Der etwas speziellere Nebenjob als Multimedia Studentin

Gerade wollte ich mir noch einen warmen Punsch machen. Den anstrengenden Tag gemütlich auf dem Sofa und mit meiner Lieblingsserie vor dem Fernseher ausklingen lassen. Und in nächster Sekunde sitze ich im Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) mit Martinshorn und Blaulicht und fahre an einen Verkehrsunfall.

Dieses Projekt entstand unter dem experimentellen Gedanken 1-Mann-Projekt. Story, Kameraführung, Audioaufnahmen, Schnitt, Schauspielern… alles alleine machen. Wie sieht solch ein Endprodukt qualitativ aus, was für Schwierigkeiten kommen auf einen zu…? Diese und noch weitere Fragen konnte ich mir während diesem Projekt beantworten. Raus gekommen ist eine Selbstreportage über meinen etwas spezielleren Nebenjob als Multimedia Studentin.

Seht selbst:

Hier noch ein kurzes Making-Of der Filmproduktion von der Szene im Haus.

(le)

Kritik
von Melanie Zanga

Idee
Zurzeit steigt in den Firmen stetig der Gedanke, wie Geld für Personal gespart werden kann. Viele müssen Arbeitern /- innen entlassen oder Kurzarbeit einläuten. Entweder weil es viel zu wenig Arbeit hat, weil Arbeitskräfte durch technische Mittel ersetzt werden oder weil die Firma Ausgaben kürzen muss. Auch in der Medienbranche kommt es vor, dass Journalisten oder Radiomoderatoren alleine in die Nachrichtenwelt geschickt werden. D.h. soviel wie, ein Journalist ist Kameramann, Interviewer… in einem. So kann Personalkosten gespart werden. Sehr interessant und ansprechend für die Mediengesellschaft. Multimedia Producer/-innen können ja vieles. Stimmt auch “zwinker“. Dabei ist die Frage, ist das Endprodukt als 1Mann – nur mit zwei Händen, Augen, Ohren gleich gut, wie mit bspw. zwei oder vier Händen mehr?

Diese Frage hat mich auf die Idee gebracht, es einfach selbst auszuprobieren. Und startete das 1MannProjekt. Wie schwierig oder stressig ist es, sich auf die Kameraführung und den Ton gleichzeitig zu konzentrieren? Nun, für dieses 1MannProjekt habe ich mir selbst noch eine zusätzliche Herausforderung gestellt. Wenn schon 1Mann dann auch wirklich alles alleine. So bin ich nebst Kamera-und Tonverantwortliche auch Protagonistin.

Als nächster Schritt, musste eine Geschichte her. Denn keine Geschichte, kein Film. Ich überlag, was wohl am „einfachsten“ sein würde. Gut:

  1. Am besten zu Hause
  2. kein grosser Location Wechsel

Neben dem Studium arbeite ich im Notarztdienst Rheintal als Notarztgehilfin. Perfekt dachte ich. Ich filme, wie es ist in kürzester Zeit mein Dasein, meine Gedanken, mein Verstand von 0 auf 100 zu funktionieren. Bspw. Gerade eben noch am Herd einen warmen Punsch machen und den Abend gemütlich vor dem TV ausklingen zu alssen und in nächster Sekunde im Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) mit Blaulicht und Martinshorn zum Einsatzort unterwegs. Das war meine erste ausgangs Idee. Es ging mir rein um die technische Umsetzung, und nicht wirklich gross um die Story. Ich hab alles Vorbereitet: Storyboard, Shotlist, Terminplanung usw.. Alles stand und war ready für den Dreh. Doch wie Herr Weibel in einer Besprechung sagte „Speck den Leuten vors Maul zu halten und sie nicht rein beissen lassen, ist dasselbe, wie meine Story nicht fertig zu erzählen.“. Diese Worte brachten mich zum Nachdenken. Und so krempelte ich meine eigentliche Idee ein wenig um und muss nun feststellen, dass es ein bisschen etwas von einer Selbstreportage hat.

Story
Im Film geht es darum, mein eher spezielleren Nebenberuf zu präsentieren. Darin erzähle ich, was für Eigenschaften dafür vorhanden sein müssen, welche Erfahrungen ich seit drei Jahren gesammelt habe, was meine Tätigkeiten als Notarztgehilfin sind und noch vieles mehr. Die Story ist in fünf Teile aufgeteilt:

  1. vor dem Herd am Punsch machen, Pager piept, Einsatzklar machen
  2. ins Notarztfahrzeug (NEF) einsteigen und mit Blaulicht abfahren
  3. originale Einsatzfahrt an einen Verkehrsunfall
  4. Text Abschnitt
  5. im Stützpunkt am retablieren

Umsetzung
Als alles Erstes habe ich mir überlegt, wie ich die ganze Story technisch am besten umsetzen kann. Welches Equipment verwende ich für den Film. Danach erstellte ich eine Shotlist und ein Storyboard. Das Equipment (ausser Kamera und ZoomH5) hatte ich für 4 Tage ausgeliehen. In diesen Tagen musste das meiste im Kasten sein. War es auch. Ausser die letzte Szene, während dem retablieren. Diese filmte ich im Neuen Jahr.

Dass der Film keinen „Selfiestab-Look“ bekommt, arbeitete ich mit einem grossen und einem kleinen Stativ und dem DolyZoom, welchen ich für die Laufszene am Anfang verwendete.

Den Off-Text habe ich absichtlich in Mundart gesprochen. So wirkt er authentischer. Ich wollte erst noch einen Deutschen Untertitel einfügen. Das ist jedoch während der Produktion ein bisschen unter gegangen und schlussendlich hat mir die Zeit dafür leider nicht mehr gereicht. Schade. Nächstes Mal werde ich das priorisieren, und umsetztest.

Den Filmschnitt sowie das Color Grading, habe ich im Premiere Pro vorgenommen. Das Audio im Audition. Beim Color Grading war mir wichtig, dass die Farben neutral bleiben.

Equipment:

  • DolyZoom
  • Manfrotto Stativ
  • Kleines Kamerastativ
  • Zoom H5
  • Nikon D600
  • Nikon D7100 für den Making Off Video

Herausforderungen / Schwierigkeiten

Bestes Vorgehen:
Dass der Film nicht wie ein „Selfiestab-Film“ aussieht, musste ich mir anfangs genauestens überlegen, wie ich das anstelle. Ich würde behaupten, dieses Ziel ahbe ich erreicht. Für die Lauf Szene zu den Einsatzkleidern arbeitete ich mit dem DolyZoom und dem Stativ drauf. Das ganze befestigte ich mit einem Spann-Set, dass es nicht verrutschen konnte. Denn niemand stand hinter der Kamera. Ich war ja alleine. Die ganze Einrichtung, band ich mir mittels Spann-Set (Freund und Helfer :p) eng um die Hüfte. Bis das so geklappt hat, wie ich es mir vorgestellt hatte, waren Stunden vergangen. Zum Schluss hat es nach viel nerven und Einrichtung an und abziehen doch noch funktioniert. Diese Szene wirkt dennoch relativ gestellt.

Dreharbeit:
In absehbarer Zeit musste einen Einsatz sein, bei welchem ich die Einsatzfahrt filmen konnte. Meistens waren die Einsätze dann, wann ich am Lernen war, resp. nicht im Dienst war. Doch an Weihnachten hatte es dann doch noch geklappt. Ich filmte die Einsatzfahrt (Dauer 15min) aus der Hand. Ganz einfach war es nicht, denn es holperte und die Fahrt während eines Einsatzes ist nicht ganz so sanft, wie die einer Privatperson. Dass das Bild nicht all zu fest „verruckelt“ wird, habe ich beim Objektiv die Funktion VR – Bildstabilisator eingestellt. So ist es am besten herausgekommen.

Audio:
Das Audio habe ich zusätzlich noch an einer anderen Einsatzfahrt aufgenommen, weil beim Ersten ein rauschen vorhanden war. Es gestaltete sich als eher schwierig, als Beifahrerin, Kamera- und Tonverantwortliche im einen zu funktionieren. Das Zoom auf meinen Beinen und die Kamera in der Hand. Dennoch war die Zweite Audioaufnahme super, und ich verwendetet schlussendlich diese.

Color Grading:
Das Bild hatte einen eher starken Gelb Stich. Diesen habe ich nach einigen Stunden Color Grading so gut als möglich weg bekommen. Ganz zufrieden mit der Farbkorrektur bin ich trotzdem nicht. Wegen Zeitmangel habe ich mit 80% zufrieden geben.

Fazit
Die Arbeit während des Projekts hat trotz den Herausforderungen Spass gemacht. Mich den Herausforderungen zu Stellen und für Probleme oder Schwierigkeiten einen Kompromiss | Lösung zu finden war nicht immer einfach. Aber die Motivation und den Spass habe ich dennoch nicht verloren. Ich würde sagen, das Projekt ist mir gelungen und ich hab meine Ziele erreicht. Sicherlich gibt es gewisse Dinge die Verbesserungsprotenzial haben.

Der sicherlich schwierigste Teil dieses Projektes war für mich persönlich, mir genau zu überlegen, was ich sagen möchte. Dinge sagen, die für mich schon lange abgeschlossen sind, bspw. nicht so schöne Einsätze, wurden wieder aufgewühlt. Niemand spricht gerne über etwas was ihm nahe geht oder bedrückt (hat). Schlussendlich habe ich mich für die Variante entschieden, dass ich nicht näher auf einen Einsatz eingehe, da der Off-Texts viel zulange geworden wäre. Usnd ich hatte ohne hin schon viel Aufwand mit dem Film. „grins“

Meine grösste Erkenntnis ist, dass das Projekt zu zweit 10 Mal schneller und einfacher verlaufen wäre als alleine. Die Arbeit hätte dann aufgeteilt werden können, und der Film wäre qualitativ evtl. etwas besser geworden. Denn vier Hände, Ohren und Augen können, hören und sehen doch mehr als nur zwei.

Der Dreh war eindeutig am Zeit intensivsten. Mit dem Endprodukt bin ich im Grossen und Ganzen zufrieden. Ich habe das Ziel meiner Meinung nach erreicht – er sieht nicht nach „Selfiestab-Film“ aus. Bspw. hätte ich die letzte Szene während des retablierens, mit detailreicheren Aufnahmen gestalten können, und das Color Grading noch verfeinern können. Dies hätte aber ehrlich gesagt nochmals x Stunden Mehraufwand gekostet, und diese Zeit hatte ich nicht direkt übrig.

Wie oben schon erwähnt, wäre das Endprodukt zu zweit besser herausgekommen und dies mit einem zeitlich geringeren Aufwand. Der Film wäre nicht ganz so statisch, weil die Kameraführung zu zweit anders funktioniert hätte. Dies beantwortet auch die Frage: „Inwiefern leidet die Qualität darunter, wenn man in der Medienbranche nur jemanden heraus schickt?“. Ich finde durch den zeitlichen Aufwand den man alleine in Anspruch nehmen muss könnte ein Medienunternehmen zwei Leute anstellen und es würden trotzdem keine grossen Mehrkosten anfallen. Den Zeit ist bekanntlich Geld. ;)

Aber genau zu solchen Erkenntnissen wolle ich mit diesem Experiment kommen. In einer gewissen Zeit etwas zu produzieren, dass ganz alleine ohne jegliche Hilfe und mit dem Material zuarbeiten, dass ich zur Verfügung hatte.

Auf dem Making-Off Video, ist ersichtlich wie die Produktion verlaufen ist. Darin kann man erkennen wie viel Zeit die Produktion gekostet hat: immer Kamera ON, Bildausschnitt kontrollieren, scharf stellen, nochmals kontrollieren, REC, schauspielern, Shot ist fertig, REC END, Shot kurz anschauen, und das ganze Spiel nochmals von vorne, bis es i.O. ist. Meistens 5-10 Mal. ;)

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