Die Entstehung von «Life After Orange»

Bachelorarbeiten sind per se langweilig und eine reine Pflichtübung? Die 24-jährige HTW-Alumni Chanel Mülhaupt hat sich dieses Klischee nicht angetan. Sie hat als Bachelorarbeit das Konzept für eine TV-Serie, die Protagonistenkonzeption und das Drehbuch für eine Beispiel-Folge geschrieben sowie einen Episoden-Teaser daraus gedreht. Wie die Idee dazu entstanden ist und was nun daraus werden soll, erzählt sie im Interview.

Chanel Mülhaupt
Was ist «Life After Orange»?
«Life After Orange» ist vieles gleichzeitig: eine Bachelorarbeit, ein Filmprojekt, ein Selbstexperiment, eine Fernsehserie und vor allem eine Herzensangelegenheit von mir. Das Projekt besteht aus einem Konzept für eine fiktive Fernsehserie, einem Episoden-Teaser in Form eines Kurzfilms, drei Charakterkonzepten und einer Anleitung für das Konzipieren von Minderheitscharakteren – alles verpackt in einer Webseite.

Ziel dieses Projektes war es, eine Serie zu konzipieren, welche die realistische und faire Darstellung von Minderheiten beinhaltet. Dies wurde mithilfe von den drei Protagonisten Skylar (starke, unabhängige Frau), Riley (bisexuelle Frau) und Tristan (Latino) bewerkstelligt. Die Serie handelt von drei befreundeten Ex-Sträflingen, welche sich nach ihrer Entlassung wieder an das Leben in Freiheit gewöhnen und sich ihren Ängsten und Feinden von vor und während der Zeit im Gefängnis stellen müssen. Sie stellen bald fest, dass das Leben in Freiheit auch seinen Preis hat.

Warum ist das Thema für dich relevant?
Es geht vor allem um eines: das Wegräumen von Vorurteilen. Vorurteile gegenüber Frauen, Mitgliedern der LGBT-Community, People of Color oder aber auch (Ex-)Sträflingen. Das Projekt soll aufzeigen, dass jeder Mensch eine Geschichte hat, welche ihn zu diesem Menschen gemacht hat. Mir war es wichtig, für die drei Protagonisten Vorgeschichten zu erzählen, welche unter Umständen auch uns passieren könnten. Ausserdem ist das Thema Diversity und die Darstellung von Minderheiten in den Medien ein Problemthema, welches mich schon länger beschäftigt und ich somit thematisieren wollte.

Was hat dich zu diesem Thema inspiriert?
Zu «Life After Orange» haben mich zwei Dinge inspiriert. Eines davon ist – wie es der Projekttitel erahnen lässt – die Netflix-Serie «Orange Is The New Black». Die Serie zeigt meiner Meinung nach genau das auf, was ich mit meinem Projekt aussagen wollte: Jeder Mensch hat eine Vorgeschichte und wir sind es einander schuldig, uns diese Geschichten anzuhören, bevor wir urteilen. Die zweite und noch viel wichtigere Motivation war eine ganz bestimmte Person. 2014 habe ich den Sträfling Dirk aus Berlin kennengelernt, der mit seiner Geschichte einiges für mich verändert hat. Er hat mir seine Vorgeschichte erzählt, welche seine zum Teil sehr schlimmen Verbrechen beinhaltet. Sie beinhaltet aber auch seine schwere Vergangenheit und Umstände, in denen er leben musste. Dirk hat viele schreckliche Dinge in seinem Leben gemacht, aber in den wenigen Stunden, die ich mit ihm erleben durfte, habe ich auch gesehen, wie gross sein Herz ist und dass er einfach mit viel Pech in ein falsches Umfeld hineingeboren wurde. Seit dieser Begegnung sehe ich Sträflinge und allgemein Menschen, die Fehler machen, mit anderen Augen. Seither erkundige ich mich immer erst über den Hintergrund eines Menschen, bevor ich ihn be- und verurteile.

Warum hast du dich entschieden, als Bachelorarbeit ein Serienkonzept zu schreiben?
Serien haben mich schon seit ich denken kann fasziniert und ich würde sie als meine grösste Leidenschaft bezeichnen, welche ich bis vor kurzem aber immer nur als ein Interessengebiet gesehen habe. Vor etwa zwei Jahren habe ich mich aber gewagt, diesen Bereich als potenzielles Berufsziel anzusehen. Ich habe angefangen, mir die theoretischen Grundlagen anzueignen und fast nur noch Bücher rund um Screenwriting, Storytelling etc. gelesen. Es fehlte mir aber immer der Mut, das Erlernte in die Praxis umzusetzen, weil ich Angst hatte festzustellen, dass Screenwriting doch nicht mein Metier ist. Die Bachelorarbeit schien mir dann der richtige Rahmen, mich dieser Angst zu stellen. Ich wusste, dass ich mich zwingen müsste, ein Drehbuch zu schreiben, wenn ich es in Form einer Bachelorarbeit machen würde. So entstand schliesslich das 13-seitige Drehbuch zum Episoden-Teaser. Ich habe nun zwar, wie erwartet, festgestellt, dass ich noch einiges zu lernen habe im Bereich des Drehbuchschreibens. Aber die Lust und Leidenschaft für die Serienproduktion hat sich durch das Projekt trotzdem noch weiter verstärkt.

Wie bist du das Schreiben angegangen?
Die Idee für die Serie schwirrte schon länger in meinem Kopf herum. Je länger ich mich damit beschäftigte und darüber nachdachte (eigentlich 24/7), desto mehr konkretisierte sich die Idee. Sobald ich das Grundkonzept der Serie hatte, widmete ich mich der detaillierten Ausarbeitung der Charaktere. Die Charakterkonzeption war ein ewiges Wechselspiel zwischen Erarbeitung deren Vorgeschichten und Charaktereigenschaften. Weil diese zwei Komponenten sehr eng miteinander verbunden sind, sind teilweise Charaktereigenschaften aufgrund der Vorgeschichte entstanden und umgekehrt. Sobald ich meine Charaktere in- und auswendig kannte, bereitete ich mich auf den Filmdreh vor. Cast, Crew, Locations und Equipment mussten gefunden und organisiert werden. Dies stellte sich als die anspruchsvollste und zeitintensivste Aufgabe der ganzen Bachelorarbeit heraus. Ich hatte aber das grosse Glück, sowohl einen wunderbaren Cast als auch eine geniale Crew gefunden zu haben. Vom ersten Moment an waren alle Personen sehr engagiert, motiviert und mit ganzem Herzen beim Projekt dabei. Wenn man bedenkt, dass ich vor dem Projekt keine einzige Person der Involvierten kannte, hätte das auch ganz anders enden können.
Da ich sehr abhängig von möglichen Locations war, konnte ich das Drehbuch für den Episoden-Teaser erst nach Organisation der Drehorte schreiben. Das heisst, ich hatte knapp zwei Wochen zwischen Location-Organisation und Dreharbeiten Zeit für das Schreiben des Drehbuchs. Dafür schottete ich mich fast jeden Tag ab, um in diese Welt einzutauchen und das Beste aus dieser anspruchsvollen Situation zu machen. Im Nachhinein wünschte ich mir, ich hätte etwas mehr Zeit gehabt für das Drehbuch.

Zusätzlich zu den schriftlichen Konzepten hast du diesen Episoden-Teaser gedreht. Warum?
Ich hätte mich für den einfachen und weitaus weniger zeitintensiven Weg entscheiden und einfach nur ein Drehbuch für den Teaser sowie Charakter- und Serienkonzepte schreiben können. Ich wusste aber von Anfang an, dass ich Charaktere schreiben würde, welche ich nicht einfach nur in Form eines Textes existieren sehen wollte. Mir war es sehr wichtig, diese fiktiven und doch so realen Personen zum Leben zu erwecken und ihnen ein Gesicht zu geben.

Wie hast du die Dreharbeiten erlebt?
Die Dreharbeiten waren zugleich eine der anspruchsvollsten und schönsten Erfahrung, die ich bisher machen durfte. Vor dem Dreh war ich sehr nervös, da ich mich nie als Regisseurin gesehen habe und plötzlich sollte ich zuständig sein für einen 3-köpfigen Cast und eine 8-köpfige Crew und gleichzeitig mit maximaler Kreativität präsent sein – ein Gedanke, der mich lange überforderte. Aber wie vorhin erwähnt, hatte ich mit dem Filmteam das grosse Los gezogen und dessen vollste Unterstützung genossen. Es waren zwar drei sehr anstrengende und anspruchsvolle Tage, aber in diesen drei Tagen habe ich so viel gelernt, wie mir keine Bücher beibringen könnten. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung und freue mich darauf, in Zukunft weitere solche zu sammeln.

Was wird nun aus dem Serienkonzept werden? Gibt es Pläne, es zu vermarkten?
Da ich direkt nach dem Studienabschluss angefangen habe zu arbeiten, bleibt mir leider nur noch begrenzt Zeit für das Schreiben von Drehbüchern. Aber für mich ist das Projekt auf keinen Fall abgeschlossen. Das Ziel ist, das Drehbuch für die Pilotfolge von «Life After Orange» zu schreiben und sogar zu produzieren. Sobald ich das geschafft habe, werde ich meinen beruflichen Weg weiter Richtung Serienproduktion vorantreiben, mit «Life After Orange» in der Tasche.

Was hast du aus deinem «Debüt» gelernt?
Ich habe gelernt, dass man oftmals zu viel mehr fähig ist, als man sich zutraut. Man muss nur den Mut finden, Herausforderungen anzunehmen, um von sich selbst überrascht zu werden. Ausserdem wurde mir auch bewusst, dass mit genug Leidenschaft, Motivation und Zuversicht vieles möglich wird.

Viele weitere Infos zu «Life After Orange» gibt es auf der Webseite zum Projekt. Dort ist ebenfalls der komplette produzierte Episoden-Teaser zu finden. Das exklusive Making-Of zur Teaser-Folge gibt es jedoch nur hier zu sehen:

(le)

Kritik
von Maja Gobeli

Idee

Als Chanel Mülhaupt Anfangs vergangenen Sommer nach Crew-Mitgliedern suchte, um sie bei den Dreharbeiten für ihre Teaser-Folge zu unterstützen, wollte ich sofort dabei sein. Die anfängliche Motivation war vor allem, Set-Erfahrung zu sammeln. Vom eigentlichen Inhalt ihrer Arbeit hatte ich noch keine Ahnung. Vorbereitend wurden ich und die anderen Helfer dann mit ersten Infos gefüttert, die vielversprechend tönten. Aber erst, als ich die drei Tage am Set auch miterlebt hatte, stand für mich fest, dass daraus noch etwas mehr werden sollte.

Vorgehen/Umsetzung

Aufnahmen

Das Set verfügte über vier Helfer. Wir waren quasi allesamt «Runner» oder eben das, was es gerade brauchte: Tonangler, Gaffer oder, wenn die Verfügbarkeit es zuliess, Behind-the-Scenes-Filmer. Bei einem kleinen Team hat das leider nicht Priorität. Nur, wer gerade sonst keine Aufgabe hatte, nahm die Kamera zur Hand und verfolgte das Geschehen, bemüht, nicht irgendwie im Weg zu sein oder störende Geräusche zu verursachen. So entstand das Rohmaterial von vier verschiedenen Kameraleuten (Sarah Bollmann, Sina Lou Ravasio, Kim Schläpfer und ich). Gedreht wurde ausschliesslich aus der Hand, ohne Schulterstativ.

Postproduktion

Für die Postproduktion war ich alleine zuständig. Ich erhielt das gesamte Rohmaterial und völlige Freiheit darüber, was daraus entstehen sollte. In der Vorbereitung auf das Schneiden hatte ich mir verschiedene Making-Of’s angeschaut und Tutorials durchgelesen. Schon dort bemerkte ich allerdingt, dass es unendlich viele Arten von Making-Of’s gibt und es vor allem vom gedrehten Material abhängt, was daraus noch werden kann. Da uns vor Ort die Zeit für Interviews mit Crew und Cast fehlte, fiel diese Variante schon einmal weg. Andere Making-Of’s gehen auf technische Besonderheiten der Filmaufnahmen ein. Solche waren bei unserem Dreh auch nicht wirklich gegeben. Unser Material eignete sich am besten dazu, die Aufnahmen zu einem Stimmungsfilm zusammenzubauen, der einerseits aus einzelnen Eindrücken besteht, andererseits aus längeren «Szenen», in denen auch Originalton zu hören ist. Von Beginn weg wollte ich an einigen Stellen des Videos Ausschnitte aus dem Endprodukt einbauen, weil das für mich ein wichtiger Bestandteil eines Making-Of’s oder Behind-the-scenes (BTS) ist: Wie hat das Setup einer Filmszene bei der Aufnahme ausgesehen?

Interview

Um das Making-Of in einen Digezz-Beitrag einbetten zu können, führte ich mit Chanel ein Interview, um genauer auf die Entstehungsgeschichte der Serie oder der Idee für ihre Bachelorarbeit einzugehen. Ich habe versucht, Fragen zu formulieren, die über das hinausgehen, was auf ihrer Website über die Entstehung ihrer Arbeit ohnehin zu erfahren ist. Das Ziel war es, auf die Anliegen ihres Projekts aufmerksam zu machen, einen persönlichen Mehrwert für den Leser zu schaffen und natürlich die Neugier auch auf das Making-Of zu wecken – und dieses gleichzeitig vorgängig etwas zu erklären.

Equipment

Canon 5D Mark III

Rode Videomic Pro

Quellen

Alle verwendeten Fotos wurden von Chanel Mülhaupt zur Verfügung gestellt.

Die Websiten, die verlinkt sind, wurden ebenfalls von ihr erstellt. Sie sind nicht Teil dieser Beitragsarbeit, sondern als weiterführende Info zu verstehen.

Im Making-Of sind Ausschnitte aus dem fertigen Film eingebunden. Diese wurden mir ebenfalls zur Verfügung gestellt. Gedreht wurden sie von DOP Loris Mazzeo.

Die drei Mitstudenten, die ebenfalls Making-Of-Material gefilmt haben, haben sich einverstanden erklärt, dass ich ihr Material für den Schnitt verwenden darf. Am Schnitt und Beitrag waren sie nicht beteiligt.

Reflexion

Interview

Am liebsten hätte ich mit Chanel ein Video-Interview geführt, das entweder für sich über dem Making-Of gestanden oder mit diesem verwoben gewesen wäre. Aufgrund ihrer neuen Arbeitsstelle an einem anderen Ort hatte sie jedoch leider keine Zeit für solche Aufnahmen und wir konnten das Interview nur schriftlich führen. Dennoch – oder vielleicht gerade «dafür» – habe ich von ihr, wie ich finde, wunderschöne Antworten erhalten. Das mündliche Erzählen hat seine ganz eigene Authentizität, aber schriftliche Aussagen lassen sich manchmal prägnanter formulieren. Deshalb bin ich nicht unglücklich, konnte ich das Interview nun nur schriftlich veröffentlichen, auch wenn ein Video vom Format her vielleicht attraktiver und passender gewesen wäre. Sie hat kein oberflächliches Thema abgehandelt oder einfach etwas gewählt, weil sie musste, und das schien mir erzählenswert. Chanel’s Erfahrungen könnten dem einen oder anderen als Inspiration zu eigenen Arbeiten oder Projekten dienen. Nicht unbedingt, um selbst ein Drehbuch zu schreiben, sondern einfach etwas anzugehen, das einem zwar Angst macht, gleichzeitig aber auch das Herz höher schlagen lässt. Wenn dieses Etwas dann auch noch mit einem tieferen (gesellschaftlichen) Zweck verbunden ist – grossartig! Damit wäre das Ziel der Publikation definitiv erreicht.

Making-Of: Aufnahmen

Wie bereits erwähnt, lag unser Fokus während des Helfens auf dem Set leider nicht bei den Making-Of-Aufnahmen. Da wir alle noch keine grosse Erfahrung in Behind-the-scenes-Kamera haben, ist die Qualität der Aufnahmen entsprechend tief und nur mässig befriedigend. Damals stand auch noch nicht fest, das Material für Digezz zu verwenden.

Die Schwierigkeit beim Making-Of liegt darin, dass man sich im Gegensatz zu geplanten Filmszenen nicht auf die Aufnahme vorbereiten kann. Man kann weder den Protagonisten vorplatzieren, um den Fokus zu setzen, noch einen Soundtest machen, um den Aufnahmepegel korrekt einzustellen. Auch die Lichtverhältnisse sind einfach so, wie sie halt gerade sind – ob brauchbar oder eigentlich nicht. Ähnlich wie bei einem Live-Dreh (was ich persönlich auch noch nie gemacht habe) entstehen alle Aufnahmen aus dem Moment heraus und sind unwiederholbar. Dabei wäre ein zuverlässiger Autofokus Gold wert – jenen unserer Kamera konnten wir aber nicht einsetzen. So haben viele der Aufnahmen Unschärfe, wo eigentlich keine sein sollte, sind wackelig oder nicht korrekt belichtet. Auch der Pegel der Aufnahmen war chronisch zu tief. Da eine durchwegs clippende Tonspur noch unbrauchbarer gewesen wäre, entschieden wir uns am Set für einen eher tieferen Pegel.

Im Nachhinein wünschte ich natürlich, bessere Aufnahmen erreicht zu haben. Da es dazu aber erst durch Übung und Erfahrung kommen kann, bin ich sehr froh, hatte ich die Gelegenheit, die Dreharbeiten (auch) mit der Kamera zu begleiten. Nach Möglichkeit wäre diese vermutlich anders zu wählen. Mir schien aber, dass wir einige schöne Momente sammeln konnten, die einen tieferen Einblick in Chanel’s Projektumsetzung geben können. Deshalb entschied ich mich, die Arbeit trotzdem zu publizieren. Die Crew und die Dreharbeiten waren ein wichtiger Teil von Chanels Bachelorarbeit und als Erfahrung auch für den Beginn ihrer Zukunft, weshalb das Making-Of ein Mehrwert zum Interview ist. Zudem ist es auch der einzige Ort, der Einblick in ihre Arbeit am Set gibt (im fertigen Film ist sie ja logischerweise nicht zu sehen), was den Leser nach der Lektüre des Interviews hoffentlich interessieren dürfte.

Making-Of: Postproduktion

Auch das Erstellen eines Making-Of’s war eine Premiere für mich und ich erlebte es als Herausforderung, ein solches Video zusammenzuschneiden. Im Gegensatz zu einem Film gibt es ja keine vorgegebene Struktur. Gleichzeitig existiert dennoch eine gewisse Zusammengehörigkeit von Situationen und Ereignissen. Die Kunst bestand für mich darin, den Kern dieser Momente wiederzugeben, ohne zu lange bei derselben Einstellung zu bleiben und dem Film so sein Tempo zu nehmen. Mein erster Rohschnitt war dann auch über 9 Minuten lang. Ich hatte schliesslich doch wieder in «Szenen» geschnitten, quasi chronologisch ab Dreh. Chanel gab mir den Tipp, mehr zwischen einzelnen «Szenen»-Drehs oder Situationen zu wechseln, was ich umgesetzt habe und den finalen Schnitt ergeben hat.

Ich habe mich bewusst gegen ein Color-Grading oder eine Color Corretion entschieden. Nachdem ich verschiedene Making-Ofs von professionellen Filmen angeschaut hatte, stellte ich fest, dass auch in diesem Bereich die Handhabung ganz unterschiedlich war - mehrheitlich wurde jedoch bei den Behind-the-scenes auf Farbkorrektur verzichtet. Für mich unterstreicht das den "Sinn" des Making-Ofs, das Rohe, Unbearbeitete und gleichzeitig Nahbare sowie den Kontrast zu den fertigen Filmaufnahmen.

Eine weitere Herausforderung war schliesslich die Auswahl der Musik. Das ist es natürlich bei jedem Film, aber wie erwähnt war die Making-Of-Umgebung für mich Neuland. Zuerst spielte ich mit dem Gedanken, den Soundtrack der Folge zu verwenden, um Einheitlichkeit zu erreichen. Diese Idee wurde aber schnell verworfen, da der Film eher düsteren Charakter hat, der zu unseren witzigen Szenen nicht wirklich passen wollte. Irgendwann fand ich im Online-Library-Jungel dann einen Track, mit dem ich mich zufrieden geben konte und mir die Stimmung besser wiederzugeben scheint.

Fazit

Unter dem Gesichtspunkt, dass das Making-Of ein Erstlingswerk ist, bin ich mit dem Resultat einigermassen zufrieden. Meiner Ansicht nach ist es trotz teilweise mangelnder Qualität der Aufnahmen gelungen, einen stimmungsvollen Eindruck vom Dreh zu schaffen, was für mich das Wichtigste an einem BTS ist. Ich habe es als eine sehr spannende Arbeit erlebt und möchte mein Können in diesem Bereich unbedingt noch verbessern.

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