Branded Motion – ein Praxisversuch

Im nächsten Semester startet an der HTW Chur der neue Major des Multimedia Production-Studiums: Branded Motion. Die neue Vertiefungsrichtung soll in die Welt der Animation einführen im Rahmen der Corporate Communications. Doch wie lassen sich denn Botschaften von Unternehmen in Animationsclips umsetzen? Wir haben einen ersten Versuch unternommen.

Für ein Projekt im Modul «Corporate Communications» galt es unter anderem einen Informationsvideo über die Geothermie in der Schweiz zu erstellen. Der Kurzfilm soll nicht nur informieren, sondern auch eine positive Einstellung zur Geothermie erzeugen. Eine Aufgabe also, welche sich gut mit Motion Design lösen lässt.

Motion Design nennt man die audiovisuelle Gestaltung von Bewegtbild durch Typografie und grafischen Elementen. Einfach ausgedrückt sind das kurze Animationsfilme. Ein Programm, welches sich gut dafür eignet, ist das After Effects von Adobe. Zusammen dem Schnittprogramm Adobe Premiere Pro lassen sich in kurzer Zeit einfache Motion Design Clips erstellen.

Vor- und Nachteile von Motion Design

Im Gegensatz zu herkömmlichen Informations- respektive Sensibilisierungsvideos fehlt hier jedoch das reale Bild. Emotionen lassen sich gut anhand von gezeigten Menschen übermitteln, was eine Herausforderung im grafischen Bereich sein kann. Denn Typografie und Grafikdesign sind weniger gefühlsbetont als echte Menschen. Um dies zu umgehen, sollte man den Erzähltext möglichst spannend und emotional gestalten. Er sollte einen roten Faden haben und die Aufmerksamkeit des Zuschauers binden.

Auf der anderen Seite sind gerade diese grafischen Elemente ein klarer Vorteil von Motion Design-Clips gegenüber Videos mit Realbildern. Komplizierte Prozesse und Informationen können leicht und übersichtlich dargestellt werden. Animierte Infografiken übermitteln sehr viele Fakten und fesseln anhand von bewegten Objekten die Zuschauer trotzdem.

Informationsvideo «Geothermie in der Schweiz»

Die Geothermie kann als eher trockenes Thema bezeichnet werden. Der Vorgang der Energieerzeugung ist schwierig ohne Grafiken darzustellen, weshalb ein animiertes Informationsvideo Sinn macht. Um eine positive Botschaft zu übermitteln, wurde der Erzähltext gegen Ende emotionaler und motivierend. Der Zuschauer soll den Eindruck erhalten, dass es die Geothermie braucht, um die Umweltverschmutzung aufzuhalten. Da dieses Video in den Corporate Communications-Bereich fällt und auch zu Lobby-Zwecken gebraucht werden kann, erachten wir diese leichte Übertreibung als gerechtfertigt.

Das folgende Informationsvideo ist fiktiv und nur zu Schulzwecken erstellt worden. Es steht in keinem Zusammenhang mit der Informationsstelle «geothermie.ch».

Erkenntnisgewinn

Der Versuch zeigt: Animationsfilme lassen sich gut im Corporate Communications-Bereich verwenden. Will man informieren, lassen sich gerade komplizierte Prozesse um einiges simpler darstellen als mit aufwendigen Realbild-Aufnahmen. Es fällt dem Zuschauer leichter, sich anhand von einfachen, wiederkehrenden Elementen zu orientieren.

Unabdingbar ist jedoch ein fesselnder Text mit passender Erzählstimme. Hier sehen wir Verbesserungspotential im Geothermie-Informationsclip. Der Text sollte fesselnder erzählt und auch inhaltlich spannender umschrieben sein. Wichtig bei animierten Erzähltexten sind bildliche Umschreibung und Vergleiche von Informationen. Einerseits unterstützt man Animatoren, da sie kreativen Input aus dem Text holen können, aber auch die Zuschauer, denn so können sie das Gesagte sehen.

Ein weiterer, gerade im Hinblick auf die Praxis wichtiger Punkt ist die Zeit. Generell sind solche Kurzfilme aufwendiger als mit der Kamera gedrehte Informationsvideo. Es braucht mehr Zeit, um Animationen zu erstellen, als einen Professor zu filmen, welcher die Geothermie erklärt. Natürlich wäre dies weniger attraktiv für die Zuschauer. Doch da man im Arbeitsalltag häufig unter Zeitdruck steht, ist dies ein nicht zu vernachlässigender Aspekt von Branded Motion. Die Erfahrung der Animatoren spielt hier zusätzlich eine Rolle, da ein effektiver Workflow die Produktionszeit erheblich kürzen kann.

Plant man jedoch im Voraus genug Zeit ein und benutzt einen mit Spannung erzählten Text, dann sind informative Animationsclips im Bereich Corporate Communications eine erfolgversprechende Wahl.

Kritik
von Yasmine Sihite und Sarah Vettori

Konzeptgedanke

Wie im obigen Artikel erwähnt, stand dieser Beitrag im Zusammenhang mit einem Semesterprojekt aus dem Modul «Corporate Communications». Da beide Autorinnen ab Februar die Vertiefungsrichtung «Branded Motion» gewählt haben, entstand schnell die Frage, inwiefern sich eine solche Aufgabe (Informationsvideo über die Geothermie in der Schweiz) mit Animationen umsetzen lässt. Daraus wurde die Arbeitsthese für diesen Digezz-Beitrag abgeleitet: Wie lassen sich Corporate Videos mit Motion Design umsetzen?

Medienwahl

Die Medienwahl war vorgegeben: Film. Dem Konzept entsprechend soll dieser nur aus Typografie und grafischen Elementen bestehen. Auf Realbild-Aufnahmen wurde verzichtet, denn der Informationsfilm wurde rein digital erstellt. Ein weiteres Medium ist der Ton. Der Erzähltext wurde geschrieben und anschliessend im Tonstudio aufgenommen.

Weiter wird das Medium Text abgedeckt, denn es steht die Machart des Videos im Vordergrund und wie sich solche Techniken im Bereich Corporate Communications einsetzen lassen. Deshalb ist der Text mit Hintergrundinformationen und Rapport über die gewonnenen Erkenntnisse ein wichtier Bestandteil des Beitrags.

Für das Projekt wurden entsprechend der eigentlichen Aufgabenstellung innerhalb des Moduls noch weitere kommunikative Massnahmen erarbeitet, um die Geothermie in der Schweiz bekannt zu machen. Dazu gehören unter anderem eine Informations-Website, Lobbyingarbeit und Informationsabende. Da der Digezz-Artikel jedoch von Branded Motion handelt, wird auf diese zusätzlichen Kommunikationsmöglichkeiten nicht weiter eingegangen.

Produktionsweise

Die Animationen wurden komplett im Adobe After Effects erstellt. Der Begleittext wurde im Tonstudio der HTW Chur aufgenommen und im Adobe Audition bearbeitet. Anschliessend wurden die gerenderten Animationen im Adobe Premiere mit dem Ton und Hintergrundmusik zusammengelegt und als fertiger Kurzfilm exportiert.

Lessons learned

Die Erzählstimme wurde zu leise aufgenommen. Wir mussten sie ziemlich verstärken und sind auch mit dem Endergebnis nicht vollkommen zufrieden. Es fehlt der Stimme respektive der Aufnahme an Dynamik. Der Zuschauer wird zu wenig gefesselt.

Ausserdem würden wir den Text bei weiteren Informationsvideos anders gestalten. Es ist wenig Spannung vorhanden. Der Text wirkt eher formell, fast schon einer Nachrichtensendung entsprechend. Da es sich um Informationen handelt, ist zwar Neutralität angebracht, jedoch sollte ein Spannungsbogen und eine gewisse Farbigkeit im Text enthalten sein. Die Aufmerksamkeit der Zuschauer wird dadurch besser gebunden. Denn ein packendes Bild allein reicht nicht aus, um die Zuschauer dazu zu bringen, den Clip bis ans Ende zu schauen.

Workflow

Als erstes wurde der Text für den Clip entworfen und im Tonstudio aufgenommen. Danach erstellten wir ein Drehbuch mit Animationen für den gesamten Text. Da wir uns anschliessend aufteilten für die Arbeit im After Effects, war es wichtig, diesen Teil genau zu besprechen. Es klingt nach wenig Arbeit, beansprucht aber mehr Zeit, als man denkt. Ausserdem suchten wir nach einer passenden und lizenzfreien Hintergrundmusik für den Film.

Anschliessend wurden die benötigten Grafiken erstellt. Wir stimmten genau ab, mit welchem Stil wir arbeiten wollten. Es lohnt sich hier, genügend Zeit dafür einzuplanen. Wenn mit verschiedenen Stilen gearbeitet wird, wirkt der Film am Schluss nicht einheitlich. Anhand von Beispielen auf Vimeo einigten wir uns schiesslich auf ein bestimmtes Design. Yasmine erstellte darauf die Landschaften, während Sarah die Symbole gestaltete.

Die beiden Illustrator-Dateien wurden ausgetauscht und der Text in zwei Hälften aufgeteilt. So konnten wir unabhängig voneinander die Animationen erstellen. Schliesslich fügte Yasmine die beiden Teile mit der Hintergrundmusik zusammen, während Sarah den Beitragstext erstellte.

Lessons learned

Es kann nicht genug betont werden, wie wichtig es bei Animationsfilmen ist, sich vorher auf einen gemeinsamen Design- und Animationsstil zu einigen, wenn man im Team arbeitet. Animationen sind aufwändig und Änderungsarbeiten im Nachhinein sehr mühsam und unserer Meinung nach manchmal auch kaum umsetzbar. Wir haben uns im Voraus die Zeit genommen, genau zu besprechen, wie wir uns den fertigen Clip vorstellten. Dabei orientierten wir uns an einem Vimeo-Clip zur Vorlage. Trotz aller Absprachen mussten wir unsere beiden Teilen zum Schluss nochmals anpassen, damit sie wirklich einheitlich sind. Wir betrachten es als gute und interessante Übung für zukünftige Projekte. Unsere Art der Aufteilung hat hier funktioniert. Trotzdem gehen wir davon aus, dass in der Praxis besser bewährte Möglichkeiten zur Arbeitsteilung in diesem Bereich existieren.

Zusammenarbeit

Da wir bereits in vielen Projekten zusammengearbeitet haben, verlief die Zusammenarbeit auch hier wie erwartet gut. Es ist ein Vorteil, wenn man den gegenseitigen Stil bereits kennt, denn dadurch lässt sich leichter ein Kompromiss finden. Wir hatten für das Projekt beide den gleichen Zeitaufwand und schafften so eine faire Aufteilung. Es war von Vorteil, dass wir den gleichen Kenntnisstand in After Effects hatten.

Mit dem Kurzfilm sind wir sehr zufrieden. Es ist für uns beide das erste Mal, dass wir ein Informationsvideo im Bereich Branded Motion erstellt haben. Bisher haben wir eher künstlerische oder journalistische Animationsclips produziert. Deshalb betrachten wir das Endergebnis grundsätzlich als Erfolg.

Wir sehen jedoch auch einiges an Verbesserungspotential: So investieren wir das nächste Mal mehr Zeit in die Erstellung des Textes und die Aufnahme der Tonspur. Ausserdem wirken die Animationen oft etwas zu schnell oder abgehackt. Die Bewegungen sollten weicher und fliessender werden, damit der Zuschauer mit Zuhören und Zuschauen nachkommt.

Selbstreflexion Sarah

Dieses Projekt empfand ich als wichtig, den zum ersten Mal habe ich in einem Team Animationen erstellt. Dabei eine visuelle Einheitlichkeit bewahren zu können, war eine Problemstellung, über welche ich schon oft nachgedacht habe. Viele Besprechungen und steter kommunikativer Austausch empfinde ich im Nachhinein als unabdingbar.

Bei einem nächsten Mal würde ich mich noch öfter mit den Teamkollegen austauschen, gerade während des Animationsprozesses. Zum Schluss mussten wir nämlich kleine Verbesserungsarbeiten leisten, damit der Film visuell kohärent erscheint. Bereits kleinste Details machen den Unterschied und entscheiden schlussendlich darüber, ob das Endergebnis optisch zusammenhängend ist.

Bezüglich dem Animieren konnte ich einiges dazu lernen. Dieses Tutorial war sehr hilfreich. Ich habe die zweite Hälfte des Filmes animiert. Der Arbeitsaufwand war jedoch grösser als erwartet. Ich brauchte doch circa
drei Tage alleine für die Animationen. Dies war der Fall, da ich dazwischen Tutorials schaute und verschiedene Varainten für Animationen ausprobierte.

Zum Schluss stellte ich fest, dass ich zu viel und zu schnell animiert hatte, als dass es zum Erzähltext passt. Obwohl ich den Ton hinterlegt hatte, fiel mir es erst zum Schluss auf. Also musste ich meinen Teil nochmals entschlacken, bevor wir ihn für das Endprodukt verwenden konnten.

Ausserdem wirken gewisse Stellen auf mich zu abgehackt. Die Bewegungen sind abrupt und etwas steif. Es scheint zu wenig aus «einem Guss» zu kommen. Weiter sind die letzten zehn bis fünfzehn Sekunden visuell zu voll bepackt. Der Zuschauer hat wahrscheinlich Mühe, sowohl auf Text als auch Bild zu achten. Obwohl wie oben erwähnt ich am Ende überflüssige Animationen noch entfernt habe, finde ich die Bewegungen immer noch zu schnell. Es war schwierig, noch mehr Änderungen im Nachhinein vorzunehmen. Deshalb werde ich bei einem nächsten Mal besonders gut auf das Animationstempo achten.

Selbstreflexion Yasmine:

Individuell hatten Sarah und ich beide schon Animationsfilme erstellt und sonstige Versuche im Motion Design Bereich unternommen, doch für uns beide war es das erste Mal, dass wir gemeinsam einen Animationsfilm produzieren. Ich war gespannt darauf, ob sich mein Workflow durch die Partnerarbeit ändern würde.

Essenziell bei dieser Vorgehensweise ist natürlich Kommunikation. Deshalb empfand ich die detaillierte Vorbesprechung, die wir durchgeführt hatten als äusserst hilfreich und war für mich ein optimaler Einstieg in diesen Versuch. Wir hatten beide einige Bedenken, ob wir den Film kohärent gestalten würden. Deshalb einigten wir uns darauf, sozusagen den Stil eines bestehenden Films zu kopieren, da so weniger Gefahr besteht, dass das Design stilistisch zu fest unterscheidet. Für ein weiteres Projekt würde es mich jedoch sehr interessieren zu sehen, wie das Motion Design Endprodukt von zwei Personen aussehen würde, wenn Sie beide ihren eigenen Stil einbringen würden.

Das Gestalten der einzelnen Elemente im Film ging mir sehr leicht von der Hand, da ich mich mit Adobe Illustrator sehr wohl fühle und der Gestaltungsstil mir bereits bekannt war. Jedoch habe ich den Zeitaufwand für die Animationen in After Effects massiv unterschätzt. Die Tools für Animationen waren mir zwar bereits bekannt, was aber extrem Zeit eingenommen hat, ist die korrekte zeitliche Gestaltung. Sehr viel Zeit verbrachte ich damit, die Geschwindigkeit und den Fluss von Animationen zu korrigieren. Dies ist jedoch ein Faktor, der sich mit steigender Erfahrung minimieren sollte, da man mit der Zeit ein Gespür für Animationsgeschwindigkeiten entwickeln kann.

Am hilfreichsten bei der Gestaltung des Videos waren folgende Tutorials.

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