Färbi Jazzfest

Färbi Jazzfest

In Montreux wird, obwohl es Jazzfestival heisst, schon lange kein Jazz mehr gespielt. Drei Langenthaler Jazzmusiker entschieden sich deshalb dazu, ihr eigenes Jazzfestival zu veranstalten. Am ersten «Färbi Jazzfest», dass im November stattfand, wurde an vier Abenden in Folge Jazz vom Feinsten gespielt.

Aus Langenthal, einer durchschnittlichen Schweizer Kleinstadt im bernischen Oberaargau, kommen verhältnismässig viele international bekannte Künstler. Und im Leben vieler dieser Künstler spielt Jazz eine grosse Rolle. So auch für die Geschwister Laura und Luzius Schuler, sowie Nicolas Habegger, den Kuratoren des Färbi Jazzfests. Mit dem «Färbi Jazzfest» wollen sie die jungen Musiker aus der Region wieder zurück nach Hause holen und den zu Hause gebliebenen Jazzinteressierten zeigen, welche Wege die Ausgezogenen gegangen sind. So performten vom 1. bis 4. November 2018 acht Formationen im alten Industriegebäude der Färbi.

Laura und Luzius sind die Geschwister von Eva. So wurde Eva bereits früh von ihnen angefragt, ob sie ein Promovideo für das Jazzfest machen wolle. Eva wollte und Tim wollte auch. So entstand das Promovideo, welches im Vorfeld für die Social Media Kommunikation genutzt wurde. Man würde meinen, dass das Video mit seinen fast drei Minuten eigentlich zu lange für Social Media ist. Die Zielgruppe besteht allerdings aus Menschen, die sich sowieso für die Thematik Jazz interessieren und deshalb eher gewillt sind, sich ein längeres Video auf Social Media anzusehen.

(nsc)

Kritik
von Eva Schuler und Tim Stroeve

Die Idee – Tim und Eva

Wie bereits erwähnt wurde Eva von ihren Geschwistern für die Produktion angefragt. Wichtig war den Kuratoren, dass man das Video auch noch für spätere Ausgaben des Färbi Jazzfest benutzen kann und dass die Räumlichkeiten der Färbi zur Geltung kommen. So setzten wir uns zusammen, besprachen einige Ideen, kamen aber nicht wirklich auf einen grünen Zweig. Denn PanTon, die Formation unter der Laura, Luzius und Nicolas im Video spielen, gibt es erst seit kurzem, sie wurde speziell für das Färbi Jazzfest gegründet, und Tonaufnahmen gab es noch keine. So war es für uns schwierig, uns von der Musik inspirieren zu lassen und das Filmkonzept an die Musik anzupassen. Wir merkten, dass es nicht nur von Seiten der Musiker, sondern auch von unserer Seite viel Improvisation verlangen wird. Schnell einigten wir uns aber darauf, dass wir die drei Musiker in den verschiedenen Räumen in verschiedenen Posen zeigen möchten und daneben auch die Räumlichkeiten leer.

Dreh – Tim und Eva

Wir filmten mit der Sony a6500 und der Sony FS5. Um die Bewegungen schön fliessend zu halten filmten wir mit dem DJI Ronin M. Den Zoom H2 für den Ton stellten wir stets in die Mitte der drei Musiker, damit nicht jemand vom anderen übertönt wurde.

An einem Sonntag im Juli fuhren wir den langen Weg von Chur nach Langenthal. Wir planten den ganzen Tag ein. Zuerst drehten wir die Aufnahmen der Musiker beim Spielen. Diese drehten wir jeweils mehrere Male, auch, damit die Musiker mit ihren Leistungen zufrieden waren. Anschliessend drehten wir das Interview, welches im fertigen Film leider nicht zu sehen ist. Denn im Nachhinein fanden die Musiker das Interview zu spiessig und langweilig und sie waren auch nicht mit ihren Aussagen zufrieden. So drehten sie das Video noch einmal selbstständig nach, das Waldinterview, welches nun im Film zu sehen ist. Zum Abschluss drehten wir die Szenen der leeren Räumlichkeiten.

Postproduction – Eva

Ende September konnten wir dann endlich mit der Postproduction beginnen, so lange mussten wir auf das Interviewmaterial von ihnen warten. Obwohl wir am Set improvisieren mussten und keinem genauen Plan folgten, stellte sich das Schneiden des Materials als angenehm heraus. Was Eva vor grosse Herausforderungen stellte, war der Schnitt um Sekunde 45 hinter der Wand durch, da bastelte sie sehr lange, bis es real aussah und wir zufrieden waren. Eine zusätzliche Herausforderung stellte das Interview dar. Das Material, das Eva erhielt, war bereits geschnitten und man merkt dem ganzen Material an, dass es nicht professionell aufgenommen wurde. Vor allem der Ton bereitete Eva Kopfzerbrechen, die Stimmen waren sehr leise und das Rascheln der Blätter laut.

Herausforderungen – Tim und Eva

Wir merkten schnell, dass wir nicht so arbeiten können, wie wir das gerne gehabt hätten, mit einem klar definierten Konzept, einem detaillierten Drehplan und mit unserem im Studium gelernten Wissen im Gepäck. Denn wir arbeiteten ohne jeden Zweifel mit drei Musikern, Musikern der Improvisation und des Unkonventionellen. Diese Herangehensweise erforderte auch von uns eine grosse Portion Improvisation und viel unkonventionelles Denken. Und da sie Künstler sind, hatten sie auch oft eigene Ideen und genaue Vorstellungen, wie etwas umzusetzen sei. Sie hörten dann nicht auf uns als Experten, sondern wollten es so machen, wie sie es sich vorstellten. Wir konnten uns aber schnell an diese Arbeitsweise gewöhnen.

Kurz nach dem Dreh erklärte Laura Eva, sie habe mit Nicolas gesprochen und sie beide fänden das Interview nicht gelungen, Wichtiges hätten sie nicht gesagt und es sei so langweilig, wie sie da so vor der weissen Wand sitzen. Sie würden das Interview noch einmal machen, mit einem iPhone gefilmt. Auf Evas Einwand, dass es mit dem iPhone überhaupt nicht zum Rest des Filmes passen würde, meinte sie: «Das ist genau, was wir wollen. Wir wollen es trashig!» Als Eva das Material erhielt, war sie zuerst ein bisschen schockiert und sie fragte sich, wie sie daraus ein gutes Video schneiden will. Das Format stimmte nicht, unglaublich schnelle und spezielle Schnitte, die Bild- und Tonqualität war schlecht, usw. Im Verlauf des Schneidens konnte Eva sich aber mehr damit anfreunden. Die Kombi aus dem Interview und den Aufnahmen von uns spiegelt die aktuelle Lage des Jazz’ wieder: auf der einen Seite clean und schön auf den Takt, auf der anderen Seite wild, improvisiert und unkonventionell.

Fazit

Obwohl wir überhaupt nichts mit der Musik anfangen können, machte uns das Projekt Spass, wir lernten viel dabei und sind zufrieden mit dem Endergebnis. Um das Jazzfest filmisch zu begleiten und daraus ein Imagefilm zu drehen, fehlte die Begeisterung dann aber doch.

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