Das Immermehr

Eine Generation, die im Individualismus ihre Schlüssel-Kompetenz gefunden hat. Was wären wir bloss ohne unsere Selbstentfaltung? In der Freiheit, alles zu tun und alles zu sein, was wir wollen, liegt aber auch unser Hund begraben. Wir wollen so viel, erwarten noch mehr und sind frustriert, wenn wir es nicht erreichen. In einer Welt, in der alles zum Greifen nahe ist, hemmt uns unser Stolz.

Was, wenn ich scheitere?
Was, wenn ich doch nicht so gut bin?
Was, wenn ein anderer besser ist?

Und vor allem:
Was, wenn mich keiner versteht?

Statt den Fragen auf den Grund zu gehen, erstarren wir in unserer heilen Welt. Was uns bleibt, sind unsere Träume, die uns mehr versprechen.

Mehr vom Leben: Da wo’s wirklich abgeht.

Der Thematik Eskapismus wollten wir ein Gesicht geben, eins mit zwei Seiten: Bild und Text.

Hier geht’s zum Beitrag.

Kritik
von Anna Kreidler und Julia Dunlop

Der Text ist eine lyrische Ansammlung von Gedankengängen. Ein Gemütszustand- so glauben wir, der viele in unserer Generation betrifft. Klar, in jedem Fall äussert sich das auf andere Weise; wir haben uns für die melancholische entschieden.

Die Fotografien orientieren sich daher am Text. Pro Vers haben wir ein Bild gewählt, damit dem Betrachter nicht zu viel Fantasie im Kopf genommen wird.

Man nehme:

  1. Ein Kleid, im Internet bestellt und gute zwei Monate darauf gewartet (nächstes Mal gehen wir wieder zu H&M)
  2. Einen Wald, der die Düsterheit der Szene setzt, verträumt und dennoch real ist.
  3. Einen Wasserfall, der das flüchtige und trotzdem die Tiefe von Träumen suggeriert.
  4. Eine Wolldecke, weil es Ende Oktober ziemlich kalt ist, jedenfalls im Quellwasser.
  5. Eine Kamera: eine Sony A7S, Canon 50mm f 1.4, Zeiss 24 – 70mm f4, die die Story festhält

Das erste Bild zeigt den Stilbruch im Text, „im Licht ist alles so klar, so rein, so unbedeutend.“ Das Gesicht ist nicht zu sehen, die Farben warm.

Die anderen Bilder sind düster und in grünlichen, violetten und blauen Tönen gehalten. Farben der dunklen Träume, der Melancholie und doch der Realität. Die Aussage sollte nicht durch fantastische Farbgebung verfälscht werden; die natürlichen Dunkelheiten zu inszenieren - das war das Ziel.

Die Fotos waren durch das Setting schon ziemlich dunkel und düster - in der Bearbeitung wurden in erster Linie die Farbtöne der einzelnen Bilder aufeinander abgestimmt.

Das Portrait wurde etwas aufgehellt, der fordernde und dennoch unsichere Blick ist eine der Kernaussagen und sollte deshalb schon sichtbar sein.

Das Bild zu Vers 4 (...“lässt die Bäume auf meiner Haut sich sträuben“) wurde nicht optimal umgesetzt: Die geplante Doppelbelichtung funktionierte nicht, die Hand hätte dazu gegen den weissen Himmel fotografiert werden müssen. Mit dem jetzigen gegebenen Hintergrund musste eine andere Lösung gefunden werden; eine Tanne wurde in den Arm retouchiert. Folglich wirkt die Szenerie nicht mehr so natürlich.

Man nehme bei einem nächsten Mal:

  1. Kein Kleid aus China, weil die Wartezeit , wenn überhaupt, in den Sternen steht
  2. Einige Probeshots, damit geplante Methodiken wie eine Doppelbelichtung richtig funktionieren
  3. Eine Location, die wir bereits kennen, wählen. Keine „Auf gut Glück in den Wald fahren und schauen ob’s Wasser hat“-Aktionen

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