DIY Fig Rig

Wer schon einmal mit seiner DSLR Kamera eine Filmszene aufgenommen hat, hat sich bestimmt auch schon über das verwackelte Bild genervt. Um mehr Stabilität zu haben, hat Manfrotto ein Tragesystem entwickelt namens «Fig Rig». Allerdings ist diese Lösung nicht ganz günstig. Weshalb dann nicht selber bauen?

figrig_digezz

Bereits für einfache Filmproduktionen ist gutes Equipment sehr teuer. Es braucht eine Kamera, Objektive, Licht, Audiogeräte und Hilfsmittel für die Kamerastabilisation. Für Letzteres gibt es bereits schon viele verschiedene Systeme. Zum Beispiel ein Schwebestativ oder die deluxe Variante DJI Ronin, welches mit einem elektronischen Stabilisierungssystem die Kamera auch beim Laufen ruhig hält. Allerdings dürften beide Varianten die Schmerzgrenze eines Studentenbudgets übertreten.

Es geht aber auch günstiger

Bereits tolle Bildergebnisse liefert das Kameratragesystem von Manfrotto. Das Fig Rig ist vereinfacht gesagt ein Rad, wo die Kamera in der Mitte befestigt wird. Dies erlaubt bereits eine solidere Kameraführung. Allerdings kostet das besagte Teil bereits 315.- Franken (digitec.ch). Ziemlich teuer, wenn man bedenkt, dass an diesem Gerät gar nicht viel dran ist, ausser einer Stativplatte. Bis auf diese kann man mit etwas mechanischem Geschick alles sehr leicht auch selber bauen.

Mein Ersatzprodukt sieht nach 4 Stunden Arbeit so aus und ist voll funktionsfähig:

Folgendes Material musst du dir irgendwo besorgen:

  • Eine Fahradfelge mit dem Durchmesser von ungefär 40 cm von der Alteisensammelstelle à CHF 0.–

fahrradfelge

aus dem Baumarkt:

Stoppmutter_M4

Panheadschraube_M4

Aluprofil

  • Etwa 40 cm Aluminium U-Profil CHF 90
  • Vier Panhead Schrauben M4 CHF 1.–
  • Vier Stoppmuttern M4 CHF 1.–

von digitec.ch

Das macht Total: CHF 65.40

Dieser Preisunterschied dürfte sicher für viele ein Argument sein, sich die Zeit für den Selbstbau zu nehmen. Wie das DIY Fig Rig zusammengebaut ist, kann man auf den folgenden Fotos genau studieren. Für den Zusammenbau ist normal gebräuchliches Heimwerkerwerkzeug ausreichend.

  • Handbohrmaschine mit Bohrersatz
  • Handeisensäge
  • Schraubenzieher
  • Gabelschlüsselsatz
  • Feile

Viel Spass beim nachbauen.

Dass das DIY Fig Rig wirklich praxistauglich ist, kann man im folgenden Video sehen. Den Film habe ich damit komplett alleine umgesetzt. Obwohl wir auf einem wackeligen Boot waren, konnte ich die Kamera ziemlich ruhig halten und vor allem auch über eine längere Zeitdauer.

Kritik
von Simon Vogel

Idee

Die Idee für den Eigenbau dieser Kameratragehilfe hatte ich schon lange. Die Fahrradfelge lag bestimmt schon einige Monate in meinem Keller. Auch die Schnellwechseleinrichtung von Manfrotte hatte ich bereits einige Wochen im Haus. Es brauchte also nur noch einen zündenden Moment, bis ich mein Vorhaben auch abgeschlossen hatte.

Im Vertiefungsfach «Filmisches Erzählen» mussten wir einen kurzen Dokumentarfilm über den Alltag einer Person drehen. Da mein Drehtag ziemlich spontan zustande kam, konnte ich auf die Schnelle kein Schulter- oder Schwebestativ mehr ausleihen. Somit musste eine Lösung her.

Als meine Mitstudenten erfahren hatten, wie ich den Film drehte, war auch das Interesse für den Eigenbau gross. Deshalb habe ich meine Variante als Inspiration für weitere Personen zur Verfügung gestellt.

DIY Fig Rig – eines von vielen

Für meine Umsetzung suchte ich auf diversen Youtube Kanälen Inspirationen und Ideen für den Eigenbau. Mir ist somit auch aufgefallen, dass es schon sehr viele Youtube-Dokumentationen gibt, aber nirgendwo gibt es brauchbare Detailansichten. Somit musste ich das Rad trotzdem selber erfinden. Diese Tatsache hat mich dazu bewogen, eine weitere Anleitung zu produzieren, die hoffentlich nun auch Fragen zur Umsetzung beantwortet.

Learnings

Die Produktefotografie hat mich vor grössere Herausforderungen gestellt als zuerst erwartet. Es lohnt sich, viel Zeit in das Set zu investieren. Ein sauberer Hintergrund erspart viel Arbeit in der Postproduction. So musste ich die Filmsequenzen ein zweites Mal aufnehmen – diesmal vor sauberem, weissem Hintergrund.

Mit dem weissen Hintergrund wirkt das selber gemachte Fig Rig auch nicht mehr so gebastelt. Der Aufwand hat sich somit gelohnt.

Allerdings haben die Aufnahmen noch einen weiteren Schönheitsfehler, den ich nicht mehr retten konnte. Die Schnur ist leider sehr gut sichtbar und konnte nicht leicht in der Postproduction entfernt werden. Mit einem Silkfaden hätte ich mir viel Ärger ersparen können.

Fazit

Trotzdem bin ich mit dem Produkt zufrieden. Es ist praxistauglich und sollte nun auch einfach nachgebaut werden können. Fahrräder werden leider oder vielleicht auch zum Glück sehr häufig entsorgt und liefern schon mal das erste Bauelement.

Kommentar (1)

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