Der Konstruktive Journalismus – eine Antwort auf die Negativität in den Medien

«Only bad news are good news» oder «if it bleeds it leads» – es sind alte Journalistenregeln, um die Aufmerksamkeit der Medienkonsument*innen zu gewinnen. Doch entsteht dadurch ein zu negatives Weltbild? Lösen die Medienschaffenden mit ihrer Arbeit nur negative Gefühle und Apathie aus? Ist das der Grund, weshalb sich viele Menschen von den Medien abwenden? Die Forschung dieser Arbeit befasst sich mit solchen Fragen, die Gegenstand des Konstruktiven Journalismus sind. Das ist ein Ansatz, der versucht, ein faires Bild der Welt zu schaffen, ohne das Negative zu überbetonen.

Täglich überfluten uns negative Nachrichten wie Terroranschläge, Flugzeugabstürze oder andere Hiobsbotschaften. Dank der Digitalisierung prasseln sie innert Kürze auf uns ein. Via Push-Nachricht auf dem Smartphone, im Instagram-Feed, in den Nachrichten und im Radio. Auch wer Zeitungen durchblättert oder am Abend eine Tagesschau ansieht – der Journalismus ist geprägt von einer Vorliebe fürs Negative. Das hängt damit zusammen, dass es die Aufgabe des Journalismus ist, die Menschen zu informieren. Medienschaffende klären Missstände auf und berichten über Entscheidungen und Ereignisse, die von der Normalität abweichen.

Ohne nötige Distanz bekommt man als Medienkonsument*in aber schnell das Gefühl, dass die Welt nur aus Problemen und Konflikten besteht und alles negativ ist. Kein Wunder, kehren viele Menschen den Medien den Rücken. Weil Nachrichten entscheidend sind, wenn es um Meinungsbildung, Demokratie und Bildung geht, ist es wichtig, den qualitativen Journalismus zu wahren. Neue Berichterstattungsmuster und Ansätze sind aus diesem Grund essentiell für die Medienbranche.

Deshalb habe ich mich in meiner Bachelorarbeit mit dem Ansatz des Konstruktiven Journalismus auseinandergesetzt. Der Ansatz ist eine Antwort auf die Negativität in den Medien. Es werden Auswege und Lösungsansätze in den Mittelpunkt gerückt, die in der journalistischen Praxis oft nur am Rande oder im Schlusssatz behandelt werden. Der zentrale Bestandteil des Konstruktiven Journalismus ist die Frage «was jetzt?»

Ob der Konstruktive Journalismus ein Ansatz ist, der sich für dieses Problem eignet, wird anhand dieser Bachelorthesis untersucht. In der Schweiz hielt der Konstruktive Journalismus als Konzept bisher nur vereinzelt Einzug, weshalb sich die Fragestellung auf die Schweizer Medienlandschaft bezieht.

Die Fragestellung der Bachelorthesis lautete:

Welche Chancen hat der Konstruktive Journalismus in der Schweiz?

Die Fragen, die im Zusammenhang mit dem Konstruktiven Journalismus aufkommen, sind schwierig und gleichermassen spannend zu beantworten. Es geht um die Frage, wie sinnvoll ein solches Konzept ist. Es geht um die Frage, ob die Menschen überhaupt das Bedürfnis nach konstruktiven Nachrichten verspüren und darum, wo die Grenze zwischen Werbung und Journalismus liegt. Eins vorneweg: Die Meinungen der Medienschaffenden zu solchen Fragen könnten unterschiedlicher nicht ausfallen!

Die gewonnenen Erkenntnisse der Bachelorthesis fliessen sehr stark in das Lehrprojekt – also meinen Instagramkanal und_ez ein. Der Instagramkanal ist mein eigener Selbstversuch für Konstruktiven Journalismus im Lokaljournalismus (meinem Heimatkanton Graubünden).