Blickwinkel

Wie unterschiedlich sind die Resultate, wenn zwei Fotografen eine Fotostrecke mit der selben Storyline und den Ressourcen realisieren?

Wir sind dieser Frage auf den Grund gegangen und haben ein Projekt durchgeführt, um die unterschiedlichen Ergebnisse aufzuzeigen.

Bei einem Fotoshooting in Zürich hat zuerst Fabienne ein Model fotografiert und in Szene gesetzt. Danach wiederholte Celine mit einem anderen Model das Ganze auf ihre eigene Art.

Was nach dem Shooting und der Bildbearbeitung der Fotografinnen herauskam, sind interessanterweise zwei komplett verschiedene Fotostrecken, die beide ihren eigenen Charakter haben.

Fotostrecke Fabienne

Fotostrecke Celine

Kritik
von Céline Schnorf und Fabienne Wernli

Kritik Céline

Wie alles begann

Die Idee für dieses Fotoshooting hatte ich eigentlich schon lange. Es begann, als ich vor mehreren Monaten auf ein Bild der mit schwarzen Federn bedeckten Disney Figur „Maleficent“ stiess. Sofort wusste ich: so etwas will ich in einem Fotoshooting umsetzen.
Es schien mir jedoch zu wenig ausdrucksstark, nur ein einzelnes Bild zu kreieren; ich wollte eine ganze Fotoreihe machen, eine Geschichte erzählen.
Nach einigen Stunden des Grübelns, stand dann auch die Storyline: eine junge Frau fühlt sich eingeengt und unwohl in ihrem eigenen Leben. Sie entschließt sich auszubrechen, davon zu rennen und wird schlussendlich zu einer wilden und freien Frau.

Da ich das Projekt nicht alleine durchführen wollte, schnappte ich mir zwei Kolleginnen der HTW. Fabienne Wernli und ich würden je eine Fotoreihe produzieren und sie am Ende einander gegenüber stellen; die selbe Geschichte, das selbe Set und die selben Ressourcen, nur eben von jemand anderem produziert.
Katia Kaiser kümmerte sich um den „Making of“ Film des Shootings. 

Vorbereitungen

Für ein Fotoshooting gibt es natürlich einiges zu bedenken, zu planen und zu organisieren.
Als erstes schrieb ich unser Vorhaben auf der Internetplattform „Ron Orp“ aus, um Models auf TFP Basis (Time for Picture) zu finden. Zu meiner Überraschung meldeten sich mehr als 40 Interessierte auf mein Inserat. Was ich dabei unterschätzt habe, war der Aufwand, den es mich kostete, allen Models zu antworten, in den meisten Fällen mit einer Absage.
Wir einigten uns jedoch auf zwei Models, welche uns alle drei sofort ansprachen und auch schon einige Erfahrungen mit sich brachten. Sogar eine Visagistin schrieb mich an und wollte beim Projekt dabei sein. Natürlich begrüßten wir diese Idee sehr, da keiner bei uns im Team Hair & Makeup wirklich beherrscht.

 Nachdem wir unsere Models gefunden hatten, kümmerten wir uns um die Locations. Ein Teil der Fotos würde in einem Haus stattfinden, der andere Teil draußen im Wald. Am Anfang des Projektes stand die Idee, ein Bild der Reihe im Wasser zu drehen noch an. Ich fragte beim lokalen Hallenbad bei mir in Zürich an und sie hätten uns sogar das Aussenbecken zum shooten zur Verfügung gestellt. Jedoch verwarfen wir die Idee wieder, da das Wetter immer kälter wurde und wir unsere Models nicht ins kalte Wasser stoßen wollten.

Nach langem Überlegen, entschlossen wir uns, das Shooting bei mir zu Hause in Zürich zu machen, da ich in der Nähe eines Waldes wohne und sich unsere Einrichtung einigermaßen zu recht machen lassen würde.

Ein weitere Herausforderung stellte das Styling dar: da wir kein Budget zur Verfügung hatten, rüsteten wir uns im H&M mit Kleidern aus und durchsuchten zu Hause unsere eigenen Kleiderschränke. Erstaunlicherweise sammelten sich so einige brauchbare Stücke an und wir waren mit der Auswahl zufrieden.
Ich legte mir noch schwarze Federn zu, um daraus zwei Schulterpolster zu basteln und Fabienne entwarf in letzter Sekunde noch einen Nietenhaarreifen.

Übungen

Da wir mit dem Blitzlicht System „Profoto“ arbeiten würden und ich noch nie selbst mit einem kameraexternen Blitz fotografiert hatte, nahm ich mir die Zeit, mit einem Kollegen das System im Voraus zu testen. Dies stellte sich als kluge Entscheidung heraus, da uns das Aufstellen und Ausprobieren einiges an Zeit kostete. Danach fühlte ich mich jedoch gut vorbereitet und gewappnet für das Shooting.

Umsetzung

Wir führten das Shooting an einem Samstag durch. Um 8 Uhr trafen sich Katia, Fabienne und ich für die letzten Vorbereitungen und das Aufstellen des technischen Materials. Bald darauf trafen die Visagistin und das erste Model, Stefi W., pünktlich ein. Nach einer Stunde Styling konnten wir mit dem Shooting beginnen. Fabienne fotografierte, kümmerte sich um das Model und gab Anweisungen.
Vier Stunden später traf Anina M. ein, unser zweites Model. Nun war ich an der Reihe mit dem fotografieren und in Szene setzen.
Beide Models, sowie auch die Visagistin stellten sich als Glücksfälle heraus. Kompetent, freundlich und offen, konnten wir gut zusammen als Team arbeiten.
Um 18.30 Uhr hatten wir alles schlussendlich alles im Kasten, zufrieden aber auch sehr erschöpft.

Bearbeitung

Die Bildbearbeitung war einer der Schwerpunkte an diesem Projekt für mich, da ich eine große Leidenschaft für Photoshop und Retusche habe. Schnell hatte ich mich für vier Bilder entschieden und machte mich ans Bearbeiten. Nach drei Tagen und vielen Stunden am Computer war meine Bildreihe fertig und ich zufrieden mit dem Ergebnis.

Selbstkritik

Am Anfang haben wir uns ein wenig übernommen, was das Projekt anbelangt. Das Produzieren der entstandenen Reihe mit vier Fotos und drei verschiedenen Locations war bereits sehr strapazierend; hätten wir jedoch noch die Wasserszene dazu genommen, wäre es schlicht unmöglich gewesen, alles in einem Tag zu fotografieren.

Vom Zeitmanagement her, haben wir eher zu knapp gerechnet. Zwei Shootings, zwei Models, jeweils drei Locations und dies alles an einem Tag, stellte sich als anstrengend und zeitlich knapp heraus. Was wir dabei vor allem auch unterschätzt haben, war das Umstyling für die verschiedenen Fotos, welches natürlich einiges an Zeit beanspruchte.

Außerdem war es eine ziemliche Herausforderung, das Ganze ohne jegliches Budget umzusetzen. Glücklicherweise waren die Models, wie auch die Visagistin bereit, ohne Bezahlung am Projekt teilzunehmen, da die Fotos auch für sie gutes Portfolio Material bieten. Beim Styling mussten wir einiges aus eigener Kasse bezahlen, die Kosten hielten sich jedoch in Grenzen.

Fazit

Für mich war dieses Projekt ein Erfolg, da ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden bin, es mir Spaß gemacht hat und ich auch einiges dabei lernen konnte. Vor allem das Arbeiten mit dem Blitzsystem war eine neue und positive Erfahrung für mich. Ich bin froh, mit dem Blitzlicht System gearbeitet zu haben, da ich nun ein besseres Gefühl für Lichtsituationen entwickeln konnte und mich nun auch auf fotografischer Ebene sicherer fühle.

Der Aufwand, ein solches Fotoshooting zu organisieren und auch durchzuführen, darf jedoch nicht unterschätzt werden und kostete meine Kolleginnen und mich mehr Zeit als erwartet. Es wäre wohl besser gewesen, jedes Model einzeln an einem Tag zu shooten, anstatt beide am selben. Wir sind jedoch zufrieden mit dem Projekt und haben nun zwei komplett verschiedene Fotoreihen, was mir zeigt, dass man eben doch schon als Laie seinen gewissen Stil hat, sei das nun während dem Shooting oder bei der Bearbeitung.

 

Kritik Fabienne

Organisation

Das Thema der Arbeit war schnell gefasst, die Geschichte stand bald. Wir hatten viele Ideen die wir gerne umsetzen wollten um auch den forschenden Charakter des Beitrags etwas beizubehalten, doch wir mussten bald feststellen, dass uns da nicht nur Organisation und Zeitrahmen sondern auch die Wetterbedingungen und die Jahreszeit einen Strich durch die Rechnung machten.

So mussten wir bald die Idee eines Shootings im Wasser leider wieder vergessen und uns auf das Machbare konzentrieren. Die Organisation verlief grösstenteils gut geregelt, Céline hatte diese meist gut im Griff. Bis wir die Models hatten ging es ein Weilchen, doch wir hatten durch eine Anzeige auf RonOrp eine gute Auswahl.

Das Hauptproblem in der Organisation tauchte erst auf, als das Shooting schon fast so weit war - wir stellten fest, dass keiner von unserem Team ein Auto fahren konnte, und auch niemanden kannte, der unser benötigtes Material transportieren würde. Wir überlegten lange daran herum und entschlossen uns dann schliesslich - nachdem wir ein paar Dinge wie ein Stativ glücklicherweise dann doch nicht ausleihen mussten - es einfach selber per ÖV zu transportieren, auch wenn sich das etwas schwierig gestalten würde.

An diesem Punkt machte uns dann die Ausleihe der HTW Chur fast einen Strich durch die Rechnung, als nämlich plötzlich nicht mehr klar war, ob wir die reservierten Softboxen und die Kamera wirklich bekommen würden, was uns alle einen ziemlichen Schreck verpasste. Es fügte sich dann glücklicherweise alles und wir konnten wie geplant unser Material abholen und nach Zürich transportieren.

Shooting

Vor Ort kam es dann zu einem relativ kurzfristigen Wechsel der Location, da eine bessere und einfacher zu erreichende ausfindig gemacht werden konnte, was allerdings für uns und die Models kein Problem darstellte und reibungslos ablief.

Am Tag des Shootings begannen wir früh mit dem Aufstellen unseres Materials, was gut verlief. Wir hatten alles, was wir brauchten und befanden uns gut im Zeitplan. Das Model mit dem ich arbeiten würde kam zuerst und war pünktlich.

Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und konnten gut zusammen arbeiten. Ich hatte zwischenzeitlich kurze Schwierigkeiten mit dem Handling der Canon-Kamera, da ich eigentlich eine Nikon gewöhnt bin, die sich allerdings schnell erledigten. Das Shooting verlief danach plan-mässig und gut.

Post-Production

Mit der Post-Production begann ich unverzüglich am gleichen Abend. Ich sortierte aus über 600 Bildern die Besten aus und begann, sie in Photoshop zu bearbeiten. Die Herausforderung war, in den ersten Bildern das Veträumte, Prinzessinen-hafte hinzubekommen, und das etwas Verruchte im letzten. Ich recherchierte und probierte mit ein paar Effekten herum, unter anderem auch dem der „Feenlichter“ auf dem dritten Bild, welches mir persönlich sehr gefällt.

Mit dem Endprodukt bin sowohl ich als auch das Model das mit mir gearbeitet hat sehr zufrieden.

 

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