Die Macher von ‘ZOE’: Audio

Das Studentenprojekt Zoe ist mein bisher grösstes Filmprojekt. Als Sven, Johannes, und Sebastian mich anfragten, den Audioteil mitzugestalten, freute ich mich über die Möglichkeit an einem Spielfilm mitzuarbeiten.

Tontechnik war immer mein liebstes Aufgabengebiet als Veranstaltungstechniker und eine Leidenschaft die schon in meiner Teenagerzeit entfacht wurde. Die komplette Audioproduktion eines Spielfilms zu übernehmen ist jedoch eine ganz andere Herausforderungen als die Livetechnik. Eine neue Aufgabe die ich mit meinem Grundwissen über Audiotechnik gerne übernehme – nicht weil ich es perfekt kann, sondern weil ich weiss, dass ich unglaublich viel lernen werde.

Welche audiotechnischen Herausforderungen mich beim Dreh gefordert haben, könnt ihr in diesem kurzen behind-the-scenes Feature miterleben:

Filmton am Low-Budget-Set

Filmton setzt sich aus Geräuschen, Dialog und Musik zusammen. An einem Low-Budget Filmset ist kosteneffizientes Arbeiten unglaublich wichtig. So war auch von Anfang an klar, das wir vor Ort soviele Szenen wie möglich mit originalem On-Set Ton (Location Audio) aufnehmen. Sprich, die Dialoge und die durch das Schauspiel entstehenden Geräusche werden wann immer möglich aufgezeichnet.

Im optimalen Falle ist diese Tonspur für den Film brauchbar, im schlechtesten Falle ist es ein aufwändig aufgenommener Leitton für die Nachbearbeitung. Wir wussten also bereits im Voraus, dass dieser Set-Ton nicht immer optimal sein würde. Einerseits gibt es störende Nebengeräusche durch die Crew oder die Umgebung in welcher man dreht, die nicht beeinflussbar sind (z.Bsp.: Flugzeuge, Verkehr, Baustellen, Wetter). Zum anderen kann man als Tontechniker trotz versteckten Funkmiks und 3m Boompole manchmal einfach nicht genug nahe an die Schauspieler ran um brauchbare Tonaufnahmen zu machen.

Diese Schwierigkeiten führen in der Nachbearbeitungs-Phase zu erheblichen Mehraufwänden, welche nicht nur Zeit sondern auch Geld kosten. Die folgenden Produktionsabläufe starten nun sobald alle Szenen abgedreht sind:

  • Nachvertonung der gesamten Dialoge (ADR, Aufzeichnung der Dialoge im Studio)
  • Die Aufzeichnung künstlicher Geräuschspuren (der Originalton mit den originalen Geräuschen kann ja aufgrund des ADR nicht mehr verwendet werden)
  • Erstellung und einspielen eines Soundtracks
  • Mix aller Dialog, Geräusch und Musikspuren
  • Mastering aller Spuren für Kino, Blu-Ray und Webveröffentlichung

Die Herausforderungen werden also nicht kleiner und die Anforderung diese Aufgaben in Personalunion zu bewältigen, ist hoch. Ich freue mich auf diese intensive und lehrreiche Projektphase und hoffe, meine Kollegen wie auch das Publikum mit einem guten Audioprodukt zufrieden zu stellen.

Kritik
von Roy Stahl

Idee, Konzept

Die Idee hinter dieser kleinen Portrait-Serie ist, die einzelnen Positionen an einem Filmset genauer vorzustellen. Die klassischen Interviewsituationen wurden mit Schnittbildern vom Set versehen, bei denen die Person selber in Aktion zu sehen ist. Der Spass und Humor nimmt dabei, wie während dem ganzen Projekt, natürlich auch einen wichtigen Stellenwert ein.

Umsetzung

Das Schwierigste bei diesen Kurzportrait war, die Aussagen auf zwei Minuten herunter zu brechen und passendes "Making Of" Material zu finden.

Fazit Projekt

Die Arbeit als Tontechniker kann mühsam sein. Es braucht Durchsetzungsvermögen gegenüber Crew und Schauspielern. Denn ein guter Take ist nicht nur von gelungener Kameraführung und lebensnahem Schauspiel abhängig, sondern auch von Störungsfreiem Ton. Oft musste ein genialer Take aufgrund eines Störgeräusches wiederholt werden, was an den Nerven aller Beteiligter zehren kann.

Die Entscheidung den Dialog im Nachhinein nocheinmal aufzunehmen erlöste Crew und Schauspieler während dem Dreh. Im Gegenzug bedeutet es einen enormen Anstieg an Arbeit in der Postproduction-Phase. Die Nachsynchronisierung der Dialoge (ADR) verursacht Kosten für die erneute Buchung der Schauspieler im Studio. Aus meiner heutigen Sicht der Dinge ist es nicht möglich, einen Film mit gutem Ton ins Kino zu bringen, nur unter Verwendung des „on set“ aufgenommenen Ton. Was bei non-fiktionalen, journalistisch geprägten Projekten ein Muss ist, um schnelle Veröffentlichungen zu ermöglichen, ist beim Film wohl nur möglich, wenn eine kontrollierte Studioumgebung vorhanden ist. Dies wäre jedoch für das Projekt „Zoe“ kaum möglich gewesen aufgrund der vielen unterschiedlichen Drehlocations.

Wir waren audiotechnisch mit hochwertigem Equipment und gut vorbereitet am Set. Trotzdem war ich wohl etwas zu euphorisch, dass wir es ohne Dialog-Nachsynchronisierung schaffen könnten. Doch wie sagt man so schön, Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen.

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