Designprozess eines digitalen CD-Covers

Du besitzt Programme wie Photoshop, InDesign und Illustrator? Du hast vielleicht schon die eine oder andere Anfrage bekommen, ein CD-Cover zu gestalten? Du weisst aber nicht genau, wie vorgehen? Kein Problem! Hier wird dir ein solcher Prozess in fünf Schritten erklärt.

Schritt 1: Das Briefing
Dies ist der erste und eigentlich auch der wichtigste Schritt. Hier gilt es zu erfahren, was sich der Künstler vorstellt. Hat das Werk einen Namen? Was ist die Idee dahinter? Wie ist die Thematik des Werks? Hat er vielleicht sogar schon eine Vorstellung davon, wie das Cover aussehen könnte? Das Ziel ist, die nötigen Grundlagen zu erhalten, um fortfahren zu können.

Schritt 2: Die Inspiration
Nicht zu unterschätzen sind dabei mögliche Inspirationsquellen. Hat der Künstler bereits Werke veröffentlicht? Wie sehen dessen Covers aus? Hat er sogar ein spezifisches Artwork (wenn nicht schon im Briefing besprochen)? Äusserst hilfreich können auch schon erste Songs des Künstlers sein, um die Stimmung des Werks herauszuspüren. Zusätzlich kann man versuchen, Cover (via Google oder Pinterest) zu suchen, die eine ähnliche Thematik beinhalten. Wenn man allmählich ein paar Vorstellungen vom Cover hat, kann man sich an die ersten Vorschläge wagen.

Schritt 3: Die ersten Entwürfe
Hier gilt es, mindestens drei möglichst komplett verschiedene Covers in Sachen Gestaltung und Sujet zu erstellen. Weshalb? Dies deshalb, um dem Künstler die gestalterischen Richtungen aufzuzeigen. Diese sind bestenfalls nur grob gestaltet, denn zu viel Zeit in ein paar Entwürfe zu investieren, lohnt sich nicht und kann verheerend sein! Anschliessend werden die ersten Entwürfe dem Künstler präsentiert. Der Künstler entscheidet sich im Optimalfall für einen Vorschlag.

Die ersten drei Entwürfe des Mixtapes «Bankster Forever» vom Rapper Bankster.
(Gestaltung: Diego Sturzenegger) 

Schritt 4: Ausarbeitung eines Vorschlags
Der gewählte Entwurf wird anschliessend ausgearbeitet. Auch hier sind mindestens drei Entwürfe ein guter Richtwert. Hier gilt es, den gewählten Entwurf in möglichst verschiedenen Variationen darzustellen. Je nach Rücksprache kann sich das in der Auswahl der Farben, der Schrift oder der Sujets bemerkbar machen. Danach werden diese Varianten wieder dem Künstler präsentiert. Entscheidet sich der Künstler für eine Variante, kommt der Prozess in die letzte Phase, nämlich in die des Feinschliffs.

Schritt 5: Der Feinschliff
In diesem Schritt werden die letzten Inputs des Künstlers noch angewendet und das High-End-Cover ausgearbeitet. Falls gewünscht, wird zum digitalen Cover eine Rückseite mit einer Tracklist erstellt, so wie in diesem Beispiel.

Tipps zur Gestaltung & Aufbereitung eines Covers
Der Gestaltung eines Covers sind keine Grenzen gesetzt. Und Geschmäcker sind verschieden. In der Regel geht man deshalb nach den Wünschen des Auftraggebers. Was man aber als Tipp mit auf den Weg geben kann, ist, dass man das Cover auf das Nötigste in seinen Elementen reduziert. Alles, was auf dem Cover zu finden sein muss, ist darauf – und sonst nichts. Ausserdem muss der Text lesbar sein, auch auf der Rückseite mit der Tracklist. Bei einem digitalen Cover darf die Schrift der Tracklist aber auch ein bisschen grösser sein als gewohnt.

Das Cover wird am besten im InDesign aufgesetzt. Die Sujets werden entweder im Photoshop oder Illustrator erstellt und danach in der InDesign-Datei platziert. Im InDesign wird der Text eingefügt, um ihn typografisch korrekt zu setzen. Das Dokument ist mit einem Beschnitt von 3 Millimetern zu versehen. So hat man später noch die Freiheit, die Vor- und Rückseite als JPG-Dateien zu exportieren, oder auch ein Druck-PDF davon zu generieren, falls man das Cover noch gedruckt haben möchte.

(le)

Kritik
von Diego Sturzenegger

Überlegung

Ich hatte schon immer ein Faible für Covergestaltungen. Da ich in meiner Freizeit selber als Rapper aktiv bin und auch Freunde habe, die Rapper sind, bin ich damals relativ rasch auf die Idee gekommen, Covers für mich und meine Freunde zu gestalten. In den Jahren sind doch einige Werke entstanden.

Da ein Freund von mir in nächster Zeit neue Musik veröffentlichen möchte, habe ich mich dazu entschieden, den Gestaltungsprozess exklusiv für Digezz schriftlich festzuhalten. Denn mit diesem Beitrag möchte ich nun mein Wissen und meine Erfahrung über das weitergeben, was ich den letzten Jahren gelernt und angewendet habe. Dies, indem ich einen vereinfachten Prozess aufzeige, wie man zu einem solchen Cover kommt.

Vorbereitung

Für diese Arbeit habe ich mich vorbereitet, indem ich, wie in Punkt 1, mich mit meinem Freund zum Briefing getroffen habe, indem er mich gut über das Projekt informiert hat. Ich hatte danach schon 1-2 Ideen, wie das Cover aussehen könnte. Nichtsdestotrotz habe ich mich weiter schlau gemacht und nach Inspirationen gesucht, was letztlich doch erstaunlich viel Zeit in Anspruch genommen hat.

Umsetzung

Für die Umsetzung ging ich die Punkte 3-5 durch und hielt diese auch exakt ein. Klar hat man in der ersten Runde seinen Favoriten, doch hier lässt man dem Auftraggeber die Freiheit selbst zu entscheiden, in welche Richtung er mit dem Cover gehen möchte. Glücklicherweise hat er sich für meinen Favoriten entschieden. In der ersten Runde ging ich nur grob vor. Dennoch war ich erstaunt, wie viel Zeit Vorschlag 1 und 2 in Anspruch genommen haben, da es Bildkombinationen beziehungsweise Photomontagen waren, die es zu erstellen gab. Speziell der zweite Vorschlag hatte ich nie so in dieser Form gemacht.

In Punkt 4 ging es letztlich darum, das richtige Symbol für den Scheinwerfer zu wählen. Das nahm nochmals Zeit in Anspruch, um es optisch auch möglichst «echt» aussehen zu lassen.

In Punkt 5 ging es nur noch um den Feinschliff und die Erstellung einer Rückseite mit einer Tracklist. Hier musste ich nochmals eine Bildkombo in Photoshop erstellen, mit dem gleichen Sternenhimmel, um den optischen, roten Faden weiterzuziehen. Das nahm nochmals einige Zeit in Anspruch, da es viele Details zu beachten gab (wie beispielsweise Tramfahrleitungen), was sonst viel rascher hätte erledigt werden können.

bildschirmfoto-2016-11-29-um-13-16-47Der Aufbau des Covers im InDesign. (Screenshot: Diego Sturzenegger)

 

Selbstreflexion

Diese Arbeit hat mir sehr viel Spass gemacht. Mit einem solchen Projekt konnte ich mein bestehendes Wissen weitergeben, was ich für den einen oder anderen Design-Interessierten doch als sehr wichtig erachte. Klar, hatte ich bereits ein Vorwissen, wie ein solcher Prozess funktioniert, doch mit dieser Arbeit wurde mir zum ersten mal klar, wie ein solches Projekt richtig angegangen werden müsste.

Man hätte bei diesem Projekt noch vieles anders machen können. Beispielsweise hätte man einen solchen Prozess filmisch dokumentieren und aufzeigen können. Doch gerade in grafischen Angelegenheiten erachte ich es für mich als richtig, einen solchen Beitrag aufzuschreiben und anhand eines praktischen, realen Beispiels aufzuzeigen.

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