Darknet – Ein Internet ohne Gesetze und Überwachung?

Wenn wir uns im Internet bewegen, hinterlassen wir überall Spuren. Unsere Informationen werden überwacht und gespeichert. Sofern wir keinen Adblocker auf unserem Rechner haben, landen unsere Daten unter anderem direkt bei Twitter und anderen Datenkraken. Bewusst ist dies nur wenigen, denn solange wir nichts davon merken, kümmert es uns nicht.

Doch neben dieser öffentlichen Form des Internets gibt es auch eine anonyme Plattform. Das Darknet, auch „Hidden Web“ oder „Deep Web“ genannt, ist eine Ansammlung von Webseiten, welche nur über Anonymisierungssoftware und manuell eingerichtete Verbindungen zugänglich sind. Im Darknet befinden sich unzählige Seiten mit kriminellen oder geheimen Informationen. Momentan gehen Experten davon aus, dass das Darknet mehr als 500 Mal grösser als das normale Internet ist. Es wird oft für illegale Zwecke wie z.B. Drogen- und Waffenhandel, Kinderpornographie und Kreditkartenmissbrauch genutzt. Bezahlt wird mit virtuellem Geld, sogenannten Bitcoins. Da sich das Darknet auch durch Regierungen und Geheimdienste nur schwierig kontrollieren lässt, nutzen es auch viele Aktivisten und Journalisten zur Meinungsäusserung. Oft stösst man im Darknet nur auf verlassene und verborgene Seiten, weil die User zum eigenen Schutz ständig ihre Adressen wechseln.

Der Weg ins Darknet
Ins Darknet gelangt man über die Zusatzsoftware Tor. Diese kann gratis und legal heruntergeladen werden. Installiert wird sie wie jede andere Software. Nach der Installation hat man die Möglichkeit, über eine modifizierte Version von Firefox, in die Welt des anonymen Internets zu gelangen. Zu beachten ist, dass alle andern auf dem Rechner vorhandenen Browser und Email-Dienste weiterhin öffentlich sind. Das Darknet kennt keine Suchmaschinen wie Google, deshalb ist es nicht ganz einfach, sich dort zurechtzufinden. Der Nutzer muss die URL genau kennen, um auf eine gewünschte Seite zugreifen zu können. Zum Einstieg helfen das HiddenWiki oder die TorLinks. Darknet hat auch eine Art Facebook, das sogenannte Torbook.

Foren und Chats von Aktivisten sind oft sehr schwierig zu finden, ein persönlicher Kontakt ist für den Einstieg unerlässlich. Denn nach ein paar Tagen ändern die Betreiber die URLs ihrer Seiten, um deren Inhalt zu schützen.

Wie es funktioniert
Das Softwarepaket Tor anonymisiert die Daten des Users und verschlüsselt die Inhalte. Ohne Tor erfährt der Server die Daten des Users, denn der Rechner versucht aus Effizienzgründen die aufgerufene Seite auf dem direktesten Weg zu erreichen. Durch die Tor-Software läuft die Anfrage über drei von Hunderten am Netzwerk von Tor beteiligten Servern. Dabei erkennt immer nur der nächste Server, woher die Daten kommen. Die direkte Verbindung des eigenen Rechners zum Server wird dabei unterbrochen. Des Weiteren sind die Daten von aussen verschlüsselt, sodass niemand mitlesen kann.

tor-grafik

Gefahren und Nachteile
Im Darknet lauern trotz Anonymität einige Gefahren. Trojaner, Malware und Viren sind allgegenwärtig und deshalb ist eine Antivirensoftware unerlässlich.

Besondere Vorsicht ist bei den Browser-Einstellungen geboten, denn wer den Relais-Verkehr erlaubt, kann schnell zum Mittäter krimineller Geschäfte werden. Die Daten anderer werden durch diese Einstellung über den eigenen Rechner geleitet, ohne dass man dies selbst kontrollieren kann.

Ein Nachteil des Darknet ist, dass es verglichen mit unserer heutigen Internetgeschwindigkeit sehr langsam ist. Dadurch können keine Videos angeschaut oder Browsergames gespielt werden, auch einige Seiten wie z.B. Youtube lassen sich auf Grund der hohen Datenmenge nicht öffnen.

Lücken in der Sicherheit
Trotz Anonymität hat es das FBI im Oktober 2013 geschafft, den Betreiber der Plattform Silk Road ausfindig zu machen. Silk Road war eine E-Commerce-Plattform, die im Darknet als Schwarzmarkt genutzt wurde. In der Presse wurde die Plattform als „Ebay für Drogen“ bezeichnet. Über 10’000 Artikel waren auf der Silk Road zu finden, davon etwa 70% Drogen. Das FBI hatte im November 2011 mit den Ermittlungen begonnen. Mehr als 100 FBI-Fahnder haben verdeckt ermittelt und Drogen bestellt, bis es zur Festnahme kam. Der Betreiber, Ross William Ulbrich, wurde verhaftet und die Plattform sowie Bitcoins im Wert von 3,6 Millionen Dollar (ca. 3,3 Millionen CHF) beschlagnahmt.

silkroad