Faces of Myanmar

Fünf Jahre ist es her, seit sich Burma dem internationalen Tourismus geöffnet hat. Nach 50 Jahren militärischer Diktatur erlebt, wer heute dort hin reist, ein Land im Umbruch. Doch wer sind die Menschen hinter den Fakten und Zahlen? Der Beitrag «Gesichter Myanmars» soll aufzeigen, wie die Menschen im ehemaligen Burma leben. Während zwei Wochen Rucksackreise durch das Land konnte ich nicht nur viele Eindrücke sammeln, sondern diese auch fotografisch wie filmisch festhalten.

Myanmar: Eines der wohl geheimnisvollsten Länder Südostasiens und noch immer eher unter dem damaligen Namen Burma bekannt. Das Land bietet nebst der wunderschönen Natur und einem reichen kulturellen Schatz, das wohl mit Abstand wärmste und herzlichste Willkommen Asiens. Die Einwohner Myanmars leben in einem Land, das eine unglaubliche Vielfalt und Schönheit besitzt. In unserer Medienwelt wird diese meist nicht oder nur mehr nach und nach gezeigt. Genau das soll sich nun ändern.

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Nach Jahrzehnten der Isolation dürfen sich die Burmesen wieder frei versammeln, ihre Meinung äussern. Ebenfalls gilt die Pressefreiheit. Wirtschaftsreformen sollen das ärmliche Land mit 45 Millionen Einwohnern vorantreiben. Zwar ist das zuvor omnipräsente Militär mehrheitlich aus der Öffentlichkeit verschwunden, geändert hat sich seit der Öffnung aber trotzdem nicht viel. Noch immer gibt es zum Teil bewaffnete Konflikte mit nationalen Minderheiten. Ein Religionskonflikt zwischen der buddhistischen Mehrheit, die 85 Prozent beträgt, und der muslimischen Minderheit schwellt weiter, insbesondere kleinere Volksgruppen werden verfolgt. Vom Wahlsieg der oppositionellen NLP – der vor allem ein Sieg der populären Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi war – erhoffen sich die Burmesen eine Veränderung. Sie hoffen, nun endlich den Weg in die Demokratie zu finden.

Yangon

Die Reise beginnt in der Metropole Rangun, heute Yangon genannt. Hier zeigt sich ein entspanntes Bild. Noch vor wenigen Jahren hielt die Angst die Menschen hier fest im Griff. Wenn nur der Name Aung San Suu Kyi fiel, drehten sie sich auf dem Absatz um; es könnte ja ein Spitzel mitbekommen haben. Diese Angst scheint verschwunden. Das zeigt nicht nur die Allgegenwart der Nationalheldin, die wie eine Heilige verehrt wird. Poster und Kalender mit ihrem Konterfei werden an jeder Strassenecke angeboten. Die Menschen sind fröhlich, versammeln sich in Scharen auf den Strassen, um gemeinsam zu essen. Bunt zusammengewürfelte Plastikstühle, die aussehen, als hätten darauf nur Kinder Platz, sind der Treffpunkt. Hier gibt es Nudelsuppe für umgerechnet 80 Rappen.

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Gegen abends macht sich die halbe Stadtbevölkerung auf in Richtung Shwedagon Pagode. Die älteste Tempelstätte im Land ist zugleich die mit der grössten Bedeutung für die Einheimischen. Unter ihnen sind zahlreiche Mönche, die zum Gebet hergekommen sind. U Saung ist einer von ihnen. Die birmanische Sprache kenne keine Familiennamen, erklärt er. Der Name kennzeichne das Individuum, nicht den Menschen als Teil der Familie. Deshalb sei es auch möglich, jederzeit seinen Namen zu ändern. Das «U» in seinem Namen sei beispielsweise eine Höflichkeitsform, wie sie oft für ältere Männer verwendet werde.

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U Saung blättert in der Zeitung. Sich über die Aktualitäten zu informieren, sei für ihn fast so wichtig wie das Gebet, sagt er. Die neu geborene Demokratie stehe und falle mit der Bildung im Land. Erst wenn die jetzige junge Generation schon von Klein auf lerne, was freie Meinungsäusserung und Pressefreiheit bedeute, gebe es eine Chance, dass Myanmar wirklich vorankomme. In vielen Mönchsschulen werde dieses moderne Gedankengut schon länger gelehrt. Es komme nicht von ungefähr, dass die Mönche an den politischen Aufständen gegen das Militärregime eine massgebende Rolle gespielt hätten. U Saung spielt damit auf die Demonstrationen gegen die ehemalige Regierung an. Geführt wurden die Proteste 2007 von buddhistischen Mönchen und Nonnen, denen sich bald Zehntausende weitere Zivilisten anschlossen. Weltweite Aufmerksamkeit erlangte die Bewegung durch ihre gewaltsame Niederschlagung mehr als einen Monat später, bei der auch Gewalt gegen Mönche verübt wurde. Wie viele Mönche dabei ums Leben kamen, ist nicht bekannt. Die Zahl schwankt zwischen 10 Toten und mehreren Tausend.

Inle Lake

Die Reise führt weiter ins Innere des Landes in Richtung Norden. Ziel ist der Inle Lake, der zweitgrösste See des Landes. Er ist berühmt für seine Einbeinfischer, die schwimmenden Gärten und Dörfer. Idyllisch ist es hier. Morgens um sieben Uhr, als unser kleines Motorboot aufs Wasser hinausfährt, sind erst die Einheimischen unterwegs. Nur das laute Knattern unseres Motors stört die Stille. Und macht den Einbeinfischern Wellen – ein grosser Nachteil des wachsenden Tourismus in der Region. Der grösste Teil der Einheimischen ist nämlich nicht motorisiert unterwegs. Viele voll beladene Boote fahren in Richtung Ende des Inle Lakes. Dort findet an diesem Tag ein Markt statt.

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Im kleinen beschaulichen Dörfchen angekommen, staune ich nicht schlecht. Ein scheinbares Jahrhundert zurückversetzt leben hier ungefähr 500 Leute in einfachsten Häusern ohne fliessend Wasser und Strom. Ochsen stehen vor den Hütten bereit für den Gang auf die Äcker. Eine drahtige zierliche Frau nickt im Vorbeigehen und lächelt mir zu. Sie trägt einen schweren Korb voller Mandarinen auf ihrem Rücken. Ich kenne ihren Namen nicht, nennen wir sie Ni, was auf birmanisch so viel heisst wie «stark». Wahrscheinlich war sie stundenlang auf dem Wasser unterwegs, bis sie ihr Ziel erreicht hat. Doch der weite Weg scheint sich für Ni, zu lohnen. Sobald sie ihre Mandarinen auf einem einfachen Tuch am Boden ausgelegt hat, schwirren gut ein Dutzend andere Frauen um sie herum und füllen ihre Körbe mit den frischen Früchten. Ich kaufe ihr ebenfalls ein paar der orange leuchtenden Mandarinen ab und bezahle umgerechnet 20 Rappen für acht Stück. Einen Touristen übers Ohr zu hauen, würde einem Burmesen nicht in den Sinn kommen. Selbst als später einmal das Portemonnaie im Bus verloren geht, liest es jemand vom Boden auf und gibt es zurück. Wo man hinkommt, hat man das Gefühl, willkommen zu sein. Vor dem freundlichen «Mingalabar» – was so viel heisst wie «Hallo» – kommt immer das Lächeln.

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Als ich mit der Kamera in der Hand durch die engen sandigen Gassen des Marktdorfes schlendere, entdecke ich erneut das so typische Strahlen. Dieses Mal sind es zwei junge Mädchen, die im Fensterrahmen eines alten Bauernhauses sitzen und mich beobachten. Als ich beginne, Fotos von ihnen zu knipsen, wirken sie verlegen. In Myanmar herrscht allgemeine Schulpflicht. Im Gegensatz zu offiziellen Angaben ist aber davon auszugehen, dass nicht alle burmesischen Kinder die Grundschule abschliessen und nur ein kleiner Teil weiterführende Schulen besucht. In abgelegenen Regionen gibt es zum Teil keine staatlichen Schulen. Ich frage mich, ob diese Kinder wohl jemals eine Schule von innen gesehen haben. Denn weniger als die Hälfte der Kinder schliesst die Grundschule nicht im vorgesehenen Alter ab.

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Auf dem Rückweg macht unser Boot einen kurzen Abstecher zu den Häusern der Webereien. Hier arbeiten junge Frauen an ihren Webstühlen und produzieren hochwertige Baumwoll- und Seidentücher. Etwa 500 Seidenweberinnen arbeiten mittlerweile am Inle-See, ihr Tagesverdienst beträgt einen Dollar. Lotusseide ist ein Bekleidungsstoff, der aus den Fasern der Indischen Lotusblume gewonnen wird. Bisher ist Myanmar das einzige Herstellungsland. Kyi ist eine der Weberinnen, die dieses Handwerk beherrscht. Das Mädchen ist gerade einmal 16 Jahre alt. Sie spricht gut Englisch, wohl weil sie täglich Touristen durch die einfache Fabrik führt. Wenn sie auf die Demokratisierung in ihrer Heimat Myanmar angesprochen wird, antwortet sie mit einem gequälten Lächeln. Wie nahezu alle Menschen im Land hofft auch Kyi, dass sich mit dem Wahlsieg der oppositionellen NLP – der vor allem ein Sieg der populären Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi war – das Land verändert. Die Erinnerungen an die Willkür der Militärs sind jedoch frisch, und sie machen es ihr schwer, der Entwicklung zu vertrauen.

Das alte, von der Militärpartei «Union der Solidarität und Entwicklung» (USDP) beherrschte burmesische Parlament traf sich Ende Januar 2016 zu seiner letzten Sitzung. Präsident Thein Sein, ehemaliger General und seit der Öffnung vor fünf Jahren als Zivilist an der Spitze des Staates, sagte unter den Abgeordneten: «Obwohl es Schwierigkeiten und Hindernisse gab, ist uns der Übergang zur Demokratie gelungen.» Er erntet riesigen Applaus. Auch der Armeechef General Min Aung Hlaing gab sich versöhnlich. Er versprach die Unterstützung des Militärs. Was die meisten ausländischen Kommentatoren, Experten und auch Einheimischen noch vor wenigen Jahren für unmöglich gehalten haben, ist wahr geworden: ein geordneter, friedlicher Übergang von einem halben Jahrhundert Militärdiktatur zur Demokratie beginnt.

Nur drei Tage später trat darauf das neue Parlament zusammen. Aus der Regierungspartei USDP ist eine kleine Oppositionspartei geworden. Zwar hält diese in den zwei Häusern des Parlaments gerade noch 41 von 657 Sitzen. Doch das Verhältnis täuscht, denn den Militärs stehen laut Verfassung 25 Prozent der Sitze zu – also 166. Die Nationale Liga für Demokratie (NLD) von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi bekommt nach dem überwältigenden Wahlsieg vom November mit 390 Sitzen die absolute Mehrheit. Zusätzlich konnte die NLD diesen Februar auch den neuen Präsidenten wählen. Allerdings kann sie nicht die Verfassung ändern. Hier haben die Militärs mit ihren 25 Prozent Sitzen ein faktisches Vetorecht. Überdies stehen den Uniformierten laut der Verfassung noch immer die drei Schlüsselministerien Inneres, Verteidigung und Grenzsicherheit zu.

Bagan

Die Reise setzt sich weiter fort nach Bagan, acht Stunden im schaukelnden Nachtbus sind eine Tortur. Für knapp 20 Franken will man sich aber nicht beklagen. Und schliesslich ist die mühselige Anreise spätestens beim Ausblick über das alte Pagodenfeld in Old Bagan vergessen. 2000 Jahre alt sind die heiligen Bauten. Bei Sonnenaufgang wirkt die Ebene nahe dem Irrawaddy River fast mystisch. Als dann auch noch Heissluftballone über den Wipfeln der Pidayas – so werden die Pagoden in birmanischer Sprache genannt – auftauchen, ist das Bild perfekt.

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Abseits des Trubels, Old Bagan ist mittlerweile ein beliebter Touristenhotspot, befindet sich ein kleiner hübscher Markt. Myo verkauft hier an ihrem Stand allerlei Gemüsesorten. Wenn sie lacht, präsentiert sie ihr ganzes Zahnfleisch. Sie scheint glücklich zu sein mit ihrem Leben, auch wenn sie das auf Englisch nicht ausdrücken kann. Hier werden nebst Frischwaren auch allerlei Plastikwaren aus China feilgeboten. Instant-Suppen und Fertiggerichte erobern allmählich auch den Markt in Myanmar. Das hat nicht nur positive Folgen. Die eigens angepflanzten Wassermelonen beispielsweise finden kaum mehr Käufer, weil jene aus dem Nachbarland für die Hälfte angeboten werden.

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Mit dem gemieteten Elektroroller lässt sich die Gegend ideal erkunden. Ein paar Dörfchen weiter endet der Weg abrupt. Kaum vom Gefährt abgestiegen, eilt ein älterer Mönch heran und stellt sich als U San vor. San bedeutet so viel wie «besonders». Er erzählt, dass er hier mit weiteren fünf Mönchen lebe. Bereits seit 30 Jahren. Unbedingt will er seine fünf Pagoden zeigen, die die kleinen drei Häuser säumen, in denen die Männer wohnen. Hier betet und meditiert U San täglich für bis zu fünf Stunden. Er zückt einen grossen goldigen Schlüssel und schliesst die Pforte am Fusse der Pagode auf. Inwendig der Gemäuer führt eine schmale steile Treppe hinauf auf die Pagode. Wow: Die Aussicht ist einmalig. Auf der einen Seite der Irrawaddy River, auf der gegenüberliegenden Old Bagan mit all seinen Tempeln.

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Bei einem frisch aufgebrühten Grüntee aus einer nicht sehr appetitlichen alten Teekanne aus Plastik und trockenem Bananenkuchen wird U San redselig. Er erzählt von der Bedeutung des Buddhismus und davon, dass er nichts mit dem neuen modernen Myanmar anfangen könne. Scheinbar zum ersten Mal kommt der alte Mann in Berührung mit einem Smartphone, als ich ihm Bilder von der Schweiz zeige. Ungläubig blickt er mit zusammen gekniffenen Augen auf den Bildschirm, nickt freundlich und lächelt sichtlich verlegen. Er selbst ist in all den Jahren noch nie verreist. Von Schnee und Bergen hat er noch nie etwas gehört oder gesehen.

Mandalay

Die zweitletzte Etappe der Reise ist die Stadt Mandalay, die zweitgrösste Metropole Myanmars. Hier ist es laut, schmutzig und stickig. Das Thermometer steigt an auf über 40 Grad. Um einen Überblick über die Stadt zu bekommen ist der Mandalay Hill das ideale Ausflugsziel. Entgegen der Erwartungen sind hier kaum Touristen anzutreffen. Es sind Einheimische – vor allem Junge – die herkommen, um zu beten. Eine Gruppe junger Nonnen bittet mich um ein Foto, schnell hat jede von ihnen das Smartphone gezückt. Natürlich knipse ich fleissig zurück.

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Obwohl die in pink gekleideten Mädchen mit ihren kahlrasierten Köpfen kaum Englisch sprechen, lachen sie ununterbrochen und wollen sich nicht verabschieden. Sie kichern und zeigen sich gegenseitig die Fotos, die sie gemacht haben. Sie sind verwackelt und von schlechter Qualität. Tatsächlich sehen die Smartphones hier nur von aussen relativ gut und modern aus. Die Technik, die drin steckt, ist billige Chinaware. Schliesslich bin ich es dann, die zuerst geht. Die Flussebene am Irrawaddy wartet.

Solch eine Armut wie am Ufer des grossen Flusses ist erschütternd. Kein fliessend Wasser, kein Strom. Die Menschen wohnen in einfachsten Hütten, wenns gut kommt, mit einem undichten Strohdach bedeckt. Kleine Kinder liegen im Halbschatten und spielen mit Plastikabfall. Die älteren Geschwister passen auf sie auf, während die Mütter im seichten Wasser stehend die Wäsche der ganzen Familie waschen und auswringen.

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Kilometer für Kilometer zieht die Landschaft so an uns vorbei, bis ein schmaler sandiger Pfad rechts wegführt. Der Weg führt zu einem kleinen Dorf, das von der Herstellung von Ziegelsteinen lebt. Hier ist es besonders staubig und die Sonne knallt noch gnadenloser vom Himmel als sonst. Kaum vom Roller abgestiegen, hüpfen gegen 20 Kinder um mich herum. Sie kichern, strahlen und fassen meine weissen Arme an. Ihre Kleidung ist verlumpt, die Gesichter der Kinder zum Schutz gegen die Sonne mit der für Myanmar typischen Pasta «Thanaka» bemalt. Kurz ärgere ich mich, den Kindern nichts schenken zu können. Doch diese denken nicht einmal daran, etwas zu erbetteln. Im Gegenteil – in solch fröhliche Kinderaugen habe ich noch selten geschaut.

Auf dem Rückweg in die Innenstadt Mandalays findet gerade ein Fischmarkt statt. Schon von weitem ist der Gestank zu riechen. Obwohl die Ware mit viel Eis gekühlt wird, zappelt es hier und da noch wild herum. Ein Grossteil der Fische verendet erst in der gleissenden Hitze der Sonne, die sie erbarmungslos austrocknen lässt.

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Youn sitzt vor einem Becken kleiner silbriger Fische und packt diese den Käufern in Plastiksäcke ab. Auf Wunsch fertigt sie daraus mit einem steinernen Mörser sogar eine Fischpaste an, die sie mit frischen Gewürzen und viel Chili verseht. Sie habe zwei Kinder, erzählt sie. Für diese wünsche sie sich eine bessere Zukunft. Sie sollen zur Schule gehen, anschliessend studieren. Während Youn das sagt, wird sie ganz ernst und wendet sich schliesslich ab.

Ngwe Saung

Die Reise endet in Ngwe Saung, einem kleinen Fischerdorf am Meer. Ngapali Beach wäre um einiges luxuriöser gewesen, viele Touristen denen ich begegnet bin, schwärmten von den tollen Luxushotels und Poolanlagen, die es dort geben soll. Mir ist es aber ganz recht so. Den Strand teilt man hier lediglich mit Einheimischen. 15 Kilometer Sandstrand, ohne reservierten Liegen, ohne Touristengeschnatter. Das einzige, was die Stille trübt, sind die Motorräder, die auf dem Sand entlang Richtung Sonnenuntergang fahren. Aber auch das gehört nach dem zweiten Tag dazu und schnell merkt auch der Tourist, dass die Fortbewegung über den Sand problemloser geht als jene über die Schlaglöcher übersäten Strassen.

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Drei Tage am Meer: Der perfekte Abschluss dieser Reise. Erst jetzt wird mir bewusst, wie viele neue Eindrücke und Erlebnisse gewonnen worden sind. In Erinnerung bleiben all die Menschen mit ihren ganz eigenen Lebensgeschichten und Wünschen. Und der Eindruck, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein wird, dass ich dieses Land bereise. Die Burmesen erhoffen sich zwar eine Veränderung. Sie hoffen, nun endlich den Weg in die Demokratie zu finden. Ich hoffe das auch und wünsche mir doch, dass sie dabei eines unbedingt wahren: Ihr aufrichtiges Lächeln und ihre Ehrlichkeit. Denn das, werde ich zurück in der Schweiz definitiv vermissen.

(le)

Kritik
von Anina Gepp

Die Idee

Vor der Abreise nach Myanmar machte ich mich auf die Suche nach Informationen über Land und Leute. Schnell wurde mir bewusst, dass es über beiden noch nicht sehr viele gute Hintergrundberichte gibt. Weil das ehemalige Burma erst seit wenigen Jahren für Touristen geöffnet ist, beginnen die Medien erst nach und nach über Myanmar zu berichten. Um das unbekannte Land im Südosten Asiens vorzustellen und den Menschen hier etwas über die Menschen dort zu erzählen, nahm ich mir vor, überall hin die Kamera mitzunehmen. Die Idee war es, eine Art Reportage zu entwerfen, die sich der Mittel Text, Fotos und Bewegtbild bedient – eben multimedial.

Das Konzept

Im Voraus war es schwierig abzuschätzen, wie gut sich das Vorhaben würde umsetzen lassen. Doch vor Ort wurde mir schnell klar, dass es kein Problem sein würde. Die Menschen liessen sich gerne fotografieren und erzählten mir so gut es ging etwas von ihrem Land oder ihrer eigenen Geschichte. Immer wieder einmal filmte ich auch Sequenzen mit, um später daraus einen kurzen Film zusammenfügen zu können. Der Gedanke hinter meinem Konzept war: Der Beitrag soll Geschichten von Menschen für Menschen erzählen. Dabei geht es um persönliche Dinge, kulturelle Facetten aber auch politische Hintergründe. Pro Stopp pickte ich mir ein bis zwei Personen raus und portraitierte diese so gut es ging. Zusammen mit den von mir gesammelten Eindrücken sollte ein Gesamtwerk entstehen, dass Menschen hier in der Schweiz das Leben in Myanmar näher bringt.

Die Umsetzung

Zurück kam ich mit ungefähr 1500 Fotos. Aus dieser Hülle und Fülle die besten Fotos und die bewegendsten Momente herauszupicken, war eine Herausforderung. Ich entschied mich dafür, den Bericht chronologisch aufzubauen. Also nach den verschiedenen Stationen, wie sie tatsächlich nacheinander besucht wurden. Wo immer möglich, fügte ich zu dem Erlebten und zu den Menschen, die im Bild zu sehen sind, Geschichtliches hinzu oder erklärte die dazu gehörenden Hintergrundinformationen. Teilweise sprachen die Menschen kein Englisch oder es ergab sich nicht die Möglichkeit, direkt mit ihnen in Kontakt zu treten. An diesen Stellen mutmasse ich über die abgebildeten Menschen, statt sie direkt beim Namen zu nennen. Nebst dieser textlichen und fotografischen Arbeit wertete ich ebenfalls das Videomaterial aus. Entstanden ist daraus ein kurzer Film von fast acht Minuten. Er soll den eigentlichen Beitrag unterstützen und in bewegten Bildern dem Rezipienten einen noch vertierteren Eindruck in das Leben dort geben. Ebenfalls bot sich das an, weil so noch mehr von der Umgebung gezeigt werden kann. Noch viele Landschaftsfotos in den Artikel einzufügen, hätte mich gestört.

Die Herausforderungen

Eine Schwierigkeit war sicherlich, dass ich zu Beginn der Reise nicht wusste, ob sich meine Idee überhaupt umsetzen lässt. Zu Beginn war ich etwas zurückhaltend und drückte nicht immer gleich den Auslöser. Ich wusste nicht genau, wie die Menschen auf eine Kamera reagieren würden (zumal Journalisten vor ein paar Jahren noch direkt verhaftet wurden). Ebenfalls wollte ich ihre Kultur und sie als Menschen respektieren. Ohne sich gut unterhalten zu können, kann das teilweise schwierig sein zu erklären, was mit den Bildern geschehen soll. Eine weitere Herausforderung war es, sich für gewisse Geschichten und Fotos zu entscheiden, sodass der Text nicht allzu lang wird. Dennoch sollte er aber so ausführlich sein, dass genügend Informationen vorhanden sind, um sich ein Bild machen zu können.

Das Fazit

Gerne hätte ich noch mehr gefilmt. Die Personen, die nun im Beitrag als Foto vorkommen, sind auf dem Videomaterial meist nicht oder nur von Weitem zu sehen. Zudem würde ich das nächste Mal ein Stativ mitnehmen, auch wenn dies etwas umständlicher ist. Sicher wäre es spannend, dieses Land nochmals zu bereisen und dann erneut einen solchen Bericht zu schreiben. Mir schien die Zeit fast zu kurz, um mich wirklich vertieft mit Mensch und Kultur auseinander setzen zu können. Dennoch ist der Beitrag nun auch für mich eine wunderschöne Erinnerung an diese Zeit in Myanmar, die ich bestimmt nicht vergessen werden. Zudem hat es in mir erneut die Freude an der Fotografie geweckt. Es fasziniert mich, Menschen zu portraitieren, sie in ihrem natürlichen Umfeld einzufangen und mehr über ihre Geschichte zu erfahren. Auch filmisch hat mich die Arbeit weitergebracht und ist ein Anstoss, das Handwerk noch besser zu lernen. Ich stehe erst am Beginn und gewiss gibt es noch viel Luft nach oben.

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