CASSIAN: Teil III – Sponsoring & Finance, Teaser Episode II

«Cassian» ist ein Studentenflimprojekt von vier ambitionierten Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Chur. In drei Episoden wird die Geschichte eines Ermittlers erzählt, der auf der Jagd nach einem Ritualmörder seine eigene Vergangenheit überwinden muss.

Cassian steht beim Telefon, hat den Blick gesenkt und bewegt sich nicht. Entschlossen hebt er erneut den Hörer seines alten Haustelefons und hält ihn sich ans Ohr, während er eine Nummer wählt.

„Yolanda?“
„Ja?”
„Hier ist Cassian. Ist Arthur da?
„Nein. Er hätte sich schon längst melden sollen! Wo ist er denn?“
„Keine Ahnung …“

Cassian: Episode II Yolanda setzt die Geschichte um die Jagd nach einem Ritualmörder dort fort, wo sie in Episode I geendet hat. Arthur Laube, Ermittler der Kantonspolizei Graubünden, gerät unversehens in Schwierigkeiten, und sein langjähriger Freund Cassian sieht sich gezwungen, einzugreifen. Die Suche nach Antworten führt ihn hoch in die Berge Graubündens.

Diese Stimmung des Aufbruchs fängt das Teaserposter ein. Es zeigt einen Revolver in Grossaufnahme, dahinter ein Gemälde einer Jagdhütte. Doch wem gehört der Schatten, der sich drohend über das Gemälde legt?

Poster_Yolanda_Teaser_1

Der Teaser unterstreicht diese Aufbruchsstimmung, die Cassian in seinem 1970 MG Oldtimer quer durch die Bündner Berge führt. Wird er Antworten auf seine Fragen finden?


Teil III: Sponsoring & Finance

Die Grösse dieses Projekts liess bereits zu Beginn vermuten, dass wir nicht alles aus eigener Tasche bezahlen werden können. Beim Verfassen des Drehbuchs wollten wir uns denn auch nicht von finanziellen Aspekten einschränken lassen. Klar, die Umsetzbarkeit mit bescheidenen Mitteln spielt stets eine Rolle, aber wir waren zuversichtlich, dass wir genügend Geldgeber finden würden, damit das Endprodukt unserer Vision entspricht.

Die HTW Chur fragten wir zuerst an. Anfang August traf sich Johannes mit dem Studiengangsleiter, Ruedi Müller-Beyeler, und versuchte, ihn vom ambitionierten Projekt zu überzeugen. Zur selben Zeit an einem anderen Ort schrieb sich Sebastian die Finger wund, um weitere Institutionen für ein Sponsoring zu begeistern.

Wir fragten unterschiedliche Firmen und Vereine an, zuerst in Graubünden, wie die Stadt Chur, Graubünden Tourismus oder die Graubündner Kantonalbank. Jedoch erhielten wir von allen eine Absage, teils mit erstaunlichen Begründungen. So verweigerte uns Chur Tourismus einen angefragten Betrag von 500.- Franken, da sie “den Auftrag hat, als Informationszentrum zu dienen und einzelne Produktelinien zu vermarkten. Die Mittel werden zweckgebunden  in die Marktbearbeitung investiert. Der enge Budgetrahmen lässt dabei keinerlei Sponsoringaktivitäten zu.” Ebenso bei der Graubündner Kantonalbank, die uns leider nicht unter die Arme griff.

Schliesslich sicherten uns Herr Müller-Beyeler und die HTW ihre Unterstützung zu. Dies mit einem Betrag von 5000.- Franken, den wir in dieser Grössenordnung nicht erwartet hätten. Die grossen Erwartungen in das Projekt freute uns sehr und spornte uns noch stärker an. Mit diesem soliden Polster erweiterten wir unsere Suche auf die Kantone St.Gallen und Zürich. Es war jedoch eine Stiftung im Kanton Appenzell, die sich überraschenderweise als nächsten Hauptsponsor positionierte: Die Fredy & Regula Lienhard-Stiftung unterstützt ambitionierte Kulturschaffende im Grossraum Ostschweiz bei ihren Vorhaben, unseres beispielsweise mit 4000.- Franken. Und da Sebastian in St.Gallen wohnhaft ist, war auch der Bezug zur Ostschweiz ausreichend gegeben. (Bündnerland je nach dem Verständnis auch Ostschweiz)

Dies ist bei vielen Sponsoring-Anfragen ein wichtiges Kriterium: dass der/die FilmemacherIn einen Bezug zum jeweiligen Kanton besitzt. Die Handlung des Films muss nicht zwingend in diesem Kanton angesiedelt sein. Vielmehr spielt es eine Rolle, wo der/die Kulturschaffende wohnhaft ist und Steuern zahlt. Vereinzelt kommt es vor, dass die Mehrheit des Kernteams in besagtem Kanton wohnen muss.

Als weitere Sponsoren konnten wir die St.Galler Kantonalbank, die Kulturförderung des Kantons St.Gallen sowie die Stadt St.Gallen gewinnen. Sie unterstützen Cassian mit je 1‘500.- Franken, auch hier sahen wir den Vorteil, dass Sebastian den notwendigen örtlichen Bezug herstellte.

Dank Beziehungen konnte Johannes Kontakt zu Heineken knüpfen. Der Botschafter von Heineken war so begeistert vom Projekt, dass er uns mit kistenweise Getränken für den Dreh, Apéros und Schnittsessions unterstützte. Dieser grosszügigen Geste ist die Tatsache geschuldet, dass in allen drei Episoden relativ exzessives Product Placement für Ittinger betrieben wird – Ittinger ist ein Bier Heinekens, ein schmackhaftes Bier, ja edel noch dazu … Oh, nun machen wir schon hier Werbung für Ittinger.

Dank all dieser Sponsoring-Gelder können wir auf ein Budget von rund 14‘000.- Franken blicken, Heinekens Getränke-Beitrag nicht inbegriffen. Einen grossen Teil verschlingen die Gagen der Schauspieler: obwohl alle unsere Darsteller zu einem sehr niedrigen Preis für uns spielten – zum Teil für weniger als einen Fünftel ihres normalen Lohns – zählt sich die Summe schlussendlich. Schliesslich müssen auch kleinere Auftritte entschädigt werden, da die Person doch einen ganzen Tag für uns investiert.

Obwohl Johannes stets die Kosten im Überblick behielt und jeden anmahnte, unbedingt die Quittung eines Einkaufs aufzubewahren, war es schwierig, auf Dinge zu verzichten, die dem Budget nicht immer zuträglich waren. So legten wir grossen Wert auf eine anständige Verpflegung von Cast und Crew, auch wenn dies mehrmals einen Restaurantbesuch mit einer langen Rechnung nach sich zog. Doch das Wohlbefinden der Crew war uns sehr wichtig, da Sebastian bereits die Erfahrung machen musste, dass eine hungrige oder misslich gestimmte Crew zum Albtraum jedes Filmemachers werden kann. Zahlreiche HelferInnen im Hintergrund stellten uns aber für jeden Drehtag ein Catering zusammen, das allen ausserordentlich mundete. Dank des Deals mit Heineken konnten wir ausserdem am Drehort selber, im Restaurant Cafe Engi in Tschiertschen, der Crew mehrere warme Mahlzeiten anbieten, deren Kosten Heineken übernahm. So profitierte auch das Cafe Engi von uns, was uns angesichts des grossen Engagements seitens der Restaurantbetreiber sehr wichtig war.

Nach dem Dreh fallen erwartungsgemäss nicht mehr so viele Kosten an, einzig die Lizenzierung von Musikstücken fordert das Budget nochmals heraus. Hier hatten wir von Anfang an einen Teil davon eingeplant, beispielsweise zur Komposition des Introsongs, den der Schweizer Musiker Pablo Nouvelle für uns einspielte, oder zur Entschädigung der Interpreten via SUISA.

Kritik
von Sebastian Klinger, Johannes Thüring, Jonathan Jäggi und Tobias Imbach

Konzept, Idee

Mit der Konzeptionierung des Teasers taten wir uns lange schwer. Denn ein Teaser sollte ja eine Stimmung einfangen, die Lust auf mehr macht. Von der Story darf nicht viel verraten werden, es geht um die Atmosphäre. Hier lag das Problem, da die zweite Episode weniger stationär ist als die erste, sich alles also an mehr Schauplätzen abspielt. Hier eine Situation zu finden, die die gesamte Stimmung der Episode so stark verdichtet , ist beinahe unmöglich. Auch bestand die Gefahr, dass einige Szenen bereits zu viel von der Handlung verraten würden.

So entschieden wir uns, eher in Richtung Trailer zu gehen, d.h. die Handlung zu integrieren und den unterschiedlichen Schauplätzen Rechnung zu tragen – im Gegensatz zum Teaser der ersten Episode, der sich ausschliesslich auf den Leichenfund im Wald beschränkte.

Umsetzung

Natürlich besteht auch in Form eines Trailers eine grosse Spoiler-Gefahr, also das Risiko, dass etwas zu viel verraten werden könnte, was auf den weiteren Verlauf des Films schliessen könnte. Tatsächlich ist die Gefahr sogar höher als bei einem Teaser, dessen Stimmungssituation sich beispielsweise gleich zu Beginn des Films befindet.

Zudem muss man sich bei Teaser von mehrteiligen Serien stets Fragen stellen, die bei eigenständigen Filmen nicht auftauchen: Wie viel weiss der Zuschauer bereits? Darf man dieses Wissen aus der ersten Episode bereits voraussetzen? Oder muss man Dinge nochmals wiederholen? Wie packt man grössere Wendepunkte hinein, ohne etwas zu verraten?

Wie bei der ersten Episode suchten wir auch hier zuerst die Musik. Sie sollte zu Beginn eine Aufbruchsstimmung einfangen, dementsprechend darf sie etwas optimistischer sein. Ein folkiges Gitarrenstück erwies sich als ideal dafür, auf der Plattform Audiojungle.net wurden wir fündig. Später, sobald die Tragik des Plots Fahrt aufnimmt, weicht die Heiterkeit einer düsteren, basslastigen Stimmung. Eine bedrohliche Atmosphäre entsteht, die durch sorgsam gewählte Bilder unterstützt wird. Die Heldenreise wird so innert kürzester Zeit auf intensive Art erlebbar.

Fazit

Der Teaser erfüllt seinen Zweck: er lässt die Zuschauer die Wartezeit auf die Episode verkürzen und fängt eine Stimmung ein, die sinnbildend für „Yolanda“ sein wird. Mit gezieltem Einsatz von einfacher Musik und symbolträchtigen Bildern gelingt es dem Teaser, das Projekt auf hohem Niveau fortzuführen.

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