Beitragsbild Ds Totemügerli

Ds Totemügerli

Vor rund 50 Jahren schrieb Franz Hohler «Ds Totemügerli» und erfand damit ein Berndeutsch, das jeder versteht. Obwohl die Mehrzahl der Ausdrücke in der Geschichte erfunden ist, ergeben sie dennoch Sinn und jeder versteht sie. Auch wenn man kein Berndeutsch spricht. In meinem Projekt habe ich «Ds Totemügerli» neu vertont.

Als Kind fragte ich meinen Vater, was denn überhaupt ein Totemügerli und was «es Schoossinjong» sei. Er konnte es mir nicht beantworten und ich war sehr enttäuscht. 20 Jahre später weiss ich es immer noch nicht. Doch ich weiss jetzt, dass man sich bei «Ds Totemügerli» nicht zu sehr fragen soll, was die Worte genau bedeuten. Man sollte die Geschichte hingegen einfach geniessen, lachen, sich fürchten und schmunzeln. Denn auch wen man die Worte vorher noch nie gehört hat, begreift man ihre Bedeutung doch irgendwie. Und heute haben sich einige Begriffe, wie «aschnäggele» sogar ins Alltagsberndeutsch eingeschlichen.

In meinem Projekt interpretierte ich die Worte von Franz Hohler in meinem Sinne und gebe ihnen noch mehr Bedeutung, indem ich sie auditiv untermalte.

(nsc)

Kritik
von Eva Schuler

Die Idee

Schuld an dem Projekt ist eigentlich Roy Stahl und sein immersives Audioprojekt im dritten Semester. Da kam mir die Idee, "Ds Totemügerli" zu vertonen. Ich gab im dritten Semester dann einer anderen Idee den Vorzug, doch es reizte mich immer noch die Geschichte zu vertonen und so nahm ich die Herausforderung in diesem Semester an.

Vorgehen

Im ersten Schritt schrieb ich wild meine Ideen in den Text. Ich überlegte mir genau, was die einzelnen Handlungen genau bedeuten und schrieb dann Geräusche dazu, die diese Handlungen unterstützen. Gleichzeitig nahm ich Kontakt auf mit Mike Baader, einem Moderator von RADIO BERN1. Er erklärte sich bereit den Text aufzunehmen. Meine Wahl fiel auf Mike, da ich seine Stimme sehr gerne höre und er ein wunderschönes Berndeutsch spricht.

Im zweiten Schritt kopierte ich den Text Satz für Satz in eine Excel-Tabelle und notierte die jeweiligen Geräusche dazu. So hatte ich eine organsierte und übersichtliche Gliederung, mit der ich gut arbeiten konnte. Nun ging es darum die verschiedenen Geräusche zu finden. Einige fand ich in der Audio-Bibliothek von Roy, andere lud ich mir unter https://freesound.org/ runter. Nachdem ich alle Geräusche zusammenhatte begann ich mit der Anordnung. Im Adobe Audition setze ich Text und Geräusche zusammen, bis ich am Schluss ein gutes Gesamtwerk hatte.

Jedoch fehlten mir immer noch einige Geräusche. Gerade für die Schritte fand ich keine, die mir wirklich zusagten. Aber als MMP-Student ist das kein Problem. Ich schnappte mir Mikrofon und einen Recorder und nahm die Geräusche kurzerhand selber auf. Die aufgenommenen Geräusche fügte ich wiederum in die Komposition ein. Zum Feedback gab ich das Projekt einigen Freunden zum Hören. Diese gaben mir noch einmal wertvollen Input, mit dem ich das Projekt ein weiteres Mal überarbeitete.

Zum Schluss habe ich ein immersives Audioprojekt, mit dem ich sehr zufrieden bin.

Herausforderungen und Schwierigkeiten

Eine der grössten Herausforderungen war es, die verschiedenen Sätze auseinanderzupflücken und für jede Handlung das passende Geräusch zu finden. Dies gelang mir nicht immer und so gibt es nicht zu jeder Handlung ein Geräusch. Allerdings wäre es sonst auch zu überladen gewesen.

Eine andere Schwierigkeit waren die Bedeutungen. Ich merkte schnell, dass für mich die Worte zum Teil eine andere Bedeutung haben als für andere. So war für mich "der Schibützu wo durs Gochlimoos pfoderet het" seit jeher immer ein Mann auf einem Töffli. Ein Mann, der jeden Abend zur selben Zeit durchs Gochlimoos fährt und nach dem man seine Uhr richten kann. Im Gespräch mit meinem Vater erkannte ich, dass es für ihn und die meisten anderen Menschen ein Vogel war, der am Abend ruft. Sich darauf einzulassen und zu sagen, so sehe ich die Bedeutung und mir ist egal, was alle anderen darin sehen, war eine Herausforderung.

Und natürlich war auch die Suche nach den verschiedenen Geräuschen schwierig. Aber ich denke, das ist bei jedem Audio-Projekt der Fall. Ich habe oft genaue Vorstellungen, wie das Geräusch klingen soll, und es dann unter den abertausenden von vorhandenen Geräuschen zu finden ist nicht immer leicht. Deswegen entschied ich mich auch dazu, eigene Foleys aufzunehmen. Diese aufzunehmen erwiesen sich wiederum als schwierig. Die Geschichte handelt in der Nacht, also durften keine Taggeräusche auf den Aufnahmen sein. Aber da im Juni die Vögel erst ziemlich spät schlafen gehen, musste ich mit den Aufnahmen bis nach 22:00 Uhr warten, damit ja kein Vogelgezwitscher zu hören ist.

Die letzte Schwierigkeit hatte ich bei der Suche nach einem Beitragsbild. Ich fand einfach keines, das mir zusagte. So zeichnete ich kurzerhand selber ein Beitragsbild.

Fazit

Die Arbeit an dem Projekt hat mir viel Spass gemacht und ich habe einiges gelernt. Zum Beispiel, dass es immer gut ist frühzeitig mit dem Sprecher in Kontakt zu treten. Auch im Audition komme ich jetzt besser klar als vorher. Und ich kann "Ds Togemügerli" beinahe auswendig aufsagen.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar