Dokumentarfilm über die olympischen Winterspiele 1928 und 1948 in St. Moritz

Beinahe «alle Jahre wieder» steht die Frage im Raum, beziehungsweise auf dem Stimmzettel, ob sich die Schweiz oder eine Schweizer Stadt für olympische Winterspiele bewerben sol. Respektive wird erst einmal darüber abgestimmt, ob solch eine Bewerbung ausgearbeitet werden soll. Sollten die 25 Millionen Franken gesprochen werden, hätte der Traum // Alptraum (je nachdem, wen man fragt) die erste Hürde genommen. Es bliebe dennoch ein langer Weg, bis die olympische Flagge die Bündner Berglandschaft zieren könnte.

Doch was würde solch ein Grossanlass für Graubünden bedeuten? Es müssten noch neun Jahre vergehen, bis diese Frage beantwortet werden könnte, und so lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit. Ein Blick zurück ins Jahr 1928 und 1948, als genau dieser umstrittene Anlass hier stattgefunden hatte.

Die Frage der Finanzierung haftete bereits den ersten offiziellen Winterspielen an. Dennoch entschied man sich für diesen Anlass. Sogar zweimal. Doch weshalb? Welche Auswirkungen hatten die Spiele auf die Gegend? Wie haben die Einheimischen den Anlass erlebt? Welche Bedeutung hatten die Spiele für die Schweizer Sportler? Gibt es Parallelen zwischen möglichen Spielen im Jahr 2026 und den vergangenen Spielen im letzten Jahrhundert?

Manchmal lohnt es sich, einen Schritt zurück zu gehen, um den Weg nach vorn klarer zu erkennen.

Kritik
von Fabian Rymann

Produktion

Nach ersten Internetrecherchen über die olympischen Spiele 1928 und 48 startete ich mit der Suche nach Interviewpartnern. Mir war besonders wichtig, Leute zu finden, welche eine emotionale Bindung zu den Anlässen haben. Ich suchte deshalb nach einem Augenzeugen, einem Nachfahren von Sportlern und einem Experten. Über mehrere Mails und mehrere Telefonanrufe fand ich vier geeignete Interviewpartner. Diese wohnten im Engadin, in Zürich und im Berner Oberland. Es galt, die Termine für die Interviews möglichst nahe beieinander anzusetzen. Ansonsten wäre es unmöglich gewesen die nötige Technik aus der Ausleihe, an allen Tagen zu reservieren. Tatsächlich gelang es mir, alle vier Interviews innerhalb von vier Tagen anzusetzen, an denen nicht nur das Auto der HTW, sondern auch die Filmausrüstung noch zur Verfügung stand.

Die Interviews verliefen sehr angenehm. Der Augenzeuge Silvio Lareida begrüsste mich nach einer langen Fahrt mit lebhaften Geschichten in seinem Haus in St. Moritz. Der Journalist Michael Lütscher gab meinem Film mit seinem fundierten Wissen und wunderbar sympathischen Geschichten das nötige Fundament. Die ehemalige Skirennfahrerin Martina Schild stand gemäss meinen Wünschen trotz Eiseskälte direkt vor Eiger Mönch und Jungfrau und erzählte von ihrer Grossmutter. Zuletzt öffnete mir Rico Molitor die Türen zum Luxushotel Victoria Jungfrau in Interlaken, wo wir an einmaliger Lage ein sehr langes und gutes Gespräch führen konnten. Vielen Dank übrigens für das signierte Exemplar von Karl Molitor`s Biografie!

Die schwierige Suche nach Archivaufnahmen

Eigentlich hatte ich bei der Suche nach guten Interviewpartnern mit Schwierigkeiten gerechnet. Doch die Suche nach Archivmaterial übertraf meine schlimmsten Befürchtungen. Besonders die «Zusammenarbeit» mit dem ioc war ziemlich ernüchternd. Nach unzähligen Mails, einem ewig langen Formular und endloser Warterei wurde mir geradeaus untersagt, offizielle Archivaufnahmen der Spiele in irgendeiner Art und Weise zu verwenden. Ich finde es sehr schade, dass es diese Organisation nicht fertig bringt, ihre Archivaufnahmen für ein nicht-kommerzielles Studentenprojekt freizugeben. Sind Archivaufnahmen nicht dazu da, damit man sie der Öffentlichkeit zugänglich machen kann?

Alternativ habe ich mich an die Stiftung «Cinémathèque suisse» gewendet. Das offizielle Filmarchiv der Schweiz bewahrt unter anderem die Wochenschau auf. Tatsächlich hat man mir schnell und unkompliziert drei Videodateien als Download zur Verfügung gestellt. Die Freude über diese «nette Art» wie ich es nannte dauerte bis zum Eintreffen der Rechnung. Für das bereitstellen von drei Videodateien und der Lizenzgebühr verrechnete mir die, mit öffentlichen Geldern finanzierte Stiftung, doch tatsächlich 550 Franken.

Zum Glück gab es da noch die netten Mitarbeiterinnen der Dokumentationsbibliothek in St. Moritz. Nach einigen Telefonaten schickten sie mir drei DVD`s mit Archivaufnahmen. Die Rechte dieser Aufnahmen sind verweist, wodurch ich sie in meinem Projekt verwenden darf. Ach, wäre doch alles so einfach...

So wurde die Produktion durch diese schwierige Suche etwas verzögert und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack.

Fazit

Es gelang mir einen Dokumentarfilm über einen längst vergangenen Anlass zu realisieren. Dank Interviewpartnern, die eine emotionale Beziehung zu den Spielen haben, wurde der Film keine wissenschaftliche, trockene Angelegenheit, sondern ein Produkt mit menschlichen Geschichten. Anfangs hatte ich lediglich einige Namen von Sportlern, die längst verstorben waren und einigen kurzen Wikipediaeinträgen. Nah dis nah fand ich die dazugehörigen Erlebnisse, die ich hoffentlich verständlich im Film wiedergeben konnte. Selbstverständlich kann man vieles besser machen. Besonders kritisch schaue ich auf den Off-Text. Wenn ich meine Erzählungen mit einem professionellen Dokumentarfilm vergleiche, ist dies ein grosser Unterschied. Entweder ist meine Stimme nicht tief genug oder ich habe die richtige Melodik noch nicht gefunden. Auch gelang mir die richtige Mischung, aus interessanten und wichtigen Informationen zu emotionalen Erzählungen, noch nicht wirklich. Gerne hätte ich das Thema (Negative Seiten, Kontroversen, Zahlen, Auswirkungen) noch ein wenig klarer herausgearbeitet, so dass man als Zuschauer am Ende tatsächlich das Gefühl hat etwas gelernt zu haben. Ich hätte wohl den Film von Anfang an in Themen gliedern sollen, wodurch ein klarerer roter Faden entstanden wäre. Nun fliesst er ein wenig von einem Thema in`s nächste. Weiter erscheint mir der Schnitt etwas zu gewöhnlich, die Bilder zu banal und das ganze Drumherum (Titel, Dubner, Abspann) nicht wirklich innovativ. Doch für ein «Einmannprojekt» und in Anbetracht des grossen Aufwandes eines Dokumentarfilmes bin ich zufrieden.

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei meinen super Interviewpartnern bedanken, die sich die Zeit genommen hatten und vor meine Kamera gestanden sind! Der Film lebt durch eure Geschichten. Merci.

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