Das ABC des Webdesigns

Wenn es darum geht, eine neue Webseite zu planen, werden üblicherweise zuerst folgende Fragen geklärt: Was für Inhalte brauchen wir? Haben wir genügend Fotos oder müssen wir noch welche schiessen? Wollen wir einen Shop integrieren? Was dabei allerdings oft vergessen geht, ist ein Aspekt, der mindestens genau so wichtig ist wie alle anderen: das Webdesign. Anhand einer Webseite für eine regionale Garage, welche ich in den vergangenen Monaten erstellen durfte, möchte ich auf diesen Punkt im Detail eingehen.

Wenn inhaltliche Fragen geklärt sind und die Wünsche sowie Vorstellungen des Kunden im persönlichen Gespräch kommuniziert wurden, geht es an die Ideensuche. Dort fängt alles – wie immer in einem kreativen Prozess – mit einem leeren Blatt Papier und einem Stift an. In dieser Phase können die Farbstifte noch warten, denn hier geht es lediglich um die Frage: Welches Element kommt wohin?

Wenn man sich – je nach Projekt in Absprache mit dem Kunden – für eine Richtung entschieden hat, kann der nächste Schritt in Angriff genommen werden: die Farbgebung der Seite. Bei grösseren Firmen kann es sein, dass ein Manual für das Corporate Design existiert und man aufgrund dessen in seiner Kreativität etwas eingeschränkt ist. Möglicherweise hat der Kunde aber auch schon im Gespräch ganz eigene Wünsche und Vorstellungen angebracht.

Funktionierende Farbkombinationen zu finden, ist anspruchsvoll – zum Glück gibt es nützliche Hilfsmittel, welche sich in der Praxis bewähren. Eines davon ist der Adobe Kuler, welcher in der Zusammenstellung passender Farben hilft. Auch die Illustrator-Farbhilfe nutze ich in dieser Phase gerne.

Weiter empfiehlt es sich, eine Übersichtsseite mit verschiedenen Varianten stimmiger Farbkombinationen zu erstellen. So hat man einen direkten Vergleich und kann sich für die optimale Farbpalette entscheiden. Da der Kunde in diesem Projekt den Wunsch äusserte, einen dunklen Hintergrund zu verwenden, waren die Farbkombinationen allerdings begrenzt. In der Werkstatt herrscht die Farbe Blau vor – somit entschied ich mich, neben einem kühlen Schwarz diese als Hauptfarbe zu verwenden. Als Akzentfarbe wählte ich ein Lachsrot, welches den anderen Farben gegenüber als warmer Kontrast dient.

Der nächste Schritt in der Konzeption: die Schriftwahl. Hier sind die Möglichkeiten natürlich schier endlos. Wichtig ist, eine Webfont zu verwenden, da diese für die Darstellung auf Monitoren entworfen werden und somit auch in kleinen Schriftgrössen gut lesbar sind. Als erstes sollte man sich die Frage stellen, welche Fontkategorien zum Kunden und zum Projekt passen. Google unterscheidet hier zwischen Serif, Sans Serif, Display, Handwriting und Monospace. Natürlich geht eine klassische Schriftenunterteilung noch viel weiter.

Google Fonts ist eine grossartige Anlaufstelle für Webfonts. Die Auswahl ist gross, aber trotzdem übersichtlich. Google stellt zudem hilfreiche Filter- und Vergleichsfunktionen zur Verfügung. So kann man bereits hier erste Schriften auswählen und einander gegenüberstellen. Man stellt schnell fest, ob die gewählten Schriften zueinander passen.

Auch hier macht es Sinn, wenn man die unterschiedlichen Kombinationen in einem Dokument sammelt und einander gegenüberstellt. So fällt einem die Entscheidung hoffentlich leichter.

Für den Fliesstext war es dem Kunden und mir wichtig, eine gut lesbare und schlichte Font zu wählen. Da Garagen mit technischen Geräten zu tun haben, macht es Sinn, beim Titel mit einer geometrische Serifenschrift zu arbeiten. Es gibt Schriftfamilien, die sowohl Schnitte mit Serien, wie auch ohne anbieten. Wenn man also Schriftmischungen wie in diesem Fall plant, ist es empfehlenswert, zuerst nach diesen speziellen Schriftpaketen Ausschau zu halten. Im obigen Dokument ist die Roboto («Slab» als Serifenvariante und ohne Zusatz ohne Serifen) eine solche Familie. Ich entschied mich jedoch für eine Kombination aus der Roboto Slab und der Open Sans.

Wenn man die obigen Schritte beachtet und genügend Zeit für jeden Teil aufgewendet hat, geht es nun an die Umsetzung. Diese dürfte nun einiges zielgerichteter sein als ohne Vorarbeit und das Endresultat wird schlichtweg besser, da man mit einem Plan an die Umsetzung geht. Der Kunde wird es einem danken.

(fms)

Kritik
von Fabian Sommer

Die Idee
Wenn das Thema Webseiten auf Digezz behandelt wird, dann meistens die technischen Aspekte. Was für Plug-Ins gibt es auf Wordpress? Wie macht man Bilder im Web am besten responsive? Dies sind berechtigte Themen, doch ein ganz anderes wird meines Erachtens oft etwas vernachlässigt: das Webdesign. Nicht zuletzt weil ich selber als gelernter Polygraf einen gestalterischen Hintergrund habe, ist mir neben der Funktionalität einer Webseite auch die Ästhetik wichtig. Denn eine Webpage kann noch so gut programmiert und noch so hervorragende Informationen bieten – Wenn man sich als Betrachter nicht zurecht findet, hat man innerhalb weniger Sekunden den Tab geschlossen. Deshalb wollte ich etwas Licht in dieses Thema bringen und zeigen, wie ich bei der Konzeption einer Webpage in der gestalterischen Phase vorgehe. Damit der Artikel nicht rein theoretischer Natur ist, war es mir zusätzlich wichtig, ein eigenes Beispiel einzubringen. Die Webseite für eine Garage, welche ich in den letzten Monaten erstellen durfte, eignete sich für diesen Zweck gut.

Die Umsetzung
Ich entschied mich, den Beitrag so aufzubauen, wie ich auch im Gestaltungsprozess vorgehe – also aufgeteilt auf Skizzen, Schrift- und Farbwahl. Das Ziel ist es, dass der Leser das Vorgehen so gut als möglich nachvollziehen kann.

Jeder hat seine eigene Vorgehensweise, um auf die optimalen Lösungen im Gestaltungsprozess zu gelangen. Schliesslich ist dies eine kreative Phase, in welcher es kein «richtig» oder «falsch» gibt. Ich erhebe also keinesfalls den Anspruch, dass meine Arbeitsweise «korrekt» ist.

Kritik
Es ist schade, dass die Beispielseite der Garage noch nicht aufgeschaltet ist. Dies liegt daran, dass es eine unvorhergesehene Verzögerung im Projekt gab. Mir ist bewusst, dass es besser gewesen wäre, wenn sich der User selber ein Bild der Webseite hätte machen können. Doch ich denke, dass der Screenshot der Home-Seite ebenfalls einen Eindruck des Endprodukts liefert. Dieses wird sich optisch nicht mehr substantiell ändern.

Dem Artikel fehlt etwas die Tiefe. Ich habe während des Schreibens gemerkt, dass es im Nachhinein etwas schwierig ist, gewisse kreative Entscheidungen nachzuvollziehen und zu bebildern. Vieles geschieht auch aus dem Bauch heraus. Es wäre also besser gewesen, wenn ich parallel zur Arbeit an der Webseite begonnen hätte, an diesem Artikel zu arbeiten. Dies hätte die Umsetzung vereinfacht.

Ich habe nur die wichtigsten Werkzeuge vorgestellt, welche einen im Gestaltungsprozess unterstützen können. In der Tat ist es so, dass ich persönlich nicht viele mehr brauche. Für den Leser wäre es aber unter Umständen interessant gewesen, weitere Tools zu sehen.

Alles in allem hoffe ich trotzdem, dem Leser einen Einblick in den Prozess des Webdesigns ermöglicht zu haben.

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