Facettenreich

Mit ihrer Leichtigkeit und ihrer Lebensfreude strahlt sie eine Aura aus, die andere zum Lächeln bringt. Die 21-jährige Seraina Hanselmann aus Filisur schafft es aber auch, Menschen mit ihrer Stimme zu berühren – denn Musik ist ihre grosse Leidenschaft. Als hätte sie zwei Herzen in der Brust, gibt es nebst der Musik noch eine zweite Passion – das Zeichnen. Ein Portrait einer jungen Frau, die Leidenschaft und Berufung kombiniert.

Voraussetzung: Zufrieden sein

Wenn sie ihr komplettes Gegenteil beschreiben müsste, würde vor ihr eine verschlossene, geradlinige, komplizierte und frustrierte Person stehen. «Vielleicht wäre sie auch ein wenig unkreativ und einfallslos?», sagt sie etwas zögernd. Seraina tut sich schwer, sich selbst zu analysieren. Sie habe sich noch nie so detaillierte Gedanken über sich selbst gemacht, darüber nachgedacht, was sie ausmacht, was sie an sich mag und was sie an sich stört. Nach einer längeren Denkpause sagte sie schliesslich: «Am meisten mag ich an mir, dass ich zufrieden bin, mit dem was ich habe. Und wenn mich etwas stören würde, dann würde ich es ändern.» Denn das Leben sei schlicht zu kurz, um unglücklich mit sich selbst zu sein.

Etwas, das die junge Frau durchaus glücklich macht, ist die Musik. Bereits seit ihrer Kindheit hat sie Feuer dafür gefangen. Unter dem Künstlernamen Plüss hat sie mittlerweile ihre erste Single veröffentlicht und singt immer wieder an Hochzeiten und familiären Veranstaltungen. Im Video erzählt sie mehr über ihren Weg zur Musik. 

Pure Begeisterung für Linien und Farben

Seraina liebt es zu reisen, stets Abenteuer zu haben und immer wieder neue Ortschaften zu sehen. Müsste sie sich nur für eine Stadt entscheiden, die am besten zu ihr passt, würde ihre Wahl auf Barcelona fallen. «Ich war erstmals mit 8 Jahren in Barcelona und wurde von Anfang an in den Bann dieser lebendigen und farbenfrohen Stadt gezogen.» Schnell fiel sie ins Schwärmen, als sie von den Gebäuden, den Museen und der Kunst der spanischen Stadt sprach.

Das mag auch kein Zufall sein, denn die Faszination für Kunst liegt ihr sozusagen in den Adern. Bereits ihr Grossvater zeichnete und malte gerne. Und auch ihre Mutter wurde von der Kunst eingenommen. Begonnen hat bei Seraina alles mit Comics. «Ich zeichnete Comics bereits als Kind ab, irgendwann wurden es farbige Landschaften, dann Häuser.

«Es fasziniert mich einfach, wenn man sich auf zeichnerischer Art und Weise ausdrücken kann.»

Die Häuser haben es ihr letztlich am meisten angetan. Zurzeit absolviert Seraina ein Architekturpraktikum, später möchte sie Architektur studieren. «Ich orientiere mich immer an Häuser, ich kann mich gut an Gebäude erinnern und liebe es, sie genau zu betrachten», so Seraina. Nicht zuletzt gefällt ihr, dass Häuser auch Geschichten erzählen und dass jedes Haus für bestimmte Menschen eine emotionale Bedeutung haben kann.

Hier eine Auswahl aus Bildern und Skizzen von Seraina:

Kunst oder Musik?

Sachen entwerfen, Dinge skizzieren, fantasievolle Gedanken auf Papier bringen oder Songs schreiben, musizieren und Menschen mit der Stimme berühren? Was ist es nun? Auf die Frage, was ihr wichtiger ist, gibt es keine Antwort. «Ich möchte beides nicht missen und könnte mich auch niemals für das eine und gegen das andere entscheiden.» Einzig beruflich schlägt sie vorerst den Weg der Kunst ein, indem sie sich auf Architektur konzentriert. Was die Musik betrifft, nimmt sie eines nach dem anderen, ohne Zwang und mit viel Gefühl.

 

(bae)

Kritik
von Bettina Cadotsch

Idee

Das Ziel dieses Projekts war ein multimediales Portrait. Oft entscheidet man sich für ein Video, einen Text oder einen Audiobeitrag, wenn man eine Person portraitiert. Ich wollte alles ein bisschen kombinieren und in einem Artikel zusammenfassen. Dabei sollten einerseits ihre beiden Leidenschaften Musik und Kunst, andererseits ihre Persönlichkeit, zur Geltung gebracht werden.

Umsetzung

Den Dreh wollte ich von Beginn weg draussen an einem wunderbaren Ort durchführen,  damit ein schönes Ambiente geschaffen wird. Die Aufnahmen wollte ich so authentisch wie möglich machen, obwohl sie gestellt sind. Weiter habe ich mir zum Ziel gesetzt, keinen Betrag mit Kommentartext, sondern einen Film mit Off-Stimme zu drehen.

Für den Dreh habe ich folgendes Equipment verwendet:

  • Sony PXW-FS5
  • Zoom H5 Audiorekorder
  • Flashmic
  • Sennheiser Richtmikrofon MKE600
  • XLR-Kabel
  • Flashmic

Informationen über meine Protagonistin wollte ich textlich zusammenfassen und mit Bildern ihrer Malerei ergänzen, damit der Artikel einen schönen Mix aus Bild, Text und Video hat.

Schwierigkeiten und Learnings

Die Herausforderungen und Schwierigkeiten bei diesem Projekt waren zahlreich. Bereits einen passenden Termin für den Dreh zu finden, erwies sich als Hürde. Das Wetter war in den vergangenen Monaten meistens regnerisch, kalt und windig. Dies brachte sehr viel Aufwand mit sich. Unter anderem auch, weil die Ausleihfristen eingehalten werden mussten und ich passendes Material regelrecht immer wieder auspicken musste.  Schliesslich haben wir einen etwas bewölkten, jedoch warmen Abend erwischt.

Der Dreh lief grundsätzlich gut ab. Die Kamera funktionierte, der Ton lief auch. Als ich mit dem Schnitt begann, bemerkte ich aber ein Problem: Das Wetter wechselte immer wieder zwischen Sonne und Schatten, was auf den Bildern sehr gut ersichtlich war. Deshalb entschied ich mich, den Film in schwarz/weiss zu verwandeln, damit die Wechsel etwas kaschiert werden konnten. Aufgrund dieses Problems erschwerte sich der Schnitt aber trotzdem deutlich. Ich musste immer wieder Aufnahmen suchen, die irgendwie zusammenpassten, rhythmisch stimmten und vom Kontrast harmonierten.

Das originale Lied von Seraina Hanselmann "That Night" hat sie mit dem Klavier aufgezeichnet. Aus diesem Grund habe ich mir im Voraus gedacht, dass es nichts bringt, das Lied während des Drehs laufen zu lassen und später zu synchronisieren. Dies zeichnete sich letzten Endes als Fehlentscheidung aus.

Eine saubere Tonaufnahme habe ich in ihrem Zimmer gemacht. In Zukunft würde ich die saubere Aufnahme mit der Gitarre vorher machen und diese Aufnahme anschliessend beim Dreh über Boxen laufen lassen. Das Timing stimmte nicht immer bei jeder Aufnahme zu 100 %, weshalb ich immer wieder andere Aufnahmen auswählen musste. Die Aufnahmen, die ich mit der Kamera aufnahm, kamen aufgrund der Nebengeräusche nicht in Frage.

Nach dem Dreh führte ich noch ein ausführliches Interview mit meiner Protagonistin. Dabei stellte ich ihr Fragen zur Musik, zur Kunst und über sie selbst. Es war mir wichtig, dass die Antworten für den Film, also die Antworten zur Musik, für sich alleine stehen können und es keinen Kommentartext braucht. Die anderen Antworten wollte ich von Anfang an in einem Text niederschreiben. Die Bilder ihrer Zeichnungen und die Portraitbilder nahmen wir an einem anderen Tag auf.

Positives

Das Projekt bringt für mich persönlich sehr viel Positives mit sich. Das Filmen gehört nicht zu meinen Stärken und bisher habe ich mich in Projektarbeiten eher selten an Kameras gewagt. Deshalb habe ich mein Hauptziel erreicht: Ich habe einen Film von Anfang bis zum Schluss alleine umgesetzt.

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