Erasmus und die Schweiz

«Erasmus was? Auslandssemester? Kann ich doch auch so machen!» Ein oft gehörter Satz im Studium. Ein Übergangsprogramm ermöglicht’s. Doch die aktuelle Schweizer Lösung bietet keinen Ersatz für «Erasmus Plus».

«Erasmus Plus» ist das Programm der Europäischen Union für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport. Seit die Masseneinwanderungsinitiative 2014 angenommen wurde, ist die Schweiz nicht mehr bei «Erasmus Plus» dabei. Der Bundesrat rief daraufhin eine Übergangslösung ins Leben. Warum diese Lösung langfristig nicht genügt, seht ihr im Erklärvideo.

Ab 2021 tritt das Nachfolgeprogramm von «Erasmus Plus» in Kraft. Der Bund und viele andere Akteure sprechen im Moment davon, dass sie zwar bei «Erasmus Plus» nicht mehr über eine Mitgliedschaft verhandeln, im Nachfolgeprogramm aber von Anfang an mit dabei sein wollen. Damit dies der Fall ist, müssen die Verhandlungen jetzt aufgenommen werden. Wie ihr euch für eine Mitgliedschaft der Schweiz einsetzen könnt, erfahrt ihr hier.

(lhu)

Kritik
von Tobias Feigenwinter und Hannah Ambass

Idee (Hannah)

Seit Oktober 2018 bin ich Mitglied in der Kommission für Internationales und Solidaritätsarbeit (CIS), einer Kommission des Verbands der Schweizer Studierendenschaften (VSS). Die Mitglieder des VSS setzen sich für die Interessen der Studierenden ein. Eines der grossen Ziele des VSS ist die Wiederassoziierung an dem europäischen Erasmus-Programm. Ein vorherrschendes Problem ist das fehlende Bewusstsein unter den Studierenden für die Situation. Die Politik wird nicht wirklich unter Druck gesetzt, die nötigen Schritte einzuleiten, damit die Schweiz beim nächsten Erasmus-Programm wieder dabei sein kann. So kam mir die Idee eines einfachen Erklärvideos, das über die Kanäle des VSS ausgespielt werden kann. Damit sich Leute, deren Interesse durch das Video geweckt wurde, direkt weiter über das Thema informieren können, sollte eine Website entstehen, auf der einerseits weiterführende Informationen zu finden waren, andererseits aber auch die Kontaktdaten der CIS bzw. des VSS, wo man sich melden kann, wenn man direkt mitwirken möchte. Da ich vermutete, dass der Aufwand gross werden würde, schloss ich mich für dieses Projekt mit Tobias zusammen.

Die Arbeit teilten wir uns folgendermassen auf:

Hannah → Website
Tobias → Video

Video (Tobias)

Konzeption

Wir mussten uns überlegen, was für eine Art Erklärvideo wir wollten und was für uns als blutige Anfänger möglich war. Wir sahen folgende Möglichkeiten:

  • Erklärvideo im Easyvote-Style (Zeichnungs-Video)
  • Handlege-Video (Zeichnungen bereits im Vorfeld gemacht)
  • Animationsvideo (Animierte Zeichnungen)

Unsere Recherche ergab, dass Erklärvideos im Easyvote-Style zu produzieren wohl nicht im Rahmen unserer zeichnerischen Fähigkeiten liegt. Da wir nicht wollten, dass das Video amateurhaft wirkt, verzichteten wir auf diese Variante. Lieber sollte es bewusst einfach gemacht sein, ohne dabei plump zu wirken. Nach einem ersten Versuch (unten zu sehen) waren wir uns einig, dass dies mit einem Animationsvideo wohl am besten möglich sein würde. Dazu einigten wir uns auf Zeichnungen, die wir in Illustrator erstellten und in After Effects animierten. Wir stellten sicher, dass wir immer die gleichen Brushes und Farben verwendeten, damit der Zeichnungsstil einheitlich war.

Das Kernstück des Videos war klar der Text. Diesen erarbeiteten wir zusammen mit dem VSS, der uns die inhaltlichen Vorgaben lieferte. Da der VSS national und auch international agiert, produzierten wir je ein Video auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch:

Das Video soll ein Erklärstück über die momentane Beziehung der Schweiz zu Erasmus Plus werden. Heisste für uns:  alle wichtigsten Informationen einbringen, ohne dass der Text zu kompliziert wird. Dabei mussten wir darauf achten, dass wir für ein Video texten. Dies kostete uns einige Stunden an Gegenlesen und Überarbeiten.

Nachdem der Text stand, setzten wir uns hinter das Storyboard des Videos. Aufgrund der Mehrsprachigkeit achteten wir darauf, dass wir möglichst wenig ausgeschriebenen Text in Video zeigten, welchen wir übersetzen (und damit neu animieren) mussten. Auf der Basis des Textes überlegten wir uns, wie wir das Gesprochene visuell umsetzen konnten. Dabei hielten wir stets unsere limitierten Animationsfähigkeiten im Hinterkopf. So überlegten wir uns, wie wir den abstrakten Begriff “Erasmus Plus” darstellen können. Die Idee mit den um die Schweiz kreisenden Unis, welche sich in die EU-Sterne verwandelten, entstand. Dieses Element der im Kreis angeordneten Unis soll immer wieder im Video auftauchen.

Workflow

Zuerst zeichneten wir beide die Illustrationen in Adobe Illustrator anhand von bereits existierenden Bildern nach. Ganz wichtig dabei war, dass wir bereits eine genaue Vorstellung davon hatten, wie wir das Ganze dann animieren wollen, denn jedes animierte Element muss auf einem einzelnen Layer in Illustrator platziert werden. Es ist auch zu empfehlen, die Anordnung der Elemente bereits im Illustrator mit den Align-Tools gemäss Animation zu machen. Danach animierte ich das Video in After Effects.

Bevor es jedoch ans Animieren ging, musste der Text eingesprochen werden, da die Animationen auf den Text angepasst sind. Da wir den Text nicht selbst einsprachen und ihn zudem noch auf Französisch, Englisch und Italienisch übersetzen und einsprechen lassen mussten, war dieser Arbeitsschritt mit beträchtlichem Mehraufwand verbunden. Es zahlte sich aus, dass wir SprecherInnen mit Sprech-Erfahrung fanden, welche den Text mehr oder weniger in einem Take ohne Fehler einlesen konnten. Das erleichterte uns die Arbeit in der Postproduction allgemein. Der Text wurde dann in Premiere Pro in acht Schnipsel unterteilt, um den Rhythmus der Animationen bereits in After Effects auf den Text abgleichen zu können. Die aus After Effects rausgerenderte PNG-Sequenz wurde zum Schluss in Premiere Pro mit dem Offtext und den Foleys (Soundeffekten) unterlegt.

Technische Herausforderungen

After Effects ist ein gigantisches Programm. Ich benötigte erstmals einige Stunden an Tutorials, um mich darin irgendwie zurecht zu finden. Zum Teil war es sehr mühsam, wenn etwas nicht so dargestellt wurde, wie ich es gerne gehabt hätte, und ich das Problem einfach nicht finden konnte. Vor allem hatte ich Mühe gehabt mit den Kamera-Layers und dem Effekt, dass sich die Unis um die Schweiz drehen, aber nicht um sich selbst. Das kostete mich einige Zeit und Nerven. Dabei lernte ich, dass ich darauf achten muss, dass bei allen Layers die Häckchen für 3D, Motion Blurr und Vektor eingeschaltet sind.

Bereits im Illustrator-File benötigte ich eine genaue Vorstellung davon, was ich wie und wo animieren möchte, da die Illustrator-Files, sobald als Comp in After Effects reingezogen, nur noch die Veränderungen auf den bestehenden Layers synchronisiert, jedoch keine neue Layers hinzufügt. Neue Layers muss man dann jeweils einzeln ins After Effects importieren.

Schliesslich bei der Audioabmischung war die Herausforderung, dass die Foleys nicht vom Text ablenken. Damit alle vier Videos in derselben Lautstärke daherkommen, kann man die Audiospur des Offtextes normalisieren. So musste ich die Foley-Lautstärke nur einmal einstellen und konnte sie unter die anderen Versionen kopieren.

Inhaltliche Herausforderungen

Wir wollten ein Erklärstück über ein Thema herstellen, das sich in einem laufenden Prozess befindet. Das war schwierig, da sich Gegebenheiten stetig verändern können. Für unseren Text bedeutet das, dass er möglichst allgemein gehalten werden sollte, so dass er in zwei bis drei Jahren möglichst noch Gültigkeit hat und stimmt, jedoch gleichwohl noch einen gewissen Grad an Informationsgehalt hat. Den Grad zwischen möglichst vereinfachen und dennoch relevante Informationen zu übermitteln zu finden ist eine Herausforderung, beispielsweise wie stark wir auf das Thema Horizon eingehen sollten oder wie viele Argumente wir gegen die momentane Schweizer Lösung einbauen sollten. Es ist schwierig, ein komplexes Thema klar, verständlich und einfach in kurzer Zeit (zwei-drei minütiges Video) zu schreiben. Man zerbricht sich über Formulierungen den Kopf und diskutiert über viele Kleinigkeiten, was jedoch auch wichtig ist und wofür man sich die Zeit nehmen sollte.

Während dem Animieren habe ich gemerkt, dass die von uns überlegten Animationen aus dem Storyboard nicht reichen und das Video an einigen Stellen langweilig wird. Auch in der finalen Version hat es einige Stellen, an welchen die Animationen etwas dürftig sind (z.B. bei 1:35 in der französischen Version). Im Grossen und Ganzen ist es mir aber gut gelungen, die langwierigen Stellen zu überbrücken. Im Gegensatz dazu ist mir beim Unterlegen der Audiospur in Premiere Pro aufgefallen, dass es zwischen manchen Sätzen längere Pausen benötigt. Dort habe ich dann Standbilder dazwischen geflickt. Die Suche nach den passenden Foley stellte sich als tricky heraus. Nicht immer war es einfach, die richtigen Soundeffekte zu finden, welche man im Kopf hat und v.a. dass sie die passende Länge für die Animation haben.

Website (Hannah)

Konzeption und Workflow

Die Idee der Webseite ist entstanden, weil wir das Erklärvideo möglichst einfach und kurz halten wollten. Trotzdem ist es unserer Meinung nach wichtig, weiterführende Informationen zur Verfügung zu stellen, zumal es ein komplexes Thema ist. Ausserdem gibt es nicht wirklich einen “Ort”, an dem man sich über das Verhältnis zwischen der Schweiz und Erasmus informieren kann. Bei der Konzeption für die Website sind wir so vorgegangen, dass wir uns zunächst in Zusammenarbeit mit der CIS bzw. dem VSS überlegt haben, was die nötigen weiterführenden Infos sind.

In einem ersten Schritt habe ich Texte und Links zusammengetragen, die später online erscheinen sollten. Dabei hielt ich mich vor allem an bereits bestehende Dokumente des VSS und habe daraus die wichtigsten Punkte herausgesucht. Hier ist wichtig zu erwähnen, dass zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich der Aufbau der Seite Priorität hatte. Es war klar, dass wir mit Wordpress arbeiten würden, da die Homepage des VSS ebenfalls auf Wordpress läuft und die Seite nach Abschluss des Projekts weitergeführt werden soll. Ein CMS ist dazu der sinnvollste Weg.

Über den Namen der Domain hatten wir uns ebenfalls bereits im Vorfeld geeinigt: www.erasmus-ch.ch. Diese Adresse funktionierte in allen Sprachen und erschien uns daher als die einzig sinnvolle Variante. Weiter ist es auch ein schönes Wortspiel: Erasmus Minus CH.

Als rund um Domain und Hosting alles geregelt und die Zugriffe vorhanden waren, konnte ich mit der Gestaltung loslegen. Die Wahl des Themes war nicht ganz einfach. Jedoch entschied ich mich schliesslich für “OceanWP” mit dem Pagebuilder-Plugin “Elementor”. Damit hatte ich bereits Erfahrungen gesammelt, ich war sehr frei in der Gestaltung und die Handhabung war vergleichsweise einfach.

Herausforderungen

Der Kauf der Domain stellte sich als etwas mühsam heraus. Unsere Freunde vom VSS wollten das für uns übernehmen, da die Domain über das bereits bestehende Hosting der VSS-Seite gekauft werden sollte. Das dauerte eine Weile, den Zugang haben wir erst Mitte Mai erhalten.

Die Freiheiten in der Gestaltung waren zwar schön, aber auch herausfordernd. Mit welchen Farben sollte gearbeitet werden? Welche Schriftart(en) eigneten sich am besten? War ein Onepager sinnvoller oder mehrere Seiten? Welche Informationen waren am wichtigsten und mussten auf der Startseite erscheinen, welche waren auf einer anderen Seite besser aufgehoben? Das alles waren Fragen, die ich mir stellen musste. Am Ende gab es nur einen Weg, die Antworten zu finden: Ausprobieren! Ich hielt mich vorwiegend an das Design des Erklärvideos, damit wir ein einheitliches Erscheinungsbild hatten. Farben verwendete ich (auch wie im Erklärvideo) blau, gelb und rot - symbolisch für die EU und die Schweiz. Ich orientierte mich auch leicht an der bestehenden Website des VSS und habe daraus einige Gestaltungselemente übernommen. So erarbeitete ich mir eine klare Vorstellung vom Layout und dem Design.

Das Schwierige an einer Auftragsarbeit war, dass man nicht nur sich selbst, sondern auch seine Auftraggeber zufriedenstellen musste. Dank der guten Zusammenarbeit mit CIS und VSS war das kein grosses Problem, jedoch merkte man schon, dass Vorstellungen teilweise auseinander gingen. Da war es wichtig, einen guten Mittelweg zu finden: Was war im Rahmen des Digezz-Projekts möglich? Was würde zu zeitintensiv und aufwändig werden?

Fazit (Tobias und Hannah)

Erasmus und die Schweiz war ein Projekt, das allen Beteiligten Spass gemacht hat und eine klassische Win-Win-Situation war: Der VSS hatte Studierende, die etwas realisierten, was den normalen Rahmen an Arbeitsaufwand der CIS deutlich gesprengt hätte. Wir Studierenden hatten ein Digezz-Projekt, das einem Zweck diente und hoffentlich eine grosse Reichweite hat. Mit dieser Ausgangslage war die Motivation schon zu Beginn gross, was das Arbeiten enorm erleichterte. Die Zusammenarbeit funktionierte jederzeit sehr gut, man konnte sich aufeinander verlassen und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir beide sind sehr zufrieden mit dem, was wir erreicht haben. Da wir uns von Anfang an sehr gut organisiert hatten, lagen uns nie grosse Stolpersteine im Weg. Der Prozess ging stets voran. Was ebenfalls half, war die klare Vorstellung, die wir von unserem Endprodukt hatten. So wussten wir immer, wie weit wir waren, was bereits getan war und was noch bevorstand.

Unsere wichtigsten Learnings waren folgende:

  • Ein gesprochener Text klingt anders, als wenn man ihn für sich durchliest.
  • Die gute Planung eines Projekts ist das A und O, damit es erfolgreich und fristgerecht fertiggestellt werden kann.
  • Der Umgang mit den Programmen Illustrator und After Effects

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