Brich das Tabu – Psychische Krankheiten

In einer Zeit, wo auf Instagram jeder Post mit #love und #happiness geschmückt ist, spricht kaum jemand über einen #sadday.

Laut einer Studie des Bundesamts für Statistik, litten 2017 rund 18% der Frauen und 11,7% der Männer unter einer mittleren bis hohen psychischen Belastung. Das sind hohe Zahlen für ein Land, in dem es uns doch allen so gut gehen soll. Aber eigentlich sollte das kein überraschendes Ergebnis sein, denn irgendwie weiss man ja, dass es viele Menschen gibt, die unter Depressionen oder anderen psychischen Krankheiten leiden.

Warum ist es trotzdem schockierend?
Es wird nicht genug darüber gesprochen.

Johanna und Elisabeth bekämpfen mit ihren Posts und Artikeln die Tabuisierung psychischer Krankheiten. Sie sprechen ungehemmt darüber, wie es ihnen geht und zeigen so die Realität, der meisten von uns, offen auf.

Johanna, 26, veröffentlichte bei VICE einen Artikel über die Psychische Erkrankung ihrer Mutter sowie ihre eigene.

Lies Johannas Artikel: «Wie es ist, mit einer bulimischen Mutter aufzuwachsen»

Elisabeth, 20, führt einen Instagram-Account, worauf sie auf ihre Psychische Krankheit aufmerksam macht.


Schau dir Elis Instagram-Account an: Eli und Sandro

Gina, 21, startet zum ersten Mal im Internet das Gespräch über die Tabuisierung Psychischer Krankheiten.

(lhu)

Kritik
von Gina Gysi, Nuria Spycher und Milena Burch

Idee
Wir sind drei Mädels, die auf Instagram aktiv sind und uns dort von unserer besten Seite zeigen. Seit einer Weile ist uns aufgefallen, dass eine ehemalige Mitschülerin sich auf Instagram über ihre psychische Gesundheit öffnete. Dabei sprach sie oft auch den Aufruf «End The Stigma» an. Wir waren überrascht, da uns bis dahin nicht wirklich bewusst war, wie selten ich jemanden auf Social Media antreffe, der/die offen über die eigenen Probleme spricht. Vor allem kennen wir kaum jemanden persönlich, der dies je tun würde.
Wir waren sehr beeindruckt und beschlossen, uns dem Kampf gegen das Schweigen anzuschliessen. Dabei war es uns besonders wichtig das Tabu, über die psychische Gesundheit zu sprechen, zu brechen.

Warum redet man nicht mehr darüber? Eigentlich wissen wir alle, dass es niemandem immer so blumig geht, wie er/sie es auf Instagram veranschaulicht. Jeder hat schlechte Tage, ist mal völlig neben der Spur oder hat eben eine ernstzunehmende psychische Krankheit.
Das ist sogar viel öfters der Fall, als man denken würde:

2017 litten laut dem Bundesamt für Statistik 18,3% der Frauen und 11,7% der Männer unter einer mittleren bis hohen psychischen Belastung. 12% aller Schweizer waren infolge psychischer Probleme in Behandlung. Was uns aber am meisten Schockierte war, dass im Jahre 2016 rund 1'000 Suizide in der Schweiz vorfielen. In einem Land, in dem es uns allen doch so gut geht, kämpfen offensichtlich trotzdem noch viele mit eigenen Problemen.
Da ich in meiner Vergangenheit selbst mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte und mich eigentlich schon länger gerne dafür einsetzen würde, entschied ich, mit diesen Videos einen Schritt in die richtige Richtung zu machen.
Mit Fragen über das eigene psychische Wohlbefinden sowie die Meinungsäusserung dazu möchten die Protagonisten und ich anderen helfen, sich zu öffnen und das Tabu gegen Psychische Krankheiten zu brechen.

Planung & Umsetzung
Wir hatten schnell zwei Protagonistinnen gefunden, mit denen wir gerne zusammenarbeiten würden. Elisabeth kannte Gina noch von der Fachmittelschule und sie folgten sich immer noch gegenseitig auf Instagram. In den letzten Monaten wurde Elisabeth immer aktiver darauf und hat sich mehr und mehr bezüglich ihres psychischen Wohlbefindens geäussert. Zusammen mit ihrem Freund hatte sie kürzlich einen neuen Instagram-Account erstellt, worauf sie regelmässige Posts zu ihren Problemen erstellen und offen darüber schreiben. Ihres wegen kamen wir überhaupt auf die Idee, dieses Projekt zu machen. Sie hat uns sofort bei der Idee unterstützt und wollte mit uns arbeiten.

Johanna haben wir per Zufall auf Facebook entdeckt, weil jemand ihren Artikel «Wie es ist, mit einer bulimischen Mutter aufzuwachsen» gepostet hatte. Wir waren erstaunt, wie offen Johanna auch über ihre eigene Gesundheit sprach und wollten gleich mehr über sie erfahren.

Wir haben schnell zwei Termine für die Interviews gefunden. Zur Vorbereitung führten wir genaue Recherche und wollten möglichst viel über die Tabuisierung herausfinden. Dabei mussten wir darauf achten, dass wir unser Projekt nicht mit dem Thema «Stigmatisierung von Psychischen Krankheiten» vermischen. Wir wollten uns vor allem auf die Aussprache und nicht auf die Vorurteile konzentrieren. Wir schickten Elisabeth und Johanna die Fragen im Voraus, damit sie sich schon etwas auf das Interview vorbereiten konnten. Gefilmt haben wir die Interviews mit dem entsprechenden Material:

  • Sony PDW X-70 SET UHD
  • Zoom H5 Audiorekorder
  • Funkset Lavalier Rode Link
  • Fotostativ Manfrotto 190XB
  • Dörr LED Dauerlicht Set Dörr DLP-600
  • Audio Kabel: XLR m - XLR f
  • Mikrofon Rode VideoMic

Das Interview mit Johanna fand als erstes statt. Obwohl wir am Anfang noch nervös waren, da es unser erster alleiniger Dreh war, verlief alles gut und wir waren am Schluss sehr zufrieden mit unserer Leistung.
Auch das Interview mit Elisabeth lief wie geplant und wir waren innerst kürzester Zeit fertig mit dem Dreh.

Postproduction

  • Nach Johannas Interview haben wir uns erst zuhause das Material angesehen, wobei wir bemerkten, dass ihr Gesicht leicht unscharf ist und der Schärfepunkt beim Dreh wo anders lag. Wir waren sehr enttäuscht, dass uns dies nicht während dem Filmen aufgefallen ist. Nachdem wir uns am gleichen Abend verloren und hilflos fühlten, holten wir uns am kommenden Tag Hilfe bei Peter Indergand. Er konnte uns genauer erklären, weshalb das Video unscharf herausgekommen ist und wie man es in der Postproduction etwas «flicken» kann. Das hat uns sehr beruhigt und wir konnten dank seinem Input mit dem Color Grading das Ganze etwas retten.
  • Nach dem Interview mit Elisabeth haben wir leider erst zuhause bemerkt, dass die Total- und Naheinstellungen bei den beiden Videos ziemlich verschieden sind. Darauf hätten wir uns beim Dreh selbst achten müssen. Wir empfinden es aber nicht weiterhin schlimm.
  • Bei der Postproduction war die grösste Challenge, die Interviews zu kürzen. Obwohl alle Aussagen wichtig und relevant waren, mussten wir einsehen, dass ein 10-minütiges Video viel zu lange für ein informatives Video ist. Die Aufmerksamkeitsspanne ist heutzutage nicht mehr lange, weshalb wir uns ein Ziel von 5 Minuten gesetzt. Wir versuchten unser Bestes, schlussendlich sind aber beide Videos länger als 5 Minuten geworden. So konnten wir alles Relevante in den Videos belassen und nichts rausnehmen, was eigentlich wichtig gewesen wäre. Und dass nur, um unser Ziel zu erreichen.

Fazit
Wir haben seit Johannas Interview schon viel über Kamera, Ton und Licht gelernt, was uns beim Interview mit Elisabeth sehr weitergeholfen hat. Es war ein sehr guter Lernprozess für uns, wessen Wissen wir nun weiterhin anwenden können und werden. Wir hatten viel Spass bei den Drehs und bewundern, dass Johanna und Elisabeth so offen über das Thema sprechen können. Wir denken, dass wir unsere Message dank ihnen sehr gut weiterverbreiten können, denn auch uns haben die Beiden beim filmen einen Denkanstoss gegeben. Zukünftig können wir uns vorstellen, diese Serie fortzusetzen und weitere Aspekte Psychischer Krankheiten aufzugreifen und anzusprechen.

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