Dankä säge – So schwer und doch so eifach

Ein One-Take soll es werden, über ein Thema, das uns alle betrifft – so viel war klar. Wir standen vor einem grossen Haufen Arbeit, bei dem wir erst nicht wussten, wo wir anfangen sollten. Trotzdem stürzten wir uns mit viel Tatendrang und Motivation auf ihn. Was dabei herauskam? Ein One-Take mit dem Ziel, die Menschen etwas näher zusammenzubringen.

Wir leben in einer Welt, die sich schnell entwickelt, in der jeder von einem Termin zum nächsten hastet, wo Durchatmen als Schwäche empfunden wird. Permanent ist man auf der Suche nach dem perfekten Leben. Wir sind Selbst-Optimierer, die keine Schwächen akzeptieren. Läuft etwas nicht nach Plan, werfen wir es einander an den Kopf. Vorwürfe und Beschuldigungen gehen uns leicht über die Lippen. Du willst streiten? Kein Problem.

Doch wie oft sagen wir einander, dass wir uns lieben, dass wir dankbar und glücklich sind. Es scheint uns schwerzufallen, zufrieden zu sein und unseren Liebsten «Danke» zu sagen. Das ist ja normal, mögen jetzt einige denken. Für andere ist ein einfaches Dankeschön oder ein ehrliches Kompliment auszusprechen eine Überwindung. Erhält man eines dieser raren Komplimente, fühlt man sich reich beschenkt. Wollen wir nicht alle lieber beschenkt als beschuldigt werden?

Der One-Take

Making-of

Grosses Dankeschön an unsere Schauspieler und Helfer!

Gruppenfoto mit Produzenten, Schauspielern und Helfern für den One-Take "Dankä säge".

Von oben links: Beat & Antonia Hinder, Carol & Walter Baumann, Dario Arioli, Dominik Dietsche, Nadine Hinder, Claudio Gall und Michelle Baumann.

(sba)

Kritik
von Michelle Baumann und Nadine Hinder

Die Idee

Die Idee einen One Take zu drehen schlummerte schon länger in uns – spätestens nach dem Schweizer Tatort, der als One-Take produziert wurde, war klar, das wollen wir auch versuchen. Ein soziales Thema war uns wichtig, da wir einen Inhalt zeigen wollten, der etwas bewegen kann. Wir thematisierten schliesslich folgendes Problem:

Wir sagen einander viel zu wenig die positiven Dinge, weil wir vieles einfach für Selbstverständlich nehmen. Wir haben immer wieder Komplimente im Kopf, beispielsweise das Kleidungsstück einer Klassenkameradin, der tollen Tanzstil eines Freundes, das beachtenswerte Verhalten eines Fremden oder schlicht das leckere Essen von Mamma, doch wie oft sprechen wir diese Gedanken laut aus und sagen es der Person? Daraus folgt, dass wir unsicher sind und uns unverstanden fühlen. "Jetzt habe ich schon wieder gekocht und er isst nicht einmal die Hälfte des Tellers?!" – Wir sind uns sicher, jeder kennt solche Situationen und ertappt sich beim Lesen dieser Zeilen vielleicht selber. Mit unserem One-Take möchten wir genau das erreichen. Dass man das eigene Verhalten vielleicht mal hinterfragt und der Umgang miteinander freundlicher, wertschätzender und vor allem dankbarer wird.

Die Planung

Drehort

Die Planung ist das A und O beim Dreh eines One-Takes. Es gibt keine Möglichkeit einen Fehler im Nachhinein zu korrigieren. Wir planten die Story und schrieben jedes Detail auf. Wir überlegten hin und her, welcher Drehort passen könnte, um innert kurzer Zeit drinnen und draussen Filmen zu können. Ein guter Drehort war uns wichtig, da diese Umgebungswechsel den Film spannend machen.

Darsteller

Wir machten uns viele Gedanken, wer unser Protagonist spielen soll. Dieser hatte die entscheidende Rolle, aber auch Statisten waren gesucht. Wir schrieben Listen mit potenziellen Kandidaten, notierten wie viele Personen wir brauchten und welche Rollen wir besetzen mussten. Es stellte sich als schwerer heraus als gedacht, Personen in unserem Umfeld zu finden, die nicht kamerascheu sind und vor allem in unserer verfügbaren Zeit, Zeit hatten. Diese Hürden hatten wir dann nach langem hin und her und einer kleinen Änderung der Geschichte geschafft und unser Team war bereit für den Dreh.

Wetter

Der erste geplante Drehtag viel wortwörtlich ins Wasser. Das Wetter spielte nicht mit. Wir mussten auf einen Ausweichtermin setzen und hoffen, dass das Wetter es dann besser mit uns meinte. Das tat es glücklicherweise und wir konnten unsere Aufnahmen machen. Diese neue Planung hat uns viel Zeit und Nerven gekostet.

Material

Vier Wochen vor dem Dreh war es uns leider nicht mehr möglich einen der begehrten Gimbals zu ergattern. Auch die Zoom-Aufnahmegeräte waren alle ausgebucht. Als Notlösung griffen wir auf die GoPro 7 Black und dem zugehörigen Gimbal aus dem privaten Besitz von Nadine zurück. Glücklicherweise hatten wir diese Ausrüstung gerade zur Hand. Bei den Tonaufnahmen war noch mehr Improvisationstalent gefragt. Ein Zoom H2, ein Rhode Mic auf einer DSLR-Kamera, Handys und die Tonspur der GoPro kamen zum Einsatz.

Wir waren etwas überfordert, da wir penibel alles geplant hatten und uns leider durch die "leere" Ausleihe ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde. Es wird immer schwerer das Material zu bekommen, das benötigt wird. Trotz extrem frühem Reservieren. Das ist sehr ärgerlich, denn wir selber haben hohe Ansprüche an unsere Projekte und mussten in diesem Fall viel zu viel improvisieren und "basteln".

Dreh

Der Drehtag selber hat sehr viel Spass gemacht. Unser Protagonist und die Statisten waren sehr geduldig und konzentriert bei der Sache. Sogar so gut, dass wir nur fünf Durchläufe brauchten. Die Filmaufnahme war im Kasten und uns viel ein Stein vom Herzen. Wir hatten zuvor schon Zweifel bekommen, ob das überhaupt noch hin zu kriegen ist. Der Teamgeist hat uns begeistert. Jeder war sehr bemüht, seinen Part zu leisten und keine Fehler zu machen. Wir sind stolz und dankbar auf unsere lieben Helfer und hätten es ohne sie nicht geschafft.

Postproduction

Da die Gedanken des Protagonisten nur in seinem Kopf sind, haben wir diese separat aufgenommen. Es ging bei der Post nun darum, die Gedanken auszuformulieren und sie schliesslich mit den Bildern zu verbinden. Die steigende Lärmkurve symbolisiert die vielen Gedanken und die Unruhe, die in unserem Protagonisten entstehen und ihn zu einer Veränderung bringen.

Beim Color Grading haben wir darauf geachtet, das GoPro-Flair loszuwerden. Wir versuchten einen ähnlichen Look zu schaffen, den man von Spielfilmen kennt.

Fazit

Dieses Projekt hielt einige unangenehme Überraschungen bereit, die wir aber alle irgendwie meistern konnten. Trotz viel verbrauchten Schweisstropfen und wenig übrig gebliebenen Nerven, sind wir sehr stolz auf unseren ersten eigenen One-Take.

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