um dies herauszufinden, hatte ich die einmalige Chance, mit einer renommierten Graffiti Crew aus Bern ein grosses Interview zu führen und erhielt dabei einen Einblick in ihren einzigartigen Lebensstil. Ich begleitete sie durch die Stadt und sie erklärten mir dabei die Faszination des illegalen Besprühens von fremdem Eigentum. Für ihr Vertrauen und ihre Bereitschaft, vor der Kamera Stellung zu beziehen, möchte ich ihnen an dieser Stelle ganz herzlich danken.

Der Zuschauer erhält Einblick in eine Welt, die anders tickt als die gängige Gesellschaft. Ein brisanter Mix aus künstlerischer Affinität, dem Streben nach dem Adrenalinkick und einer beeindruckenden Loyalität sind in diesem Porträt zu sehen. Abgerundet wird der Beitrag von Gegenstimmen wie auch Expertenmeinungen.

Das Video gibt es hier zu sehen:

(ae)

Kritik
von Nicolas Zürcher

Ziel des Projekts
Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, den Zuschauern einen Einblick in eine Welt zu gewährleisten, in der sie normalerweise keinen Einblick erhalten. Mit den mir zu Verfügung gestellten Videos der Crew kombiniert mit den von mir durchgeführten Interviews mit der Crew ist dies sehr gut gelungen. Damit sich das Porträt nicht zu eintönig gestaltet, kontaktierte ich den Verein CasaBlanca sowohl die Hochschule der Künste in Bern.
Das entstandene Endprodukt ist eine versuchte Erklärung des Phänomens des illegalen Sprayen.

Vorgehensweise
Ich liess all meine Kontakte walten, um ein Interview mit der Sprayer-Crew zu organisieren. Dies war wohl der wichtigste Punkt meiner Vorgehensweise, denn normalerweise gewähren diese Crews den nicht involvierten Personen keinen Einblick in ihre "geheime" Welt. Die Kommunikation mit der Crew war nicht leicht, da sie keine Freunde der Mobiltelefon-Kommunikation sind. Dennoch schaffte ich es, sie einige Male zu treffen und mich mit ihnen auszutauschen. Bei den Treffen führte ich das Interview durch und erhielt die Videoaufnahmen. Auf diese sensiblen und strengst vertraulichen Dateien musste ich besonders Acht nehmen.
Nebst der Crew stand ich auch im Kontakt mit dem Verein CasaBlanca Bern und der Hochschule für Künste Bern. Beide Parteien stellten mir einen Interviewpartner zur Verfügung. Lukas Manuel Herren, Geschäftsführer des Vereins CasaBlanca Bern sowohl Anselm Stalder, Studienleiter Fine Arts an der HKB waren sehr angenehme Interviewpartner mit haushoch interessanten Antworten.
Ich selber ergänzte mein Videomaterial mit Tages-und Nachtaufnahmen der Stadt Bern.
In einem letzten Schritt, ging es darum, alle Video-und Audiodateien in ein Video zu packen; ein sehr gigabyteschweres und zeitaufwändiges Vorhaben.

Schwierigkeiten
Ich führte das Projekt als Einzelprojekt durch. Somit war ich für alle Aufgaben selbst zuständig. Kontaktaufnahme, Interviewtermine finden, Videoaufnahmen machen, Audioaufnahmen einfangen, Fragen stellen, Direktion, Produktion und das Editen des Videos. Viel verschieden Arbeiten für eine Einzelperson. Beim Interview bei der CasaBlanca beeinflusste zudem ein Störsender mein Zoom H6, sodass ich alle Audiospuren im Nachhinein noch im Adobe Auditon bearbeiten mussten. Zudem sind auch die Videoaufnahmen bei diesem Interview durch das schlechte Licht auch nicht besonders gut.
Zu guter Letzt, wurden auch 10 GB von mir gemachten Aufnahmen von der Crew beschädigt. Sie mussten mit einem zeitaufwändigen Prozess durch ein Programm wieder hergestellt werden. Einige Aufnahmen konnten gar nicht mehr benutzt werden.
Wie schon vorher betont, sind die Informationen mit denen ich gearbeitet habe sehr sensibel. Ich musste die sichtbaren Gesichter auf allen Frames unterkenntlich machen und die Stimmen trimmen. Dies war ebenfalls äusserst zeitaufwändig.

Benutztes Material

  • Canon 70D
  • Flycam Nano DSLR
  • Zoom H6
  • Rode Videomic Pro
  • Handmic
  • Lavalier-Mikrofon
  • Kameralicht
  • Dreibein-Stativ
  • Final Cut Pro X
  • Adobe Audition

Fazit

Das Projekt war ein mächtiges Stück Arbeit. Sowohl das Video-und Audiomaterial zu generieren als auch das Verschneiden des Ganzen war anspruchsvoll. Ich lernte neue Sachen und sammelte Erfahrungen mit dem Zoom H6. Es ist sicherlich nicht alles gut, aber ich kann mit dem Endprodukt zufrieden sein.
Ich genoss das Projekt, da ich neue, mir noch unbekannte Sachen erfahren durfte, und dazu viel lernte.

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