Der Kindergärtner

Kindergärtnerin ist ein beliebter Beruf für viele junge Frauen. Genau: Für Frauen. Dabei gibt es auch Männer, die diese Tätigkeit ausüben. Wir haben einen getroffen.

Daniel Manzoni arbeitet seit 1989 in einem rätoromanischen Kindergarten in Sils im Engadin. Als er die Ausbildung machte, waren er und ein Kollege die einzigen Herren weit und breit. Bis 1983 durften Männer die Ausbildung zum Kindergärtner nämlich gar nicht absolvieren.

Wir haben Daniel Manzoni im 800-Seelen-Dorf besucht.

(nsc)

Kritik
von Salome Brenner und Sarah Huwiler

Motivation
Ausgangslage für unser Digezz Thema war eigentlich ein ganz anderes. Bei der Suche nach spannenden Themen hat sich Sarah gefragt, ob es eigentlich männliche Hebammen gibt. Und wenn ja, wie nennt man die überhaupt? Sarah hat bei der Recherche gemerkt: Es gibt in der Schweiz drei Geburtshelfer. Man kann also von einem typischen Frauenberuf sprechen.

Wie sieht es in anderen «typischen Frauenberufen» aus?
Kindergärtner zum Beispiel. Es fiel uns auf, dass man beim Wort «Kindergärtner» sofort das Bild eines Kindergärtlers (Kind) bekommt, nicht das Bild des Pädagogen. Unsere Motivation war, einen Mann in einem typischen Frauenberuf zu portraitieren.

Umsetzung
Ein erster Schritt war, einen passenden Protagonisten zu finden, der mit uns über seinen Beruf sprechen möchte und den wir in seinem Alltag auch begleiten dürfen. Die Suche nach einem Geburtshelfer gestaltete sich schwierig. Die einzige Person, mit der wir Kontakt herstellen konnten, ist in der Westschweiz angesiedelt und sprach kein Deutsch, nur Englisch, Französisch oder Portugiesisch. Folglich entschieden wir uns, den Beruf Kindergartenlehrer in Angriff zu nehmen. Eventuell haben wir da mehr Glück.

Wir fragten beim Kindergartenverband Zürich an. Dieser verwies auf acht männliche Lehrpersonen. Einer davon meldete sich bei uns. Als wir ihm unsere Idee, ein Portrait, vorstellten, war er allerdings nicht bereit, mitzumachen. Also musste die Suche weitergehen.

Eine PH-Studentin konnte uns weiterhelfen, indem sie uns den Tipp mit Daniel Manzoni gab. Daniel ist seit fast 30 Jahren als Kindergärtner in Sils im Engadin tätig. Sarah rief ihn an und Daniel war sofort dabei. Weil er bald für längere Zeit im Ausland verweilen wird, mussten wir in kurzer Zeit ein Datum finden, an dem wir ihn im Kindergarten besuchen konnten.

Im nächsten Schritt notierten wir Fragen, die wir Daniel im Interview stellen wollten und schickten sie ihm. So konnte er sich auf den Drehtag vorbereiten. Wir verfassten ausserdem einen Elternbrief, den die Eltern für die Bestätigung des Drehs unterschreiben sollten.

Am 18. April fuhren wir mit dem Zug nach Sils im Engadin. Vor Ort lief alles sehr unkompliziert. Daniel stellte uns den Kindern vor und diese nahmen uns bald in ihrem Kreis auf. Zwar sprachen die meisten ausschliesslich rätoromanisch, weswegen wir nicht alle Kinder zu Daniel «befragen» konnten. Die anderen jedoch waren sehr kontaktfreudig.

Die einzige Herausforderung war, dass wir ein Kind nicht filmen durften. Dies gestaltete sich insofern schwierig, da das Kind uns oft ins Bild rannte und wir diesen Ausschnitt somit nicht verwenden konnten. Wir vermuteten, dass das Kind gar nicht wusste, dass es nicht gefilmt werden darf.

Das Interview führten wir direkt am Mittag nach dem Kindergarten-Unterricht durch. Daniel entpuppte sich als talentierter und geübter Interviewpartner, der interessante Antworten gab. Ausserdem wiederholte er oft die Fragen vor der Kamera, so dass der Zuschauer versteht, um was es geht. Beim Filmen und Tönlen wechselten wir uns ab.

 Equipment

  • Sony FS5
  • Videostativ Manfrotto
  • Zoom H1
  • Funkset Lavalier

post production
Im Schnitt arbeitete Sarah zuerst alleine und brachte Ordnung in die Files. Nach einem ersten Rohschnitt, bei dem die wichtigsten Statements drin waren, sassen wir zusammen und erarbeiteten den Feinschnitt. Weil das Bild einen leichten Blaustich hatte, mussten wir diesen im Colorgrading korrigieren, was Zeit brauchte.

Zudem war ein leises Rauschen auf den Aufnahmen des Zoom H1 zu hören, das Salome mittels Geräuschminderungs-Effekt in Audition vermindern konnte.

Fazit
Es hat uns grossen Spass gemacht, das Portrait über Daniel Manzoni zu gestalten. Wir denken, es ist spannend zu erfahren, weshalb sich ein Mann für den Kindergärtner-Beruf entscheidet und wie dies in seinem Umfeld aufgenommen wird.

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