Deafbone | Band Photos & Songs

Musste man früher teure Studios mieten, um Songs aufnehmen zu können, reicht heute ein Zoom H6 aus der Technikausleihe der FH Graubünden. Also habe ich das gemacht und eine junge Band aus St. Gallen vertont. Ausserdem habe ich meine Fotografie-Skills bei einem Bandshooting ausgelebt.

Deafbone ist eine Band aus St. Gallen in der Ostschweiz. Heute, nach einigen Personalwechseln, besteht die Band aus Vanessa (Gitarre, Gesang), David (Bass) und Regina (Schlagzeug). Das Trio schreibt seine Songs alle selbst und konnte bereits den ersten Live-Auftritt letzten September im Treppenhaus Rorschach verzeichnen.

Was der Band allerdings noch gefehlt hat bisher sind Bandfotos und Aufnahmen ihrer Songs. Daher habe ich Deafbone angeboten, beides für sie zu versuchen. Da sie von der «Do It Yourself»-Kultur der Untergrund-Rockbands aus den 90er-Jahren beeinflusst sind, versuchte ich, dies in den Aufnahmen wiederzugeben. Daher liess ich die Songs bewusst «roh» und «unverfälscht» und versah die Fotos mit einem körnigen Schwarzweiss-Look.

Die Songs könnt ihr euch unten im Player anhören, das dazugehörige Albumcover seht ihr unter dem Player. Die Bandfotos könnt ihr euch HIER ansehen.

(lhu)

Kritik
von Alain Rutishauser

Idee

Ich wollte schon immer Aufnahmen für eine Band sowie ein Bandshooting machen. Musik und Fotografie sind zwei meiner grossen Leidenschaften.

Da meine Freundin Vanessa in einer Band spielt (Deafbone: Vanessa (Gitarre, Gesang), Dave (Bass), Regina (Schlagzeug)) und wiedermal Ideen für Digezz gefragt waren, habe ich ihr angeboten. Da ich bereits ihre Proben und das Konzert besucht habe, wusste ich, dass sie viele eigene Lieder haben, die nur darauf warten, aufgenommen zu werden.

Deafbone hatte ausserdem bereits ein Fotoshooting vor einigen Monaten, mit deren Ergebnis die Band allerdings nicht ganz zufrieden war. Also bot ich neben den Aufnahmen der Songs auch ein Shooting in und um den Proberaum an, um den Look und die Attitüde der Band passend einzufangen.

Vorbereitung

Ich überlegte, wie ich die Aufnahmen der Songs machen will und las mich etwas über die Studioaufnahme ein. Ich wusste bereits, dass viele Produzenten, vorallem in der "indie"-Szene der 1990er-Jahre "live" aufnehmen. Also spielt die Band gemeinsam das Lied und im ganzen Raum werden Mikrofone, beispielsweise über dem Schlagzeug oder vor dem Gitarren-Amp platziert. Dies unterscheidet sich von der üblicheren Aufnahmeweise, wo jeder sein Instrument einzeln aufnimmt und die Spuren dann im Nachhinein zusammengefügt werden.

Bei der "live"-Methode interagieren aber die Instrumente mehr miteinander, manchmal hört man im Hintergrund der einzelnen Spuren noch die anderen Instrumente und der Raumklang wird so auch besser eingefangen. Das Ganze klingt echter, unverfälschter und wie an einem Live-Konzert.

Also schrieb ich auf, wo ich alles ein Mikrofon im Proberaum platzieren wollte. Ich stellte eine Liste des benötigten Materials auf und leihte es an der FHGR aus. Für das Fotoshooting benutzte ich meine eigene Kamera, eine Canon 70D.

Benötigtes Equipment:

  • Sennheiser Richtrohrmikrofon MKE 600 (3x)
  • Sennheiser Evolution Gesangsmikrofon
  • Mikrofon Neumann KM 185
  • Audiorecorder Zoom H6
  • Canon 70D

Umsetzung

Am Tag der Aufnahmen platzierte ich das Zoom H6 in der Mitte des Proberaums und steckte den Mikrofonaufsatz auf das Zoom, um den Raum als Ganzes aufzunehmen. Danach platzierte ich die Mikrofone nacheinander im Raum: das erste Mikrofon platzierte ich vor das Gitarren-Amp, bat die Gitarre, einige Noten zu spielen und pegelte auf dem Audiorecorder, damit kein Clipping entsteht. Das gleiche machte ich dann mit dem Bass-Amp, dem Gesang und schlussendlich noch dem Schlagzeug.

Ich war bereit und so begann die Band mit dem ersten Song. Währenddessen pegelte ich weiter, tüftelte am Sound und korrigierte, wo die jeweiligen Spuren trotzdem noch zu laut waren. So war ich dann nach dem zweiten Take wirklich bereit und konnte die Band spielen lassen. Das machten sie nacheinander mit allen Songs, die ich dann auf Kopfhörern mir anhörte. Klingt gut, also weiter zum Fotoshooting!

Wir berieten uns dann kurz, welche Locations sich für gute Fotos eignen würden. Einerseits nahm ich im Proberaum auf, im unteren Stock bei der Treppe und draussen bei einer Stahltreppe in der Nähe des Proberaums.

Unter der Treppe fanden wir ausserdem drei kaputte Stühle, die vor einer Wand mit Graffiti standen. Dies eignete sich ebenfalls als gutes Motiv für ein Foto, also setzte sich die Band auf die Stühle, rauchte, lachte und es entstanden tolle Motive. Am Schluss kam der Band noch die Idee, sich in den alten Ford Escort von Vanessa zu setzen. Also knipste ich auch dort munter drauflos und schoss knapp 100 Fotos an dem Abend.

Post-Production

Nun ging es ans Bearbeiten. Ich machte mich zuerst an die Fotos. Ich notierte mir, welche Fotos brauchbar waren und reduzierte die 100 Fotos auf rund 30 gelungene. Von diesen wählte ich die zwölf besten Fotos, die ich sogleich im Adobe Lightroom begann, zu bearbeiten.

Ich orientierte mich an unbekannteren Bands aus der Grunge- und Indie-Szene der 90er-Jahre, die Vanessa wie auch ich gerne hören und von denen Deafbone beeinflusst sind. Die Bandfotos von damals sind fast ausschliesslich in Schwarzweiss geschossen, daher wählte auch ich in der Post-Production diesen Look und verlieh den Fotos ausserdem eine feine Körnung, um sie analog aussehen zu lassen.

Anschliessend befasste ich mich mit den Songs. Erstmals las ich mich in das Programm Adobe Audition sowie das Mixing und Mastering ein. Ich erstellte für jeden Song eine Multitrack-Session und pegelte jede Spur so, dass ich mit dem Gesamtklang zufrieden war und jedes Instrument hörbar, aber nicht zu sehr im Vordergrund war. Da der Gesang auf den Aufnahmen etwas zu leise aufgenommen worden war, musste ich ihn im Frequenzbereich, ungefähr auf 4000 Hertz, lauter und präsenter machen. Dies war am Anfang ziemlich knifflig, bis ich den Frequenzbereich der Stimme fand.

Auch auf die restlichen Spuren wendete ich einige leichte Effekte an, die Adobe Audition bereitstellt. Beispielsweise gibt es ein Tool, welches den Frequenzbereich, auf dem das Schlagzeug zu hören ist, hervorhebt. So konnte man mit wenigen Klicks die Drums etwas lauter und präsenter machen. Ähnliche Effekte gab es auch für den Bass, um ihn etwas "crunchier" zu machen, und für die Gitarren.

Nach Anwenden der Effekte musste abermals gepegelt werden, da die Spuren nun alle etwas lauter geworden sind. Ausserdem habe ich die Spuren zerschnitten, um je nach Passage des Songs individuelle Lautstärken anwenden zu können. Die Passagen ohne Effektpedal auf der Gitarre pegelte ich etwas lauter, die verzerrten Passagen pegelte ich etwas herunter, dass der Gesang und die Bassgitarre im Mix nicht verloren ging.

Danach wendete ich noch einige leichte Effekte, natürlich immer, ohne dass der rohe Live-Klang nicht verlorenging, auf den gesamten Master an, also alle Spuren zusammen. Wenn ich dann nach diesem zeitaufwändigen Prozess endlich zufrieden war mit dem Ergebnis, exportierte ich die Songs als .wav-Datei für die Band, um sie auf die Musikplattform Bandcamp zu laden, und als mp3-Datei, um sie auf Digezz zu laden. Für einen ersten Versuch sind mir die Studioaufnahmen gut gelungen. Froh bin ich vor allem, dass auch die Band mit den Aufnahmen zufrieden sind!

Anschliessend stellte ich noch ein Artwork für die Songs her. Dafür benutze ich das Logo der Band und eine passende Fotografie von Vanessa, die sie in London geschossen hat. Auch hier versuchte ich den Look von 90er-Indie-Bands abzubilden.

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