Fake You?

Nicht nur Essen, Geld und Sex sorgen für die Ausschüttung von Dopamin. Das Glückshormon wird auch freigesetzt, wenn jemand den Like-Button eines meiner Bild drückt.

Auf Knopfdruck zum Glücksrausch? Das gab es schon einmal in einem Experiment von James Olds und Peter Milner in den fünfziger Jahren: Damals konnten sich Ratten mithilfe eines Hebels selbst Stromimpulse verabreichen und dadurch ihr eigenes Belohnungssystem reizen. Die Ratten empfanden die Stromstösse als so angenehm, dass sie den Hebel immer wieder drückten – vor lauter Glücksgefühlen vergassen sie sogar zu fressen und zu trinken.

Die Anerkennung in den sozialen Medien wirkt ähnlich wie eine Droge und macht süchtig. Die User gewöhnen sich schnell an das Belohnungssystem, welches für die Glücksgefühle verantwortlich ist – fast wie bei den Ratten. Glücklicherweise hat der Mensch aber noch keinen Schalter, den er einfach nur umlegen muss, um fröhnlich zu sein. Denn obwohl der Like-Button diesem Szenario nahe kommt, müssen wir uns einen «Like-Rausch» hart erarbeiten, uns immer wieder selbst übertreffen und bessere Inhalte abliefern.

Das bringt uns auch gleich zu meiner Fragestellung: Machen uns die sozialen Medien «fake»? Wie unterscheidet sich die Selbstdarstellung im Netz und im Privatleben? Stellen wir uns auf Instagram und Co. bewusst anders dar als wir eigentlich sind? Und das nur, um unsere Sucht zu befriedigen? Mit einer Informationsgrafik versuchte ich diese Fragen zu beantworten. Zudem analysierte ich die beliebtesten sozialen Netzwerke auf die Tendenz der Selbstdarstellung: Geben sich die User auf den jeweiligen Plattformen eher wahrheitsgetreu oder wahrheitsfremd? Um die Informationsgrafik in völler Grösse betrachten zu können, müsst ihr einfach auf das folgende Bild klicken:

(fms)

Kritik
von Max Eschler

Idee
Die Idee zu diesem Digezz-Projekt hatte ich schon am Anfang des Herbstsemesters 17. Ich wollte mich mit dem Problem der Selbstinszenierung in den sozialen Medien befassen. Ich entdeckte viele Posts auf Instagram von Leuten, die mit einem hippen Smoothie oder neuen Gesichtsmasken für ein Selfie posieren. Fragend scrollte ich den Feed hinunter und dachte mir so: Weshalb tun sie das? Ist es für die Likes und das Bekanntwerden um dann für eine grosse Firma „Sponsored Posts“ zu generieren. Ich fragte mich so innerlich, ob das die lebenserfüllende Aufgabe für eine jungen, moderne Person sein kann. Da ich die Personen natürlich nicht ohne Wissen vorverurteilen wollte recherchierte ich darüber was die sozialen Medien eigentlich mit uns machen. Mithilfe einer Infografik und einem digitalen Avatar von mir wollte ich dieser Fragestellung auf den Grund gehen.

Vorbereitung
Wie schon erwähnt recherchierte ich über die Selbstdarstellung in den sozialen Medien. Ich entdeckte viele Studien, die sich mit allem was die Selbstdarstellung im Netz betrifft, befassten. Vieles über die Partnerwahl im Onlinedating und der Selbstdarstellung von Unternehmen auf ihren Websites. Ich stoss dann auf einen unglaublich guten Artikel auf „Zeit Online“ von Josefa Raschendorfer. Sie befasste sich genau mit dieser Fragestellung, welche mich auch so interessierte. Zudem schaute ich mehrere Tutorials auf Youtube, wie man einen Avatar in Adobe Illustrator entwickeln kann.

Umsetzung
Nach dem ich alle Informationen gesammelt habe, begann ich mit der Erstellung des Avatars in Adobe Illustrator. Ich lies mich zuvor frontal fotografieren, damit ich eine Vorlage habe. Ich dachte ich hätte genug Tutorials gesehen, ich bemerkte jedoch, dass das ein wenig komplexer ist als es den Anschein gemacht hat. Nach Anfangsschwierigkeiten hatte ich den Dreh raus. Ich habe das Design des Avatars bewusst nicht zu detailliert gemacht, da es die Oberflächlichkeit des eigenen Ichs in den sozialen Medien darstellen sollte.

Als ich den Avatar fertiggestellt habe, kam mir die Idee mit meinem Beitragsbild und dem Titel meines Projekts. Ich habe dann das Originalfoto so zugeschnitten, dass die linke Gesichtshälfte mit der Rechten des Avatars zusammenpasst und den Titel so positioniert, dass der Betrachter gleich einen ersten Eindruck meines Themas erhält.

Mit dem Avatar und den gesammelten Informationen konnte ich dann die Informationsgrafik in Angriff nehmen. Ich habe einen interessanten Datensatz zu den meist genutzten sozialen Netzwerken gefunden, diesen wollte ich auch in meine Infografik einbeziehen. Ich entschied mich die meist genutzte Plattform als grösster Kreis darzustellen und dann werden die Kreise dem Ranking entsprechend prozentual kleiner. Die Grösse des Kreises stellt die monatlichen aktiven Nutzer in einem Monat dar (Stand August 2017). Als ich den Teil mit den sozialen Netzwerken und ihrer Verbindung dargestellt habe, befasste ich mich mit dem Layout der Grafik. Dann verfasste ich den Text zur Beantwortung der Frage: Machen dich die sozialen Medien „fake“? Den Text habe ich dann in meine Grafik eingebunden und korrekt gestaltet.

Als ich zufrieden war, begann ich den Text für meinen Digezz-Beitrag zu verfassen. Der Betrachter sollte in das Thema herangeführt werden, damit er die Informationsgrafik besser verstehen kann.

Fazit
Das Gestalten des Avatars und der Informationsgrafik hat mir sehr Spass gemacht. Ich konnte auch viel Gelerntes vom Modul Informationsvisualisierung in mein Projekt einfliessen lassen. Wie schon erwähnt hatte ich Startschwierigkeiten beim Avatar, da ich mir die Aufgabe simpler vorgestellt habe.

Ich bin auch zufrieden mit meinen Recherchen, ich lernte viel über die menschliche Psyche und weshalb wir das tun was wir tun in den sozialen Netzwerken. Leider und das ist wohl die grösste Schwachstelle meines Projekts, konnte ich die gesammelten Informationen, in Bezug auf die Selbstinszenierung in den sozialen Medien nicht grafisch darstellen. Ich versuchte es mit Icons, mit selber gezeichneten Objekten aber irgendwie funktionierte die Informationsübermittlung nicht. Deshalb musste ich mich wohl oder übel für einen kurzen, knackigen Text entscheiden. Ich muss zugeben, dass der Text auch ein wenig erdrückend wirkt, die Informationen darin sind dafür umso spannender.

Nichtsdestotrotz gefällt mir die Grafik und auch das Beitragsbild, sowie den Beitragstext zu meinem Projekt. Das nächste Mal muss ich mir früher über die grafische Darstellung von Textinformationen im Klaren sein und die Umsetzung besser planen. Ich würde die Grafik gerne im nächsten Semester mit interaktiven Mitteln spannender gestalten und auch den Lauftext anderst einbinden. Mit verschiedenen Pop-up Containern oder Bildern.

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