Bündner Blauliacht

Schwarzer Rauch steigt dem Himmel entgegen, heisse Flammen brechen aus den Autofenstern. Der Verkehr steht still, den Verletzten wird erste Hilfe geleistet so gut es geht. Aber noch immer ist jemand im Auto eingeklemmt. Da erklingt das erlösende Martinshorn und plötzlich weiss man, die Rettung ist nahe…

Sie sind dann vor Ort, wenn Leben gerettet werden müssen. Dann, wenn Hilfe benötigt wird und oft begeben sie sich in grosse Gefahr, um andere in Sicherheit zu bringen. Wir sind auf sie angewiesen und in so manchen Situationen dankbar, dass es sie gibt. Auch leisten sie erhebliche Arbeit in der Prävention von Unfällen. Die Rede ist von Blaulichtorganisationen wie der Feuerwehr, Rettung und Polizei.

Damit Einsätze reibungslos ablaufen können und eine professionelle Rettung gewährleistet ist, gelten eine fundierte Ausbildung und Wiederholung von Gelerntem als Grundvoraussetzung. Die Retter müssen immer auf dem aktuellsten Stand sein und Handgriffe müssen im Ernstfall automatisch ablaufen. Ebenso sind die Rettungsorganisationen aber auch immer mehr auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen.

Aber wie genau läuft denn eigentliche eine Feuerwehr Übung ab? Wie wird das Wissen vertieft, verbesserte Lösungsansätze für die Zukunft ausgearbeitet und was kann eine Polizeikontrolle zur Unfallprävention beitragen?

Wir hatten die Möglichkeit, die Feuerwehr Domat/Ems – Felsberg, das Schwerverkehrskontrollzentrum der Kantonspolizei Graubünden, sowie die Rettung Chur zu begleiten und diese nach ihren Herausforderungen, Zielen und Wünschen für die Zukunft zu fragen. Zudem durften wir bei einer Feuerwehrübung und einem Einsatz der Polizei live dabei sein und uns so ein eigenes Bild der täglichen Arbeit einer Blaulichtorganisation machen. Immer mit vor Ort war der Bündner Regierungsratspräsident Christian Ratgeb, welcher das Department Justiz, Sicherheit und Rettung aus politischer Sicht leitet und durch die Besuche einen Einblick in die Organisationen erlangte.

(fs)

Kritik
von Aline Gsell, Benoît Perritaz, Matteo Senn, Lucas Nold, Carmen Wenger und Dan Führer

Der Auftrag

Unsere Projektgruppe meldete sich Ende Januar 2016 auf die Ausschreibung von Ruedi Alexander Müller-Beyeler bezüglich einer Reportage über die Blaulichtorganisationen im Kanton Graubünden. Diese sollten im Frühjahr vom Regierungspräsidenten und dem Vorsteher des Departements für Justiz, Sicherheit und Gesundheit des Kantons Graubünden, Christian Rathgeb, besucht werden. Bei den Blaulicht-Organisationen handelt es sich um die Rettung Chur, die Kantonspolizei Graubünden und die Feuerwehr Domat/Ems - Felsberg.

Das Konzept

Ende Januar fand das Briefing durch Ruedi Alexander Müller-Beyeler und Thomas Weibel statt.
Dabei wurde der Auftrag erläutert und mittels Brainstorming erste Ideen gesammelt. Schnell stand fest, dass wir uns auf die Personen hinter den Organisationen konzentrieren sowie deren Herausforderungen ins Zentrum stellen wollten. Regierungspräsident Christian Rathgeb’s Besuche bei den Organisationen sollten als „roter Faden“ durch die Reportage leiten.

Nach der Ideenfindung setzen wir uns an das Konzept. Die Rahmenbedingungen für die Umsetzung waren im Groben gegeben. Die fixierten Drehtermine fanden im Februar bei der Rettung Chur, im April bei der Kantonspolizei und im Mai bei der Feuerwehr statt. Somit teilten wir die Reportage auf die Organisationen auf. Ziel der Aufteilung war, flexibel in der Beitragsgestaltung zu bleiben und die Reportage in drei Teilen zu veröffentlichen. Leider mussten wir diesen Teil des Konzepts anpassen, da sich bereits beim ersten Dreh herausstellte, dass die Organisationen teilweise zu wenig Zeit und Ressourcen für uns eingeplant hatten. Aus diesem Grund fassten wir die einzelnen Beiträge zu einer Gesamtreportage zusammen.

Die Vorbereitungen

Da der erste Drehtermin mit Regierungspräsident Christian Rathgeb bereits im Februar stattfand, war das Team bei der Planung enorm gefordert. Als erster Schritt wurde Kontakt mit der Rettung Chur aufgenommen und die Rahmenbedingungen abgeklärt. Dieser Termin wurde ebenfalls genutzt, um die Räumlichkeiten der Rettung Chur zu rekognoszieren. Nach der Fixierung der Drehtage wurde die Materialplanung und Reservation sowie die Teameinteilung vorgenommen.

Das gleiche Vorgehen wurde bei den beiden weiteren Organisationen angewendet.

Wie im Konzept angedacht, wollten wir die Herausforderungen der einzelnen Organisationen beleuchten. Diese sammelten wir bei den Vorbesprechungen der Drehs direkt mit den entsprechenden Verantwortlichen. Bei der Rettung Chur handelte es sich dabei um das Projekt First Responder, welches die Bevölkerung vermehrt in Rettungsaufgaben integriert. Als grosse Herausforderung der Kantonspolizei Graubünden im Schwerverkehrskontrollzentrum stellte sich die Unfallprävention heraus, während die Feuerwehr Domat/Ems – Felsberg als Milizorganisation mit fehlendem Nachwuchs zu kämpfen hat. Diese drei Herausforderungen dienten uns als Verknüpfungspunkte in der Reportage. Unser Ziel war es, diese Herausforderungen aufzuzeigen und dem Betrachter zu vermitteln, welch wichtige, zum Teil nicht sichtbare Aufgaben diese Organisationen übernehmen.

Der Dreh

Die gesamten Aufnahmen umfassten acht Drehtermine. Dabei wurde an drei Hauptstandorten gefilmt: Beim Kreuzspital Chur (Rettung Chur), im Schwerverkehrskontrollzentrum Unterrealta bei Cazis und am Feuerwehrstützpunkt Domat/Ems im Planrenga-Center. Während den Aufnahmen der Kantonspolizei und der Feuerwehr fanden Kontrollen resp. Übungen statt.
Die Begleitung der Protagonisten stellte sich unter diesen Umständen als sehr anspruchsvoll heraus, da die Crew keine der Akteure behindern durfte, aber dennoch möglichst nahe am Geschehen dabei sein musste. Vor weitere Herausforderungen stellte uns der Zustand des technischen Equipments, das Wetter, die Lichtverhältnisse bei Innen- und Aussenaufnahmen, der Persönlichkeitsschutz und Störgeräusche bei Interviews im Aussenbereich.

Equipment

Während den Aufnahmen gesellte sich eine weitere Schwierigkeit hinzu. Es stellte sich heraus, dass bei dem Material, welches wir von der Ausleihe bezogen hatten, diverse Geräte beschädigt oder nicht vollständig funktionstüchtig waren.

Die Nachbearbeitung

Aufgrund der grossen Materialmenge entschieden wir uns den Schnitt auf mehrere Personen aufzuteilen. Bei der Zusammenstellung der Beitragselemente stellte sich uns die Schwierigkeit, die verschiedenen Schnittstile zu kombinieren. Aus unserer Sicht ist eine stimmige Reportage gelungen.

Auch beim Audio der Reportage arbeiteten mehrere Gruppenmitglieder mit. Der Off-Text wurde auf Basis des ersten Rohschnitts erstellt und anschliessend mehrmals überarbeitet. Damit eine regionale Identifikation beim Zuschauer entsteht, entschieden wir uns, dass der Off-Text auf Schweizerdeutsch und im Bündner Dialekt von einem Gruppenmitglied gesprochen wird. Die Aufnahme erfolgte im Radiostudio, welches den Vorteil hat, dass der Sprecher stehen kann und sich somit die Stimme klangvoller anhört.

Das Color-Grading stellte sich als sehr anspruchsvoll heraus, da acht Kameras von verschiedenen Herstellern und diverse Aufnahmearten aufeinander angepasst werden mussten. Dies war ein zeitaufwändiger, aber lehrreicher Prozess.

Unsere Lernfelder

Bei einem solch umfangreichen Projekt, welches sich über das gesamte Frühlingssemester erstreckte, sammeln sich viele Punkte, welche in der Kritik und Selbst-Reflektion miteinbezogen werden können. Dabei handelt es sich um die gesamte Bandbreite an Verbesserungsmöglichkeiten, sei dies teamintern, bei der Auftragserteilung oder in der Zusammenarbeit mit den Organisationen. Da sich unsere Gruppe aus Digezz-Erprobten und Digezz-Neulingen zusammensetzt, haben wir versucht, möglichst alle Lernfelder aufzugreifen.

Ein erster, wichtiger Punkt ist das Projekt an sich. Als wir im Januar unserer Interesse für dieses Projekt anmeldeten, erschien es für uns als umfangreiches, aber umsetzbares Projekt. Die gesamte Gruppe unterschätzten die Herausforderungen des Projektes. Die Herausforderungen bestanden nicht nur wie anfangs angenommen bei der Umsetzung, sprich bei den Aufnahmen, sondern traten bereits bei der Auftragserteilung, der Konzeption und der organisatorischen Planung des Projektes auf. Zudem zeigte sich früh, dass die zeitliche Komponente eine weitere, grosse Herausforderung darstellte.

Als weiterer Aspekt kam hinzu, dass es sich bei unserem Team um eine jahrgangsübergreifende Gruppe handelte. Als klarer Vorteil sehen wir die Möglichkeit von den anderen Jahrgängen zu lernen; auch deshalb, weil der Studiengang ständig weiterentwickelt wird und somit die "Neuen" andere Inhalte vermittelt bekommen als die "Alten". Es lernten also nicht nur die "Neuen" von den "Alten", sondern der Lernprozess fand auch umgekehrt statt. Das war eine sehr interessante Erfahrung. Es war jeweils eine Herausforderung, zeitgerecht zusammen zu kommen um das weitere Vorgehen, weitere Aufgaben oder Lösungen zu diskutieren. Denn wir hatten unterschiedliche Stundenpläne und alle Gruppenmitglieder waren in weiteren Projektgruppen engagiert.

Wie bereits erwähnt, stellten sich schon bei der Auftragserteilung gewisse Steine, bezüglich der Planung und Umsetzung des Projektes in den Weg. Die Information des Reportage-Vorhabens gelangte zum Teil unzureichend von den Auftraggebern zu den involvierten Stellen der Organisationen. Dies hatte zur Folge, dass zum Teil personelle oder zeitliche Ressourcen für die Drehtermine fehlten, was wiederum dazu führte, dass sich gewisse, im Vorfeld geplante Shots, nicht realisieren liessen.

Aus den Erfahrungen der ersten Drehtage lernten wir wichtige Aspekte für die Planung und Durchführung einer Reportage. Aufgrund dieser Erfahrungen suchten wir früh den Kontakt zu den zuständigen Stellen der weiteren Organisationen. Trotz Absprache mit den Verantwortlichen änderten sich die Gegebenheiten der einzelnen Drehtage zum Teil äusserst kurzfristig. Dies hatte zur Folge, dass die Crew sehr schnell und flexibel reagieren musste. Diese kurzfristigen Änderungen waren auch für Regierungspräsident Christian Rathgeb nicht erfreulich. Trotzdem gelang es uns, das Konzept anzupassen und Mithilfe der Unterstützung der Verantwortlichen eine ansprechende Lösung zu finden.

Als weiteres Lernfeld verzeichnen wir die Konzeption einer Reportage. Dies ist nur zu gewissen Teilen möglich, da sehr viele Faktoren bei den Drehtagen nicht planbar sind. Für die Erstellung einer Reportage ist Flexibilität und Improvisation ungemein wichtig. Erst bei der Sichtung des Gesamtmaterials war es für uns möglich, die definitive Storyline festzulegen.

Unser Fazit

Trotz den vielen Herausforderungen blicken wir auf eine gute Zusammenarbeit in der Projektgruppe zurück. Natürlich hatten die Umstände für viele Diskussionen gesorgt, jedoch wurden diese projektfördernd geführt und lösungsorientiert gehalten. Ebenfalls positiv herauszuheben ist, dass wir uns bezüglich flexibler Arbeitsweise enorm entwickelt haben. Zu Beginn des Projektes steckten wir sehr viel Energie in die vorgängige Planung. Da diese in vielen Fällen aufgrund der Umstände nicht umsetzbar war, haben wir in diesem Bereich viel Zeit verschwendet. Bei den folgenden Beiträgen arbeiteten wir flexibler und konnten auf die Gegebenheiten zeitnah und effizient reagieren. Diese Arbeitsweise ist im Hinblick auf unser Studium sehr wichtig und wir konnten unsere Fähigkeiten „live“ fördern.

Die Flexibilität erzeugte einen weiteren Effekt. Wir sind der Meinung, dass unsere Gruppe einen Steigerungslauf absolvierte. Wir lernten aus unseren Fehlern zu Beginn des Projektes und optimierten fortlaufend unsere Arbeitsprozesse. Diese Entwicklung ist auch mit der Effizienz zu belegen. Anfängliche zeitintensive Planungen wichen lösungsorientierten Kurzmeetings, in welchen das Vorgehen für den nächsten Beitrag besprochen wurde. Anschliessend folgte ein Briefing mittels Mail an alle Gruppenmitglieder. Es wurde im Allgemeinen von Beitrag zu Beitrag zeitsparender und vor allem professioneller gearbeitet. Ein weiterer Grund hierfür ist sicherlich, dass die Gruppe eingespielter war und sich jedes Gruppenmitglied mit seinen Qualitäten besser einbringen konnte.

Ein weiterer Aspekt des Projektes war die unkomplizierte Arbeitsweise. Ideen, Einwände und Anregungen wurden aufgenommen und zusammen umgesetzt. Dies widerspiegelt sich in der Idee und dem Endprodukt wieder. Unser Ziel war es, mit der Reportage dem Betrachter zu vermitteln, dass hinter diesen Organisationen, welche aus Sicht der Bevölkerung eine alltägliche Aufgabe erfüllen, viel mehr steckt. Die Blaulichtorganisationen stehen in der heutigen Zeit vor grossen Herausforderungen. Wir möchten den Zuschauer bezüglich der Leistungen und Herausforderungen der Organisationen sensibilisieren. Diese Idee wurde von Anfang bis Ende des Projektes von allen Gruppenmitgliedern getragen und sorgte dafür, dass man sich bezüglich Umsetzung, Gestaltung, Szenerie und dem Stil der Reportage die gleichen Vorstellungen hatte.

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