von Flavio Deflorin, Roman Fausch und Urs Rey
Aufgabenstellung
Im Rahmen unserer Studienreise musste jeder Student ein Film zum Thema “Mein Berlin” produzieren. Wir reisten in die deutsche Hauptstadt mit zwei Studien-Klassen. Die beiden Klassen, MMP13a und MMP13b, hatten zwei unterschiedliche Themengebiete. Die Klasse MMP13a musste das “Neue Berlin” verfilmen, das heisst Persönlichkeiten, die nach 1989 nach Berlin gezogen sind und somit das “Neue Berlin” repräsentieren. Die Klasse MMP13b hatte genau das Gegenteil der Aufgabe, sie mussten das “alte Berlin” festhalten und Persönlichkeiten finden, die schon lange in Berlin leben oder sogar im früheren Berlin aufgewachsen sind. Wir waren ein dreiköpfiges Film-Team (zwei Studenten der MMP13a Klasse und ein Student der MMP13b Klasse), welches drei Filmeproduzieren musste.
Bild: Making-Of von David (Dandy Diary)
Ziel und Herausforderung
Die eigentliche Herausforderung war nicht zwingend die Aufgabenstellung. Es war eher das zusätzliche Ziel, welches wir uns gesetzt haben. Wir beabsichtigten eine Dreier-Serie zu produzieren, bei der die drei Filme hintereinander stimmig sind und Sinn machen, aber auch funktioniert, falls nur ein Film betrachtet wird. Damit die Wiedererkennung funktioniert, mussten wir gewisses Konzept-Muster in die jeweiligen Filme einbauen.
Elemente, die in allen drei Filmen vorkommen:
• Am Anfang: over-the-shoulder shot
• Der Protagonist stellt sich vor: Mund, Auge, Totale
• Beginn: Total vor der eigenen Tür
• Strassennahme des Wohnortes
• Bei der Arbeit begleitet
• Satz am Schluss: “Mein Berlin ist XY, mein Leben”
• Szene am Schluss - Aus dem Bild gehen resp. fahren
Planung
Ein Projekt umzusetzen, bei dem der Drehort nicht zuerst besichtigt werden kann und auch das Lichtverhältnis auch unbekannt ist, sind bereits sehr grosser nicht planbare Faktoren.
Aus diesem Grund war es umso wichtiger, die Planung und das Konzept so detailliert zu erarbeiten, um auf unvorhersehbare Ereignisse oder Probleme so schnell wie möglich agieren zu können. Ebenfalls war es wichtig, mit den Protagonisten vorzeitig in Kontakt zu treten und sie über unsere Aufgabe und unser Vorhaben zu informieren. Dies ist uns sehr gut gelungen. In diversen Meetings wurde das Konzept der Serie ausgearbeitet, die Equipment-Liste zusammengetragen und die Drehtage festgelegt. Wir versuchten uns zu organisieren, soweit es uns möglich war. Das Filmequipment wurde ebenfalls zuvor getestet.
Equipment
Bei der Auswahl unseres Equipments haben wir keine Mühen und Kosten gescheut. Da die HTW-Ausleihe leider kein Equipment mehr zur Verfügung hatte, mussten wir unser Material anderweitig organisieren uns zumieten. Das einzige Material, welches wir für den Dreh nicht aus der Schweiz mitgenommen hatten, war das Licht. Dies haben wir zusätzlich in Berlin zugemietet.
Bild: Making-Of von Alex
Schwierigkeiten und Widerstand
Unsere Vorbereitung war sehr gut. Doch allerdings hatten wir erst zwei der drei Protagonisten. Uns fehlte der “Markt” Mensch. Der fehlende Protagonist haben wir erst, als wir in Berlin waren, gefunden. Bis zu diesem Zeitpunk hatten wir ein sehr mulmiges Gefühl. Was zu Beginn für uns ein grosser Widerstand war, stellte sich dann aber zum Glück gut heraus. Dieter Schmidt war spontan und uns gegenüber offen. Er stellte sich als Protagonist zu Verfügung. Welch ein Glück! Für ein weiteres Mal sollten lieber zwei Protagonisten als Reserve eingeplant werden, auf welche man im Notfall zurückgreifen könnte.
Die Teamarbeit funktionierte eigentlich sehr gut. Der beste Drehtag war der Letzte, nachdem wir schon fast blind eingespielt waren. Doch war es immer wieder schwierig, alle Visionen, Ideen und Vorstellungen auf einen Nenner zu bringen. Es gab Momente, da war es sicher schwieriger durchzubeissen, doch wir glaube, dass die offene und direkte Kommunikation untereinander uns sehr geholfen hat nicht aufzugeben.
Es gab auch oftmals Situationen, bei denn man spontan reagieren musste. Zum Beispiel war für Alex noch geplant, dass wir Ihn im Club Watergate begleiten. Leider hat dies dann nicht so funktioniert, wie wir es wollten. So kam es, dass wir andere Nachtaufnahmen einfangen mussten.
Selbstkritik
Wir hatten keine Zeit für die richtige Auswahl der Locations. Wir hatten auch keinerlei Ahnung von Berlin und deren Umgebung. So mussten wir immer spekulieren, dass die Protagonisten gute Orte für uns bereithatten. Die Interviews, welche uns zu Beginn am meisten Sorgen bereiteten, konnten zum Schluss trotzdem sehr gut aufgenommen und durchgeführt werden.
Ein weiterer positiver Punkt war, dass wir als Gruppe nach Berlin gereist sind und im Koffer eine klare Vision sowie ein Grobkonzept hatten.
Da wir in dieser Zusammensetzung als Team noch nie miteinander zusammengearbeitet haben, entschieden wir uns in Berlin eine Hauptprobe zu machen. So konnten wir das Equipment noch einmal testen und, was noch viel wichtiger ist, als Team lernen zu funktionieren. Die Aufgaben jedes Einzelnen wurde für kommenden Tage am Set grob verteilt. Ein wertvoller Punkt, der dazu beigetragen hat, dass der Aufbau am Set meist schnell, klar und professionell vonstattenging.
Wir hatten lange das Problem des dritten Protagonisten. Wir hätten da viel früher reagieren müssen. Für das nächste Mal gilt, lieber ein Protagonist zu viel, als zu wenig.
Ein weitere Punkt, der nicht zwingen negativ ist, aber wir uns sicherlich überlegen sollten, ob es wirklich nötig ist, mit so viel Equipment nach Berlin zu reisen. Für ein nächstes Mal würde man sich sicherlich einen Gefallen mache, mit weniger Equipment zu reisen, was wiederum einfach ist und zugleich das Risiko von möglichen Fehlerquellen stark minimiert.
Bild: Das Team in Berlin (Roman, Flavio, Urs)
Fazit
Mit dem Protagonisten auf dem Markt hatten wir sehr Glück, schliesslich ist es nicht selbstverständlich, das sich jemand so spontan erklärt mitzumachen.
Dank unserer detaillierten Planung, verloren wir unser Ziel auch in Berlin nicht aus den Augen. Die Abstimmung der drei Filme aufeinander war mit zusätzlicher Arbeit verbunden, da wir darauf achten mussten, die Konzept-Muster nicht zu vergessen. Schlussendlich sind es genau diese Details, die die drei Filme vereinen und zu einer Dreier-Serie mit einem Wiedererkennungswert verbinden.
Obwohl wir gut vorbereitet waren, kommt immer noch der Faktor des nicht planbaren ins Spiel. Nicht planbar soll nicht zwingend heissen, dass es schlecht sein soll. Es kann natürlich auch mal überraschend gut herauskommen. Wie zum Beispiel der Drehort von David (Dandy Diary). Bei diesem hat es uns sehr gefalle, obwohl wir zu Beginn dachten, dass dieser Drehort nicht besonders speziell sein würde. Erwartet hatten wir ein Schlafzimmer, angetroffen haben wir Schlafzimmer mit Baumhütte und tollem Innendesign.
Die langen Drehtage, die Zusammenarbeit im Team, das Kennenlernen der Protagonisten, das Beschaffen des Equiptments und das Reisen in der Stadt Berlin brachten uns viele neue Erfahrungen und Erkenntnisse ein, die wir für unseren weiteren Weg als MMP- Student bestimmt gebrauchen können. Ein tolles Projekt, dass uns sehr viel Spass gemacht hat.