ELEVHATER

Ein Thema, zwei Meinungen. Auf engstem Raum mit dem Erzfeind.
Zusammen in einem stillstehenden Aufzug mit dem einzigen Ausweg, sich in irgendeinem Punkt einig zu werden.

2017 – Eine Welt voller Konflikte.

Zwietracht unterschiedlicher Generationen in einer alternden Gesellschaft,
eine sich tiefer aufreissende Kluft zwischen Stadt und Land bis hin zur sich
weiter zuspitzenden Flüchtlingsdebatte. Die Bevölkerung ist gespalten.

Der Alltag eines Jeden wird bewusst oder unbewusst, zum Guten oder
Schlechten, aktiv oder passiv eben davon geprägt. Genau solche heiklen Konflikte
bringen stets auch Diskussion zwischen nicht gleichgesinnten Extremen
mit sich, deren Gegenüberstellung sich prinzipiell als hochexplosiv
herausstellt. Als wären Begegnungen dieser Art nicht schon unangenehm genug,
zwingen wir Streithähne, noch einen Schritt weiter zu gehen:
Der Disput wird auf engstem Raum ausgetragen.

Zwei Gegensatzmenschen werden in einem steckengebliebenen Lift einer
Konfrontation ausgesetzt. Um dem Horrorszenario zu entfliehen, gibt es nur
einen Ausweg: Die Gegenspieler müssen sich in irgendeinem Punkt einig
werden.

TEASER

TRAILER

(fms)

Kritik
von Maja Gobeli, Loredana Di Fronzo und Rosa Künzler

Ausgangslage

Die sehr freie Aufgabenstellung des Kurses "Neue Formate" bestand darin, ein neues TV-Format zu entwickeln. Unter TV darf und soll dabei nicht primär das klassische Fernsehen verstanden werden. Das Ziel war vielmehr die Konzeption von audiovisuellen Produkten, die professionell produziert und online seriell publiziert werden könnten. Dabei galt es die Vorzüge und Eigenheiten der verschiedenen denkbaren Kanäle zu berücksichtigen und auszunutzen.

Ideen-Entwicklung

Fürs Brainstorming wurde viele Beispiele von aktuell "neuen" Formaten besprochen und analysiert. Welchen Sendungen gelingt es, unsere rare Aufmerksamkeit zu gewinnen und zu halten? Hoch im Kurs stehen dabei Serien und YouTube-Themenkanäle. Das Push-Medium Facebook kann hingegen eher mit ultrakurzen Unterhaltungsclips oder News-Videos punkten.

Die Erste

Unser erster Ideen-Ansatz beschäftigte sich mit dem Konflikt der Generationen. Inspiriert von einem YouTube-Video, in dem ein 8-Jähriger und ein 80-Jähriger über vorgegebene Fragen diskutierten, entwickelten ein Grobkonzept. Es sollten zwei Menschen unterschiedlicher Generation über ein strittiges Thema (zB. Rentenfrage) oder eine provokante Aussage diskutieren, wie beispielsweise: "Die Alten von Heute nehmen den Jungen den Lohn weg." In einer ersten Plenums-Diskussion erhielten wir den Input, das Format nicht auf Generationen zu reduzieren, sondern vielleicht auf Gegensätze im Allgemeinen auszuweiten: beispielsweise verfeindete Sportclubs, extreme Politiker, Asexuelle und Polygame, etc. Offen blieb an dem Punkt die Frage, in welchem Rahmen wir die Konfrontation gestalten wollten, damit auch in der Situation an sich eine gewisse Spannung oder ein gewisser Konflikt liegt.

Die Zweite

Einige Wochen später kamen wir im Team zusammen, um das Feinkonzept auszuarbeiten. Wir mussten uns allerdings eingestehen, dass wir nicht mehr zu 100% hinter der Idee standen. Besonders bei der Frage des "Settings" kamen wir auf keine Lösung, die uns gepackt hätte. Der zweite grosse Knackpunkt war, ob und wie wir die Protagonisten einander oder dem Publikum "vorstellen" möchten. Nach ausgedehntem, aber erfolglosen intensiven Ideensammeln entschieden wir, alles noch einmal auf Null zu stellen und uns ein neues Format auszudenken.

In einer neuen Brainstorming-Session trugen wir alles zusammen, was wir uns gerne anschauten. Gleichzeitig entwickelte sich die Idee, den Fokus enger auf die Schweiz zu setzen. Daraus entwickelten wir ein neues Format, in dem während 26 Wochen jeweils ein Schweizer Kanton unter 7 verschiedenen Aspekten erkundet wird. Die Interaktion und Beteiligung der Community über Social Media spielte dabei eine zentrale Rolle. Zu diesem Konzept verfassten wir unser Exposé.

Im folgenden Kursblock besprach Dozent und TV-Produzent Thorsten Eppert mit uns, dass er die erste, ursprüngliche Idee spannender und auch vielversprechender fände. Hauptsächlich, weil diese mehr Konflikt beinhaltet. Nach einiger Überredung schwenkten wir also wieder um. Das hiess für uns: In Windeseile ein neues Konzept schreiben, weil eigentlich schon die Planung der Trailerproduktion anstand.

Die Dritte

Während der Ideensuche war einmal der Vorschlag aufgekommen, als Setting eine unangenehmen Situation zu wählen, die jeder kennt: einen engen Lift. Diesen knappen Raum mit einer fremden Person teilen zu müssen, ist meist beklemmend genug. Wer da noch erfährt, dass dieses Gegenüber ein Mensch ist, den man zumindest seiner Einstellung nach verachtet, kann schon einmal explodieren. Das ausführliche Konzept zum Format, wie wir es schliesslich ausarbeiteten, findet sich im Haupttext dieses Posts.

Produktion Trailer

Nach der Finalisierung des zweiten Konzepts ging es an die Planung und Umsetzung des Trailers. Leider wurde die Zeit bis zur Abgabe an dem Punkt bereits relativ knapp. Es stellte sich wie erwartet als sehr schwierig heraus, Protagonistenpaare zu finden, die effektiv polarisierende Meinungen stark vertreten. So mussten wir auf Freiwillige ausweichen, die einfach bereit waren, im Trailer mitzu"spielen". Aufgrund der zeitlichen Verfügbarkeit stand uns auch nur ein einziger Drehtag zur Verfügung.

Als Location wählten wir einen Lift in einer unserer Schulen (Schwarztorstrasse Bern). Dieser hatte die Vorzüge, relativ klein und spiegellos zu sein. Wir hatten allerdings nicht die Möglichkeit, den ganzen geplanten Ablauf durchzutesten. Gelegt wurde der Dreh auf einen Samstag, um zu vermeiden, dass viele Leute im Gebäude sind und die Lifte laufend genutzt werden. Anhalten liess sich ein Einzellift leider nicht manuelll.

Am Drehtag selbst wurde erst einmal der Aufzug mit Go-Pro-Kameras ausgestattet. Mit dem ersten Protagonistenpaar wurde dann der geplante Ablauf geübt. Dabei entpuppten sich die ersten Hürden: Die Verbindung des Audio-Funksets brach ab, sobald sich der Lift in ein anderes Stockwerk begab. Stand er aber mehr als 10 Sekunden im gleichen Stockwerk mit geschlossenen Türen still, löschte sich das Licht automatisch. Als mussten die Türen des Lifts blockieren und den Kompromiss eingehen, dass die offenen Lifttüren auf einigen der Aufnahmen zu sehen war (je nach Perspektive). Dafür konnten wir den neuen Blickwinkel nutzen, um zusätzlich zu den Go-Pros eine frontale Kamera zu installieren, eine Ansicht aus Lifttürperspektive.

Aufgrund der engen Platzverhältnisse mussten wir uns in Sachen Beleuchtung auf das vorhandene Aufzugslicht beschränken (da wir ja ursprünglich auch davon ausgingen, dass die Lifttüre geschlossen sein wird).

Eine letzte Schwierigkeit ergab sich mit der Themenwahl für die "Streitpaare". Da diese eben nicht von Natur aus Gegensätze waren, mussten wir Situationen konstruieren. Aus technischen Gründen verzichteten wir auf ein weiteres Element, das im Konzept vorgesehen war: Dass die Protagonisten während des Streits über die Lautsprecherboxen des Lifts provokative Aussagen zum Thema erhielten. Also entschieden wir uns, für den Trailer Themen zu wählen, die sich organisch aus der Situation entwickelten. Bei einem der zwei Protagonistenpaare hatten wir das Glück, Personen aus der Theaterszene an Bord zu haben, die den Konflikt gut improvisieren konnten.

So kamen wir, mit einigen Schwierigkeiten und Abstrichen, schliesslich zu unseren Aufnahmen.

Postproduktion

Unsere Footage setzte sich aus drei Go-Pro-Perspektiven und der Frontalkamera zusammen. Für die Musik stand für uns fest, dass es etwas Schnelles, Rockiges sein sollte, das die konfliktreiche Atmosphäre ankündigt und unterstreicht.

Auch in der Postproduktion ergaben sich schliesslich zwei Schnitte. Leider bestand nicht die Möglichkeit, den Rohschnitt mit grösserem Abstand zur Abgabe mit den Dozenten zwischenzubesprechen. Am Folgetag des Feedbacks musste der fertige Trailer bereits präsentiert werden. Dennoch ergab sich aus dem Feedback auf den ersten Schnitt der Wunsch der Dozenten, einen kürzeren Trailer mit Texteinblendungen zu erstellen. Der zweite Schnitt, der innerhalb eines Tages entstand, ergab jedoch von Inhalt und Länge her eher einen "Teaser". Deshalb entschieden wir uns, beide Versionen beizubehalten.

Nachbesprechung

Im anschliessenden Feedback erhielten wir vom Plenum den Input, dass das Format möglicherweise als Livestream umsetzt werden könnte. Zudem sollte der Ablauf unbedingt eine gewisse Dramaturgie aufweisen und von aussen über die Lautsprecher "kuratiert" werden. Es würde sich beispielsweise anbieten, die beiden Streithähne eine gemeinsame "Aufgabe" lösen zu lassen, um sich aus der Situation zu befreien. Notwendig wären überdies Sicherheitskräfte, falls die Situation effektiv eskalieren sollte.

Kritik

"Elevhater" hatte es von Anfang an ein bisschen schwer bei uns, weil dieses Format nicht unsere favorisierte Wahl war. Der Trailer zu unserer zweiten Idee wäre definitiv um ein Vielfaches aufwändiger gewesen zu produzieren und auch deshalb möglicherweise am zeitlichen Faktor gescheitert.

Natürlich versucht man, auch dann sein Bestes zu geben, wenn man nicht an einem Herzensprojekt arbeitet. Aber es ist nicht möglich, das mit derselben ungebrochenen Überzeugtheit und demselben Elan anzugehen. Und so haben wir uns tatsächlich mehr durch den Drehtag gekämpft.

Leider sind dabei die Aufnahmen nicht so gelungen, wie wir uns das gewünscht hätten. Weil die Lichtverhältnisse relativ schlecht waren, mussten wir uns mit dem ISO helfen, was aber zu einem erhöhten Rauschen geführt hat. Bei vielen Aufnahmen sitzt auch die Schärfe nicht richtig. Dennoch konnte im Schnitt Einiges wettgemacht werden, da für einen Trailer zum Glück meist nur kurze Ausschnitte verwendet werden.

Fazit

Obwohl wir auf unser filmisches Resultat leider nicht wirklich stolz sein können, schauen wir zufrieden auf dien Kurs zurück und nehmen viele wertvolle Erfahrungen mit. Die Diskussionen und Inputs zu aktuellen Trends und Entwicklungen haben unser Verständnis geschärft. Besonders das Entwickeln des Konzepts war eine intensive Herausforderung, die Spass gemacht hat. Durch den Dreh wissen wir mehr darüber, was geht und was nicht und können auch aus dieser Übung nur lernen.

Technik

2x GoPro Hero 3+

1x GoPro Hero 4

Zoom Digital Handy Recorder H4-N

Sennheiser Bodypack AVX

Canon 5D Mk III

Videostativ

 

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