Déjà-Ouï

Déjà-Ouï

Es sind diese Momente. Man ist in einer Situation, man schaut sich um, nimmt die Gerüche war, hört, was um einen herum passiert. Eine einzigartige Situation zu einem Zeitpunkt, den es so nie mehr geben wird. Und doch – irgendwie hat man das alles schon einmal gesehen. Ein Déjà-Vue.

Doch was ist, wenn man das alles nicht schon einmal gesehen hat, sondern gehört? Wenn alles, was sich in unserem Gehirn abspielt durch ein einzelnes Geräusch gesteuert wird? Was, wenn unser Gehör uns täuscht?

Wir erzählen mit unserem Projekt eine Geschichte. In einem Augenblick reisen wir von einer Situation zu der nächsten, an Orte, die nichts miteinander zu tun haben. Ausser das Geräusch, das sie verbindet.

Unsere Protagonistin hat beim Kaffeemachen in der Küche nicht ein Déjà-Vue. Sie hat das alles nicht schon mal gesehen. Sie hat es gehört. Ein Déjà-Ouï.

Am besten mit Kopfhörer geniessen und eintauchen.

(lhu)

Kritik
von Selina Bärtschi und Hannah Scharnagl

Idee
Aufgefallen ist uns, dass wir oft dazu neigen, Audio bei Videoproduktionen zu vernachlässigen. Schöne Bilder, welche den Moment perfekt einzufangen scheinen, empfinden wir meist als viel wichtiger für eine gute Story. Dem wollten wir entgegenwirken und uns in einem eigenen Projekt insbesondere mit Audio beschäftigen. Eine Story mal nicht mit Bildern, sondern mit gezielten Geräuschen und Ambis erzählen – eine Tonreise gestalten.

Equipment
Für die Aufnahmen unserer Audios bestellten wir das folgende Equipment:

  • Zoom
  • Richtmikrofon mit Tonangel
  • Funkset Sennheiser AVX

Planung
Unser Ziel war es, möglichst alle notwendigen Geräusche und Ambis selbst vor Ort des Geschehens aufzunehmen. Dazu definierten wir verschiedene Situationen, deren Geräuschkulisse uns interessierte und die wir einfangen wollten.

WG am Morgen – Dusche – Hallenbad – Unterwasser – Bahnhof – Zug – Restaurant

Die genaue Story und die Gestaltung der Tonreise war bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Den Schwerpunkt legten wir vorerst mal auf das Aufnehmen qualitativ hochwertiger Audios. Nebst der Equipment-Bestellung mussten wir dazu auch noch die passenden Locations organisieren. Für die Situation im Hallenbad beispielsweise mussten wir eine Genehmigung einholen.

Produktion
Die Aufnahmen konnten wir innerhalb von zwei Tagen erledigen.

Wir starteten gemütlich mit morgendlichen Aufnahmen in der Wohnung. Da wollten wir das Zubereiten des ersten Kaffees in der Küche, das langsame Aufwachen der WG-Mitbewohner und den Gang unter die Dusche auffangen. Erstaunlich, was für eine umfangreiche Geräuschkulisse sich uns in der scheinbaren Stille des Morgens bot.

Darauf folgten ein Mittagessen und Aufnahmen im Coop-Restaurant und gestärkt der Besuch im Hallenbad. Hilfreich war dabei unser Statist (WG-Mitbewohner David), der uns mit Schwimmeinlagen und Sprüngen vom Sprungbrett die erhoffte Geräuschkulisse lieferte.

Am nächsten Tag folgten die Aufnahmen in der Hektik des Zürich HB.

Grundsätzlich nahmen wir an allen Orten mit der Perche wie auch mit dem Zoom auf. Gezielte Geräusche (z.B. Schritte) mit dem Richtmikrofon der Perche und allgemeine Ambi (z.B. in der Küche oder am HB) mit dem Zoom. Um etwas mehr Erfahrung zu sammeln, probierten wir aber bei allen Geräuschen jeweils beide Techniken aus – so hatten wir für das anschliessende Sounddesign mehr Gestaltungsmöglichkeiten.

Postproduktion
Nach dem Benennen der Files und dem Sichten des produzierten Materials ging es an die Audiobearbeitung im Programm Adobe Audition.

Gemeinsam erstellten wir einen ersten sehr groben Rohschnitt, in dem wir die genauen Situationen, die letztendlich unsere Tonreise gestalteten, festlegten. Der Ablauf ergab sich mehr oder weniger logisch – die Dusche in der Wohnung führte uns ins Hallenbad, das brummende Geräusch beim Eintauchen ins Wasser zur Zugeinfahrt am HB und die Musik in den Kopfhörern zum Restaurant-Besuch.

Weil wir den Anspruch hatten, dass der Zuhörer intensiv in die jeweiligen Situationen eintaucht, stellte sich das Sounddesign als relativ zeitaufwendig dar.

Nach einigem Herumexperimentieren (wir hatten beide zuvor noch nie mit Audition gearbeitet) entdeckten wir verschiedene Möglichkeiten. Verschiedene Ambis und Geräusche übereinander zu legen, verstärkte die Intensität des Audios immens. Um eine räumliche Dimension zu erhalten, liessen wir ausgewählte Geräusche vom linken zum rechten Audio-Output oder umgekehrt wandern. Harmonische Übergänge gelangen am besten mit Fade-Outs und Fade-Ins.

Erst als wir mit dem Audio zufrieden waren, stellten wir uns der Frage, ob wir die Reise auch noch bildlich gestalten wollten. Wir entschieden uns für einfach gehaltene Sketchs in schwarz/weiss. Die zu visualisierenden Situationen teilten wir uns auf und arbeiteten beide digital auf dem iPad mit der Software Procreate und mithilfe von Photoshop. Um das Ganze noch etwas dynamischer zu gestalten, animierten wir ausgewählte Bilder noch zusätzlich. Dazu erstellten wir jeweils ein zweites (etwas zum Original verschobenes oder verändertes Bild) und liessen die beiden Bilder mehrere Male schnell hintereinander ablaufen. Da wir auch im Audio mit fliessenden Übergängen spielten, versuchten wir das auch im Schnitt zu erreichen.

Herausforderungen
Die wohl grösste Herausforderung waren die Audio-Aufnahmen in der Dusche wie auch im Hallenbad. Unser Equipment durfte nicht nass werden, dennoch wollten wir ein intensives Hörerlebnis kreieren. Das sorgfältige Aufnehmen mehrerer Audios der gleichen Situation hatte sich aber gelohnt – die Aufnahmen überzeugten letztendlich mit einer guten Qualität und mit gezielt eingesetztem Sounddesign konnten wir vieles noch intensivieren.

Wir konnten nicht – wie ursprünglich geplant – alle Aufnahmen selber erstellen. Gute Alternativen mussten also her. Für das Unterwasser-Geräusch und die Musik konnten wir auf Free Sound Libraries zurückgreifen.

Letztendlich zählen wir auch die Arbeit mit Audition zu Herausforderungen. Wir hatten beide noch keinerlei Erfahrung damit und mussten uns erst in der neuen Arbeitsumgebung und den scheinbar unendlichen Möglichkeiten von Sounddesign zurechtfinden.

Die verschiedenen Audio-Aufnahmen haben wir vorgängig zwar gut geplant, dennoch hatten wir etwas Mühe, daraus eine logische und spannende Story zu gestalten. Letztendlich erschien uns die Idee der Assoziationen, die sich in unserem Gehirn unbewusst abspielen, aber als eine passende Lösung.

Fazit
Unserem ursprünglichen Wunsch – uns intensiv mit der Aufnahme von Audios und dem anschliessenden Sounddesign zu befassen – konnten wir mit diesem Projekt zweifellos gerecht werden. Mit der Qualität der Audios und der Weiterverarbeitung dieser sind wir sehr zufrieden. Darüber, ob die zusätzliche visuelle Umsetzung noch nötig gewesen wäre, waren wir uns zeitweise etwas unsicher. Doch letztendlich konnten wir auch davon mit einigen Learnings profitieren.

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