Die Rettung des «Kulttuchs»

«Made in Switzerland» – diese drei Worte stehen auf der ganzen Welt für Produkte von bester Qualität und Tradition. Doch diese Qualität hat ihren Preis. Deshalb ist es auch für bekannte Schweizer Produkte schwierig, sich gegen die globale Konkurrenz durchzusetzen.

Man braucht es beim Trocknen der Hände, beim Geschirr abwaschen oder beim Aufwischen, wenn man etwas verschüttet hat: das Abwaschtuch. Während sich die verschiedenen Hersteller von Abwaschtüchern immer wieder neue und modernere Designs ausdenken, die den Verkauf ihrer Produkte steigern sollen, hat sich ein Design in der Schweiz besonders durchgesetzt. Das sogenannte «Kulttuch» ist weiss und hat gelbe, blaue, rote oder grüne Streifen. Das schlichte Design ist seit Jahrzehnten Programm.

Die meisten Schweizer kennen das Kulttuch. Denn mit Sicherheit besitzt jede Schulküche und fast jeder Haushalt mindestens eines davon. Deshalb war der Aufschrei gross, als es zu verschwinden drohte. Wie es dann wieder eine kleine Firma im Toggenburg in ihre Produktion aufgenommen hat und damit ein Teil Schweizer Kultur gerettet wurde, erzählt folgender Beitrag:


(fs)

Kritik
von Anja Ruoss und Nadine Wagner

Die Idee
Die Idee einen Film über die Rigotex AG zu drehen, kam ursprünglich von der Firma selbst. Um ihren Auftritt online oder an Messen zu verbessern, wollte die Firma zwei unterschiedliche Imagefilme produzieren lassen. Einer für Messen, der die Produktion in ungefähr einer Minute zeigt. Der andere für die Homepage, welcher durch ein Interview mit dem Geschäftsführer Herr Hans Hauser zusätzliche Infos gibt. Dieses Vorhaben kam durch eine Bekannte von Nadine, die selbst in der Rigotex AG beschäftigt ist, zu Stande.

Für Digezz haben wir zusätzlich einen weiteren Film auf journalistischer Basis erstellt. Mit demselben Footage zeigen wir den Zuschauern die Produktion und die Geschichte der bekannten Schweizer «Kulttücher» und weshalb diese fast ausgestorben wären.

Vorbereitung
Um den Dreh bestmöglich vorbereiten zu können, organisierten wir im Vorfeld ein Treffen mit Herrn Hauser und Herr Pascal Kopp, dem Marketingverantwortlichen der Firma. Für dieses Treffen suchten wir uns Beispiele von Imagefilmen und notierten uns, wie wir uns den Imagefilm für die Rigotex AG vorstellten. Zudem erarbeiteten wir auch einen ungefähren Zeitplan und eine sehr grobe Shotliste, mit den Produktionsstationen, die wir sicherlich filmen wollten.

Das erste Treffen verlief daraufhin sehr gut. Herr Hauser sowie Herr Kopp teilten unsere Vorstellungen, wie die Filme aufgebaut werden sollten und brachten selbst kreative Ideen ein, die wir am Schluss auch gut umsetzen konnten. Lediglich dem Wunsch nach jahreszeit-neutralen Aufnahmen der Umgebung konnten wir nicht nachkommen. Denn da der Herbst bereits sehr fortgeschritten war und an gewissen Stellen auf dem Ricken bereits etwas Schnee lag, wären die Filme unserer Meinung nach für eine Messe im Frühling oder Sommer dadurch etwas unpassend geworden. Zudem regnete es am Drehtag in Strömen, was das gute Aufnahmen ohnehin erschwert hätten.

Nach einem kurzen Gespräch über die Filme konnten wir auch die Location besichtigen. Das war uns sehr wichtig. Einerseits wollten wir für diesen realen Auftrag bestmöglich vorbereitet sein, andererseits hatten wir grösseres Filmequipment, wie beispielsweise die Dolly, in der Ausleihe bestellt und mussten wissen, ob uns am Drehtag dafür überhaupt genügend Platz zur Verfügung stehen würde.

Nach diesem Treffen setzten wir uns noch einmal zu zweit zusammen und trafen die letzten Vorbereitungen. Wir erstellten eine genauere Shotliste sowie einen Zeitplan und einen Fragebogen für das Interview. Für Digezz erstellten wir zusätzliche Fragen, die für den Imagefilm nicht relevant waren. Den Zeitplan und der Fragebogen schickten wir an Herrn Hauser, damit er sich vorbereiten konnte und uns bereits kurze schriftliche Antworten geben konnte. Das half uns auch, den genauen Ablauf der drei Filme zu planen.

Kritik
Unserer Meinung nach funktionierte die Teamarbeit zwischen uns sehr gut. Es war ein grosser Vorteil für uns, dass wir schon einige Projekte zusammen gemacht und viel Zeit in die Vorbereitung investiert haben. So wussten wir genau wo die Stärken und Schwächen des anderen liegen und wir verloren nicht unnötig Zeit, um uns abzusprechen. Denn da wir nur einen Tag für alle Aufnahmen zur Verfügung hatten, war unser Zeitplan sehr straff.

Nachdem wir unser Material am Morgen als erstes aus dem Auto an die Drehorte brachten, richteten wir uns im «Webstübli» für das Interview ein. Doch obwohl wir unser Equipment sehr schnell aufgebaut und eingestellt hatten und nur wenige Fragen beantwortet werden sollte, zog sich das Interview sehr in die Länge:

Herr Hauser hatte uns zwar nach mehrmaligem Nachfragen kurze Antworten für jede Frage zukommen lassen, sich selbst aber überhaupt nicht auf das Interview vorbereitet. Er erinnerte sich weder an die Fragen noch an die Antworten, die er uns eigentlich geschrieben hatte. Dazu kam, dass die Antworten, die wir von ihm bekommen hatten, nicht mit Herrn Kopp abgesprochen waren und dieser während des Interviews Antwort für Antwort mit Herrn Hauser neu aufbauen wollte.

Neben der Tatsache, dass er sich nicht für das Interview vorbereitet hatte, fühlte sich Herr Hauser zudem sehr unwohl vor der Kamera. Trotz mehrmaligem Ermahnen blieb er nie an einem Ort stehen. Auch wenn wir ihn immer wieder neu positionierten und die Schärfe neu einstellten, bewegte er sich wieder. Dadurch ist er in einigen Interview Sequenzen leider auch etwas unscharf und seine Position verändert.

Die vielen Bewegungen entstanden eigentlich jedoch erst dadurch, dass er sich die Antworten, die er sagen sollte, nicht merken konnte. Zudem schaute er immer wieder in die Kamera. Anstelle der geplanten halben Stunde bis 45 Minuten benötigten wir für das Interview deshalb etwa 1 ½ Stunden.

Da wir etwas im Verzug waren, mussten wir uns bei den weiteren Aufnahmen am Vormittag etwas beeilen. Denn die Scherenschnittkünstlerin Jolanda Brändle, die extra für Aufnahmen in die Firma gekommen war, musste vor dem Mittag wieder nach Hause gehen. Auch zwei der Schneiderinnen arbeiteten nur am Vormittag. Dank unseren guten Vorbereitungen konnten wir das Licht und auch die Dolly schnell aufstellen und die nötigen Einstellungen aufnehmen.

Nach einem kurzen Mittag konnten wir dann selbstständig weiterdrehen. Lediglich für ein paar B-Rolls im Büro und im Maschinenraum brauchten wir Herrn Hauser noch. So konnten wir die verlorene Zeit wieder aufholen und alle Aufnahmen machen, die wir benötigten. Die Shotliste half uns dabei sehr. Denn da wir schon etwas unter Zeitdruck standen, hätten wir sonst sicherlich einige Aufnahmen und Einstellungen vergessen zu filmen.

Neben den «menschlichen Schwierigkeiten» hatten wir auch technische Probleme. Denn anders als uns versichert wurde, hatten wir keine Ersatz-Akkus für die Canon 5D bekommen. So mussten wir den ganzen Tag mit nur einem Akku filmen, was den Dreh etwas erschwerte. Glücklicherweise hatten wir viel Material dabei, welches wir immer wieder abbauen und an einem anderen Ort aufstellen mussten. Währenddessen luden wir den Akku und konnten unseren Fauxpas gut überspielen. Eine weitere Ärgerlichkeit war, dass im Lavalier Funkset nicht das richtige Kabel dabei war. Wir konnten deshalb das Funkset nicht auf der Kamera befestigen und den Ton zeitgleich mit dem Interview aufnehmen. Doch wir konnten uns helfen, indem wir das Funkset am Zoom H6 Recorder anschlossen und den Ton damit aufnahmen. Es war nicht nur ein Fehler der Ausleihe, sondern auch unsererseits, da wir das Material nicht mehr überprüft haben.

Postproduction
Die Postproduction teilten wir untereinander auf. Den kurzen Film und den Film für Digezz schnitt Nadine, den längeren Film Anja. Eine passende Musik suchten beide.

In der Postproduction gab es keine wirklichen Probleme. Die einzige Schwierigkeit war das Suchen der Interviewsequenzen. Denn wir liessen die Kameras bei jedem Versuch laufen und hatten daher sehr viel Filmmaterial, welches wir noch einmal durchgehen mussten.

Da wir alle Aufnahmen immer ausgeleuchtet hatten und die Aufnahmen so oft wiederholt hatten, bis wir sie gut fanden, hatten wir eine grosse Auswahl an Aufnahmen für die B-Rolls und konnten so drei unterschiedliche Filme erstellen.

Für den Beitrag für Digezz haben wir zusätzlich einen Offtext geschrieben und aufgenommen. Gesprochen wird er von Anja. Da sie jedoch nur wenig Erfahrungen hatte mit Sprachaufnahmen mussten wir die Aufnahmen mehrmals wiederholen und in der Postproduction ab und an auch zusammenschneiden. Die kleinen Unterschiede, die es dabei gab, konnte Nadine in der Postproduction ausbessern.

Fazit
Trotz einiger Hindernisse und Schwierigkeiten sind wir mit unserem Beitrag zufrieden. Es war eine tolle Gelegenheit mit einem realen Kunden zusammenzuarbeiten und gleich drei verschiedene Filme daraus zu erstellen forderte unser Zeitmanagement sowie unsere Kreativität. Zudem hat es uns sehr viel Spass gemacht, neben dem theoretischen Stoff wieder einmal «in den echten Einsatz» zu können.

Lediglich das Material werden wir das nächste Mal sicherlich gleich in der Ausleihe überprüfen. Und wir würden in der Absprache mit dem Kunden ihm wahrscheinlich etwas deutlicher erklären, dass auch er sich für die Aufnahmen vorbereiten sollte. Besonders, wenn er keine Erfahrung vor der Kamera mitbringt.

Den Auftrag würden wir aber jederzeit sofort wieder annehmen.

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