DER HAKT

Ob Kameras oder Karotten – gehackt wird bei Eva und Tom in mancherlei Hinsicht. Ihre Beziehung scheint sorglos, doch ob das nach einer rätselhaften Textnachricht auch so bleibt?

3 .. 2 .. 1 .. GO! Ab jetzt zählt jede Sekunde. «Hacking» ist das Thema des Kurzfilmwettbewerbs vom Zürich Film Festival. Die Vorgaben: Innerhalb 72 Stunden einen Film zum Thema produzieren, welcher die Abspielzeit von 72 Sekunden nicht überschreitet. Zu viert stellten wir uns der Herausforderung und kreierten einen Film, der die Spannung bis zum Schluss hält.

(sba)

Kritik
von Nico Stähli, Alina Haag, Laura Calchini und Elif Soysal

Idee

Freitag – 27. Oktober 2019 – 12 Uhr. Es ist Zeit für die Bekanntgabe des Wettbewerb-Themas. «Hacking» steht in grosser grüner Schrift auf der Webseite des Zürich Film Festivals. Und dann – eine gefühlte Minute Stille. Niemand von uns weiss, was wir mit dem Wort anfangen sollen. Wir stellen uns die Frage: Was kann man alles hacken? Computer? Datenbanken? Handys? Wir schreiben all unsere Ideen auf dem Flipchart vor uns nieder. 15 Minuten später haben wir bereits unsere Idee. Begeistert und voller Elan wollen wir am liebsten gleich mit der Arbeit beginnen. Doch es geht weiter mit dem Brainstorming. Denn es sind ja schliesslich erst 15 Minuten vergangen. Uns fallen weitere kreative Ideen ein, doch schlussendlich enden wir wieder bei unserem ersten Einfall. Ein Einfall zu einer Story, der nicht nur die Protagonistin im Film, sondern auch die Zuschauer bis zum Schluss hinters Licht führen soll.

Der Film beginnt mit einer Atmosphäre, die Sorglosigkeit und Zufriedenheit wiederspiegelt. Eva, die Protagonistin, steht in der Küche und hackt Karotten nach dem Hackbraten Rezept, das vor ihr liegt. Ihr Mann, Tom, kommt von seiner Joggingrunde nach Hause, legt mit einer Begrüssung seinen Schlüssel und das Handy neben ihr auf die Ablage und macht sich auf den Weg unter die Dusche. Während sie in Ruhe die Karotten weiterhackt, leuchtet Tom’s Handy neben ihr auf. Eine rätselhafte Nachricht nimmt Eva’s Aufmerksamkeit in Anspruch. «Tom – deine Kameras erzählen alles! 20'000.– Cash bis morgen, sonst geht dieses Video online.». Verwirrt und gleichermassen neugierig tippt sie auf den dazugehörigen Link. Unerwartet lautes Stöhnen ertönt aus dem Telefon. Der Bildschirm zeigt ihren Tom, schweissgebadet und mit viel nackter Haut, hinter Gebüschen kniend während eines Aktes, dass auf das Offensichtliche hinweist. Geschockt und völlig perplex legt sie das Handy schnell wieder an seinen Platz und nimmt mit zitternder Hand das Küchenmesser in die Hand und hackt die Karotten weiter. Nur dieses Mal mit mehr Kraft. Mehr Wucht. Mehr Wut. Das Bild verdunkelt sich. «72 Stunden zuvor». Der Filmzuschauer ist nun selbst vor Ort, an dem das Video aufgenommen wurde. Erneut ist das Stöhnen zu hören. Wie auf dem Handyvideo, ist Tom hinter den Büschen zu sehen. Doch dieses Mal geht die Kamera, und somit auch die Zuschauer, um das Gestrüpp herum, sodass Tom nun von vorne zu sehen ist. Stöhnend und mit Schweisstropfen auf seinem nackten Oberkörper schwingt er seinen Körper auf und ab. Unter ihm ist jedoch nicht wie angenommen eine Frau, sondern ein Pflanzentopf mit einer festsitzenden Wurzel, welche er mit einer Gartenhacke versucht heraus zu hacken. Anstatt des nun doch nicht offensichtlichen Aktes, hackt er wohl einfach.

Planung

Bevor das Thema bekannt gegeben wurde, reservierten wir in der Technikausleihe eine Grundausrüstung an Equipment, welche für einen Filmproduktion nötig ist. Viel mehr konnten und wollten wir vor der Bekanntgabe nicht planen. So konnten wir uns vollkommen auf die Thematik konzentrieren und uns danach orientieren. Jede weitere Planung entwickelte sich während der Umsetzungsphase.

Equipment

  • Audio Kabel: XLR m - XLR f 3m
  • Audiorecorder Zoom H6
  • Faltreflektor 5in1 110cm, rund
  • Filmklappe farbig
  • Objektiv Canon EF 50mm f1.4
  • RHINO ROV Pro Slider
  • Rotolight Neo II
  • Rycote Tonangel 2.5m
  • Schwebestativ Solo Steadicam
  • Sennheiser Richtrohrmikrofon MKE 600
  • Sony PXW-FS5 Set
  • Videostativ Sachtler System Ace L MS

Umsetzung

Sobald der Startschuss der 72 Stunden gefallen war, startete auch gleich das Brainstorming für die Ideenfindung. Daraufhin folgten Aufgaben wie die Ausarbeitung der Geschichte, Schauspieler- und Location Suche, Storyline, Storyboard, Rollenverteilung, Zeitplan, Equipment Aufbereitung und gegen Schluss des ersten Abends: das Bestellen der Pizza.

Am Samstag in der Frühe begannen wir mit den Dreharbeiten für unseren Film. Die Location: das Elternhaus von Nico. Die Schauspieler: zwei junge Talente aus der Berner Theaterszene. Zu Beginn bereiteten wir die beiden Sets, Küche und Garten, sowie das Equipment vor. Der Garten wurde mit Requisiten wie Pflanzentopf, Erde und Gartenhacke ausgestattet, die Küche mit Messer, Hackfleisch und Hackbraten-Rezept. Wir arbeiteten uns genau nach Zeitplan vor. Einrichtung und Vorbereitung, Instruktion Protagonist, Szene Garten, Umbau, Instruktion Protagonistin, Szene Küche, Nachvertonung. Durch das Storyboard und die genaue Rollenaufteilung kamen wir rasch voran. Vor allem die Testaufnahmen vom Vorabend, bei welcher wir die Sequenzen auf die 72 Sekunden abstimmten, waren eine grosse Stütze bei den Dreharbeiten. Auch die Schauspieler, die unseren Anweisungen rasch und präzise folgten, verhalfen zum Erfolg des Drehtages. Nach den Aufnahmen folgte bereits die Aufarbeitung aller Dateien. Die Postproduktion lief effizient und wir kamen schnell voran. Zeit kostete vor allem ein Synchronisationsfehler zwischen den Tonspuren, welchen wir nicht auf Anhieb lösen konnten. Den Abend schlossen wir schliesslich mit einem ersten Rohschnitt ab.

Am Sonntag war der Start zuerst holprig. Das Gartenvideo auf dem Handy, welches wir per Greenscreen in der Post einfügen wollten, stellte sich als schwieriger heraus als gedacht. Währenddessen arbeiteten drei von uns (später wieder zu viert) weiter an den Tonaufnahmen, Feinschnitt, Color Grading, Thumbnails, Texten und weiteren Aufgaben. Gegen Ende des Tages war der Film im Kasten. Für die letzten Stunden am Montag, blieben noch einige kleine Details für die Abgabe.

Fazit

72 Stunden. Nach diesem Projekt ist uns diese Zeitdauer genau bewusst geworden. Obwohl wir am Sonntagabend bereits praktisch fertig waren, waren die drei Tage eine Herausforderung. Die Stunden waren durchgetaktet, die Tage waren lang. Doch durch das gute Zusammenspiel im Team, der durchdachten Planung und der effizienten Arbeitsweise, konnten wir erfolgreich und zeitgerecht unseren Film beim Wettbewerb des Zürich Filmfestivals 2019 abgeben. Nun hoffen wir nur noch, dass niemand unseren Film von der Website hackt.

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