Die Verlassene – ein Hörspiel der anderen Art

Ein Hörspiel, welches nicht nur ein Hörerlebnis ist, sondern auch visuell etwas bietet, jedoch nicht mit klassischen Filmaufnahmen ergänzt wird. Dies setzten wir uns zum Ziel.

Wie soll man eine solche Geschichte erzählen, ohne sie zu verfilmen aber dennoch visuell etwas bieten? Wir liessen uns im Internet inspirieren und fanden dieses Video. 
Es hat uns sehr gefallen, wie hier mit der Silhouette der Sängerin gespielt wird. Anfangs denk man sich gar nicht, dass es ein Gesicht ist, erst als sich die Frau zu drehen beginnt und das Profil erkennbar wird, realisiert man, dass es sich um eine Person handelt. 
Es hat uns fasziniert, das sollte in unser Hörspiel. Eine gar nicht so leichte Aufgabe.

Wie bringt man überhaupt einen solch schmalen, scharfen Strich auf ein Gesicht?
Zuerst wollten wir einen Scheinwerfer abdecken und das Gesicht mit diesem beleuchten. Der Scheinwerfer streute jedoch das Licht zu sehr. Einen scharfen, schmalen Streifen auf das Gesicht zu projizieren war unmöglich. Wir mussten uns etwas anderes ausdenken.

Wir versuchten es mit einem Beamer und es hat geklappt. Wir wollten aber nicht nur frontale Aufnahmen, sondern wie im Inspirationsvideo auch, Profilaufnahmen und Fahrten in unser Projekt einbinden. Mit einer Dolly auf Schienen wäre das ein Kinderspiel gewesen, diese hatten wir jedoch nicht zur Verfügung. Also gelang es uns schlussendlich nur mit vielen verworfenen Ideen, vielen Probierereien, viel handwerklichem Geschick und ganz viel Geduld!

Die Geschichte wollten wir eigentlich nur mit diesem Effekt erzählen und Geräusche dazu einbauen. Da uns dies aber zu langweilig erschien, gingen wir in den Wald und erstellten zusätzlich Fotos und Filmaufnahmen. Diese kosteten uns viel Bearbeitungszeit im After Effects, da wir Foto und Film verbanden um einen grusligeren Effekt zu bekommen.

Nun aber genug erklärt und Hörspiel ab (am Besten übrigens mit Kopfhörer): Die Verlassene!

Kritik
von Mona Bertschinger und Adrian Zuest

Idee

Wir arbeiteten eigentlich verkehrt herum. Wir hatten nicht den Text als Basis, sondern eine Vorstellung der Bilder und Effekte, die wir gerne in das Hörspiel einbauen wollten. Es musste also eine passende Geschichte her. Wir entschieden uns eine mystische Geschichte zu schreiben, das passte am besten zu den geplanten Aufnahmen.

Das Hörspiel lässt viel Interpretationsraum. Viele fragen sich vielleicht, warum das Mädchen im Wald und die Frau die hinfällt, von der selben Person verkörpert werden. Dies war unsere Absicht um zu untermalen, dass alles eigentlich nur ein Traum der Frau ist. Wie man am Schluss erfährt ist sie mit einem Buch eingeschlafen. Was hat sie wohl kurz vor dem einschlafen gelesen? 

Vorbereitung

Wie oben bereits erklärt, mussten wir zuerst herausfinden, wie dieser schmale Strich aufs Gesicht projiziert werden kann. Danach schrieben wir die Geschichte und ein Konzept. Im Konzept beschrieben wir zu jeder Textpassage, welche Bilder wir einsetzten wollen, ob das Gesicht oder ganz andere Bilder zu sehen ist. Wenn wir uns für das Gesicht entschieden legten wir fest in welcher Form, mit welchen Effekten, ob von der Seite, frontal oder eine 180° Drehung des Gesichts sichtbar sein soll. All dies mussten wir bestimmen, damit wir wussten, wie die Sprecherin, bei welcher Textpassage genau gefilmt werden musste.

Danach wurde der Text im Radiostudio von Mona aufgenommen. Die Aufnahme hörte sie sich unzählige Male an, um den Text zu verinnerlichen. Bei der Aufnahme mit dem Beamer konnte sie den Text schliesslich nicht von einem Blatt ablesen, sie musste ihn auswendig sprechen können, damit anschliessend im Schnitt, die Lippenbewegungen genau auf die Audiospur passen. Speziell schwierig war für sie die verschiedenen Einsätze schön zu treffen.

Umsetzung

Wir verbrachten viele Stunden im Fernsehstudio. Zuerst filmten wir die gesamte Geschichte frontal. Dann ging es an die eigentliche Herausforderung. Die 180° Fahrten um die Sprecherin mussten gefilmt werden. Da wir keine Dolly zur Verfügung hatten, mussten wir eine andere Lösung finden um eine saubere Kamerafahrt hinzubekommen. Wir versuchten es mit verschiedenen Stativen auf Rädern. Diese holperten aber zu stark. Die Kamera musste also stillstehen und die Sprecherin musste sich, samt dem Beamer, der den streifen Licht auf ihr Gesicht projizierte, drehen. Mona setzte sich auf einen Bürostuhl, der Beamer wurde auf einen Zweiten, ihr gegenüber, platziert. Damit der Lichtstrahl immer am selben Ort im Gesicht blieb, mussten die zwei Bürostühle immer miteinander gedreht werden. Wir klebten Monas Beine am Bürostuhl auf dem der Beamer stand fest, in der Hoffnung, dass wenn Adi Monas Stuhl dreht, sich der Zweite schön mitdreht. Es klappte nicht, die Beine waren nicht starr genug. Deshalb musste etwas stabileres her. Wir kauften Holzlatten ein und verbanden die Stühle so miteinander. Es funktionierte. Der Dreh aber musste oft Wortgenau auf die verschiedenen Textpassagen passen, was eine gleichmässige Geschwindigkeit voraussetzte. Da der Teppichboden im Fernsehstudio nicht ganz ebenmässig ist, war dies sehr schwierig und einige Ruckler nicht zu vermeiden. Im fertigen Film sieht man auch, dass der Lichtstrahl nicht immer am richtigen Ort ist.

Für solche Aufnahmen wäre ein runder Slider mit Motor am Besten gewesen. Dieser würde immer in der selben Geschwindigkeit und dem selben Abstand um die sprechende Person fahren. So würde weder der Fokus noch die Geschwindigkeit ändern und der Lichtstrahl würde immer am richtigen Ort das Gesicht beleuchten. 

Postproduktion - Der Fächereffekt

Um diese Fächer zu erstellen, mussten die einzelnen Aufnahmen stabilisiert und alle gleich positionieren. Dann ging es ans basteln im After Effects. Frame für Frame „Keyten“ und „Maskierten“ wird jede Aufnahme und setzten sie schlussendlich zusammen. Mit weiteren Effekten kamen wir schlussendlich zu unserem Endergebnis.

Waldbilder

Im Giessenpark in Bad Ragaz entstanden die Waldaufnahmen. Wir haben absichtlich keine professionelle Lichtausrüstung mitgenommen, da wir einen gruseligen Effekt erzeugen wollten. Also rüsteten wir uns nur mit guten Taschenlampen aus. 

Da wir einen mystischen Effekt im Film haben wollten, machten wir Fotos und Filmaufnahmen. Diese kombinierten wir in der Postproduktion. 

Sounddesign

Das Sounddesign besteht zum einen Teil aus Geräuschen aus dem Internet, zum Anderen aus selbst aufgenommenen. Im Audition wurden die Aufnahmen so weit bearbeitet, dass sie für unser Projekt stimmen. Die Musik kauften wir im Internet.

Das würden wir das nächste Mal besser machen

Das Fernsehstudio der HTW Chur war nicht der allerbeste Ort um die „Fächeraufnahmen“ zu erstellen. Der Teppichboden war zu holprig um saubere Kamerafahrten hinzukriegen. Klar wäre auch alles viel einfacher gewesen mit einem motorisierten Slider.

Die Waldaufnahmen erstellten wir in einem Wald, den wir nicht kannten. Es war eine Empfehlung eines Kollegen und wir fuhren, als es bereits dunkel war, dort hin. Keine so gute Idee. Im Dunkeln mussten wir einen geeigneten Platz zum Drehen filmen. Wir liefen irgendwo in den Wald hinein und hatten, als die Filmarbeit beendet war, mühe wieder aus dem Wald raus zu finden.

Auch wäre es gut gewesen, wenn wir die Musik von Anfang an bestimmt hätten, so hätte sie viel Effektiver genutzt und der Beat 100% passend zum Hörspiel eingesetzt werden können.

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