Ein Förster namens Jäger

Ob das Klischee des Einzelgängers in traditioneller grünen Kleidung oder dem profit-fokussieren Baumfäller, jeder hat ein gefestigtes Bild des Berufes Förster im Kopf. Einen Tag lang haben wir den leitenden Förster in Chur Toni Jäger begleitet, um diesen Vorurteilen auf den Grund zu gehen.

Den offiziellen Beruf des Försters gibt es seit dem 18. Jahrhundert. Damals stellte sich heraus, dass durch die weitläufige Besiedlung des Menschen, die Beforstung des Waldes notwendig wurde. Nicht nur für den Schutz des Waldes und dessen Bewohner, aber auch für das Überleben des Menschen.

Früher wurde viel gefällt, da Holz für das Heizen und Kochen benötigt wurde. Zusätzlich wurden Flächen für Ackerbau, Weiden und Lebensraum geschaffen. Die Arbeit im Wald fokussiert sich heute aber eher auf den Erhalt des Waldes.

Die Ausbildung zum Förster dauert insgesamt drei Jahre wenn man sich Vollzeit ausbilden lässt und kann in Lyss oder Maienfeld abgeschlossen werden. Anscheinend finden Jugendliche Interesse am Beruf, denn die Bewerbungen bleiben nicht aus. Doch nicht jeder ist zum Förstern gemacht. Man muss wetterfest sein, Höhen aushalten und schwere körperliche Arbeit verrichten können. Deshalb nimmt Toni Jäger seine Schnupperlehrlinge immer mit zu extremen Arbeitsorten, wie zum Beispiel zum Hang neben der Brambrüeschbahn, wo in der gefühlten Senkrechte geholzt wird. Fühlt sich der Schnupperlehrling in solchen Situationen nicht wohl, oder stellt sich besonders ungeschickt an, rät ihm Toni Jäger den Beruf ab. «Vor allem in Chur, wo das Gelände vermehrt steil ist, ist es wichtig ein Team zu haben, in dem man sich sicher fühlt und sich aufeinander verlassen kann.» so Jäger.
Ungefährlich ist der Beruf auf jeden Fall nicht. Wo Kettensägen und grosse Maschinen im Spiel sind, muss alles wie am Schnürchen ablaufen. Am liebsten hat es Toni Jäger, wenn höchstens zwei an einem Ort arbeiten. So weiss jeder stets wo der jeweilige Andere ist. Ein aufeinander abgestimmtes Team, das konzentriert arbeitet ist ideal.

Auch in diesem Beruf liegt Büroarbeit an. Trotzdem, wer Förster werden will: «ist ein Outdoor-Mensch und kein Büro-Mensch. Wer eine abwechslungsreiche und gesellschaftlich wertvolle Arbeit in der Natur will, ist hier am rechten Ort.» erklärt Toni Jäger. Ein weiterer Punkt der einem eine Lehre fürs Leben geben kann: Die Arbeit des Försters ist nie fertig. Sie ist notwendig, solange der Mensch neben und mit dem Wald lebt.

Aufgaben

Allgemein gesagt, ist es die Aufgabe des Försters, den Wald zu pflegen, so dass er gesund ist und der Mensch daneben existieren kann. Dabei fallen unzählige Aufgaben an. Eine der Hauptaufgaben ist natürlich das Regeln des Baumbestandes im Wald. Kontinuierlich werden Bäume gefällt und gepflanzt, mit dem Ziel den Wald zu verjüngen. Vor allem in Gebieten mit Steilhängen ist dies sehr wichtig. Dort steht der Schutzwald, dessen Funktion es ist, Erosion zu vermeiden. Würden diese Teile des Waldes nicht beförstet werden, würde sich dieser im natürlichen Tempo regenerieren, was heisst, dass ganze Hänge abrutschen könnten. Was der Natur selber nichts ausmachen würde, denn in 200 Jahren würde da wider Wald stehen, der Existenz der Menschheit jedoch schon. Beobachtet man das Gelände in Chur, wird schnell klar was die Folgen davon wären.

Der Erholungswald dient der Bevölkerung als Ausgleichsort. Auch dieser will gepflegt werden. Wanderwege, Waldwege, Bikerouten und so weiter, dies alles wird ebenfalls vom Förster gepflegt,saniert und zum Teil organisiert. Auch hier muss darauf geachtet werden, dass das Baumgleichgewicht stimmt.

Wer schon einmal nach Domat/Ems oder Felsberg gefahren ist, dem ist sicherlich eine plötzliche Brücke aufgefallen kurz vor dem Kreisel nach Felsberg. Diese Steht wegen der Rüfe Val Parghera. Die von Toni Jäger vorausgesagte Erosion des Berges, wurde ab 2012 dramatisch deutlich und hält immernoch an. Täglich muss tonnenweise Material abtransportiert werden. Wie lange die Erosion noch laufen wird, ist nicht genau klar. Die Organisation hier geht ebenfalls zum Teil auch an Toni Jäger.

Als Leiter von Wald und Alpen in Chur, ist Toni Jäger zuständig für ein grösseres Team. Dies erfordet viel Administration und Organisation. Weitere Tätigkeiten der Förster sind Fällungen in der Stadt, die Weihnachtsbaum-pflanzung, Beobachtung und Organisation des Waldes, Zusammenarbeit mit Jägern und Anderen, Verarbeitung und Verkauf des Holzes, Aufzucht von Bäumen, Administration u.s.w.

Wichtigkeit

Wie oben erwähnt, ist die Arbeit extrem wichtig für die Existenz des Menschen neben und im Wald. Da wir so nahe am Wald und zum Teil an nicht “sicheren” Orten leben, ist es unabdingbar den Wald zu beforsten. Die Situation hat sich verändert, der Wald ist nicht mehr primär Rohstofflieferant, sondern Schutz- und Erholungszone. Gäbe es die Förster nicht, wäre beides nicht gewährleistet. Auch der Wald profitiert vom Einsatz der Förster. Es wird zwar täglich in den natürlichen Lauf der Dinge eingegriffen, aber dies mit sehr fundiertem Wissen über die Eigenarten des Ökosystems des Waldes und Kenntnissen über jegliche Baumarten.

Wirtschaftlichkeit

Im Vergleich zu früher, ist die Arbeit des Försters hier in Chur, kein Profitgeschäft mehr. Verrechnet man Ausgaben und Einnahmen kommt man meistens auf einen Nullumsatz und die Gemeinden zahlen meistens sogar drauf. Der Verkauf des gefällten Holzes läuft gut, steht aber indirekt in Konkurrenz mit grossen Holzherstellern, zum Beispiel in Schweden. Da die Waldflächen dort enorm sind, können zum Teil riesige Fläcken abgeholzt werden. Die grossen Mengen an Holz werden dann zu tiefen Preisen als in der Schweiz angeboten. Und mit diesen Holzpreisen muss dann die Schweiz mitgehen um überhaupt am Markt teilnehmen zu können. Eine weitere Einnahmequelle ist der Verkauf von Weihnachtsbäumen. Trotzdem bleibt der Försterberuf hier eine Art Non-Profit-Organisation, was vielleicht auch gut so ist, da der Fokus auf dem bestmöglichen Zustand des Waldes bleibt.

Ziel

Das Ziel des Försters ist es den Wald so zu beforsten, dass der Mensch mit und in ihm Leben kann und das Gleichgewicht innerhalb des Waldes erhalten bleibt. Für das erreichen dieses Zieles gibt es eine simple Regel: Auf einer bestimmten Fläche müssen möglichst verschiedene einheimische Baumarten in möglichst verschiedenen Altern stehen.

Kritik
von Celia Gerber, Milena Losinger und Grégory Witmer

Idee

Für das Modul „Filmisches Erzählen“ hatten wir den Auftrag eine Reportage über einen Beruf zu machen. Dafür hatten wir einige Vorschläge: Asylheim, Förster, Besitzer von Tom’s Bierbox / Werkstatt, Taxifahrer und viele mehr...

Nachdem wir unsere Favoriten gewählt hatten ging es um die Kontaktaufnahme zu dem jeweiligen Personen. Herr Jäger der Förster von Chur und Umgebung war sofort von der Idee begeistert und so beschlossen wir eine Reportage über ihn zu machen und auf Digezz den Beruf Förster etwas genauer vorzustellen.

Umsetzung

Wir waren ein Dreierteam das sich optimal ergänzte. So konnte jeder seine Stärken einbringen und die Arbeiten gerecht aufgeteilt werden. Um die Organisation übersichtlich zu halten erstellten wir verschiedene Checklisten, Beispielsweise eine Materialliste und eine für besonders Beachtenswertes.

Gefilmt haben wir mit einer Canon 70D. Da Herr Jäger viel zu erzählen hatte waren wir froh, einige Akkus und Speicherkarten dabei gehabt zu haben. Den Ton nahmen wir mit einem Lavaliermikrofon und einem Fieldrecorder auf damit seine Stimme gut zu hören war und wir trotzdem noch Hintergrundgeräusche für die spätere Postproduction hatten. Gedreht haben wir alles an einem Tag.

Schwierigkeiten

Wie jede Teamarbeit, benötigte auch diese einiges an Planung, damit alle Arbeiten gerecht aufgeteilt sind und man gemeinsame Termine findet.

Auch beim Schnitt standen ein paar Schwierigkeiten an. Beispielsweise machte Herr Jäger oft lange Sätze die man dann nur schwer auseinanderschneiden konnte, damit der Film nicht viel länger als drei Minuten wird.

Reflexion und Learnings

Wir sind aber mit dem Endprodukt sehr zufrieden und denken, dass es einen guten Überblick über die vielfältige Arbeit eines Försters gibt. Das Thema und der Beruf sind sehr geeignet für eine Reportage und geben so viel her, dass man auch eine 20-minütige Dokumentation machen könnte.

Fürs nächste Mal nehmen wir uns vor im Vornherein besser abzuklären welche Einstellungen es braucht. Beispielsweise dass bei einer Reportage der Protagonist an einen Ort ankommen sollte und am Schluss von Kamera weggehen.

Wie bekamen den Tipp während dem Filmen bei unebenem Gelände die Kamera auf der Schulter zu halten um Verwackelungen zu vermeiden. Zudem ist es wichtig einen Protagnisten der sehr schnell spricht und viel zu erzählen hat, zu bitten die Antworten zu wiederholen, damit man diese dann deutlicher im Material hat und die Wichtigkeit von dem Erzählten zu betonen.

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