Der Service Public in der Schweiz

Am 4. März 2018 stimmen wir darüber ab, ob der Bund weiterhin Radio- und Fernsehstationen subventionieren und Empfangsgebühren erheben darf. Allerhöchste Zeit also, die Kosten und den Nutzen des Service Public einmal genauer zu betrachten.

Bei der No-Billag-Initiative geht es um einen wegweisenden Grundsatzentscheid: Soll Rundfunk in guter Qualität zu angemessenen Preisen auch für Randregionen und Sprachminderheiten erhalten bleiben oder überlässt man die Informationsversorgung der Bevölkerung den Launen des Marktes? Entgegen vieler Aussagen, die gerade in den Medien die Runde machen, geht es im Kern der Volksabstimmung genau um diese Frage.

Die Herausforderung der Demokratie besteht im digitalen Zeitalter nicht mehr darin, eine freie Meinungsbildung zu ermöglichen. Vielmehr geht es im 21. Jahrhundert darum, dem Phänomen «Fake News» entgegenzuwirken und sicherzustellen, dass der Bevölkerung für ihre Meinungsbildung überhaupt noch gesicherte Fakten zur Verfügung stehen. Dass dies in Zeiten zunehmenden wirtschaftlichen Drucks nicht immer einfach ist, zeigt die Boulevardisierung zahlreicher Medien. Diese Problematik trifft auf die No-Billag-Initiative gleich in zweierlei Hinsicht zu: Denn einerseits basieren die Argumente der Befürworter und Gegner nicht immer auf Tatsachen, sondern beruhen erschreckend oft auf Emotionen. Und andererseits besteht die Aufgabe des öffentlichen Rundfunks eben genau darin, der Bevölkerung unabhängige, faktenbasierte Meinungsbildung zu ermöglichen und dem Trend der Boulevardisierung entgegenzuwirken.

Eine Annahme der Initiative würde die Emotionalisierung des öffentlichen Diskurses demnach höchstwahrscheinlich weiter verstärken. Ob dies im Interesse einer direkten Demokratie sein kann, steht nicht im Fokus dieser Arbeit; vielmehr soll der Beitrag wichtige Zahlen und Fakten des Service Public auf einfache Art visualisieren und dadurch seinen Teil zum politischen Diskurs leisten.

Unabhängig davon, wie die Mehrheit entscheidet: der Entschluss sollte in jedem Fall wohlüberlegt sein – denn obwohl eine Annahme sicherlich nicht das Ende der Demokratie bedeutet, so entscheidet sich am 4. März durchaus, in welcher Art und auf welchen Kanälen wir künftig politische Debatten führen werden.

Quellenchecker

Quelle 1 Empfangsgebühren: BAKOM (2016), Seite 5;

Quelle2 iPhoneX: Mediamarkt (2017), Seite 1;

Quelle3 Infoticker (2017), Seite 3;

Quelle4 Bevölkerungsstatistik: BFS (2016): Seite 3;

Quelle5 Botschaft zur Volksinitiative: Bundesrat (2016), Seite 6;

Quelle6 Service Public: EMEK (2015), Seite 27;

Quelle7 Rundfunk (Art. 93): Bundesverfassung (2017), Seite 28;

Quelle8 Geschäftsbericht: SRG (2016), Seite 5;

Quelle9 Empfangsgebühren: BAKOM (2016), Seite 5;

Quelle10 Konzessionen: BAKOM (2017), Seite 1;

Quelle11a Gebührenanteil: BAKOM (2017), Seite 1;

Quelle11b Gebührenanteil: BAKOM (2017), Seite 1;

Quelle12 Empfangsgebühren: BAKOM (2016), Seite 5;

Quelle13 Überprüfungsbericht: Bundesrat (2016), Seite 37

Quelle14 Schweizer Medienlandschaft: Universität Freiburg (2014), Seite 6;

Quelle15 Überprüfungsbericht: Bundesrat (2016), Seite 7;

Quelle16 Schweizer Medienlandschaft: Universität Freiburg (2014), Seite 7;

Quelle17 Markanteile: Mediapulse (2016), Seite 23;

Quelle18 Grundversorgung: UVEK (2015), Seite 1;

Quelle19 Service Public: EMEK (2015), Seite 6;

Quelle20 Konzession (Art. 24/38/43): RTVG (2017), Seite 11ff;

Quelle21 Finanzierungssysteme: Deutscher Bundestag (2008), Seite 3;

Quelle22 Mitgliedsländer: EBU (2017), Seite 3;

Quelle23 Empfangsgebühren: BAKOM (2017), Seite 1;

Quelle24 Finanzierung ohne Gebühren: BAKOM (2017), Seite 1;

Quelle25 Jahresergebnis: Radio Südostschweiz (2016), Seite 3;

Quelle26 Jahresergebnis: Radio Munot (2016), Seite 3;

Quelle27 Jahresergebnis: Tele Bärn (2016), Seite 3;

Quelle28 Jahresergebnis: Tele M1 (2016), Seite 3;

Quelle29 Geschäftsbericht: SRG (2016), Seite 25;

Quelle30 Sendungskosten: SRG (2016), Seite 1;

Quelle31 Geschäftsbericht: SRG (2016), Seite 26;

Quelle32 Programmanalyse: Publicom (2016), Seite 250;

(mm)

Kritik
von Fabian Sude

Themenfindung

Die Themenfindung gestaltete sich in diesem Fall leicht, da eine – meiner Ansicht nach – wichtige Abstimmung bevorsteht und ich feststellen musste, dass selbst Qualitätsmedien wie die «Neue Zürcher Zeitung» äusserst polemisch darüber berichten. Ich wollte also meinen Beitrag zur politischen Debatte leisten und ein Projekt über die «No-Billag-Initiative» realisieren. Besonders wichtig war es mir, den Beitrag auf intersubjektiv nachvollziehbaren Zahlen und Fakten aufzubauen, sprich nicht bloss Meinungen kundzutun, sondern einen effektiven Mehrwert zu schaffen. Bei der näheren Betrachtung der Initiative fiel mir insbesondere ihre Tragweite auf: So betrifft sie nicht wie so oft behauptet bloss die SRG, sondern kommt einer effektiven Abschaffung des Service Public gleich – ganz egal in welcher Organisationsform. Es geht den Initianten also nicht darum, eine durchaus berechtigte Diskussion über Inhalt, Aufgabenbereich und Gestaltung des öffentlichen Rundfunks zu führen. Vielmehr wollen sie den Service Public als ein von der Wirtschaft weitestgehend unabhängiges Medium abschaffen. Dem Bund würde es künftig verunmöglicht, jeglichen Rundfunk – unabhängig ob privat oder öffentlich organisiert – zu subventionieren. Ich bin der festen Überzeugung, dass dies weder im Sinne der direkten Demokratie sein, noch dem Geiste des Föderalismus entsprechen kann. Es ging mir in erster Linie allerdings nicht darum, am 4. März 2018 ein «Nein» zu bewirken. Ich wollte den Rezipienten eine faktenbasierte Meinungsbildung ermöglichen sowie den Sinn und Zweck der medialen Grundversorgung aufzeigen. Ob er/sie den Service Public im Anschluss als sinnlose Geldverschwendung oder demokratisches Allgemeingut empfindet, ist dabei nebensächlich.

Ziel war es ausserdem nicht, ein journalistisches Gefäss zu bedienen, sondern ein Video für das Umfeld der sozialen Medien zu produzieren – leider ist mir dies nur teilweise gelungen, da die Animation zu langatmig geworden ist. Deshalb habe ich auf die im Journalismus üblichen Quellennennungen verzichtet und stattdessen einen «Quellenchecker» eingeführt. Dieser erscheint bei jeder Tatsachenbehauptung im Bild und verweist auf das entsprechende Dokument. Alle dazugehörenden Dokumente habe ich wiederum unterhalb des Videos als PDF-File angehängt. Auf diese Weise kann jede interessierte Personen einerseits die Quellen begutachten und andererseits schnell zusätzliches Lesematerial zu einer bestimmten Thematik finden.

Recherche

Die Recherche erwies sich als äusserst anstrengend, zeitintensiv und zermürbend. Dies aus zweierlei Gründen: Einerseits ist die Fülle an Informationen zu diesem Thema erschlagend. Andererseits umfasst die Thematik aber auch unzählige Aspekte, die alle miteinander zusammenhängen, aber unmöglich allesamt in einen Beitrag passen. Ich habe mich ausserdem strikt auf offizielle Dokumente oder wissenschaftliche Analysen gestützt. Diese haben eine hohe Glaubwürdigkeit und eignen sich daher perfekt für mein Projekt. Allerdings sind sie oftmals äusserst langatmig, komplex und detailliert. Das machte die Recherche zwar mühsam, lag aber durchaus in meinem Interesse: Denn mein Ziel war es, eben genau diese Informationen, die aus genannten Gründen nur in geringem Masse in den politischen Diskurs einfliessen, publikumsgerecht aufzuarbeiten und mit einer Animation zu visualisieren. Um dennoch ein gewisses Mass an Transparenz zu gewährleisten, habe ich wie bereits erwähnt den «Quellenchecker» eingeführt: So erscheint nach jeder Tatsachenbehauptung im Beitrag ein Zeichen, mit dessen Hilfe die Quelle schnell und unbürokratisch identifizert werden kann.

Off-Text

Es fiel mir ausserordentlich schwer, einen zielgruppengerechten Text zu verfassen. Der Text liest sich zwar gut, ist als Off-Text aber nur bedingt geeignet und teilweise zu komplex. Während sich aufeinander beziehende Argumente in der geschriebenen Sprache auch etwas komplexer zeigen dürfen, müssen sie in der gesprochenen Sprache direkter und umgangsprachlicher formuliert werden, um eine ähnliche Wirkung zu erzielen. Dass mir dies schwer fiel, liegt vermutlich an meiner früheren Tätigkeit bei der Zeitung. Erfahrungen mit auditiven oder audiovisuellen Medien habe ich hingegen bislang nur bedingt gesammelt. Der vollständige Text inklusive Quellenverzeichnis kann hier unter die Lupe genommen werden. Aus zeitlichen Gründen konnte ich den Text nicht mehr neu formulieren und musste das Beste aus den Aufnahmen machen.

Audio-Aufnahmen

Auch die Audio-Aufnahmen zogen sich in die Länge. Zum Einen aufgrund der umständlichen Formulierungen im Off-Text, zum Anderen aufgrund der massiven Störgeräusche im Studio. Letztere konnte ich auch mit intensiver Bearbeitung in Adobe Audition nicht immer beheben. Ausserdem habe ich während der Aufnahme einen peinlichen Versprecher nicht bemerkt und musste diesen dann ins Projekt integrieren. So habe ich anstatt «Topografie» das Wort «Typografie» benutzt. Eigentlich wollte ich kommende Woche alle Aufnahmen erneut im Radiostudio der HTW aufnehmen und nach Abgabe des Projekts noch einmal in den Beitrag einfügen, doch bin ich mit dem Endprodukt auch aufgrund anderer Details unzufrieden. Eine Verbesserung der Audio-Aufnahmen würde das Blatt nicht mehr wenden. Ich habe es daher gelassen und mich mit dem Fehler sowie den Störgeräuschen abgefunden. Andere Projekte bedürfen nun meiner Aufmerksamkeit. Die Wahrheit ist: Die zusätzliche Zeit, die ich noch in dieses Projekt investieren müsste, damit es meinen Vorstellungen entspricht, steht mir gerade einfach nicht zu Verfügung – so sehr es auch schmerzt. Mein Keylearning: Die Aufnahme verschieben, wenn im Studio zu viele Nebengeräusche sind. Denn ansonsten muss der Pegel derart niedrig gesetzt werden, dass bei der Verstärkung des Signals in der Postproduktion das Eigenrauschen überproportional mitverstärkt wird. Ich habe zwar versucht, die Aufnahmen mittels Noise-Reduction-Effekten und manuellen Audio-Keyframes noch zu retten, das Ergebnis ist aber nicht befriedigend – ja teilweise sogar noch störender als die Originalaufnahmen. Zum Vergleich hier die mit Noise-Reduction-Effekten bearbeitete Version, die ich aber wieder verworfen habe.

Animation

Die eigentliche Idee, die Thematik mittels Legos und Stop Motion zu visualisieren, habe ich nach einigen Versuchen aufgegeben. So fiel mir schnell auf, dass meine Audio-Inhalt viel zu lange ist, um auf eine derart zeitintensive Art zu untermalen. Die Tatsache, dass ich mich mit den entsprechenden Programmen überhaupt nicht auskenne, kommt noch erschwerend hinzu. Den Ausschlag gab schliesslich jedoch die Erkenntnis, dass ich gar nicht im Besitz von genügend Lego-Steinen bin, um meine anfängliche Visualisierungsidee umzusetzen. Ich habe mich daher für eine Animation mit Hilfe von Adobe After Effects entschieden.

Animieren macht mir Spass. Das war auch bei diesem Projekt der Fall. Ich habe sehr viel experimentiert und dabei leider nicht immer exakt gearbeitet – ein Fehler, den ich so schnell nicht wiederholen werde. Als ich mich nämlich für eine bestimmte Art der Visualisierung entscheiden konnte, hatte ich bereits komplett den Überblick verloren. Der Versuch, dann noch Flüchtigkeitsfehler auszubessern, erwies sich als kontraproduktiv und verschlimmerte die Situation nur. Das nächste Animationsprojekt werde ich daher anders angehen und meine Experimente in einem gesonderten File durchführen. Ausserdem muss ich dringend beginnen, meinen Layers sprechende Namen zur besseren Identifikation zu geben. Einen weiteren schwerwiegenden Fehler habe ich bei der Gestaltung des Beitragsbildes begangen: So habe ich hierfür die bereits bestehenden Layers in Adobe Illustrator leicht abgeändert, ohne zu bedenken, dass dies auch die gesamte Anordnung innerhalb von Adobe After Effects verändert. Da ich die Originalversion in Illustrator nicht mehr herstellen konnte, musste ich die Lage der einzelnen Radio- und Fernsehstationen auf der Karte innerhalb von After Effects mühsam und nicht ohne kleinere Fehler von Hand wiederherstellen.

Sound Design

Für das Sound Design meiner Animation habe ich die Adobe Sound Bibliothek sowie die Internetseite freesound.org genutzt. Beide bieten einen verhältnismässig grossen Pool an Sounds, die sich jedoch insbesondere bei letzterer Quelle stark in Qualität, Originalität und Professionalität unterscheiden. Da ich in diesem Fall teilweise auf sehr spezielle Geräusche zurückgreifen musste, galt oftmals das Prinzip der Improvisation: So habe ich die Drehung der Anzeigenblätter beim Intro beispielsweise durch einen Fidget Spinner und die Aneinanderreihung der iPhone-Icons durch tausende Mausklicks vertont. Um die entsprechenden Töne zu bearbeiten, multiplizieren oder kombinieren, habe ich Adobe Audition verwendet. Probleme hatte ich hier insbesondere bei der Verlinkung von Adobe After Effects mit Adobe Audition. Im Endeffekt musste ich die einzelnen Zeitstempel zeitaufwändig manuell bestimmen. Ich werde das nächste Zusammentreffen mit Roy Stahl daher nutzen, um mir die etwas umständliche Verlinkung erneut erklären zu lassen.

Kurz nach dem Vimeo-Upload habe ich ausserdem festgestellt, dass viele Geräusche des Videos aus den Laptop-Lautsprechern verstörend wirken. Im Namen eurer Ohren hoffe ich daher, dass ihr qualitativ hochwertigere Kopfhörer oder Boxen besitzt. Auch das werde ich als Keylearning mitnehmen: Den Sound vor der Fertigstellung der Animation nicht nur mit «Bose»-Kopfhörern erfahren, sondern auch einmal über schlechte Computer-Boxen laufen lassen.

Fazit

Ich habe insbesondere bei der Recherche enorm viel Zeit verloren und den zeitlichen Rahmen dieses Projekts um ein Vielfaches gesprengt. So investierte ich anstatt der geplanten zwei ECTS Punkte mehr als vier Credit Points – dann musste ich die Reissleine ziehen. Die hohe Zeitinvestition stellt für mich eigentlich kein Problem dar, entspräche das Projekt meinen Vorstellungen. Ich bin im Grossen und Ganzen aber mit meiner Arbeit nicht zufrieden. Ich habe mich sowohl beim Aufnehmen als auch beim Animieren übernommen und konnte meine Unerfahrenheit nicht durch Fleiss wettmachen. So ist der Beitrag zwar in sich geschlossen, doch fallen mir –  ganz abgesehen von der katastrophalen Sound-Qualität – immer wieder kleine Unstimmigkeiten in der Animation auf, die mit einem kompletten Neustart höchstwahrscheinlich effizienter zu beheben wären. Dafür fehlen mir jedoch die zeitlichen Ressourcen. Es isch schade, so viel Zeit und Herzblut in ein Projekt zu stecken und sich dann einzugestehen, nicht das Beste daraus gemacht zu haben. Aber auch das Scheitern ist eine Erfahrung – wahrscheinlich lerne ich aus ihr sogar bedeutend mehr, als aus einem erfreulicheren Ende.

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