von Allan Bachmann, Martin Bruhin und Sina Lou Ravasio
Die Idee
Nach unserem Videodreh mit den US-amerikanischen Rappern Sean Strange, Chris Rivers und Whispers wollten wir noch einen Versuch wagen und ein weiteres Projekt im Bereich der Musikvideos starten. Mit den bereits gewonnenen Erfahrungen fühlten wir uns reif für etwas stringentes. Es sollte ein Video werden, bei welchem vor allem ein Kinoformat im Vordergrund steht. Wir nahmen uns vor einen bildreiches Storytelling-Video mit einer authentischen Szenografie zu produzieren. Allan kannte den Rapper XYM, weil sie zusammen für das "National Army Museum" in London ein Song produzierten. Er sprach ihn auf einen möglichen Videodreh an. Dieser willigte ein und kam schliesslich vom Freitagabend (28.10.16) bis Montagmorgen (31.10.16) in die Schweiz.
Die Vorbereitungen
In den Vorbereitungen mussten wir ein Konzept ausarbeiten, dass auch XYM vorgängig absegnete. Im Anschluss zu den Besprechungen mit XYM musste einiges organisiert werden. Wir hatten mehrere Drehorte, reichlich Equipment und wie gewohnt wenig Zeit. Da wir uns im Konzept unter anderem für eine Restaurantszene entschieden haben, mussten solche Drehorte gefunden werden, die auch die nötigen Infrastrukturen zu Verfügung stellten. Bei solch einem hohen Aufwand an Authentizität, war eine professionelle Schauspielerbesetzung eine Verpflichtung und kein «Nice-to-have». Die verschiedenen Arbeiten wie z.B. Statistenrollen, die Evaluation der Figuren, das Kostümieren der Schauspieler, Requisitenbeschaffung, Staff-Casting etc. wurden schnell innerhalb der Gruppe aufgeteilt und die Arbeit zahlte sich aus. Innert kürzester Zeit war die Belegschaft voll.
Der Dreh
Fernsehstudio (Medienhaus)
Im Fernsehstudio drehten wir die Aufnahmen, bei denen XYM rappt. Wir verwendeten dort, um den Aufwand in der Postproduktion gering zu halten, ausschliesslich den Whitescreen. Hier standen vor allem zwei Probleme im Vordergrund. Erstens, war es sehr schwer das Bild auszuleuchten, da gerade die weisse Oberfläche für Schatten sehr anfällig ist. Somit verbrachten wir einige Zeit damit, bis wir das Bild einigermassen gut ausgeleuchtet hatten. Zweitens war der Whitescreen leider nicht faltenfrei. Wir versuchten diesen so gut wie möglich zu richten, jedoch konnten wir die Falten nicht vollständig ausmerzen. Beim nächsten Projekt werden wir wohl wieder den Greenscreen verwenden. Den Aufwand ist es uns wert.
Wohnung (Chur)
Bei dieser Location hatten wir in der kurzen Zeit eigentlich ein Luxusproblem. Einerseits hatten wir eine renovierte Altbau-Wohnung in Wädenswil gefunden und anderen Seite wurde uns ein modernes Luxusapartment in Chur angeboten. Der Knackpunkt bei dieser Entscheidung war, dass wir keine Zeit hatten die Location in Chur besichtigen. Vom Besitzer des Apartments hatten wir aus zeitlichen Gründen ein paar Whatsapp-Videos in fragwürdiger Qualität erhalten. Nun ja, es musste eindeutig entschieden werden was für die Produktion schlussendlich wichtiger ist. Eine besichtigte Wohnung oder ein kurzfristiges Upgrade in eine bessere Unterkunft. Wir entschieden uns für das Upgrade. Die geplanten Frames konnten wie geplant abgedreht werden, aber auch bei dieser Location standen wir unter enormen Zeitdruck, da wir jeweils am Set uns organisieren mussten.
Bar (Richterswil)
In einer Bar in Richterswil drehten wir die Restaurantszenen. Als erstes mussten wir die Bar in ein Restaurant verwandeln, was ziemlich gut klappte. Weniger gut klappte das Zeitmanagement. Alles dauerte länger als angenommen. So mussten wir die Autoszene, welche ebenfalls für diesen Tag angedacht hatten, verschieben. Alles was wir ohne XYM drehen konnten, verlagerten wir auf einen anderen Tag. Ein weiteres Problem war, dass die vorhanden Gläser in der Bar eine Marken-Beschriftung hatten. Dieses Problem entpuppte sich als eine weitere Hürde für die Post-Produktion. Es blieb keine Zeit um neue Gläser zu organisieren, also nahmen wir eben die, die in der Bar vorhanden waren. Wir versuchten sie jeweils so zu drehen, dass man es nicht gut sieht. In Anbetracht dessen, hätte man die Location besser sichten und in Hinblick auf das Projekt kontrollieren sollen.
Autoszenen
Die Innenaufnahmen der Autoszenen waren nicht sehr problematisch, da man diese als Beifahrer machen konnte. Aufwendiger waren aber die Aussenaufnahmen. Allen voran diejenigen mit dem «car mount», den wir auf der Motorhaube befestigten, damit die Kamera angebracht werden konnte. Um den Strassenverkehr nicht zu stören, machten wir diese Aufnahmen in einem wenig befahrenen Industriegebiet an einem Sonntag. Mit Hilfe von «Walkie Talkies» gaben wir dem Fahrer Anweisungen was er machen musste. Hierbei wäre sicher noch ein Bildschirm hilfreich gewesen, damit wir die Aufnahmen immer zeitgleich hätten kontrollieren können. Da wir keinen solchen hatten, musste der Fahrer immer alle paar Runden wieder anhalten, damit wir das Bildmaterial überprüfen konnten.
Beim nächsten Projekt müssen solchen technischen Hürden im Vorfeld noch genauer analysiert werden, damit eine möglichst effiziente und resultatreiche Produktion gewährleistet werden kann.
Postproduction
Die Postproduktion begann gleich im Anschluss und war der einfachste Teil des gesamten Projekts. Die Storyline konnte wie geplant erarbeitet werden und das Video nahm auch kurz seine Form an. Im Konzept wurde mit XYM vereinbart, dass wir mit einem «Cinematic Intro», zu Deutsch mit einer filmischen Einführung beginnen. Darüber hinaus wurde bei der Restaurantszene einen «Skit», sowie ein filmisches Outro geplant. Für das Intro, den Skit und das Outro haben wir ein eigenes Sound Design entwickelt, um das Erlebnis des angestrebten Filmformats zu vollenden. Nach drei Tagen Arbeit war der erste Rohschnitt fertig gestellt und das Video wurde zur ersten Besichtigung u.a. ersten Review unter den Produktionsverantwortlichen verteilt. Danach wurde ein Korrekturlauf angesetzt und diverse Einzelheiten wie Schnittpoints wurden verbessert.
Fazit
Im Grossen und Ganzen empfanden wir den Dreh als «gut». Wir konnten viele Erfahrungen sammeln, sei es mit neuem Equipment oder auch in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Schauspielern. Jedoch hatten wir den ganzen Dreh hindurch Zeitprobleme. Eine solide Planung von A-Z mit braucht eben Zeit. Da wir das Projekt relativ kurzfristig in Angriff nahmen, machte sich dies vor allem während dem Dreh bemerkbar. Obwohl wir an sehr viel gedacht hatten, kam trotzdem immer wieder etwas vor, was wir vergessen hatten.