Die anderen Medien

Wie lautet eigentlich die Mehrzahl von Medium? Das war die Frage, die zwei Multimedia-Studentinnen heimlich beschäftigte, als sie Gary Quinn und Tim Braun in einem Hotel in Rapperswil trafen.

Die beiden Medien (mittlerweile wurde die Pluralbildung gegoogelt) aus Los Angeles versprechen ihren Kunden Begegnungen aus dem Jenseits und haben ihre ungewöhnliche Gabe jeweils in einem Buch verarbeitet.

Für den Giger Verlag, der diese Bücher in der Schweiz veröffentlicht hat, sollten die Autoren nun interviewt werden. Die Challenge dabei: alles in 24 Stunden zu organisieren. Fast schon übernatürlich, aber nicht unmöglich…

Kritik
von Julia Dunlop und Antonella Nicoli

Idee:

Der Auftrag wurde genau ein Tag vor dem eigentlichen Event gefasst. Für einen Schweizer Buchverlag sollten zwei Autoren, die aus den USA angeflogen kamen, bei einem Interview und an der anschliessenden Seminarveranstaltung gefilmt werden. Es galt nun, innert 24 Stunden das nötige Equipment, den Transport und einen Helfer zu organisieren. Geplant wurde das Interview von den Organisatoren im Verlag.

Equipment:

  1. Sony A7s
  2. Canon Objektiv 50mm 1.4
  3. Zeiss Objektiv

 

  1. Richtmikrofon Sennheiser ME66
  2. Zoom H6

 

  1. Manfrotto Stativ
  2. Litepanels
  3. Lichtkoffer

Ablauf:

Da für das Interview mit den Autoren nur eine knappe Stunde eingeplant war, musste das Setting bei ihrer Ankunft schon bereit sein. So trafen sich die Produzenten des Beitrags und die Organisatoren schon zwei Stunden vor geplantem Drehbeginn an der Location.

Da sie die Location noch nie gesehen hatten, konnten sie sich kaum vorbereiten. Ein bisschen Improvisationskunst wurde nötig, um das geeignete Setting für das Interview aufzustellen. Schliesslich konnten einige Möbelstücke aus dem Hotelfoyer in den bestbeleuchteten und schalldichtesten Raum getragen werden, wo dann mit dem Lichtequipment nachgeholfen wurde.

Beim Interview konnten sich die Produzenten ganz auf Kamera und Tonaufnahme konzentrieren, während die Verantwortliche des Events die Fragen stellte. Später, während des Seminars, filmten sie kurze Sequenzen aus dem hinteren Ende des Raums, um die Verantstaltung nicht zu stören.

In der Postproduction wurden die Farbtöne korrigiert und die langen Antworten der Autoren wo möglich gekürzt. Für die musikalische Untermalung wurde ein Stück gewählt, das nicht allzu sehr vom Inhalt der Antworten ablenken sollte. Schliesslich wurden für das Video noch Untertitel geschrieben.

 

Kritik:

Inhaltlich:

Weil die Produzenten des Videos die Fragen nicht selber stellen sollten, wurde es praktisch unmöglich, das Gespräch zu steuern. So konnte nicht verhindert werden, dass die Autoren vom Thema abschweiften, sich in Anekdoten verloren, und irgendwann sogar die Aufgabe des Fragestellers übernahmen und aus der Interviewsituation heraus in ein lockeres Gespräch brachen. Das sorgte zwar für eine unverkrampfte Stimmung, entpuppte sich für den Schnitt des Interviews aber als grossen Nachteil. Es wurde schier unmöglich, die Essenz ihrer Aussagen durch gezielte Schnitte auf den Punkt zu bringen.

So folgt nun auch im Endprodukt der Inhalt des Interviews keinem roten Faden, sondern setzt sich aus einzelnen Anekdoten zusammen.

Visuell:

Die Location nicht zu kennen erwies sich als etwas ungünstig, weil sich zu Beginn kein geeigneter Raum für den Dreh finden liess. Der eine war zu dunkel, der andere zu laut. Schliesslich musste man ein Kompromiss finden und mit den gegebenen Lichtverhältnissen und Hilfsmitteln arbeiten.

Dabei wurden einige falsche Entscheidungen getroffen, wie etwa eine Pflanze hinter dem Sofa zu platzieren, dessen harte Schatten die Gesichter der Autoren treffen.

Auch die Beleuchtung erwies sich rückblickend nicht als ideal. Mit einem Diffusor hätten die Gesichter etwa weicher beleuchtet werden können.

Es hätte auch gemerkt werden sollen, dass die Hand des ersten Autors in den Shots des anderen ständig zu sehen ist. Ein Detail, welches im Video störend wirken kann.

Schliesslich wäre es noch schön gewesen, während des Seminars mehr Aufnahmen machen zu dürfen, um die steife Interviewsituation mit solchen Shots zu lockern. Leider aber durfte die Veranstaltung mit dem Medium aus Respekt vor den Teilnehmenden nicht gefilmt werden, so dass nur wenige Aufnahmen bei der Begrüssung gemacht wurden.

Lerneffekt:

Trotz (oder eben gerade wegen) den begangenen Fehlern war der Lerneffekt bei diesem Auftrag gross. Das für die Tonaufnahme verwendete Equipment erwies sich als ideal und der richtige Umgang mit der Technik wurde erlernt.

Ausserdem lief die ganze Organisation und Durchführung in Anbetracht des engen Zeitrahmens erstaunlich reibungslos und endete in einem Produkt, das den Auftraggeber zufrieden stellte.

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