Corky & Cookie

Ein junger Weinkorken trifft am Weihnachtsmarkt auf seine grosse Liebe, wagt es aber nicht, sie anzusprechen. Stattdessen schreibt er ihr einen Liebesbrief. Dieser wird aber von einem unverhofften Windstoss in die weite Welt getragen – um dort eine Botschaft der Liebe zu verbreiten. Von der Geschichte über das Charakterdesign und die Animationen bis hin zur Musik entstand alles in Eigenkreation.

Während des vierten Semesters schufen wir zu dritt einen humorvollen Animationsfilm im Rahmen des Modul Visualisieren. Die Arbeit daran bereitete uns grosse Freude und wurde vom Publikum sehr positiv aufgenommen. Grund genug, sich auch in diesem Semester an einen Animationsfilm zu setzen.

Anders als bei der letzten Semesterarbeit liessen wir jedoch infografische Elemente vollständig weg und konzentrierten uns ganz auf die Geschichte. Die Zielgruppe blieb indes gleich: Das mediale Produkt soll sowohl Klein und Gross ansprechen, nur stand die Informationsvermittlung nicht mehr im Vordergrund. Stattdessen ist die Botschaft ganz simpel: der Film ist ein Plädoyer für mehr Liebe in einer Welt, die schon friedlichere Tage gesehen hat.

Kritik
von Sven Schnyder, Sebastian Klinger und Tobias Imbach

Das Team
Die Arbeitsaufteilung erfolgte ähnlich wie beim vorangegangen Visualisieren-Projekt. Sven gestaltete die Charaktere und Hintergrundwelten und spielte die Musik ein, Tobias übernahm die Hauptverantwortung bei der Geschichte und beim Sound-Design und Sebastian setzte mittels Animationen alles in Bewegung. Gegenseitig unterstützten wir uns in allen Bereichen.

Die Geschichte
Dass die Geschichte zur Weihnachtszeit spielen sollte, stand schon von Beginn an fest. In der besinnlichsten Zeit des Jahres will niemand alleine sein. Mit diesen Gedanken spielt die Geschichte. Auch unser Held sucht in der Weihnachtszeit Gesellschaft und verliebt sich prompt in einen anderen Besucher am Weihnachtsmarkt. Während er aber davon ausgeht, dass seine Liebe unerwidert bleibt, bringt sein Brief auf seiner Reise der ganzen Welt mehr Liebe. Die Liebe unseres Helden überwindet Grenze und bringt Harmonie an Orte, an denen es in letzter Zeit an Liebe mangelte. Die Geschichte soll kindertauglich sein, aber nicht allzu brav bleiben. So zeugen einzelne Ideen wie der Auftritt des Brunslis oder der Wandel des Helden zum Trinker von etwas derberem Humor, der nicht nur bei der jüngeren Zielgruppe Zuspruch finden dürfte. Ebenso ist die Welt, die der Brief durchreist, von einigen ernsten Ereignissen des zu Ende gehenden Jahres gezeichnet. Die Geschichte verfügt somit über ernste, traurige und humorvolle Facetten. Etwas unsicher sind wir, inwiefern etwa der Eiffelturm in Paris oder der Grenzzaun als Metaphern für “Krisenorte“ verstanden werden – womöglich hätte das noch mehr verdeutlichen können.

Das Design
Beim Design der Charaktere versuchte Sven einen möglichst simplen, aber ausdrucksstarken und kindgerechten Look zu erreichen. Dies erwies sich bei abstrakten Hauptfiguren wie dem Weinkorken und einem Weihnachtsguetzli allerdings als beachtliche Herausforderung. Zuerst auf Papier skizziert, dann mit Adobe Illustrator nachgebaut, sind so das 'Cookie', der 'Corky' und das 'Brunsli' entstanden. Der relativ einfache Zeichnungsstil hat zur Folge, dass Zuschauer das 'Cookie' unter Umständen nicht unmittelbar als Guetzli identifizieren werden – so erachten wir es als notwendig, den Zuschauer mittels Charakternamen im Titel und in der Beschreibung des Clips auf die Identität der Hauptfiguren hinzuweisen. Bei der Gestaltung der Hintergrundwelten setzten wir auf das Stilelement des Chiaroscuro, das etwa im historischen Film Noir regelmässig Verwendung fand. So ist das Geschehen im Vordergrund stets dunkler als der hell erleuchtete Hintergrund. Dadurch erreichen wir eine dramatische und düstere Wirkung. Farbtupfer sind auf Lichtquellen und Elemente der Liebe reduziert, der Rest der Welt ist in stark kontrastiertem Schwarzweiss gehalten.

Die Musik
Für den Soundtrack arbeiteten wir nach dem vorderhand erstellten Musikkonzepts Sebastians mit den Programmen Logic Express und Logic Pro. Herzstück des Soundtracks bildet eine Handvoll Piano-Samples aus der Logic-Pro-Library, drumherum spielten wir Perkussion, Streicher und Synthies eigenhändig ein. Die Musik ist dynamisch auf das Geschehen in der Geschichte abgestimmt – so ist die Musik je nach Gefühlslage des Protagonisten fröhlich, beschwingt oder traurig. Das Musikkonzept gab auch vor, dass die Musik nicht nur in Bezug auf Emotionen vielfältig sein soll, sondern auch in musikalischer Hinsicht. So kamen Elemente aus verschiedenen Genres zum Einsatz, darunter 70er-Jahre-Pop, orchestraler Filmsoundtrack und Weihnachtsmusik und, beim Auftritt des Brunslis, gar moderne Beats.

Die Animation
Die Länge des Films beläuft sich auf über vier Minuten – entsprechend war der Animationsaufwand beträchtlich: Sebastian wendete über 20 Stunden auf, um die Figuren und die Welt in Bewegung zu setzen. Das After-Effects-File umfasste, nachdem die letzten Keyframes definitiv gesetzt waren, ganze 539 Layers. Die angegeben Dauer zum Rausrendern sorgte ebenso für Staunen: Lange 30 Stunden mussten wir nach abgeschlossener Animationsarbeit warten, bis wir uns den Film ansehen konnten. Eine besondere Herausforderung im Animationsprozess stellte auch der Umstand dar, dass sich an den Figuren abgesehen von der Mimik nichts bewegte, das heisst keine sich bewegenden Gliedmassen vorhanden waren. Entsprechend wirken einzelne Bewegungsanimationen relativ statisch. Wir versuchten, dem mit einer lebendigen Umwelt entgegenzuwirken, in der Schnee rieselt und Lichter leuchten.

Das Fazit
Mit dem Resultat sind wir durchaus zufrieden. Die Geschichte ist humorvoll, wendungsreich und bietet das womöglich voraussehbare, aber bestimmt erhoffte Happy End. Der Zeichnungs- und Animationsstil ist, wie wir uns dies erhofft haben, atmosphärisch und charakteristisch und der Soundtrack untermalt das Geschehen stimmungsvoll. Allerdings funktioniert die Geschichte ohne inhaltliche Einführung nicht wirklich, was bei einem nächsten Mal im Rahmen der gestalterischen Umsetzung der Geschichte berücksichtigt werden müsste.

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